Glaube und Gewalt

Kurz noch dazu: auch die japanischen Christen waren Überzeugungstäter (oder Opfer...)

1637-1638 kam es bei Shimbara zu einem Aufstand der Christen, welcher ihre Verfolgung noch einmal beschleunigte.
Auch hat Hideyoshi zwei Edikte gegen die Christen erlassen müssen, da sie auf das erste nicht reagierten und es auch nicht wirklich durchgesetzt wurde, m.E. doch ein Anzeichen vom Glauben der Missionierten.
Auch wenn dies an der rationalen Sicht der Verfolgungsgründe nichts gravierendes ändert.
 
Paul schrieb:
Christentum u. Islam sind sicherlich die Religionen, die am stärksten auch militant missionierten bzw. missionieren.
Fast alle anderen Religionen haben das kaum gemacht. Die meisten Anhänger von Religionen hielten es für selbstverständlich das die Religion in ihrem Volk blieb. Erst wenn dieser Ansatz gesprengt wurde u. auch politische Motive dazukamen, konnte man mit dem missionieren beginnen, wie beim Übergang vom Judentum zum Christentum.
In diesem Zusammenhang würde es mich sehr interessieren, welche "politischen Motive" du im missionarischen Impetus gerade des Frühchristentums erkennst.
Zur Erklärung: Ich zweifele grundsätzliche politische Motive in den Zielen christlicher Mission in späteren Jahrhunderten nicht an. In der Zeit des Frühchristentums bleiben diese mir jedoch verborgen.
Vielmehr ist es so, dass für den Beginn einer Missionierung solche politischen Motive nicht notwendig sind. Für Glaubensverbreitung reicht auch einfache religiöse Überzeugung - die sehe ich allerdings bei den frühen Christen hinreichend gegeben!
 
Hallo Kirlon,
viele Herrscher hatten ein Interesse eine Staatsreligion durchzusetzen um die Zentralgewalt zu stärken. Dies ist natürlich schwierig vom missionarischen(religiösen) Eifer abzugrenzen, den Glauben als eine Art Religiösen Dienst für Gott zu verbreiten.
Konstantin hat den christlichen Glauben als erklärte Staatsreligion sehr militant gerade auch gegen (religiöse)Juden durchgesetzt und so den christlichen Glauben stark verbreitet.
Die Frankenkönige forsierten die Verbreitung des Glaubens auch mit Gewalt. So wollten sie z.B. ihre Herrschaft in Sachsen stabilisieren. Auf Deutschland bezogen war das ja noch die Frühzeit des Christentums.
Bei der Eroberung von Gebieten durch Germanen, z.B. in ehemaligen Teilen des Römischen Reiches wurde nie darüber berichtet, das die Eroberer versucht hätten ihren Glauben zu verbreiten.
Die Chasaren-Khane versuchten das Judentum als einigenden Glauben für die vielen Völker ihres Reiches durchzusetzen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Da gibts doch noch die nette Geschichte darüber wie die Russen Christen wurden! Den Islam wollte sie nicht, weil er das Trinken verbiete, das Judentum nicht wegen dem Schweinefleischverbot, also blieb zwangsweise das Christentum über!
 
Paul schrieb:
Konstantin hat den christlichen Glauben als erklärte Staatsreligion sehr militant gerade auch gegen (religiöse)Juden durchgesetzt und so den christlichen Glauben stark verbreitet.
Wie denn?

Paul schrieb:
Die Chasaren-Khane versuchten das Judentum als einigenden Glauben für die vielen Völker ihres Reiches durchzusetzen.
Das höre ich zum ersten Mal. Wo wird das behauptet?
 
Paul schrieb:
Hallo Kirlon,
viele Herrscher hatten ein Interesse eine Staatsreligion durchzusetzen um die Zentralgewalt zu stärken. Dies ist natürlich schwierig vom missionarischen(religiösen) Eifer abzugrenzen, den Glauben als eine Art Religiösen Dienst für Gott zu verbreiten.
Konstantin hat den christlichen Glauben als erklärte Staatsreligion sehr militant gerade auch gegen (religiöse)Juden durchgesetzt und so den christlichen Glauben stark verbreitet.

Wenn ich dich richtig verstehe, kam das politische Moment in diesem Falle durch den römischen Kaiser ins Spiel - nicht aber durch die Religion selbst. Dass ein Herrscher, der eine Glaubensrichtung zur Staatsreligion erhebt, diese verbreiten möchte und dabei den immanenten missionarischen Impetus nutz, ist wohl selbstverständlich.

Nur: Das Christentum hatte sich schon vor der Zeit Konstantins sehr weit ausgebreitet - eben durch Mission. Und in diesem Zusammenhang, bevor diese Religion staatlich wurde, insbesondere in ihrer Frühzeit von diesem Staat sogar blutig verfolgt wurde, frage ich mich, wo politische Motivation in dieser Missionierung zu erkennen sein soll. Ich sehe sie leider immer noch nicht.
 
Zitat:"Das höre ich zum ersten Mal. Wo wird das behauptet?"


Ist jedenfalls logisch, also wieso dann Quellen suchen ,wenn man es rein vernunftsweise nachvollziehen kann?
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askan schrieb:
Zitat:"Das höre ich zum ersten Mal. Wo wird das behauptet?"


Ist jedenfalls logisch, also wieso dann Quellen suchen ,wenn man es rein vernunftsweise nachvollziehen kann?
__________________

Ich finde es keineswegs "logisch", denn ich kenne genügend Chane, die sich nicht groß bemüht haben, ihren Vielvölkerreichen eine einigende Religion aufzudrücken.

Die pure Möglichkeit, daß etwas gewesen sein könnte, ersetzt keine Belege.

Quellen sind nur dann unnötig, wenn man Geschichte gleich als Märchenstunde betreiben will.
 
DIe Wahrheit die in Märchen versteckt ist, lässt sich weniger leicht fälschen als die Geschichte.

Zitat:"Die pure Möglichkeit, daß etwas gewesen sein könnte, ersetzt keine Belege."

Sogar in der exakten Wissenschaft kommt man oft ohne Belege aus! Bis heute konnte man so etwas gewönhliches wie die Gravitation noch nicht beschreiben (wenn man von der Stringtheorie und ihren Gravitonen absieht), lediglich die Auswirkungen jener Kraft. Und ist die Physik jetzt eine FAbel?
 
Zuletzt bearbeitet:
askan schrieb:
DIe Wahrheit die in Märchen versteckt ist, lässt sich weniger leicht fälschen als die Geschichte.
Es geht hier nicht um tradierte, sondern um selbstgestrickte Märchen.




askan schrieb:
Sogar in der exakten Wissenschaft kommt man oft ohne Belege aus! Bis heute konnte man so etwas gewönhliches wie die Gravitation noch nicht beschreiben (wenn man von der Stringtheorie und ihren Gravitonen absieht), lediglich die Auswirkungen jener Kraft. Und ist die Physik jetzt eine FAbel?
Auch Geschichte läßt sich nicht direkt untersuchen und beschreiben, lediglich die Auswirkungen. Und die muß man belegen.
 
Hallo,

ich bin ein neues Mitglied in diesem Forum und möchte zu dem bereits Geschriebenen nur etwas hinzufügen. Man sollte grundsätzlich "Glaube" von "Religion" trennen, wenn man über diese beiden Komponenten sprechen will. Da der Glaube immer etwas Intimes und Persönliches zugleich aber auch etwas Subjektives und Individuelles ist, soll er niemals mit der religösen Komponente vermengt werden. Religion und relegiöse Werte werden immer wieder im Zusammenhang mit Sitten, Bräuchen und sonstigen Gepflogenheiten erzogen. Wer zum Beispiel jeden Sonntag in die Frühmesse geht, praktiziert zwar gewisse Gewohnheiten bzw. eine gewisse vom Christentum auferlegte Norm, aber das bedeutet noch lange nicht, dass er in seinem Inneren d. h. tief in seinem persönlichen Glauben von dem von der Kirche erklärten Mysterium des Gottesdienstes überzeugt ist. Natürlich werden von manchen gläubigen Menschen gewisse religiöse Werte aus ihrer frühkindlichen Erziehung später in ihren persönlichen, vielleicht bereits über Eigenreflexion ausgereiften Glauben integriert. Auch das kommt nicht selten vor. Und wenn nun das Christentum früher Kreuzzüge gegen die sogenannten Heiden (Ungläubigen) geführt hat bzw. seine Vertreter ganze Hochkulturen ausgelöscht haben, dann deshalb, weil bestimmte politische Interessen seitens der Kirchenwürdenträger darauf abgezielt waren, ihren Einfluss und Machtbereich auszudehnen. Das hat aber, so denke ich, mit dem ursprünglich-christlichen Glauben wenig zu tun. Denn hier wurde die Botschaft des Evangeliums einfach missbraucht und inhaltlich nicht minder manipuliert!

Und Glaube kann man nicht mit den Mitteln der Wissenschaft fassen. Es muss schliesslich jeder selber für sich entscheiden können, wieviel von dem, was er glaubt, tatsächlicher Glaube und religiöse Erziehung ist. Ach ja...noch ein weiteres paradoxon! Das Magnetfeld ist auch unsichtbar und trotzdem kann man es physikalisch messen!;)

Gruss
orpheus
 
Paul schrieb:
Hallo Lukrezia,
der Budhismus hat ganz schön stark missioniert, auch wenn er nie millitant wurde. Christentum u. Islam sind sicherlich die Religionen, die am stärksten auch militant missionierten bzw. missionieren.
Fast alle anderen Religionen haben das kaum gemacht. Die meisten Anhänger von Religionen hielten es für selbstverständlich das die Religion in ihrem Volk blieb. Erst wenn dieser Ansatz gesprengt wurde u. auch politische Motive dazukamen, konnte man mit dem missionieren beginnen, wie beim Übergang vom Judentum zum Christentum.

Das Christentum war auch sehr millitant wenn man überlegt das im von 1300-1648 so abgelaufen ist dan ist das schon ziemlich heftig, das endete dan im dreissigjährigen Krieg wo es ein riesengrossen schlag gab.
Auch das Judentum war oft ziemlich millitant selbst in der biblischen Zeit, Welche Berichtigung gab David die Anhänger der Astarte in einen Tempel zu locken unter den Vorwand man wolle ein Fest für Astarte abhalten, er schloss sie dort ein und seine Garde töte alle die im Tempel waren. Dabei ging keine politische Gefahr von ihnen aus sie waren friedliche Menschen.
 
Lukrezia Borgia schrieb:
Bist du da sicher? Das mag vielleicht auf das Christentum und den Islam zutreffen, ich habe jedoch noch nie gehört, dass irgendein Inder versucht hat, jemanden "zwangszuhinduisieren". Auch beim Buddhismus, so er als Religion und weniger als Philosophierichtung gesehen wird, ist mir nichts dergleichen bekannt. Haben die Juden jemals Menschen ihren Glauben aufgezwungen? Ich denke nicht.
Leider ist genau das Gegenteil richtig.
Der Zwang in Indien, Hindu zu werden, ist gerade in den letzten Jahren ein Dauerthema gewesen. Das Land wurde 6 Jahre lang von der rechtsextremen, hindu-nationalistischen Bharatiya Janata Party (BJP) regiert. Deren Anhaenger betrachteten alle Religionen ausser dem Hinduismus als "un-indisch" und gingen oft mit Gewalt gegen sie vor.
Das betraf Moslems (seit ca. 1000 Jahren im Land), Christen (seit 2000 Jahren), Buddhisten (2500 Jahre) und Sikhs (500 Jahre). Die jeweils wichtigsten Heiligtuemer der Moslems (Ayodhya Moschee) und der Sikhs (Akal Takht Tempel) wurden von Mobs zerstoert.
Der ganze Druck auf die Minderheiten (120 Mio Moslems, 24 Mio Christen) ging einher mit der Werbung, dass man doch als Hindu sich viel besser stellen wuerde - z.B. gibt es viele staatliche Foerderungen nur fuer Hindus, nicht aber Minderheiten.
Der Erfolg ist nicht ausgeblieben> viele Menschen sind konvertiert.
 
Yggdrassill schrieb:
Das Christentum war auch sehr millitant wenn man überlegt das im von 1300-1648 so abgelaufen ist dan ist das schon ziemlich heftig, das endete dan im dreissigjährigen Krieg wo es ein riesengrossen schlag gab.
Auch das Judentum war oft ziemlich millitant selbst in der biblischen Zeit, Welche Berichtigung gab David die Anhänger der Astarte in einen Tempel zu locken unter den Vorwand man wolle ein Fest für Astarte abhalten, er schloss sie dort ein und seine Garde töte alle die im Tempel waren. Dabei ging keine politische Gefahr von ihnen aus sie waren friedliche Menschen.
In der Tat ist der Buddhismus die erste missionarische Religion oder "Weltreligion", dh. sie beanspruchte, fuer alle Menschen zu gelten, nicht nur fuer ein bestimmtes Volk(was damals das selbstverstaendliche war).
Darum bezeichnet man auch den Buddhismus als die "Exportversion des Hinduismus".
 
Hallo,

ich denke, man muss beim Thema Gewalt und Religion zwischen der innerreligiösen Gewalt (Menschenopfer) und der externen Gewalt (Verfolgung Andersgläubiger) unterscheiden. Außerdem muß man zwischen offizieller Religion und Volksreligion trennen - wenn auch die Grenzen fließend sind. Die Mädchenbeschneidung z.B. ist ein Brauch, der sich unter dem Islam versteckte. Bei Naturreligionen ist Brauch und Religion in der Regel identisch und die Gewalt bei den Initiationsriten immer noch verbreitet. Menschenopfer gibt es, soweit mir bekannt ist, nicht mehr.
Dann haben wir noch die Gewalt gegen andere und die Gewalt gegen sich selbst, wie bei den Geißlerumzügen, die es ja heute noch gibt.
Wenn wir mal die religiösen Vorwände für politische Gewalt bei Seite lassen, bleibt immer noch ein Rest rein religiös motivierter Gewalt übrig. Diese hat wohl ihre Wurzel in Ansicht, dass die Nichtanerkennung des eigenen Glaubens durch andere eine Mißachtung des eigenen Glaubens darstellt. Man ist es seinem Gott schuldig, dieser Mißachtung entgegenzutreten. Gerade der Monotheismus ist ja eine persönliche Theokratie: Der eigene Gott ist Herrscher über die eigene Person, und nur von IHM aus kann man das Sein richtig deuten. Eine Fehldeutung durch eine andere Religion ist ein folgenschwerer Irrtum und muss daher zu großen Schaden für alle führen. Diese Ansicht ist z.B. bei der Gewalt im AT deutlich zu erkennen.

Was die Stellung des Christentums zur außerreligiösen Gewalt angeht, hat es keine Lösung gefunden. Es heißt zwar "Wer dir auf die linken Wange schlägt, dem halte auch die rechte hin", aber nicht "Wer Deine ältere Tochter vergewaltigt, dem gib auch die jüngere". Das Problem der Verantwortung für Anvertraute und die damit verbundene Schutzgewalt ist offengeblieben!

Fingalo
 
Zitat:" Menschenopfer gibt es, soweit mir bekannt ist, nicht mehr."

Es klingt jetzt sehr kaltschnäuzig!
Ich habe mal auf eine Israel-Homepage gelesen. Das die Kanaaniter damals ihre Kinder den Göttern geopfert haben und das als Ehrenzeichen gesehen wurde, und heute sprengen die Nachkommen von denen ihre Kinder in die Luft, angeblich in Gottes Auftrag.
Wo ist der Unterschied?
 
askan schrieb:
Zitat:" Menschenopfer gibt es, soweit mir bekannt ist, nicht mehr."

Es klingt jetzt sehr kaltschnäuzig!
Ich habe mal auf eine Israel-Homepage gelesen. Das die Kanaaniter damals ihre Kinder den Göttern geopfert haben und das als Ehrenzeichen gesehen wurde, und heute sprengen die Nachkommen von denen ihre Kinder in die Luft, angeblich in Gottes Auftrag.
Wo ist der Unterschied?
Das Kinderopfer war früher weit verbreitet, insbesondere Bei Bauwerken. Kinderleiche unter der Schwelle oder im Grundstein. Das Isaak-Opfer ist wohl noch eine Überrest. Man tötete Gott zu Ehren das Beste (Liebste), das man hatte. Das ist in der Motivation (und auf die kommt es an) etwas prinzipiell anderes, als Kinderkreuzzug, Kindersoldaten, Kinder-Selbstmord-Attentäter und Hitlers letztes Aufgebot. Hier geht es um Kampfhandliungen, in denen Kinder genommen werden, weil sie mangels Überblick über die Gefahr weniger Angst haben oder weil sie (bei den Selbstmordattentätern) unverdächtiger sind und daher leichter an empfindliche Stellen kommen. Kinder werden also zu besonderen Zwecken instrumentalisiert. Das ist kein religiöses Opfer, wenn auch der Zweck religiös gerechtfertigt wird.


Fingalo
 
askan schrieb:
Zitat:" Menschenopfer gibt es, soweit mir bekannt ist, nicht mehr."

Es klingt jetzt sehr kaltschnäuzig!
Ich habe mal auf eine Israel-Homepage gelesen. Das die Kanaaniter damals ihre Kinder den Göttern geopfert haben und das als Ehrenzeichen gesehen wurde, und heute sprengen die Nachkommen von denen ihre Kinder in die Luft, angeblich in Gottes Auftrag.
Wo ist der Unterschied?

Es gab auch Historiker dire haben die Hexenverbrennung als eine andere Art der Menschenopferung betrachtet. Im Prinzip hatt man ja auch zu ehren einer Gottheit getöltet.
 
Yggdrassill schrieb:
Es gab auch Historiker dire haben die Hexenverbrennung als eine andere Art der Menschenopferung betrachtet. Im Prinzip hatt man ja auch zu ehren einer Gottheit getöltet.

Da muss man mal sehen, was das für "Historiker" waren. Bestimmt keine Religionsgeschichtler. Hexenverbrennungen waren keine Opfer. Andernfalls wäre jede Todesstrafe mit religiösem Hintergrund ein "Opfer".

Fingalo
 
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