Handel zur Zeit Caesars

Ich möchte abschließend noch auf das "Grabmal der Secundinier", die berühmte Igeler Säule hinweisen, von der ein Replikat mit der rekonstruierten Farbgebung im Rheinschen Landesmuseum in Trier steht. Die Secundinier waren eine Tuchhändlerfamilie in der Belgica, die sich mit dem 23 m hohen Kenotaph (Scheingrab) ein Denkmal setzten. Die Bildsäule, auf der ihr Gewerbe mit dargestellt ist, wurde um 250 AD errichtet.
Eine mögliche Interpretation der Bilddarstellungen ist, dass die Secundinier in einer Art Verlagswesen arbeiteten, d.h. sie vergaben Lohnaufträge an Weber, die das fertige Tuch ablieferten (mögliche Prüfszene Südseite oben), ihren Lohn erhielten (mögliche Kontorszene Ostseite oben); auf der Ostseite unten soll ein Relief eine Tuchmacherwerkstatt mit Webstuhl dargestellt haben, dieses wäre jedoch unkenntlich. Weiter wird unten ein Tuchballen verschnürt (Nordseite unten, die Ähnlichkeit mit dem Relief aus Arles ist frappierend), dieser Ballen wird dann auf einem Wagen transportiert (Westseite unten), aber auch auf Schiffen getreidelt (West und Nordseite ganz unten). Das Relief auf der Südseite unten könnte einen Verkaufsstand darstellen.
Drinkwater, John F.: Die Secundinier von Igel und die Woll-und Textilindustrie in Gallia Belgica, in: Trierer
Zeitschrift 40/41, 1977/78, S. 107 - hier ein Link zu einem englischen Intro des Autors: https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1179/004049682793690986
24000.jpg

Ich habe jetzt doch noch einen französischen Text zum Thema gefunden, den ich aber selbst noch nicht gelesen habe:Le travail du textile en Région Centre de l'Age du Fer au Haut Moyen-Age. / Textile working in the « Région Centre » from the Iron Age to the early Middle Ages - Persée
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein kleiner Nachtrag zum Umfang des Weinhandels zwischen Italien/Römischen Reich und Gallien.
Quellen Matthew E. Loughton, The Distrubationof Republican Amphorae in France, Oxford Journal of Archaeology, 22/2003, S.177; Geneviève Lüscher, Amphorenimportin Châtillion-sur-Glâne, Germania 74/1996; André Tchernia, Italian Wine in Gaul, in Peter Garnsey, Trade in the Ancient Ekonomy, London 1983

Loughton schätzt, dass zwischen 121 v.Chr. und die Zeit um Christi Geburt mehre Millionen Weinamphoren aus Italien und Südfrankreich nach Iberien und ins Innere Galliens exportiert wurden, wo zu dieser Zeit "wiete Teile der Bevölkerung den Südwein regelmäßig und in erheblichen Mengen konsumierten."
Der französische Archäologe André Tchernia schätzt auf Grundlage der gefundenen Amphorenmengen - alleine bei Chalons-sur Saone sind bei Flussausbaggerungen im 19. Jahrhundert 24.000 Amphoren aus der Zeit von 130 bis 10 v.Chr. gefunden worden, im Oppidum Bribacte wurden mit Amphorenscherben Wege geschottert und aus Amphorenrümpfen Wasserleitungen konstruiert - dass in jedem Jahr des 1.Jahrhunderts BC zwischen 50.000 und 100.000 Hektoliter Wein nach Gallien exportiert wurden - dies würde allerings 20 bis 40 Millionen der damals üblichen Dressel-Weinamphoren entsprechen. Leider habe ich aus den Zitaten nicht entnehmen können, was der Gegenwert für diesen Weinimport aus gallischer Sicht gewesen sein könnte.
Diodors Zitat, dass für jede Amphore ein Sklave getauscht worden wäre, verliert an Glaubwürdigkeit, zusätzlich ist zu fragen, ob der Wein bei diesen Mengen für eine breitere Schicht erschwinglich sein müsste,
alleine über Potlatchveranstaltungen kann ein derartig hoher Konsum nicht erklärt werden.

Unten Rekonstruktion eines Spendenbrunnens mit Wein im Heiligtum von Corent, einem arvernischen Oppidum, wahrscheinlich für Feierlichkeiten bzw. Potlatchveranstaltungen.
Im Heiligtum wurden 5 Tonnen Amphorenscherben gefunden.Blutige Opfer und Weinspenden in Gallien am Beispiel des spätkeltisch-römischen Heiligtums von Corent (Frankreich).

7e01a013-08d6-42b2-9d0f-bbafdbc82c1b.png
 
Zurück
Oben