Italien war damals das am stärksten militarisierte und Bewaffnete Gebiet der Welt.
am 3. august 216 hatte rom keine armee in italien
Im Jahr 215 hatten die Römer 15 Legionen im Feld !
Es standen auch 216 noch genug Truppen in Italien. Rom hatte zu diesem Zeitpunkt immer noch mehr aktive Soldaten in Italien als Hannibals Armee insgesamt.
Diese Soldaten waren nicht zu einem Feldheer versammelt, aber sie bemannten die Wälle und Mauern der Festungsstädte in Latium, die Festungen der Latinischen Kolonien usw Und sie wurden innerhalb eines Jahres zu 15 Legionen gesammelt.
eine gesellschaft kann nicht beliebig einberufen. irgend wer muss die soldaten versorgen. insofern existiert die 500 000-mann-armee nur auf dem papier
Von beliebig kann keine Rede sein, aber den Punkt der Versorgung versteht man aus heutiger Sicht falsch. Da es sich um eine Milizarmee handelte, versorgten sich die Soldaten selbst. Auch die Waffen hatten sie selbst als ihr Eigentum.
Die 500 000 Mann Armee existierte gerade eben nicht auf dem Papier sondern soviele Bewaffnete Männer mit Ausrüstung standen zur Verfügung. Gerade deshalb konnte Rom selbst nach Cannae so rasch wieder neue Heere versammeln.
aber ein weiteres cannae hätte vielleicht zu einem demographischen kollaps roms führen können
Rom erlitt auch nach Cannae noch weitere verheerende Niederlagen. Insgesamt fielen bis zum Kriegsende noch mehr Römer als in Cannae umkamen.
Das erste römische Heer in Spanien wurde aufgerieben und auch noch nach Cannae gab es mehrere Feldschlachten der Römer gegen Hannibal die die Römer verloren.
dass sie zwischen 10 und 20% der männlichen bevölkerung italiens
Nicht der männlichen Bevölkerung Italiens sondern der Verfügbaren Truppen !
Die Bundesgenossen stellten immer Truppen im Verhältnis 1 zu 1 zu den Römern. Es gab aber viel mehr Bundesgenossen als Römer. Das bedeutet, daß die Bundesgenossen nicht ihre gesamte männliche Bevölkerung zur Verfügung stellten sondern nur einen Teil davon. Die Römer stellten prozentual zur Bevölkerung mehr Truppen !
Erwähnenswert für das Jahr 212 v.Chr ist aber auch noch, das nach Tarent auch Thurioi, Herakleia und Metapont die Seiten gewechselt haben.
All diese Städte wurden aber von Rom auch wieder zurück erobert.
Des Weiteren ist beachtenswert, dass zwölf von den dreißig latinischen Kolonien, hier Ardea, Nepet, Sutrium, Alba, Carsioli, Sora, Suessa, Circei,Cales, Narnia und Interamna, die geforderten Mannschaften für das römische Heer nicht mehr aufbringen wollten
Nicht mehr aufbringen konnten. Diese Kolonien sind auch nach dem Krieg nicht bestraft worden, sie hatten schlicht und einfach keine Männer mehr für das Feldheer.
12 von 30 heißt aber, daß immer noch 18 der Kolonien weitere Truppen stellen konnten. Also das noch ausreichend lebendige Wehrkraft vorhanden war.
Hmmh. Kannst du Beispiele nennen
Ich hatte doch Capua explizit genannt. Hannibal griff die Römer bei Capua von außen an während gleichzeitig ein Ausfall aus Capua heraus stattfand. Die Römer schlugen beide Angriffe ab und Hannibal verlor. Capua wurde von den Römern erobert.
Cannae hat in meinen Augen vor allem einen psychologischen Wert und entwickelte sich für die Römer zu einem regelrechten Trauma
Das sehe ich auch so. Ein guter Vergleich ist meiner Ansicht nach der Anschlag auf das World Trade Center. Dieser wird in den USA unglaublich hoch bewertet und weit über seine Bedeutung hinaus aufgebauscht.
In Rom herrschte nach Cannae schlicht und einfach Hysterie. Meiner Meinung nach deshalb, weil so viele Mitglieder der Oberschicht in Cannae gefallen waren. Das war ein Novum, die römischen Eliten hatten nie zuvor und nie danach solche Verluste.
warum Hannibal nicht zu einer Strategie der totalen Verwüstung und Plünderung Nord- und vor allem Mittelitaliens übergegangen ist, als er erkannte, daß die Römer sich nach Cannae nicht auf eine erneute 'Entscheidungsschlacht' einlassen würden. Er hätte so Rom mit Flüchtlingen und seine Kriegskasse mit Beute gefüllt
Wie hätte Hannibal denn nach Nord- und Mittelitalien gelangen sollen. Er scheiterte ja schon dabei Kampanien gegen die Römer zu halten. Die Römer eroberten Kampanien zurück und Hannibal konnte nie wieder dort Fuß fassen.
Mittelitalien war damals bis zum geht nicht mehr befestigt. Überall Festungsstädte auf Berggipfeln vollgestopft mit römischen Milizen. Es wäre für Hannibals Heer der Untergang gewesen, in Mittelitalien zu operieren. Seine Überlegenheit beruhte auf Bewegung, Schnelligkeit, im Stellungskrieg in Mittelitalien wäre er festgelegen. Ein Durchbruch durch Mittelitalien wieder nach Norditalien wäre ebenfalls enorm risikoreich gewesen. Beim Zug nach Süden hätten die Römer in den Bergen die Karthager ebenfalls beinahe schon ausmanövriert. Das Risiko wäre viel zu groß gewesen.
Mal nachgefragt: Spielten hier nicht die einzelnen Feldherren wichtige Rollen?
Auf jeden Fall. Die Römischen Niederlagen resultieren sehr oft aus massiven Fehlern der Führung.
Und die römische Militärische Führung resultierte zu oft aus Innenpolitischen Gründen heraus, man konzentrierte sich zu sehr auf die Innenpolitik, auf die Machtfrage in Rom selbst.
Selbst auf dem Höhepunkt der militärischen Krise dachten viele römische Befehlshaber mehr an die Machtfrage in Rom selbst als an den Feind !
Diese Egozentrik ist entscheidend für das Verständnis der römischen Niederlagen.
Andere Kriegsschauplätze als die der Barkiden, also Italien und Spanien, hatten die Karthager nicht wirklich.
Die Karthager landeten nach Cannae ganze Armeen auf Sizilien und versuchten Sizilien wieder zu erobern, wurden aber dort von den Römern vernichtend geschlagen. Karthago landete darüber hinaus auf Sardinien.
Könntest Du die Argumentation Lazenbys hier kurz referieren?
So weit ich es noch aus dem Kopf weiß kritisiert er die Überlieferung von Livius aufgrund der angegeben Zahlen. Dort steht, daß die Römer nach dem Rückzug die nachdrängenden Karthager angriffen und schlugen, dabei werden 38 000 Mann Verluste für die Karthager angegeben und das karthagische Lager soll erobert worden sein.
Es geht aber gleichzeitig aus den Quellen hervor, daß die römischen Truppen unter dem Kommando eines gewissen Marcius maximal noch 8000 Mann stark waren (vermutlich eher weniger). Die Karthagische Armee die ihnen folgte war ein vielfaches stärker. Es ist laut Lazenby unglaubwürdig, daß nur 8000 Mann das Karthagische Lager (Feldbefestigungen?) angriffen und siegen konnten und dies gegen eine vielfach überlegene Karthagische Armee die sie darüber hinaus kurz zuvor besiegt hatte.
Seiner Ansicht nach ist es nur denkbar, daß Teile der karthagischen Vorhut vielleicht von den Römern in einen Hinterhalt gelockt werden konnten. Und Piso schreibt das beispielsweise so, und gibt die karthagischen Verluste mit 5000 an, was immer noch als zu viel erscheint.
Das jedoch gerade mal eine Legion zudem belastet mit Verwundeten und der kürzlich erfolgten Niederlage die Karthager in einer Feldschlacht besiegte ist einfach extrem unwahrscheinlich.