Helm aus Autun

Signifer

Gesperrt
Hallo,

hat vielleicht jemand ein gutes Foto des seltsamen Helmes aus Autun, Frankreich.
Das ist der Helm mit den Blätterkränzen, der im Robinson abgebildet ist. Allerdings sind diese Fotos 40 Jahre alt.
 
Hast Du auch eine Theorie was das für ein Helm gewesen sein könnte?

Meistens wird er als Paradehelm der Kavallerie beschrieben, bei Michael Simkins steht es sei ein Helm eines hohen Offiziers, wie z.B. eines Provinz-Legaten.
 
Meiner Meinung nach handelt es sich entweder um einen Paradehelm oder um einen Helm eines sehr hohen Offiziers. Auf jeden Fall um einen Helm der Infanterie.
Es scheint sich um eine Art "Pseudo-korinthischen Helm" zu handeln (siehe Anlage). Diese Helme wurden im 5.Jh- - 4.Jh.v.Chr. von der Infanterie in Italien getragen.
Für die Kavallerie ist dieser Helm obsolut untauglich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Interessant, wie sich hier das hochgeschobene Visier formal verselbständigt hat und nur noch als Zierform auf einer Art Schirm übrigbleibt … ich muss zugeben, ich habe etwas Schwierigkeiten, die Anordnung der Kränze zu verstehen. Zwei umfassen die Kalotte, zwei dienen als Wangenschutz, ist das undeutliche im Hintergrund eine Nackenabdeckung?

Der Eimer erinnert mich total an die komische Pickelhaube mit Adler und Gemüse, die Kaiser Wilhelm II. auf dem Kopf trug. Genauso verselbständigt in seiner rein dekorativen Funktion, und in der Hypertrophie eigentlich sinntragender Elemente. Jedes Stück an diesem Helm sagt "Boss".
 
Hallo Mummius,
anbei ein Bild von einer anderen Perspektive.
Hier kannst Du erkennen, dass es sich eindeutig um einen Nackenschutz handelt. Die insgesamt 5 "Nackenringe" wurden sehr wahrscheinlich von Lederriemen, ähnlich wie bei der Segmentata, zusammengehalten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Ringkrieger,
natürlich ist fast alles was wir heute annehmen eine reine Vermutung. Keiner war von uns dort!
Was aber für einen Helm der Infanterie spricht ist die Tatsache, dass ähnliche Helme zur Zeit der Republik von der Infanterie getragen wurden. Das ist Fakt!
Ein weiterer Grund meiner Annahme ist der, dass man als Kavallerist einen Helm braucht, der fest sitzt und in keinster Weise hinderlich bei Bewegungen mit dem Kopf ist.
Dieser Helm ist riesig und allein der große Nackenschirm würde die Bewegungsfreiheit eines Reiters erheblich einschränken. Deshalb habe ich hier nochmals ein Bild angehangen, der den Helm aus einer anderen Perspektive zeigt.
Aber, wie gesagt, kann es sich meiner Meinung nach auch um einen Paradehelm eines hohen Offiziers handeln, der vielleicht für repräsentative Zwecke zu Pferde saß.
 
Zuletzt bearbeitet:
Signifer schrieb:
Meiner Meinung nach handelt es sich entweder um einen Paradehelm oder um einen Helm eines sehr hohen Offiziers. Auf jeden Fall um einen Helm der Infanterie.
Es scheint sich um eine Art "Pseudo-korinthischen Helm" zu handeln (siehe Anlage). Diese Helme wurden im 5.Jh- - 4.Jh.v.Chr. von der Infanterie in Italien getragen.
Für die Kavallerie ist dieser Helm obsolut untauglich.

5. Jhdt. v. Chr., Fundort: Autun,... mitten im keltischen Siedlungsgebiet?

- Der Blätterschmuck,
- die Datierung auf das 5. vorchristliche Jahrhundert,
- der Fundort
- und die Abbildung eines Helmes, den das Gesicht trägt, dass auf dem Helm von Autun dargestellt ist

liefern Anknüpfpunkte an das Standdbild des Fürsten vom Glauberg. (Keltenfürst, 5. Jhdt. v. Cr.)

Man beachte auch Nase und Gesichtsausdruck in nachfolgenden
Bildern.

Der Helm gehörte möglicherweise einem keltischen Fürsten. Weiter möchte ich nicht gehen, da mir das nötige Fachwissen fehlt.

mfG Jürgen
 

Anhänge

  • FvGlauberg.jpg
    FvGlauberg.jpg
    6 KB · Aufrufe: 337
  • HelmvAutun.jpg
    HelmvAutun.jpg
    15,1 KB · Aufrufe: 431
Zuletzt bearbeitet:
Der Helm könnte also vl. eine in keltischer Weise modifizierte Version eines dieser "pseudo-korinthischen Helme sein (?). Stilimport ? Er könnte reine Grabbeigabe sein, Repräsentationsobjekt ohne wirkliche praktische Verwendbarkeit. Andere Beispiele dafür finden sich ja in anderen frühkeltischen Gräbern (Krater von Vix, die häufiger gefundenen Wagen etc.)
 
Tut mir leid, keltisch ist an dem Helm nichts ausser seinem Fundort. Alles ist rein hellenistischem Formenschatz entsprungen; deswegen würde ich die Entstehung des Helmes etwas später ansetzen als Jürgen.
Ich kann mir eher eine "Sicilian Connection" vorstellen - dass er (der Helm, nicht Jürgen) als Kriegsbeute eines keltischen Söldnerführers aus den sizilischen Kriegen des 4-3. Jhs. wieder mit nach Hause genommen wurde. Einen Prunkhelm dieser Art könnte gut auf dem Kopf eines Agathokles, Xanthippos oder Pyrrhos passen. Diese Condottieri sahen sich alle in der Nachfolge Alexanders, der immer durch seine Kopfzier herausstellte, wer und wo er war.
 
Also Keltisch ist dieser Helm, meines erachten auf keinen Fall!!

Ob der nun zum Reiten gedacht ist, müsste man mit einem Nachbau und Kampfübungen zu Pferde testen. Also ich kann es mir vorstellen. Denn bei unseren Helmen in der Reitergruppe(Timetrotter), ist ja auch manchmal Helmzier vorhanden. Nur ob die un im kampfgetragen wurde ist wieder eine andere Frage. Weiß man eigendlich, aus untersuchungen zu dem Helm, ob man den Helmschmuck früher mal abnehmen konnte, in einem leichten verfahren???

Valete,

Ringkrieger
 
Der Helm ist auf keinen Fall keltisch.!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Stil ist eindeutig griechisch/römisch.
Es handelt sich hier auch nicht um eine Helmzier, sondern die Kränze sind Teil des Helmes.
Um eine mögliche Tragevariante zu zeigen gibt es wieder ein Bild von mir als Anhang.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist die Zeichnung von Michael Simkins, der den Helm einem Provinz-Legaten zuordnet.
Allerdings waren die hohen Herren ja in der Regel auch hoch zu Ross unterwegs, also ist eine kavalleristische Nutzung möglich (der Träger brauchte ja auch keine hektischen Bewegungen zu machen :D ).
 
Möglicherweise ist der Helm nie getragen worden, sondern gehörte zu einer Statue, vielleicht einer göttlichen.

Auf mich macht er einen sehr barbarischen, unpraktischen Eindruck. Was spricht eigentlich dagegen, daß die Kelten Kontakt mit Griechenland hatten?
 
Secundus schrieb:
Das ist die Zeichnung von Michael Simkins, der den Helm einem Provinz-Legaten zuordnet.
Allerdings waren die hohen Herren ja in der Regel auch hoch zu Ross unterwegs, also ist eine kavalleristische Nutzung möglich (der Träger brauchte ja auch keine hektischen Bewegungen zu machen :D ).

Es gab ja schließlich auch griechische Städte nahe keltischen Gebietes
wie z.B. Massilia?!?
 
Was gerne mal als "pseudo-korintisch" bezeichnet wird, taucht auch als "apulisch-korinthisch auf. Hauptverbreitungsgebiet ist dabei bisher lokalisiert in Kampanien, Apulien und Kalabrien.
Es existieren bislang klassifizierte Typen A bis E.
Diese werden bislang vom ausgehenden 6. bis zum 4. Jh.v.Chr. datiert.

Zum keltischen FUndkontext kann ich leider gar nichts beitragen, aber falls ich mal auf was stoße mucke ich mich.
 
Zurück
Oben