Herkunft der Protobulgaren

Schmieden haftete lange Zeit etwas magisches an, um Schmiede rankt sich sehr häufig eine reiche Mythologie. Es ist daher überhaupt nicht undenkbar, dass in nomadischen oder halbnomadischen Gesellschaft wie der protobulgarischen der Schmied eine Sonderrolle innehatte, die ihn über den Rest erhöhte.

Der Schmied war der wichtigste Handwerker. Er konnte fachmännisch Eisen zu brauchbaren und haltbaren Waffen und Arbeitsgeräte formen.
Man darf sogar annehmen, dass Schmiede von Kampfeinsätzen befreit waren und im Ort verblieben.
 
Ich erwarte irgendwelche Beweise, mein Freund. Unbegruendet vermuten koennen wir alle.

Der Titel BORI TARKAN besass der Gouverneur (Hauptverwalter) einer wichtigen Festung in Bulgarien. Er hatte absolut gar nichts mit einem Schmied und seine Aufgaben zu tun. Das ist mit Sicherheit festgestelt.

Das erste Wort im Ausdruck BORI TARKAN naemlich “BORI” wurde aus der gemeinsamen indoeuropaeischen Wurzel -BURG (deutsch), -BURGH (english), BARA \PARA\(thrakish), extr. hergeleitet. Alle Woerter sind mit der Bedeutung “Festung”, ”Stadt”.

P. S.
Eine Verbindung zwischen protobulgarischem TARKAN (Gouverneur, Verwalter), tuerkischem TARKAN (Schmied) und russuschem TARAKAN (Kakerlake!) sehe ich, leider nicht!

"Tarkan" war bei den "echten" Bulgaren zunächst ein militärischer Titel. Commander of 1 000 horsemen (“thousander”).

Dies galt auch für "Bori Tarkan". Commander of the heavily armoured cavalry, in later time a commandant of an “aul” (fortress).

Bori = Börü = Alttürkisch für Wolf??

Der Begriff "Tarkan" hatte also bei den nicht-slawischen, "echten" Bulgaren dieselbe Bedeutung wie bei den Göktürken. Ist ja auch kein Wunder....:)
 
Bori = Börü = Alttürkisch für Wolf??

Danke sehr, liebe Freunde! Jetzt ist es mir alles klar geworden!
Also, Schmied, Wolf und Kakerlake! Aber das sind alle, ohne Ausnahmen, sehr hochangesehene administrative Titel, besonders fuer den Hauptverwalter einer Festung!!!

Wie koennte ich es verpassen!

Vielen Dank, nochmals. Wunderbar!
 
Nomaden mit eigener Städtebaukultur?

Grüß euch

Ich habe neuerlich in einem Buch aus der Osprey Publishing Serie etwas sehr interessantes gelesen, und will daher mal wieder den Thread wiederbeleben:

Romano-Byzantine Armies 4th - 9th Century AD schrieb:
One would have expected Bulgarian fortifications in the Balkans - an Area formed one of the richest provinces of the Roman and Byzantine Empires - to reflect only Western building techniques; but the structured at Pliska, the first Balkan Bulgarian capital, include influences from far away in Central Asia. How these reached the banks of the Danube through the viccisitudes of Bulgar history remains a mystery.

Ähnliches sagen auch die Archäologen, die wolgabulgarischen Städe Bolgar und Biliar ausgraben.

Für mich ist es ein Widerspruch in sich, das Nomaden eine eigene Städtebaukultur haben, und das bevor sie auf den Balkan kommen. Daher vermute ich (ist zwar Spekulation, aber ich denke, der Schluss ist logisch) das man sich vom Bild der vollnomadischen Protobulgaren trennen sollte, und sich die Protobulgaren ähnlich vorstellen sollte wie zB die Skythen, die ja auch Festungen errichteten (zB Gelonus, oder auch eine "Festung", die in Sibirien ausgegraben wurde), oder als Halbnomaden, ähnlich den Alanen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Die Nomaden Zentralasiens waren meist auch keine "Vollnomaden", oder hatten zumindest meist Anteile an Halbsesshaften, usw. Insofern nichts neues. :winke:
 
Mit Risiko den Stolz einiger Teilnehmer zu verletzen, wuerde ich eine sehr einfache Frage stellen.
Hier spricht man ueber „Vollnomaden”, „Halbnomaden mit Städte?!” „Halbsesshaft“, „Nichtnomaden” ect.

Was ist der Unterschied zwischen den „Vollnomaden“ und „Halbnomaden“ zum Beispiel? Vielleich wohnen die Ersten das ganze Jahr auf einer Wiese und die Zweiten wohnen auf der Wiese von Zeit zur Zeit im Sommer, und im Winter gehen die in die Städt, wo es Zentralheizung gibt!!!

Wie war es mit den alten Germanen, zum Beispiel, während der Voelkerwanderung – waren sie Vollnomaden oder nur Halbnomaden oder doch sie bauten Städte aus Stein auf jedem Tritt und Schitt?
 
Mit Risiko den Stolz einiger Teilnehmer zu verletzen, wuerde ich eine sehr einfache Frage stellen.
Hier spricht man ueber „Vollnomaden”, „Halbnomaden mit Städte?!” „Halbsesshaft“, „Nichtnomaden” ect.

Was ist der Unterschied zwischen den „Vollnomaden“ und „Halbnomaden“ zum Beispiel? Vielleich wohnen die Ersten das ganze Jahr auf einer Wiese und die Zweiten wohnen auf der Wiese von Zeit zur Zeit im Sommer, und im Winter gehen die in die Städt, wo es Zentralheizung gibt!!!

Wie war es mit den alten Germanen, zum Beispiel, während der Voelkerwanderung – waren sie Vollnomaden oder nur Halbnomaden oder doch sie bauten Städte aus Stein auf jedem Tritt und Schitt?
Da sprichst Du eines der ganz zentralen Themen der Nomadenforschung an. :D Fakt ist: die Definitionen sind nicht völlig eindeutig.
Im Grunde geht man davon aus, daß es so gut wie nie Vollnomaden gab, weil man sich so einen Lebensstil nicht leisten kann oder nur gezwungenermaßen so lebt. Es wären also nur sehr reiche Nomaden oder eben sehr arme ("only a poor nomad is a pure nomad") als Vollnomaden unterwegs gewesen. Alle anderen sind Halbnomaden, Halbseßhafte oder wie auch immer. Viertelnomaden? Drittelnomaden?
Jeder Nomade braucht auch Dinge, die er nicht selber produziert. Die kauft oder ertauscht er entweder oder er raubt sie. Dazu gehören z.B. Eisenwaren, Textilien, aber auch bestimmte Lebensmittel (z.B. Getreide). Da ja Nomaden nicht ununterbrochen unterwegs sind, sondern Sommer- und Winterlager, oft auch Frühlings- und Herbstlager haben, sind sie eben auch längere Zeit an einem Ort. Sie ziehen ja auch nicht wahllos in der Gegend rum. Deshalb bietet sich für die meisten an, ein bißchen Landwirtschaft zu betreiben. Das ist eine Definitionsschiene, die sich auf die Wirtschaftsform bezieht. Also rein viehzüchtender Nomade versus Nomade, der auch ein bißchen Ackerbau betreibt.
Dann kann man auch noch unterscheiden, in was für Behausungen solche Leute leben. Temporäre Behausungen (Zelte etc.) sind ja das übliche bei nomadischer Lebensweise. Aber oft gibt es in Sommer- oder Winterlagern schon feste Hütten oder gar Häuser. Solche Leute sind dann also nur noch zur Hälfte nomadisch, weil sie nur noch das halbe Jahr im Zelt wohnen.
Es gibt auch nomadische Gruppen, bei denen ein Teil seßhaft lebt, der andere aber mit dem Vieh nomadisch herumzieht. Manchmal sind es nur die (jungen) Männer, die unterwegs sind, manchmal ganze Familien. Da geht dann die Diskussion los, wie man das von der Wanderweidewirtschaft abgrenzen soll.
Berücksichtigen muß man auch, wie sich die Leute selber sehen. Heutzutage gibt es z.B. in Nordafrika viele Gruppen, die sich noch als Nomaden bezeichnen, aber tatsächlich längst seßhaft sind.
Ich habe mich beruflich jahrelang damit beschäftigt, gerade auch mit dieser Definition. Eines ist dabei klargeworden: den Nomaden selber ist es schnurz. ;)
 
Was ist der Unterschied zwischen den „Vollnomaden“ und „Halbnomaden“ zum Beispiel?

Der Halbnomadismus ist eine Zwischenstufe zwischen sesshafter und nomadischer Lebensweise. Neben dem nomadischen Viehtrieb wird zu bestimmten Jahreszeiten auch ein rudimentäter Feldbau mit Sesshaftigkeit betrieben. Es handelt sich dabei um einen festumrissenen Begriff.

Wie war es mit den alten Germanen, zum Beispiel, während der Voelkerwanderung – waren sie Vollnomaden oder nur Halbnomaden oder doch sie bauten Städte aus Stein auf jedem Tritt und Schitt?

Bei den Germanen der Völkerwanderung handelt es sich um wandernde Bauern auf der Suche nach Land. Man kann also hier nicht von "Nomadismus" in der eigentlichen Wortbedeutung sprechen. Es spielte sich das gleiche ab wie z.B. bei den Trecks der Buren in Südafrika, die ebenfalls mit Vieh und Planwagen auf der Suche nach geeignetem Ackerland waren - vor allem ohne britische Kolonialherren.
 
Hi, hier erhälst du kurz und bündig Antworten:
Einführung in die Ethnologie Zentralasiens

S. 35 ff: ein Ausschnitt, ansonsten den Absatz zuvor und die Seite danach selber im Skript bitte anschauen.

"

IV.2.1. Vollnomaden:

Laut JANATA75 gibt es (auf der Basis von BOBEK´s Lebensformengruppen)
5 Kriterien, die man zur Bestimmung von Nomaden heranziehen sollte:

1) die Viehwirtschaft dominiert
2) es erfolgt eine jahreszeitliche Wanderung, bedingt durch die Erfordernisse der
Weidewirtschaft
3) die gesamte sozial-politische Gruppe nimmt geschlossen an der Wanderung teil.
4) es werden im Regelfall größere Distanzen zurückgelegt (siehe
Fernweidewirtschaft, Fernwanderung)
5) die Vollnomaden leben ganzjährig in mobilen Behausungen (z.B. Zelt, Jurte), die
leicht auf- und abgebaut werden können und auf wenigen Lasttieren (2 Tieren)
transportiert werden.

Aufgrund dieser Kriterien können Vollnomaden laut JANATA folgendermaßen
definiert werden:76 „Nomadismus, eine Lebensweise von geschlossenen sozialen
Gruppen, die, im Gegensatz zur Sesshaftigkeit, ganzjährig in mobilen Behausungen
wohnen und im Regelfall beträchtliche Distanzen zwischen Sommer- und
Winterweiden zurücklegen (im Jahreszyklus mitunter mehrere hundert Kilometer).
Kerngebiet des Nomadismus sind der altweltliche Trockengürtel und seine Ränder,
grundlegende Wirtschaftsform ist in jedem Fall die Herdenviehzucht.“

IV.2.2. Halb- bzw. Teil- oder Seminomaden:

Dabei handelt es sich um eine Kombination von nomadischer Viehzucht und
sesshaftem Ackerbau.
Von Halb- oder Seminomadentum spricht RATHJENS, wenn Wanderhirtentum mit
sesshaftem Feldbau kombiniert erscheint oder wenn das sommerliche Zelt im Winter
mit dem festen Stein- oder Lehmhaus vertauscht wird.77
JANATA definiert den Halbnomadismus folgendermaßen: „Formen des
Wanderhirtentums, kombiniert mit sesshaftem Feldbau, Lebensformen, deren
Wirtschaftsweise den natürlichen Bedingungen von Relief, Klima und
Pflanzenwachstum im Gebirge vorzüglich angepasst sind. Neben Viehzucht wird
regelmäßig Bodenbau betrieben: Bewässerungsfeldbau in den Gemarkungen der
festen Winterdörfer und/oder Regenfeldbau in der Nähe der Sommerlager. An den
Wanderungen im Sommerhalbjahr nehmen geschlossene soziale Gruppen teil, die
zurückgelegten Distanzen sind gering. Während des Sommers werden Zelte, Jurten
u.a. mobile Behausungen benutzt. ... Im Regelfall stellt der Halbnomadismus in den
nordafrikan. und asiat. Gebirgsländern eine optimale Nutzung ökologischer
Ressourcen dar.“78

IV.2.3. Vollsesshafte:

Vollsesshafte wohnen laut GRÖTZBACH ganzjährig in ein und demselben festen
Haus.79 Die wirtschaftliche Grundlage ist der Ackerbau.
Im Englischen wird die Vollsesshaftigkeit mit dem Terminus Sedentarism bezeichnet.
80

IV.2.4. Halbsesshafte:

JANATA definiert die Halbsesshaften folgendermaßen: „Im Unterschied zum
Halbnomadismus kommt bei der Halbsesshaftigkeit dem Bodenbau noch größere
Bedeutung zu, und an der saisonalen Wanderung nehmen nur Bruchteile sozialer
Gruppen teil.“81
GRÖTZBACH vermerkt bezüglich der Halbsesshaften: Sie bieten „...ein buntes
Spektrum unterschiedlicher Erscheinungsformen. Almwirtschaft, Transhumanz,
Zeltaufenthalte auf dorfnahen Feldern und Weiden zählen ebenso dazu, wie das
Wohnen in Obstgärten (...).“82 Bezüglich der Merkmale der Halbsesshaften erwähnt
GRÖTZBACH u.a. folgendes: „Ihr gemeinsames Merkmal besteht darin, dass sie
während des Sommers nicht in ihrem festen Haus oder Gehöft, sondern in einem Zelt
oder einer Hütte wohnen, ohne dabei in der Regel ihr Dorf oder dessen nähere
Umgebung zu verlassen. Die Aufenthalte auf Feldern oder in Gärten dienen jeweils
einem bestimmten Zweck: der Bewachung reifender Früchte wie Obst oder Melonen
oder dem Hüten des Weideviehs auf Stoppel- und Brachflächen. Der Zeltaufenthalt
im Hofe des eigenen Gehöfts wird meist mit dem Vorteil der luftigeren, von
Ungeziefer weniger heimgesuchten, leichten Behausung begründet.“83 Dieser Typ der
Halbsesshaftigkeit ist insbesondere bei den Uzbeken verbreitet. Weiters meint
GRÖTZBACH: „Generell lässt sich die Halbsesshaftigkeit teils ökologisch, teils
ökonomisch, teils ethnokulturell deuten. In den Hochgebirgen und z.T. auch in den
Hochländern stellt sie eine spezifische Form der Anpassung an die klimatische
Höhenstufung dar, wie z.B. die Almwirtschaft der Tadschiken und Nuristani im
Hindukusch. Noch ausgeprägter kommt die Halbsesshaftigkeit bei den Turkvölkern
Nordafghanistans und ihren unmittelbaren Nachbarn vor, bei nördlichen Hazara,
Tadschiken am Hindukuschrand, Paschtunen und Aimaq; hier dürfte sie eher
ethnokulturelle Wurzeln haben.“84


IV.2.5. Begriffliche Abgrenzung von Halbsesshaftigkeit und Halbnomadismus
nach GRÖTZBACH:


Bezüglich des Halbnomadismus konstatiert GRÖTZBACH u.a. folgendes: Es gibt
zahlreiche „Zwischen- und Übergangsformen zwischen voller Sesshaftigkeit und
vollem Nomadismus. ... Stark generalisiert lässt sich demnach das Spektrum
traditioneller Lebensformen folgendermaßen darstellen:“85
"

und so weiter, bitte im Skript weiterlesen, auch wegen den Abbildungen.
 
Die Protobulgaren haben Städte gebaut, sind also, nach dem, was ich in den Definitionen gelesen habe, Halbseßhafte.
 
Viellen Dank allen fuer diese Antworten.

Bei den Germanen der Völkerwanderung handelt es sich um wandernde Bauern auf der Suche nach Land.
Also, Dieter, wenn ich Dich richtig verstehe, handelt es sich bei den Germanen um eine ursprunglich sesshafte Bewölkerung, das unter gewissen Zuständen gezwunden wurde neus Land zu suchen? Richtig?
 
Die Protobulgaren haben Städte gebaut, sind also, nach dem, was ich in den Definitionen gelesen habe, Halbseßhafte.
Na ja, so einfach ist das nicht. Wer sind _die_ Protobulgaren, die die Städte gebaut haben? Waren das alle? Haben die alle in den Städten gelebt - oder vielleicht doch nur die/ein Teil der Oberschicht? Es werden ja nicht alle Protobulgaren plötzlich in die Stadt gezogen sein. Die meisten dürften erst mal ihren vorherigen Lebensstil beibehalten haben.
 
Die Nomaden Zentralasiens waren meist auch keine "Vollnomaden", oder hatten zumindest meist Anteile an Halbsesshaften, usw. Insofern nichts neues. :winke:

Na ja, so einfach ist das nicht. Wer sind _die_ Protobulgaren, die die Städte gebaut haben? Waren das alle? Haben die alle in den Städten gelebt - oder vielleicht doch nur die/ein Teil der Oberschicht? Es werden ja nicht alle Protobulgaren plötzlich in die Stadt gezogen sein. Die meisten dürften erst mal ihren vorherigen Lebensstil beibehalten haben.

Was wissen wir mit Sicherheit ueber den "Lebensstil" der meisten Protobulgaren am Anfang vom 7. Jahrhundert, zum Beispiel? Ich fürchte mich – fast gar nichts, oder doch?
 
Na ja, so einfach ist das nicht. Wer sind _die_ Protobulgaren, die die Städte gebaut haben? Waren das alle? Haben die alle in den Städten gelebt - oder vielleicht doch nur die/ein Teil der Oberschicht? Es werden ja nicht alle Protobulgaren plötzlich in die Stadt gezogen sein. Die meisten dürften erst mal ihren vorherigen Lebensstil beibehalten haben.


Stimmt so nicht ganz. Die Städte hatten meistens enorme Ausmaße für Städte ihrer Zeit (siehe Bolgar an der Wolga bzw. Pliska in Donaubulgarien). Und es lebten recht viele in diesen Städten.

@Kiprian: Man weiß, dass sie sehr wohl zum Teil Nomaden waren, aber vieles ist dennoch unbekannt.
 
Stimmt so nicht ganz. Die Städte hatten meistens enorme Ausmaße für Städte ihrer Zeit (siehe Bolgar an der Wolga bzw. Pliska in Donaubulgarien). Und es lebten recht viele in diesen Städten.

@Kiprian: Man weiß, dass sie sehr wohl zum Teil Nomaden waren, aber vieles ist dennoch unbekannt.
Das meine ich doch! Auch wenn sie Städte gebaut haben, heißt das noch lange nicht, daß sie auch plötzlich alle da wohnen. Du hast so selbstverständlich postuliert, daß die Protobulgaren halbseßhaft gewesen seien wegen der Städte. Das wird höchstwahrscheinlich aber bunt gemischt gewesen sein, so wie eben auch in Zentralasien und Iran während der Herrschaft der einschlägigen Dynastien.
 
Also, Dieter, wenn ich Dich richtig verstehe, handelt es sich bei den Germanen um eine ursprünglich sesshafte Bevölkerung, das unter gewissen Zuständen gezwungen wurde neues Land zu suchen? Richtig?

Das lässt sich nicht so einfach sagen, da die Germanen ein Oberbegriff für viele einzelne Gruppen sind. Was wir aber unter dem Begriff der Völkerwanderung kennen hat mit Nomadismus nichts zu tun. Der Nomadismus beschriebt zyklische Wanderbewegungen, die Nomaden kommen in aller Regel in den gleichen Jahrezeiten an die gleichen Orte. Die Kimbern und Teutonen wurden von einer Flut vertrieben, den Wanderungsgrund der Goten kennt man m.E. nicht, zumindest nicht den der Wielbark-Kultur von der Weichsel-Mündung ans Schwarze Meer, ab dort wissen wir dann, dass es erst die Hunnen sind, welche die Goten vor sich her treiben oder in ihren Verband integrieren, dann die wechselhaften Beziehungen der Goten zu den Römern, wobei es immer wieder zu foedi kommt. Ähnlich sieht es mit Sueben, Langobarden, Franken, Burgundern und Vandalen aus.
Andererseits haben wir für die germanische Frühzeit durchaus Hinweise, die auf Halbnomadismus schließen lassen.
 
Andererseits haben wir für die germanische Frühzeit durchaus Hinweise, die auf Halbnomadismus schließen lassen.

Das lässt sich allerdings archäologisch nicht beweisen. Da gibt es lediglich Hypothesen und Spekulationen, die sich vor allem auf eine ebenfalls hypothetische vorgermanische Bevölkerung beziehen.
 
Das meine ich doch! Auch wenn sie Städte gebaut haben, heißt das noch lange nicht, daß sie auch plötzlich alle da wohnen. Du hast so selbstverständlich postuliert, daß die Protobulgaren halbseßhaft gewesen seien wegen der Städte. Das wird höchstwahrscheinlich aber bunt gemischt gewesen sein, so wie eben auch in Zentralasien und Iran während der Herrschaft der einschlägigen Dynastien.

Eine Kultur kann keine eigene Städtebaukultur entwickeln, wenn nur eine kleine Minderheit in diesen wohnt.
 
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