Griechische Wirtschaftsgeschichte

silesia

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Nach den Perserfeldzügen erlebte Griechenland im 5.JH eine ausgesprochene wirtschaftliche Blüte, insbesondere im Außenhandel. Die in Griechenland benötigten Waren (Nahrungsmittel, Rohstoffe) wurden im Austausch zB gegen Öl, Wein, Keramiken und andere hergestellte Erzeugnisse gehandelt.

Mit dem Ende des Peloponnesischen Kriegs setzte dagegen im 4. JH eine wirtschaftlich rückläufige Entwicklung ein. Realistisch kann man wohl unterstellen, dass dieser Krieg die Handelsbeziehungen schwer beeinträchtigt hat. Ich frage mich nun, ob die entwicklung im 4. JH auf die nach 404 veränderten Handelsbedingungen zB bei den Kolonien etc, oder die vielen Kriege bis hin zu Philipp II. zurückzuführen ist. Jedenfalls wird das 4 JH als wirtschaftliche Krisenzeit angesehen, mit Auswirkungen auch bei den eingeführten und in Griechenland benötigten Nahrungsmitteln.

Dazu ein Zitat:
Geh, mein Sohn, suche dir ein eigenes Königreich, das deiner würdig ist. Makedonien ist nicht groß genug für dich (Plutarch, Alexander, 6).
Alexander der Große – Wikipedia

Wenn das Perserreich nun in diesem Zeitraum als wirtschaftlich prosperierend angesehen wird, inwieweit könnte man dann den Zug Alexanders nach Osten als wirtschaftlichen begründeten Eroberungskrieg des reichen Ostens interpretieren, sozusagen aus der Not heraus. Die Legende mit der Rache für die alten Perserzüge, die 150 Jahre zurücklagen, erscheint mir kaum plausibel.

Im Ergebnis profitierte Griechenland mit den Feldzügen Alexanders durch die Öffnung der zuvor eingeschränkten Handelsmöglichkeiten, sowie durch die zurückgeführte Beute ganz beachtlich.

Ist das zu weit hergeholt?


EDIT: Kann man die wirtschaftlichen Krisen im 4. JH näher beschreiben?
 
Ein hochinteresantes Thema! Ich würde noch - fragend - hinzufügen:
- Kann man im 4. Jh.eigentlich "Griechenland" als Einheit betrachten, auf das überhaupt irgendetwas pauschal zutrifft?

- Was ist im 4. Jh. eigentlich aus dem Kolonialreich Athens, den Inseln des "Attischen Bund", geworden?

- Hat die Eigenentwicklung der Griechenstädte der kleinasiatischen Küste wirtschaftliche Auswirkungen aufs Kernland?

- Hat die Eigenentwicklung der Griechenstädte Süditaliens und Sizilliens wirtschaftliche Auswirkungen aufs Kernland?


- Und zur Psychologie Alexanders: Ich sehe ihn in Bezug auf Asien immer so wie Napoleon in Bezug auf Europa (speziell England): Der eine unendlich erfolgreich, der andere unendlich erfolglos. Zug nach Indien/Zug nach Russland. Nach ihrem Tod brachen alle politischen Konstruktionen zusammen. Doch die griechische/französische Kultur erlebte einen Höhepunkt. Auf den Bildern könnte Josefine auch Alexanders Geliebte gewesen sein :) Und im Hintergrund immer die ägyptischen Pyramiden.....
 
Genau auf

- diese Eigenentwicklung der griechischen Städte an der kleinasiatischen Küste und Italiens mit ihrer erlangten wirtschaftlichen Autarkie oder auch nur anderen "Handelsausrichtung", sowie

- auf die Entwicklung des Kolonialreiches mit den nachteiligen wirtschaftlichen Folgen während des peloponnesischen Krieges

spielt die These an. Griechenland kann man natürlich nicht als politische Einheit sehen, ich meinte damit den "Wirtschaftsraum", da alle Regionen vom wirtschaftlichen Niedergang und letztlich von der Nahrungskrise betroffen waren.
 
Durch die instabilen politischen Verhältnisse im griechischen Kernland konnte sich die Wirtschaft nur schwer von den Strapazen des peloponesischen Krieges erholen. Die Kleinstaatlichkeit, die erst rech nach der Schlacht bei Leuktra (371 v. Chr.) herrschte, schuf auch keine idealen Voraussetzungen für eine ökonomische Blütezeit.
Die materiellen und finanziellen Ressourcen der Kontrahenten und ihrer Bundesgenossen waren weitestgehend aufgebraucht und auch die Verluste an Menschenleben konnten nicht einfach so verkraftet werden, wie man anhand von Sparta sehen konnte. Auch der Preis für Arbeit sank zu diesem Zeitpunkt weil durch die anhaltenden Auseinandersetzungen ein Überangebot an Sklaven herrschte.

Meiner Meinung nach war es nicht nur der Krieg der zu dieser Wirtschaftskrise führte, sondern auch der Verlust des übergeordneten Zusammenhalts. Die Stabilität die durch die Hegemonie Athens bzw. Spartas entstand (sei es durch Zwang oder freiwillig) sorgte für die nötige Ordnung welche einen wirtschaftlichen Aufschwung ermöglichte.

Die kleinasiatischen Städte wurden, soweit mir bekannt ist, wieder an die Perser übergeben. Das waren sozusagen die Zinsen die Sparta für die Unterstützung durch die Achameniden zu zahlen hatte. Die Wiedereingliederung ins persische Reich brachte für viele dieser Städte große Handelsvorteile, und da sie weder unter Athen noch unter Sparta wirklich „frei“ waren begrüßten einige von ihnen vielleicht sogar dieses Schicksal.

Was Alexander angeht hat er nur den reifen Apfel gepflückt, den schon sein Vater sah. Philipp hinterließ ihm ein stabiles Reich, dass die Getreidezufuhr Griechenlands durch seine Häfen kontrollierte (obwohl die Makedonen nie über eine starke Flotte verfügten). Er hatte es auch geschafft die trakischen Goldmienen in seinen Besitz zu bringen. Die weiten Wälder lieferten genügen Holz was einen begehrten Rohstoff darstellte.
Das persische Großreich schwächelte aber schon seit einiger Zeit, wie man an vermehrten Aufständen sehen konnte. Auch die Position von Dareios III., der im gleichen Jahr wie Alexander an die Macht kam war noch nicht all zu stabil.
Das gesamte persische Reich zu erobern stand bestimmt nicht von Anfang an auf der Tagesordnung aber die nördlichen Satrapien waren wahrscheinlich äußerst verlockend.
 
- Hat die Eigenentwicklung der Griechenstädte der kleinasiatischen Küste wirtschaftliche Auswirkungen aufs Kernland?
Auf jeden Fall als mögliche Handelspartner
- Hat die Eigenentwicklung der Griechenstädte Süditaliens und Sizilliens wirtschaftliche Auswirkungen aufs Kernland?
Sizilien (genau wie die Städte am schwarzen Meer) war mWn wichtiger Getreidelieferant und damit ein entscheidender Faktor.
 
Es gibt - wie heute auch! - immer zwei Fragen:
- Gibt es überhaupt irgendwo Getreide?
- Wie kann ich das bezahlen? Oder bin ich etwa zu "arm" dafür?

@Themistokles: Schwarzes Meer hatte ich vergessen!!!!
@Silesis: Ist dieser Kernlandweite "wirtschaftliche Niedergang" denn ein Fakt? Oder guckt man nur Athen,Korinth und Sparta, und sagt: "Ui, denen geht's aber schlecht!"

Deine These beruht ja in erster Linie darauf, dass es (auch) den Makedonen "schlecht" geht. Da sie m.W. aber kaum in den alten (imperialistischen) Wirtschaftsbeziehungen, in denen sich der Attische Bund verstrickt hatte, einbezogen waren, fällt mir erst mal kein Grund ein (außer den üblichen, wie Klimaverschlechterung, Bevölkerungswachstum, Acker- und Weidelanderosion)
 
Es gibt - wie heute auch! - immer zwei Fragen:
- Gibt es überhaupt irgendwo Getreide?
- Wie kann ich das bezahlen? Oder bin ich etwa zu "arm" dafür?


Damit kommt man der Sache näher:

Im Prinzip wäre der nächste Schritt, aus den verfügbaren Quellen die ungefähren Handelsströme (Handelsbilanzen ist wohl etwas hochgestochen) der griechischen Städte mit den Küstenstädten, Sizilien und dem Schwarzen Meer einzuschätzen. Prämisse: Griechenland war zu der Zeit Zufuhrgebiet für Nahrungsmittel und Rohstoffe.

Wenn man auch durch die Situation in den übrigen Gebieten nicht allgemein von knappen Nahrungsmitteln zu der Zeit ausgehen kann, kann es nur am mangelnden Handelsaustausch bzw. an mangelnder Bezahlung liegen. Dabei könnte die Autarkie eine große Rolle spielen.


Ich stelle dazu mal etwas zusammen, das dauert aber.
 
Zunächst mal diente die griechische Kolonisation dazu, das Mutterland vom Bevölkerungsdruck zu entlasten. Athen z.B. (ich meine unter Solon) verfügte, dass aus Attika keine Nahrungsmittel mit Ausnahme von Oliven, wovon es offensichtlich einen Überschuss gab, exportiert würden. Erst nachdem die Kolonisation schon begonnen hatte, begannen die Griechen auch ein Handelsnetz aufzubauen und Handelsniederlassungen (emporion) zu gründen. Zwei dieser Handelsstädte hießen auch gleich nur emporion, zum einen die Stadt al-Mina in Syrien und zum anderen eine katalanische Stadt, die ihren griechischen Namen bis heute trägt: Ampurias/Empuries. (Die Empore hat aber etymologisch nichts damit zu tun, die hat ihren Namen vom empor heben.)
 
Es gibt - wie heute auch! - immer zwei Fragen:
- Gibt es überhaupt irgendwo Getreide?
- Wie kann ich das bezahlen? Oder bin ich etwa zu "arm" dafür?


Deine These beruht ja in erster Linie darauf, dass es (auch) den Makedonen "schlecht" geht. Da sie m.W. aber kaum in den alten (imperialistischen) Wirtschaftsbeziehungen, in denen sich der Attische Bund verstrickt hatte, einbezogen waren, fällt mir erst mal kein Grund ein (außer den üblichen, wie Klimaverschlechterung, Bevölkerungswachstum, Acker- und Weidelanderosion)

(Sorry, ich verstehe den ersten Absatz nicht?) :red:

aber:

Den Makedonen ging es eigentlich eher sehr gut. Da die Polisstaaten fast sämtliche Wälder gerodet hatten waren sie auf Importe aus dem waldreichen Makedonien und Thessalien angewiesen. Spätestens seit 356 v. Chr. konnte Philipp die zusätzlichen Einnahmen aus den Goldmienen des Pangaiongebirges für sich verbuchen, welche sich auf ca. 1000 Talente jährlich belaufen haben sollen. Dazu kommen auch noch Steuer und Zolleinnahmen und Beute aus den zahlreichen Kriegszügen.

Wenn man auch durch die Situation in den übrigen Gebieten nicht allgemein von knappen Nahrungsmitteln zu der Zeit ausgehen kann, kann es nur am mangelnden Handelsaustausch bzw. an mangelnder Bezahlung liegen. Dabei könnte die Autarkie eine große Rolle spielen.

Ich denke schon, dass man von einer Verknappung, oder zumindest einer spürbaren Verteuerung des Getreides im griechischen Raum reden kann.
Den Hauptteil seines Getreides bezog Athen von war Leukon, dem Herrscher des bosporanischen Reiches. Bis zu 400.00 was in etwa 18.000 Tonnen Getreide entspricht sollen von dort importiert worden sein. Es soll auch Schenkungen von Leukon in einer Größenordnung von 2.100.00 Medimnoi Getreide an Athen gegeben haben, wofür seinen Söhnen das Bürgerrecht gewehrt wurde. In einer Engpasssituation erhielten die Athener sogar einmal so viel Getreide als Geschenk, dass sie den Überschuss verkaufen konnten.
Diese Versorgungslinie konnte Philipp II. nun kappen, sei es um den eigenen Nachschub zu sichern oder um politischen Druck auszuüben. Somit war er auch ein Grund für die wirtschaftlichen Engpässe in Griechenland, da wahrscheinlich auch andere Polis von den Lieferungen aus dem Schwarzmeergebiet abhängig waren.
Weitere Lieferanten waren Sizilien, Ägypten, Phoinikien, Syrien und Oberitalien.

Prügelt mich, wenn ich mich irre. :vermoebeln:

LG
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn das urbare Land zwischen mehreren Söhnen aufgeteilt wird (Hesiod, sinngemäß: "glücklich ist der Mann, der nur einen Sohn hat") dann bleibt bald nicht genug, um alle zu versorgen. Unterversorgung führt zu Unruhen - oder eben politischem Druck. Der Unterschied ist nur die wirtschaftliche und die politische Beschreibungsebene.
 
Wenn das urbare Land zwischen mehreren Söhnen aufgeteilt wird (Hesiod, sinngemäß: "glücklich ist der Mann, der nur einen Sohn hat") dann bleibt bald nicht genug, um alle zu versorgen. Unterversorgung führt zu Unruhen - oder eben politischem Druck. Der Unterschied ist nur die wirtschaftliche und die politische Beschreibungsebene.

Ich frage nur wegen des Gründungsmythos von Tarent. Im 2. messenischen Krieges fordern die spartanischen Frauen ihre Männer auf Nachwuchs zu zeugen um ein „Aussterben“ der Spartiaten zu verhindern. Als die Nachkommenschaft herangewachsen war rebellierten sie während des Hyakinthien-Festes in Amyklai gegen ihre Heimatstadt, wanderten dann aber nach Süditalien aus und gründeten Tarent.
Demzufolge müssen sich die Männer welche vom Schlachtfeld zurück nach Sparta geschickt wurden, um dort „die Felder zu beackern“, ganz schön ins Zeug gelegt haben (wenn danach Landknappheit bestand). :rofl:

LG
 
Diese Versorgungslinie konnte Philipp II. nun kappen, sei es um den eigenen Nachschub zu sichern oder um politischen Druck auszuüben. Somit war er auch ein Grund für die wirtschaftlichen Engpässe in Griechenland, da wahrscheinlich auch andere Polis von den Lieferungen aus dem Schwarzmeergebiet abhängig waren.
Weitere Lieferanten waren Sizilien, Ägypten, Phoinikien, Syrien und Oberitalien.

Sicher ist wohl, dass das Schwarzmeergebiet/Südrußland als Überschuss-Produzent für Nahrungslieferungen nach Griechenland in Frage kam.

Ich verstehe nun aber nicht ganz, wieso der Grund auf die Kappung der Linien durch Philipp II. zurückzuführen sein soll. Das könnte auch andere, wirtschaftliche Ursachen haben. Die verminderten Nahrungsmittelimporte sind nämlich auch für andere Gebiete festzustellen, so bezüglich Süditalien.

Demnach könnte eine Ursache in dem gestörten Handel bzw. Warenaustausch liegen; um Nahrungsimporte zu bezahlen, mußten die griechischen Städte Gegenlieferungen tätigen. Darauf - auf diesen Handelsaustausch - gründete sich der Wohlstand im 5. JH.

Wein (auch Olivenöle?) könnte aufgrund der gestiegenen Eigenproduktion in Südrußland im 4. JH rückläufig sein, zB Krim. Rostovtzeff behauptet nun, dass aufgrund von Ausgrabungen (Grabbeilagen, Städte etc.) in Südrußland bis zur Donmündung besonders der Keramikexport aus Griechenland im 4. JH stark rückläufig ist, wie dieses auch für weitere Handelsziele gilt und nachgewiesen sei. Im Schwarzmeerbereich, auch in weiteren Gebieten seien dafür lokale Produktionen vorherrschend aufgetreten.

Nimmt man dieses als Indiz, wäre dadurch die These gestützt, dass der Warenaustausch empfindlich gestört wurde. Sowohl die ausländischen Exportziele als auch die Kolonien hätten sich neu oritentiert, die Abhängigkeit von griechischen Lieferungen wie im 5. JH wesentlich verringert.

Wird nichts exportiert (Öl+Wein, Keramiken, Kleidung, Waffen etc., je nach Erzeugungsschwerpunkt der Städte), kann auch der Nahrungsimport nicht mehr bezahlt werden. Damit wäre der Beginn einer Krise gesetzt, die zu Nahrungsmittelknappheit, Preissteigerungen und Arbeitslosigkeit in Griechenland geführt hätte. Fehlen die Exporte, wird es übrigens auch schwierig mit der Bezahlung makedonischen Holzes.
 
Sicher ist wohl, dass das Schwarzmeergebiet/Südrußland als Überschuss-Produzent für Nahrungslieferungen nach Griechenland in Frage kam.

Ich verstehe nun aber nicht ganz, wieso der Grund auf die Kappung der Linien durch Philipp II. zurückzuführen sein soll. Das könnte auch andere, wirtschaftliche Ursachen haben. Die verminderten Nahrungsmittelimporte sind nämlich auch für andere Gebiete festzustellen, so bezüglich Süditalien.

Ich habe nur einen Aspekt genannt der zu einem wirtschaftlichen Niedergang im 4. Jh. beigetragen haben könnte. „Somit war er auch ein Grund …
Man kann eigentlich nie nur ein Ereignis für geschichtliche Vorgänge verantwortlich machen.


Demnach könnte eine Ursache in dem gestörten Handel bzw. Warenaustausch liegen; um Nahrungsimporte zu bezahlen, mußten die griechischen Städte Gegenlieferungen tätigen. Darauf - auf diesen Handelsaustausch - gründete sich der Wohlstand im 5. JH.

Wein (auch Olivenöle?) könnte aufgrund der gestiegenen Eigenproduktion in Südrußland im 4. JH rückläufig sein, zB Krim. Rostovtzeff behauptet nun, dass aufgrund von Ausgrabungen (Grabbeilagen, Städte etc.) in Südrußland bis zur Donmündung besonders der Keramikexport aus Griechenland im 4. JH stark rückläufig ist, wie dieses auch für weitere Handelsziele gilt und nachgewiesen sei. Im Schwarzmeerbereich, auch in weiteren Gebieten seien dafür lokale Produktionen vorherrschend aufgetreten.

Die Selbstversorgung der Griechen verbesserte sich durch Innovationen in der Landwirtschaft. Die Griechenstädte waren aber immer noch von importiertem Getreide und Rohstoffen (z. B. Häut, Flachs und Holz) abhängig.
Der Tauschhandel ging im Übrigen zurück und Münzen spielten eine immer wichtigere Rolle, weshalb ein rückläufiger Keramikexport nicht zwangsläufig ein Zeichen für eine lahmende Wirtschaft ist.
Die im 4. Jh. erlassenen Getreidegesetze sind nötig um zumindest in einem geringen Maß eine Preisstabilität – oder auch nur begrenzte Schwankungen – zu gewährleisten. Solche Maßnahmen wirkten sich günstig auf die Wirtschaft aus (egal ob in guten oder in schlechten Zeiten).
Was Grabbeigaben angeht habe ich folgendes gefunden:

„Die Gräber skythischer Adliger enthalten in Mengen große, mit Wein und Öl gefüllte Amphoren und griechischer Schmuckgegenstände, […] Die Gräber in Etrurien und Süditalien sind ebenso reich an den gleichen Gegenständen.“

Aus: Rostovtzeff. Geschichte der alten Welt. Bd. I. Wiesbaden 1941. S. 364

Im Allgemeinen vertritt Rostovtzeff die Auffassung, dass im 4. Jh. eher eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs herrschte. Dieser ist nicht nur auf das griechische Kernland begrenzt sonder auch Spanien, Gallien, Sizilien, Ägypten und Italien sowie die Schwarzmeerküste partizipieren an der Konjunktur.



LG Der Korinther
 
Aus: Rostovtzeff. Geschichte der alten Welt. Bd. I. Wiesbaden 1941. S. 364
Im Allgemeinen vertritt Rostovtzeff die Auffassung, dass im 4. Jh. eher eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs herrschte. Dieser ist nicht nur auf das griechische Kernland begrenzt sonder auch Spanien, Gallien, Sizilien, Ägypten und Italien sowie die Schwarzmeerküste partizipieren an der Konjunktur.
LG Der Korinther

Huch,

dann hat er seine Meinung geändert:


"Um das allmähliche Anwachsen der Störung im wirtschaftlichen Gleichgewichts Griechenlands während des 4. JH zu verstehen ..." (S. 78)

"Nach dem Peloponnesischen Krieg, den pausenlosen Kriegen des frühen 4. JH und den wiederholten politischen und sozialen Revolutionen in den Städten änderte sich das wirtschaftliche Bild Griechenlands völlig. ... so machte Griechenland doch jetzt eine wirtschaftliche und soziale Krise durch, die sich im Laufe der Zeit verschärfte ..." (S. 73)

Ich lese aus dem gesamten Kapitel II: Die Alte Welt im Vierten Jahrhundert v. Chr., Griechenland, eine massive wirtschalftliche Krise. Er erläutert das eingehend anhand der Handelsbeziehungen und dem Warenaustausch der griechischen Städte (S. 70-98).

Rostovtzeff, Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte der Hellenistischen Welt, Band I, 1941 (deutsche Ausgabe 1955).
 
Na holla.
Bei mir lässt er zwar kein gutes Haar an der Demokratie, besingt er den Boom in der griechischen Wirtschaft des 4. Jh.s geradezu.

„Denn die Griechische Welt war nie so reich wie damals, weder im griechischen Mutterlande noch in Kleinasien und am schwarzem Meer, noch in Italien, Sizilien, Gallien und Spanien.“

„Die Ausbreitung des griechischen Handels in diesem Jahrhundert war außerordentlich.“

usw.

Ist leider schon etwas spät für mich um das Problem jetzt noch zu erörtern. Na ja, morgen ist auch noch ein Tag.

Gute Nacht, Der Korinther :sorry:
 
Hallo Korinther,

das kann nicht sein, schon wegen der Kriege.

Schaust Du bitte nochmal nach, Deine Darstellung paßt nur auf das 5. JH oder auf die Phase nach den Eroberungen Alexanders, gerade wenn es um die Ausbreitung des Handels geht.
 
Glaub mir bitte, ich habe mehrfach nachgesehen.
In Kapitel 21 - "Griechenland im 4. Jh."- was zwischen "griechische Kultur und soziale Entwicklungim 5. Jh." und "Makedonien und sein Kampf mit Persien" eingebettet ist, wird die wirtschaftliche Stärke dieser Zeit deutlich herausgestellt. Ich werde, wenn es meine Zeit erlaubt, noch mal ein Bischen rumstöbern.
 
Zuletzt bearbeitet:
Glaub mir bitte, ich habe mehrfach nachgesehen.
In Kapitel 21 - "Griechenland im 4. Jh."- was zwischen "griechische Kultur und soziale Entwicklungim 5. Jh." und "Makedonien und sein Kampf mit Persien" eingebettet ist, wird die wirtschaftliche Stärke dieser Zeit deutlich herausgestellt. Ich werde, wenn es meine Zeit erlaubt, noch mal ein Bischen rumstöbern.

Vielleicht liegt es an der Überschrift. :confused:
Für das 5. JH wäre das ja auch richtig, nur der Bruch zu den Krisen im 4. JH vor den Perserkriegen würde fehlen.



Gerade mit dem Teil beschäftigt er sich eingehend nach 404: Arbeitslosigkeit, Preissteigerungen, Nahrungsmittelnot. Dazu analysiert er den rückläufigen Export in Kolonien und Ausland sowie die Verflechtung der Städte mit ihrem Umland und untereinander.
 
Ich stimme dir ja eigentlich zu, da meiner Meinung nach die Rahmenbedingungen für wirtschaftliche Stabilität, geschweige denn für einen Aufschwung, gelinde gesagt, ungünstig waren. Was machpolitische Querelen betrifft ist diese Zeit so gut wie unschlagbar und in solchen Verhältnissen können sich keine günstigen ökonomischen Strukturen herausbilden bzw. halten.
(Ich denke auch, dass sich zwischen unseren Veröffentlichungen keine so umwälzenden neuen Erkenntnisse über die Handelsbeziehungen in der späten Klassik bzw. im frühen hellenistischen Zeitalter gegeben haben.)

Aber nur um zu zeigen, dass ich nicht rumspinne - oder mich bei der Überschrift verlesen habe - vervollständige ich mal das Zitat aus Beitrag Nr. 16:

Wenn aber das Griechenland des vierten Jahrhunderts auf politischem Gebiet ein trauriges Bild der Schwäche und Anarchie zeigte, so stehen die wirtschaftlichen Verhältnisse dazu in vollkommenen Gegensatz. Denn die Griechische Welt war nie so reich wie damals, weder im griechischen Mutterlande noch in Kleinasien und am schwarzen Meer, noch in Italien, Sizilien, Gallien und Spanien.“

Rostovtzeff. Geschichte der alten Welt. Bd. I. Wiesbaden 1941. S. 364

Ich kann mir die unterschiedlichen Aussagen in den jeweiligen Werken nicht erklären.:confused:
 
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