Helau & Alaf: Geschichte der Fastnacht

zaphodB.

Premiummitglied
Helau,liebe Forianerinnen und Forianer,liebe Närrinnen und Narhallesen,:joker:
passend zur den Feiertagen braucht auch dieses Forum seinen Fassenachtsthread- und als Mainzer bin ich prädestiniert einen solchen zu eröffnen-zur Geschichte der Fassenacht,Fastnet,des Fasching und Karneval
Und ich hoffe,daß möglichst viele was zu ihrer lokalen Fastnachtsgeschichte hier beitragen.
 
Vorab mal ein kleiner allgemeiner Abriß der Fassenachtsgeschichte:


Vorläufer der Fassenacht wurden bereits in der Antike gefeiert<o:p></o:p>
In Ägypten feierte man das Isis-Fest , die Griechen veranstalten ein Fest für http://de.wikipedia.org/wiki/DionysosDionysosund die http://de.wikipedia.org/wiki/Römer_(Volk)Römer feierten die http://de.wikipedia.org/wiki/SaturnalienSaturnalien und die Lupercalien. Dabei veranstalteten sie auch farbenprächtige Umzüge mit geschmückten Schiffswagen <o:p></o:p>
In vielen Masken, Figuren und Bräuchen spiegeln sich auch vorchristliche, germanisch- keltische Riten wieder, die die Winteraustreibung zum Gegenstand hatten. <o:p></o:p>
Die Verkleidung als Geister, Kobolde und unheimliche Gestalten aus der Natur in den Rauhnächten wurde besonders im alpinen und alemannischen Raum praktiziert.<o:p></o:p>
Im hohen und späten Mittelalter kam mit der Fastenzeit eine Terminsverschiebung in den Februar.<o:p></o:p>
Bei den mittelalterlichen Narrenfesten vom 12. Jahrhundert bis zum Ende des 16. Jahrhunderts wie beim Eselsfest übernahmen die unteren http://de.wikipedia.org/wiki/KlerikerKleriker vorübergehend Rang und Privilegien der höheren Geistlichkeit,kirchliche Rituale wurden parodiert und Narrenbischöfe und Narrenkönige gekürt,Narren-oder Eselsmessen gefeiert-<o:p></o:p>
Im http://de.wikipedia.org/wiki/BarockBarock und http://de.wikipedia.org/wiki/RokokoRokoko richteten in den Städten hauptsächlich die Handwerkszünfte die Fastnacht aus und es wurden vor allem auf http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_(Gebäude)Schlössernund an den Fürstenhöfen rauschende Karnevalsfeste gefeiert, deren Masken sich stark an die italienische Commedia dell Árte anlehnten.<o:p></o:p>
Im frühen 19. Jahrhundert übernahm insbesondere im rheinischen Raum das Bürgertum das Fest wobei der Schwerpunkt auf närrischen http://de.wikipedia.org/wiki/Kostümball`Maskenbällen lag. 1823 kam es in Köln zur Wiederbelebung der Straßenfastnacht .1838 wurde der Mainzer Carneval Verein gegründet, mit dessen Sitzungen im Geiste des Vormärz die Tradition der politisch-literarischen Fassenacht ins Leben gerufen wurde.<o:p></o:p>
Im Nationalsozialismus versuchte das Regime den Karneval gleichzuschalten und zu instrumentalisieren, was in vielen Bereichen auch gelang bzw. teilweise von den Offiziellen auch bereitwillig mitgetragen wurde. So wurde bei Rekrutenvereidigungen neben traditionellen Fastnachtsliedern auch das Horst-Wessel-Lied gesungen .Vereinzelt gab es allerdings auch (begrenzten)Widerstand, so in Mainz durch die hervorragenden Redner Seppel Glückert und Martin Mundo.<o:p></o:p>
Nach dem 2.Weltkrieg lebte die Fassenacht wieder auf ,insbesondere in Form der Rosenmontagszüge in Mainz, Köln und Düsseldorf sowie der Fernsehsitzungen Mainz bleibt Mainz /Mainz wie es singt und lacht ,in der die Tradition der politisch-literarischen Fassenacht fortgeführt wurde. Ab den 70er Jahren kamen Sitzungen aus Köln hinzu, die eher die Pflege des lokalen Liedgutes und des antiken Kalauers zum Gegenstand hatten.Gleichzeitig kam es im Südwesten zu einem Wiederaufleben der alemannischen Fasnetstradition .<o:p></o:p>
 
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Die ersten Berichte über Fastnach, Karneval und Co stammen aus dem hohen Mittelalter. Dass die Fastnacht etwas mit uralten heidnischen Riten der Winteraustreibung zu tun, ist nicht gesichert. Fastnacht an sich kann ja erst nach Einführung der christlichen Fastenzeit entstanden sein. Vielsagend ist zumindest, dass die Volksfeste im gesamten katholischen Raum verbreitet sind, unabhängig von germanischer und keltischer Besiedlung.

Zum Karnevals in der Nazi-Zeit:
Zu den wichtigsten Neuerungen gehörte das Travestie-Verbot. Bis dato handelt es sich bei den Funken-Mariechen um als Frauen verkleidete Männer. Das war den Nazis allerdings zu schwul und daher verboten. Fortan waren Funkenmariechen wohl geformte Maiden und nicht länger durchtrainierte Männer mit Vollbart. Lediglich die Jungfrau des Kölner Dreigestirn wurde nach dem Ende der Nazi-Herrschaft wieder durch einen Mann gemimt, die übrigen Damenrollen blieben allerdings in Frauenhand.
 
@Maglor: Zum Karnevals in der Nazi-Zeit:
Zu den wichtigsten Neuerungen gehörte das Travestie-Verbot. Bis dato handelt es sich bei den Funken-Mariechen um als Frauen verkleidete Männer. Das war den Nazis allerdings zu schwul und daher verboten.Fortan waren Funkenmariechen wohl geformte Maiden und nicht länger durchtrainierte Männer mit Vollbart.
Das wusste ich nicht. Man ist versucht glatt zu sagen, da haben sie ausnahmsweise etwas Vernünftiges gemacht. :devil:
 
Dann will ich mal was beitragen über die Geschichte der
Mainzer Fassenacht:<o:p></o:p>

Die Tradition der Mainzer Fastnacht in der Mainzer Geschichte reicht lange zurück.

Im Ostflügel des Kreuzganges des Mainzer Doms neben der Grabplatte des Spielmannes Konrad von Kreuznach befindet sich der Grabstein des Mainzer „Ur-Narren“ des Henne Wise. Dieser 1467 ,beerdigte Handwerker der Dombauhütte wird mit einer Narrenkappe dargestellt und ist als "Witz-Henne in die Fassenachtsgeschichte eingegangen..<o:p></o:p>

Auch das Familienwappen des Johannes Gensfleisch Gutenberg zeigt einen Mann in Narrentracht<o:p></o:p>
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Im 19. Jahrhundert gründeten sich die ersten Fastnachtsvereine in Mainz.

Der Kaufmann Nikolaus Krieger organisierte 1837 den "Krähwinkler Landsturm" mit Sergeant Rummelbuff an der Spitze, Die Namen stammen aus einem Theaterstück von Kotzebue An diesem Vorläufer des heutigen Rosenmontagszuges beteiligte sich auch eine 15-köpfige närrische Bürgerwehr, die Keimzelle der von Johann Kertell gegründeten Mainzer Ranzengarde. Die eigentliche Gründung eines Ranzengardebataillons, bei deren Uniform Füsiliere des letzten Mainzer Kurfürsten Pate standen, fand noch im selben Jahr statt. wobei das Musterungsreglement besagte, dass jeder Ranzengardist mindestens zwei Zentner brutto wiegen oder einen Leibesumfang von sechs Fuß aufweisen muss - eine Parodie auf die langen Kerls der Preußenkönige. Den Bäuchen - den "Ranze" - verdankt die Garde ihren Namen.. 1838 erfolgte die Gründung des Mainzer Carnevalsvereins (MCV) der auch den Rosenmontagszug organisierte, wobei relativ schnell klar war,dass sich diese Frohsinnsvereinigung politischer Themen bemächtigen würde. Im Vormärz übten der politisch engagierte MCV-Präsident und spätere Abgeordnete der Paulskirche Franz Zitz sowie der Demokrat Philipp Wittmann nicht unwesentlichen Einfluss auf das närrische Geschehen aus. Auf diese wird auch die ins Närrische verkehrte jakobinische Symbolik zurückgeführt: Die Deutung der Narrenkappe als erweiterte Jakobinermütze, die närrischen Farben Blau Weiß Rot + Gelb aus der Trikolore, das Komitee als „revolutionären Elferrat“. Dieser Elferrat könnte auf die Elfer-Kommission zurückgehen, welche die Verfassung des Jahres III (1793) vorbereitete

Der organisierte Rosenmontagszug war eine Persiflage bestehender Verhältnisse. Die damals vorherrschende Diskussion um die Einschränkung der Pressefreiheit wurde auch in Sitzungen und beim Rosenmontagszug thematisiert, die ab 1842 im neuen Saal des Frankfurter Hofs stattfanden. Als deutliches Zeichen ihrer Kritik steckten sie im Jahre 1846 symbolisch die als Denkmal verpackte Zensur vor dem Theater in Brand.
Die Politisierung des Mainzer Karnevals wurde zudem durch die Herausgabe der Fastnachtszeitungen „Narrhalla" und die „Neue Mainzer Narrenzeitung" verstärkt, aus denen heraus die spezifische politisch-literarische Mainzer Fastnacht entstand. . Im Revolutionsjahr 1848 selbst wurde die „Narhalla“ sogar kurzerhand zu einem revolutionären Flugblatt umfunktioniert <o:p></o:p>

Einer der hervorragenden Redner der damaligen Zeit war Ludwig Kalisch <o:p></o:p>
In den Jahren nach der Revolution kam die Fastnachtertätigkeit zwar kurzzeitig fast zum Erliegen, doch in den Folgejahren entstanden viele neue Vereine: der Mombacher Carneval Verein (1886), der Gonsenheimer Carneval Verein (1892) und der Carneval Verein Eiskalte Brüder (1893). An Garden kam die Mainzer Prinzengarde (1884), die Garde der Prinzessin (1886), die Mombacher Prinzengarde (1886) und die Jocus Garde. (1889) hinzu<o:p></o:p>
Jede dieser Korporationen veranstaltete Sitzungen und Bälle, was das gesellschaftliche Leben der Stadt in jeder Karnevalssaison prägte. Zum Fastnachtsvortrag kamen nun auch Gesangselemente und eine Verstärkung des politischen Aspekts, bei dem nun auch die Weltpolitik aufs Korn genommen wurde.
1898
wurde mit dem Mainzer Carneval Club (MCC) der zweite Mainzer Fastnachtsverein gegründet. Zum Rosenmontagszug kamen 100.000 Menschen. Während des 1.Weltkrieges und in den Jahren danach lag das närrische Treiben abermals danieder 1926 betraten die Mainzer Hofsänger die Bühne, <o:p></o:p>
Im Jahr 1929 gabMartin Mundo erstmals sein Heile,Heile,Gänsje zum besten, welches sich mit Besatzung und Krieg befasste und dementsprechend nach dem 2.Weltkrieg mitErnst Neger neu aufgelegt wurde.<o:p></o:p>
Nach der Machtübernahme der Nazis wurden nach und nach auch die Karnevalvereine gleichgeschaltet. Unliebsame Kleingruppierungen wurden aufgelöst. Veranstalter von Narrenabenden mussten Programm und Texte von der Kreisleitung der NSDAP absegnen lassen. Einzig der MCC konnte sich erfolgreich gegen diese Zensur wehren, da man die Rivalität zwischen SA und SS ausspielte und sich so Freiräume schuf,die sogar im berühmten Heringsvortrag eine Kritik an Göring möglich machten. Es wurden viele im Zeitgeist gehaltene Beiträge gehalten, aber nicht selten auch verschlüsselte Kritik (Motto 1935: „Alles unner ääner Kapp'“).
So bot die Fastnacht während des Dritten Reiches zumindest einigen couragierten Persönlichkeiten zumindest ansatzweise ein Forum, auf elegante, hintergründige Weise zwischen den Zeilen ihrer Büttenreden auch Kritik am Regime der Nationalsozialisten zu üben.
Zu den herausragenden Vertretern dieser politisch-literarischen Fastnacht zählten Seppel Glückert und Martin Mundo,. <o:p></o:p>

Während des Krieges fiel die Fassenacht aus<o:p></o:p>
Im Oktober 1945 wurde die Fastnacht durch den französischen StadtkommandantenLouis theodor Kleinmann wieder belebt, aber erst 1950 fand der erste Rosenmontagszug nach dem Krieg statt.<o:p></o:p>
1955 übertrug der Südwestfunk erstmals eine Gemeinschaftssitzung von MCV und MCC unter dem Motto: „Mainz wie es singt und lacht“ im Fernsehn . 1965 strahlte da ZDF eine Konkurrenzveranstaltung namens „Mainz bleibt Mainz“ aus, ab 1973 produzierten die Sender dann nur eine Sendung im jährlichen Wechsel. Sitzungsort wurde nach Jahren in der zu großen Rheingold-Halle, dem Nachfolgebau der im Krieg zerstörtenStadthalle wieder dasChurfürstliche Schloss. Die Sendung nannte sich nun Mainz bleibt Mainz wie es singt und lacht“ „ und wurde vom MCV, MCC, dem Gonsenheimer Carneval-Verein (GCV) und dem Karneval-Club Kastel (KCK) gestaltet. Berühmter langjähriger Sitzungspräsident war Rolf Braun. <o:p></o:p>
Bekannte Redner waren/sind Dr, Willi Scheu (Bajazz mit der Laterne) Dr.Brandt(Till), Jean Ludwig(Domschweizer), Herbert Bonewitz(Prinz Bibi),Heinz Heuzeroth (Metzger) ,Jürgen Dietz (Bote vom Bundestag) Hans.Peter Betz (Gutenberg) und als Sänger der unvergessene Ernst Neger, die Hofsänger und die Gonsbachlerchen<o:p></o:p>
In Mainz gibt es heute 23 Fastnachtsvereine und 26 Garden.

So und jetzt sind die Kölner und Düsseldorfer,Öcher, Münchner,Baselaner und Alemannen gefordert :D :D
 
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Das es in den protestantischen Gegenden keine Fastnacht/Karneval gibt sollte eigentlich niemanden verwundern... in vormals katholischen Gebieten wo es einst die Fastnacht gab wurde sie von den Protestanten Suksessiv abgeschafft, das trifft auch auf viele ländliche Bräuche zu...

ist halt eine eher minimalistische, bescheidene Religion die Prunk und wildes feiern ablehnt.

Mich interessieren wirklich mal zwei Dinge:

1. die frühesten Quellen zu Karnevalsbräuchen

2. die tatsächliche Kontinuität der Bräuche.Ich habe nämlich schon öfters gehört ,daß Karneval/Fastnacht mehrfach schon quasi "tot" war und künstlich wiederbelebt wurde, erstmals zur Zeit des Humanismus, das zweite mal von den Romantikern.

Bisher hab' ich mich mit dem Thema noch nicht befasst.. aber diese Diskussion könnte ja mal ein guter Anlass sein!
 
Stimmt nur zum Teil....das protestantische Basel zum Beispiel ist geradezu eine Fasnetshochburg und hat mit dem Morgenstreich ein den Rosenmontagszügen vergleichbare Ereignis zu bieten, Gleiches gilt für viele süddeutsche freie Reichsstädte, die zwar ganz oder überwiegend protestantisch waren, wo aber die Fastnachtsbrauche erhalten blieben. Auch in der protestantischen Pfalz wurde weiterhin Fastnacht gefeiert.

Möglicherweise hängt das ganze damit zusammen, welche Spielart des Protestantismus (Lutheraner,Calvinisten,Unierte) vorherrschte .Zumindest betreffen die mir bekannten Beispiele protestantischer Karnevalsgegenden bis auf das calvinistische Basel unierte Gebiete.
Eine andere Möglichkeit wäre das Nebeneinander von protestantischen und katholischen Gebieten,wie es sich bei uns im Südwesten Deutschlands sehr ausgeprägt findet.In einem solchen Flickenteppich war es sicherlich schwerer, solche Bräuche abzuschaffen und die "reine Lehre" durchzusetzen als in den norddeutschen rein protestantischen Flächenstaaten.

Eine Kontinuität von den mittelalterlichen Narren- und Eselsfesten zur heutigen Fassenacht besteht in Mainz nicht.Die Form der heutigen Mainzer Fassenacht existiert erst seit dem frühen 19.Jahrhundert. Dies gilt wohl für den gesamten rheinischen Carneval.
Inwieweit die alemannische Fastnet hier eine ältere Kontinuität aufweist, oder ob es sich hier um eine Neuauflage alter Bräuche handelt wäre hier auch meine Frage an die Forianer aus "Alemanien" und "Helvetien"

Daß sich die Humanisten der Fassenacht annahmen bezeugt für Mainz der Gelehrte Dietrich Gresemund,der 1495 über das närrische Treiben in Mainz berichtete und eine witzigen Dialog schrieb in dem ein itlienischer Professor CATO und ein deutscher Professor Podalirius in vorzüglichem Latein und mit brilliantem Wortwitz über die Narretei streiten- eine Art humanistische "Doppelbütt" also.
 
In der Gesta abbatum Trudonensis berichtet der Abt Radulfus von St. Trond, dass um 1133 ein Bauersmann bei Cornelimünster ein Schiff zimmerte, es mit Rädern versah und in einer Prozession über Aachen, Maastricht, Tongern bis Löwen führte. Weber zogen das Räderschiff. Wo man hinkam, lösten die Weber des Ortes wiederum die Ziehenden ab. Tag und Nacht mussten sie in vollem Waffenschmucke Ehrenwache halten. Nur sie durften das Schiff berühren. Wurde es durch einen anderen berührt, so musste er ein Pfand von seinem Hals oder ein anderes Stück abgeben, wenn er sich nicht anderweitig loskaufen konnte. Überall, wo das Schiff auftauchte, wurden zur Entrüstung der Geistlichkeit Reigentänze aufgeführt, gejubelt und bis in die Nacht gefeiert. Neben der normalen Bevölkerung waren vor allem halbnackte Frauen auffällig, die sich bei Mondschein wild in das Getümmel stürzten.
 
Mit solchen, die Straßen entlang fahrenden Schiffen, zogen auch 1235 die Kölner der dem Kaiser Friedrich II. angetrauten Prinzessin Isabel von England entgegen.
 
Fasching hat nix mit proterstantisch oder katholisch zu tun sondern ist nur ein Dialektwort... im Süden sagt man eher Fasching.

Die Protestanten haben schon den Karneval und andere Bräuche bekämpft, waren darin aber nur teilweise erfolgreich.Aus protestantischer Feder stammt wohl auch die Behauptung dass die Fastnacht ein heidnischer Brauch sei und eine Form von Baccanal...

leider nur eine Vorschau:
Fastnacht-Karneval im europäischen ... - Google Bücher

aber u.a. wird da tatsächlich auch das Schiff der Weber erwähnt das wohl ein Vorläufer von späteren holländischen Schiffen war die zum Karneval ausfuhren.
 
Fasching hat nix mit proterstantisch oder katholisch zu tun sondern ist nur ein Dialektwort
ja ich wollte auch nur sagen,wir sind protestantisches Gebiet und es heißt Fasching bei uns im Arzgebirsch))

ich denke, der Ursprung liegt in den Fruchtbarkeitsriten um die Große Mutter. Der Karneval dürfte also schon lange vorhanden gewesen sein. Das Schiff ist ein gutes Beispiel dafür. Haare, Weben und Spinnen hatten immer eine mystische Bedeutung im Kult der Großen Mutter (ich meine Große Mutter allgemein), da auch das Schicksal gewebt wurde (siehe auch Parzen, Nornen). Die Weber waren also nicht von ungefähr dafür eingeteilt.
 
j
ich denke, der Ursprung liegt in den Fruchtbarkeitsriten um die Große Mutter. Der Karneval dürfte also schon lange vorhanden gewesen sein. Das Schiff ist ein gutes Beispiel dafür. Haare, Weben und Spinnen hatten immer eine mystische Bedeutung im Kult der Großen Mutter (ich meine Große Mutter allgemein), da auch das Schicksal gewebt wurde (siehe auch Parzen, Nornen). Die Weber waren also nicht von ungefähr dafür eingeteilt.

*g*

Da ist es aber sehr schlecht ,daß ein solches Schiff erstmals im 11. Jahrhundert erwähnt wird...

befasse dich ersteinmal kritisch mit den historisch realen Kulten der großen Mutter... überprüfe danach welche Gemeinsamkeiten mit dem frühesten Karneval bestehen.

Meiner persönlichen Meinung nach: gar keine!
 
Das Narrenschiff ist schon die wichtigste Sachen des mittelalterlichen deutschen Karnevals, nicht zuletzt bekannt durch das gleichnamige literarische Werk von Sebastian Brant. Vielsagend ist, dass der Umzug des Narrenschiffs im heutigen Karneval, auch nicht in der angeblich uralten allemannischen Fastnacht, keine Rolle mehr spielt.

Der Bezug zur "großen Mutter", den Haetius ja so gern zieht, ist insofern nicht gegeben, als das der zeitgenössische Autor der Rudolfs Chronik von St. Tron den Umzug des Räderschiffs um 1133 vergleiche mit dem Kult um die antiken Göttern Neptun, Mars, Bacchus und Venus zieht. Er erkannte die Verderblichkeit des Volksfestes war dem Klerus bewusst. Abt Rudolf hält es schon für erstaunlich, dass niemand dem Schiff ein Opfer darbrachte.
Was die große Mutter betrifft. Tatsächlich war das Schiff Symbol der Isis, ausweislich Tacitus auch bei den Germanen. Das römische Fest Navigum Idisis, an dem das Kultschaff der Isis zum Meer gezogen wurde, fand immerhin am 5. März statt.

Tatsächlich fand der Umzug miit Räderschiff in Kombination mit Mummenschanz in der frühen Neuzeit auch zu anderen Terminen statt. Ein Beschluss des Ulmer Rathauses verbietet es den Bürgern zu Nikolaus! mit Masken verkleidet in einem Schiff (oder auch einen Pflug) durch die Stadt zu ziehen.
Überhaupt scheint die Fastnacht keinen Alleinvertretungsanspruch zu haben. Zu jedem Fest gehören Verkleidungen und Alkoholexzesse. Ob nun der heilige Nikolaus Teufel und Krampus an der Kette um die Häuse zieht, an Dreikönig die Perchten in Süddeutschland oder in Italien die Hexe Befana.
Der Ulk scheint es, dass sich Menschen als Teufel, Hexen oder Narren verkleiden. Ob nun Prinz Karneval herrscht oder der Maikönig oder der Kinderbischof.
Varitionen des gleiches Thema. Für einen Tag wird alles umbekehrt. Das Volk sich Eselohren an, macht einen der ihren zum Narrenkönig und feiert.
Es gab eben viele Narrenfeste. Eines war das Eselsfest. Der Hintergrund scheint christlich, aber die Rolle des Esels als Idioten und Narr stammt nicht aus der Bibel sondern aus der griechischen Tierfabel. Die Germanen und Kelten können nicht als Ursprung des Eselkultes herhalten, lernten sie doch den Esel erst durch die Römer kennen.
Was soll das ganze nun? Es handelt sich offensichtlich um Eseleien. Merkwürdige Vorstellungen von Sünde und Teufel mögen hier eine Rolle spielen, ebenso wie die Möglichkeit eines Ventiles für gesellschaftlichen Frustabbau.
 
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dass der Umzug des Narrenschiffs im heutigen Karneval, auch nicht in der angeblich uralten allemannischen Fastnacht, keine Rolle mehr spielt.

Na ja,die meisten Komitee - und Rosenmontagswagen sind schon Schiffen nachempfunden und auch als Interpretation des Narrenschiffes zu sehen. Die ersten dieser Wagen im 19.Jahrhundert nahmen teilweise sogar direkt Bezug auf das Narrenschiff.

Der Rollentausch von hoch und niedrig war übrigens ein durchgängiges Motiv all dieser Narrenfeste von der Antike bis zur Neuzeit.

Was die Isisfeste betrifft ist es übrigens interessant,daß die großen rheinischen Karnevalsmetropolen Mainz und Köln beide spätantike Isisheiligtümer aufwiesen.
vielleicht hat sich dort doch etwas vom alten Geist der Isisfeste erhalten :scheinheilig:
 
Ich halte es für unwahrscheinlich einen direkten Zusammenhang zu sehen... der Isiskult verschwand im 6. Jahrhundert... und fast 600 Jahre später taucht ein Narrenschiff auf!

Zumal wir nichteinmal wissen ,daß ein Isisschiff auch in Köln zu Rhein gelassen wurde... denn eine "normale" Schiffstaufe war es ja wohl... verkultet zwar aber es wurde ein seetüchtiges Schiff zur See gelassen.

einzige Gemeinsamkeit ist ein Schiff.Und nichteinmal ein seetüchtiges...
 
befasse dich ersteinmal kritisch mit den historisch realen Kulten der großen Mutter... überprüfe danach welche Gemeinsamkeiten mit dem frühesten Karneval bestehen.
Mit Kulten der Großen Mutter meine ich nicht unbedingt die Magna Mater und Kybele, sondern allgemein den Kult um eine Erdmutter. Aufgrund der spärlichen Quellenlage dürfte eine genaue Benennung schwierig werden.
Für mich deutet schon viel auf einen Fruchtbarkeitskult und ich nenne es mal Matronenkult hin. Ekstatisch tanzende, halbnackte Frauen, Weber und mit Masken verkleidete Menschen.
Der Kult muss meiner Ansicht nach auch sehr alt sein, da er kaum mit dem Christentum in Verbindung zu bringen ist.

Man vermutete auch, dass das Schiff zur Rheinmündung gebracht werden sollte, wo ja auf Walcheren sich die Nehalenniaaltäre befanden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Er war einfach im Volk noch überliefert. Weshalb abwegig? Wenn Du Dir den Bericht zu dem Schiff anschaust, wird klar, dass es ein allgemein bekannter Kult war. Das Schiff wurde von Stadt zu Stadt gezogen.
 
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