Das Narrenschiff ist schon die wichtigste Sachen des mittelalterlichen deutschen Karnevals, nicht zuletzt bekannt durch das
gleichnamige literarische Werk von Sebastian Brant. Vielsagend ist, dass der Umzug des Narrenschiffs im heutigen Karneval, auch nicht in der angeblich uralten allemannischen Fastnacht, keine Rolle mehr spielt.
Der Bezug zur "großen Mutter", den Haetius ja so gern zieht, ist insofern nicht gegeben, als das der zeitgenössische Autor der Rudolfs Chronik von St. Tron den Umzug des Räderschiffs um 1133 vergleiche mit dem Kult um die antiken Göttern Neptun, Mars, Bacchus und Venus zieht. Er erkannte die Verderblichkeit des Volksfestes war dem Klerus bewusst. Abt Rudolf hält es schon für erstaunlich, dass niemand dem Schiff ein Opfer darbrachte.
Was die große Mutter betrifft. Tatsächlich war das Schiff Symbol der Isis, ausweislich Tacitus auch bei den Germanen. Das römische Fest Navigum Idisis, an dem das Kultschaff der Isis zum Meer gezogen wurde, fand immerhin am 5. März statt.
Tatsächlich fand der Umzug miit Räderschiff in Kombination mit Mummenschanz in der frühen Neuzeit auch zu anderen Terminen statt. Ein Beschluss des Ulmer Rathauses verbietet es den Bürgern zu Nikolaus! mit Masken verkleidet in einem Schiff (oder auch einen Pflug) durch die Stadt zu ziehen.
Überhaupt scheint die Fastnacht keinen Alleinvertretungsanspruch zu haben. Zu jedem Fest gehören Verkleidungen und Alkoholexzesse. Ob nun der heilige Nikolaus Teufel und Krampus an der Kette um die Häuse zieht, an Dreikönig die Perchten in Süddeutschland oder in Italien die Hexe
Befana.
Der Ulk scheint es, dass sich Menschen als Teufel, Hexen oder Narren verkleiden. Ob nun Prinz Karneval herrscht oder der
Maikönig oder der
Kinderbischof.
Varitionen des gleiches Thema. Für einen Tag wird alles umbekehrt. Das Volk sich Eselohren an, macht einen der ihren zum Narrenkönig und feiert.
Es gab eben viele Narrenfeste. Eines war das
Eselsfest. Der Hintergrund scheint christlich, aber die Rolle des Esels als Idioten und Narr stammt nicht aus der Bibel sondern aus der griechischen Tierfabel. Die Germanen und Kelten können nicht als Ursprung des Eselkultes herhalten, lernten sie doch den Esel erst durch die Römer kennen.
Was soll das ganze nun? Es handelt sich offensichtlich um Eseleien. Merkwürdige Vorstellungen von Sünde und Teufel mögen hier eine Rolle spielen, ebenso wie die Möglichkeit eines Ventiles für gesellschaftlichen Frustabbau.