Girondisten "rechts"?

Hm, ich weiß nicht woher Du die Information hast, dass die Girondisten nach Rechts rückten. Gelegentlich wird die Aufteilung
Rechts - Links
nach
Monarchisten - Republikanern, bzw. ganz links Radikale (z.B. Montagnards)
vorgenommen.

Nach dieser Einteilung haben wir bis zum 22. September bzw. 10. August 1792, an dem einen Tag wurde die Republik ausgerufen, das Königtum war schon, anfangs ausgesetzt, dann suspendiert, an dem anderen wurde der König durch einen Angriff auf seine Residenz in Paris eigentlich bereits abgesetzt, folgende Konstelation:

Monarchisten/Konstituionelle (Feuillants z.B.) - Gironde - "Montagnards"

Den größten Teil der Abgeordneten der Nationalversammlung gehörten allerdings keiner dieser "Parteien" an. Mit dem Sturz des Königs im August 1792 fielen dann diejenigen, welche weiter "rechts" als die Girondisten standen weg, denn damit wurde diesen "Rechten" sozusagen die Grundlage entzogen.
Die führenden Figuren der Feuillants zogen sich nach Plänen eines Umsturzes im Sinne des Königs zurück oder flohen aus Frankreich. So zog sich Barnave zurück, während Lafayette, dem ein Marsch mit seinen Truppen nach Paris nicht geglückt war, zum Feind überlief.

Eigentlich könnte man teilweise die Girondisten auch ins konstitutionelle Lager verorten, auch wenn sie bisweilen republikanisch auftraten. Noch unter dem König hatte eine girondistische Regierung (bisweilen als "Regierung Dumouriez" bezeichnet) existiert, die allerdings vom König abgesetzt wurde.

Markant an dem "Rechtsrücken" der Girondisten ist, dass diese ihren grundsätzlichen politischen Kurs nicht veränderten. Der Sturm auf die Tuilerien war nicht von ihnen geplant, sondern ging eher von der radikalen Franktion aus. Die Girondisten selbst hatten sich ja eigentlich auch mit der kostitutionellen Monarchie arrangieren wollen. Außerdem befürchteten sie mit dem Sturz der Monarchie und dann mit dem Tode des Monarchen Unruhen und Anarchie (vergl. Reden von Vergniaud und Brissot).

Die Griondisten kamen also eher passiv in die Situation nun "rechts" zu stehen.

Aber wie gesagt sind die Bezeichnungen "Rechts" und "Links" mit viel Vorsicht zu genießen, z.T. hatten die Girondisten freiheitlichere Vorstellungen als die "Linken" usw..

Die Einteilung in Parteien wie "Gironde" oder "Montagne" sind obendrein verführerisch und verfälschend. Eigentlich standen die Abgeordneten der Nationalversammlung für sich und die Oberbegriffe umreißen eher lockere Zusammenschlüsse. Immer wieder lösten sich daraus auch einzelne Politiker herraus um sich anderen Gruppierungen anzuschließen.
 
Wie Brissotin schon sagte: Die Gruppierungen im Konvent waren eher lockere Zusammenschlüsse. Dann gab es wohl noch eine Gruppe, die weder den Girondisten noch der Bergpartei zugeordnet werden können. Ich glaube, sie wurden Marais (der Sumpf) genannt, sicher kein wohlwollender Name und eine Bezeichnung, die sich wahrscheinlich ihre politischen Gegner ausgedacht hatten.

Für mich liegen die entscheidenden Unterschiede auf dem Gebiet der Wirtschafts- und Sozialpolitik. Die Girondisten vertraten die ökonomischen Interessen des Großbürgertums. Hinter der Bergpartei standen überwiegend die kleinbürgerlichen und vorproletarischen Schichten aus Paris. Die Jakobiner befürworteten deshalb im Frühjahr 1794 auch staatliche Eingriffe in das Eigentum. Aber auch hier gab es keinen einheitlichen jakobinischen Standpunkt. Vor allem Robespierre und Saint-Just blieben bürgerliche Revolutionäre: das Eigentum wollten sie nicht abschaffen. Doch Preiskontrollen, um die Versorgung der Bevölkerung mit bezahlbarem Brot sicher zu stellen, waren für sie legitim, ebenso gesetzliche Lohngrenzen. Die Begrenzung der Löhne führte dazu, dass ein Teil der jakobinischen Basis, die Sansculotten, Robespierre nicht mehr unterstützten.

Zwischen dem Sturm auf die Bastille und dem Sturz Robespierres lagen nicht nur fünf Jahre, sondern auch ein weiter Weg von der absoluten Monarchie hin zu einer radikalen Republik, die im Sommer 1794 die Grenze zum Frühsozialismus streifte. Doch die Gegenbewegung des Thermidor zeigt, dass das besitzbürgerliche Frankreich noch existierte.
 
Zu dieser Zeit ergaben sich noch keine politischen Bezeichnungen wie rechts und links.Dort gab es nur kontra oder pro im Sinne der Revolution.Eine konstitutionelle Monarchie war nicht möglich, da Marie Antoinette und die Monarchien der anderen europäischen Staaten sich damit nicht zufrieden gaben und mit allen Mitteln bestrebt waren die alten Zustände herzustellen.
 
Zuletzt bearbeitet:
du bist lustig. marie hat zu der zeit in einem kleinen dunklen zimmer in einem hohen turm gesessen:D
unser heutiges verständis vom politischen rechts und links wurde übrigens erstmals durch die Französische Revolution geprägt und auch parteienähnliche gebilde tauchten ende des 18 jahrhunderts erstmals auf!
 
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