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Hallo zusammen,
kann mir jemand sagen, welcher Stamm zur Zeit des gallischen Kriegs am Glauberg in Hessen lebte?
Nachbarn waren sicherlich die Ubier, vielleicht siedelten dort aber auch die Mattiaker, Chatten oder Sueben?
Gruß
samy
Interessanterweise lassen sich aber für die Zeit des Gallischen Krieges auf dem Dünsberg bei Gießen neben der vermutlich einheimischen Ubier-Bevölkerung auch suebisch-chattische Bewohner ausmachen.
Welche Funde deuten denn auf Sueben und Chatten hin?
suebisch-chattische Bewohner
Johannes Heinrichs schreibt von "vermutlich suebischen Chatten". Wie kommt er denn darauf?
Dass der Begriff "Sueben" (nicht etwa Süben :devil einen Stammesbund bezeichnet, ist klar. Aber üblicherweise werden die Chatten eben nicht zu den Elbgermanen, sondern zu den Rhein-Weser-Germanen gezählt.
Die Literatur die mir zur Verfügung steht, sieht aber neben Rhein-Weser-Germanen als Kristallisationspunkt für die "Ethnogenese" der Chatten auch einen starken Anteil elbgermanischer (suebischer) Gruppen.
Trotz off-topic die Rückfrage: Welche Literatur ist denn das?
- Jürgen Kneipp/Mathias Seidel: Die Chatten. Ein germanischer Stamm im Spiegel archäologischer Funde. In: Dorothea Rohde, Helmuth Schneider (Hrsg.): Hessen in der Antike - Die Chatten vom Zeitalter der Römer bis zur Alltagskultur der Gegenwart. Euregio-Verlag, Kassel 2006.
Kneipp und Seidel schrieb:Mit dem Verschwinden des elbgermanischen Einflusses vermutlich als Folge einer Abwanderung in das von Markomannen besiedelte Böhmen, wo es unter ihrem König Marbod um die Zeitenwende zu einer bedeutenden germanischen Reichsgründung kam, brach sich, insbesondere in der Keramikherstellung fassbar, eine neue kulturelle Entwicklung Bahn. Seit Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. war das nördliche Hessen Bestandteil des rhein-weser-germanischen Kulturkreises, der die Landschaften vom Niederrhein über Westfalen und Niedersachsen bis nach Unterfranken und Thüringen westlich der Saale umfasste. An Schwalm und Eder war die rhein-weser-germanische Kultur mit den Chatten verbunden. Das durch den suebischen Abzug entstandene Vakuum dürfte von den Chatten gefüllt worden sein.
Also zumindest Kneipp und Seidel schreiben doch genau das Gegenteil:
Sicherlich kann man auch nicht sagen, dass mit der Abwanderung der Markomannen nach Böhmen, denen sich archäologischen Funden zufolge auch zahlreiche suebische Gruppen im Norden Hessens angeschlossen haben, alle Sueben aus dem Becken von Fritzlar-Wabern verschwunden wären, ebenso wenig wie die spätlatenezeitliche Vorbevölkerung.
@ Aragorn: Zunächst besten Dank für deine hochinformativen und kenntnisreichen Postings! :winke:
Was sollen wir unter "spätlatènezeitlicher Vorbevölkerung" verstehen? Sicherlich eine keltische Restbevölkerung, oder?
Hallo zusammen,
>@ Aragorn: Zunächst besten Dank für deine hochinformativen und kenntnisreichen Postings!
auch ich möchte mich für die tollen Rückmeldungen bedanken.
Literarisch belegt ist ja, dass die Römer den Chatten angeboten haben, sich in den verlassenden Gebieten der Ubier, im Lahntal, niederzulassen. Zudem verpflichteten sich die Chatten wahrscheinlich vertraglich dazu, dass Lahntal bis zum rechten Rheinufer gegen marodierende Sueben abzusichern. Ob die Chatten aber schon vorher im Ubierland siedelten oder erst auf Einladung der Römer dorthin gelangten, konnte bisher noch nicht geklärt werden. Sie scheinen aber enge Verbindungen zu den Sugambrern unterhalten zu haben, zu denen sie wenig später auch "auswandern", weil angeblich die Absichten der Römer durchschaut hätten.
Es scheint mir so als ob die Chatten wanderten. Kann es sein, dass die Chatten durch die Römer nach Hessen gekommen sind? Vielleicht um dort den Limes zu bewachen?
Dem würde ich zustimmen. Fraglich ist allerdings, ob sie dies nicht eher aus Eigennutz taten und nicht etwa, um die Verträge mit Rom zu befolgen. Ähnliches wiederholt sich dann ja auch im ersten Jahrzehnt n. Chr., als die Chatten nach Nordhessen vorstoßen und dort das Vakuum füllen, dass suebische Gruppen dort hinterlassen hatten.
Vielleicht füllten die Chatten auch die Lücke der Ubier an der Lahn?]
Ob die Chatten aber schon vorher im Ubierland siedelten oder erst auf Einladung der Römer dorthin gelangten, konnte bisher noch nicht geklärt werden
Hmmm, ich möchte die spannende Debatte aus guten Gründen nicht einschlafen lassen:
Das früheste Grab an der mittleren Lahn wurde bei Lich-Muschenheim entdeckt und datiert - konventionell - zwischen 20 vor und 20 nach der Zeitenwende.
Damit greift man einen einzigen, mit germanischen Gefässen und keltischem Schmuck bestatteten, "Germanen".
Größere Siedlungen dieser Zeit sind von der MITTLEREN Lahn nicht bekannt.
Ein Statement von Kennern der oberen und unteren Lahn würde mich sehr interessieren.
Also: Wenn die Chatten identisch wären mit den überlieferten "Germanen" und diese widerum sich in den Gegenständen und Kunstwerken ausdrücken würden, die die Forscher mit den Germanen verbinden, wären ihre Hinterlassenschaften in der Zeit vor dem Limes sehr spärlich.
Sie waren existent.
Großen Einfluss würde ich aufgrund der wenigen Funden nicht erwarten.
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