Hinrichtungsmaschine für Ludwig XVI.?

Jacobum

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Die Bayerische Staatsbibliothek hat einige Drucke und Schriften digitalisiert und online gestellt.

Dazu gehört auch folgendes wohl zeitgenössische Bild von der Hinrichtung des französischen Königs Ludwig XVI 1793:

http://mdz10.bib-bvb.de/~einblattdrucke/images/300000360_0_r.pdf

Was ist denn das für eine seltsame Hinrichtungsmaschine?????

Ich bin bislang davon ausgegangen, dass Ludwig XVI durch die Guillotine hingerichtet wurde.

Ist da dem Künstler die Phantasie durchgegangen?

:grübel:
 
Ich meine in Ereignisse und Bilder. Bildpublizistik und politische Kultur in Deutschland zur Zeit der Französischen Revolution gelesen zu haben, dass man Anfangs in Deutschland schlechte Beschreibungen der Guillotine hatte und die Künstler daraus Fantasiegebilde geschaffen haben. Eigentlich sind ja noch einige Merkmale der Guillotine z.B. die Klinge vorhanden. In dem entsprechendem Buch finden sich sicher auch ähnliche Darstellungen.
 
Irgendwo habe ich diese Abbildung einmal gesehen. Wobei es schon wunderlich wäre, wenn man sich die Guillotine falsch vorgestellt hätte, kursierten doch wirklich enorm viele Abbildungen der Hinrichtungen des Königs mit Guillotine. Gibt es nicht sogar eine Zeichnung der, damals noch kleinen, Brüder Grimm?:grübel:

Gerade bei dem höhenverstellbaren "Richtstuhl" denke ich mir, muss schon sehr die Fantasie mit dem "Künstler" durchgegangen sein, da ich dazu garkein Pendant bei der echten Guillotine finden kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Leider kann ich den Namen nicht enziffern. Wäre interessant zu wissen, aus welchem Bereich der Zeichner kam. Auf mich wirkt es fast wie ein Modell/Zeichnung für's Bühnenbild, vor allem weil der Boden auch die Bezeichnung "Bühne" trägt.

Vermutlich hat man sich vorgestellt, man habe ihn tatsächlich so weit erhöht, um die Hinrichtung weithin sichtbar zu machen ...
 
Nachtrag:
Sieveking z.B. organisierte 1790, vielmehr zum Jahrestag der Stürmung der Bastille ein Freiheitsfest. Möglich dass man dabei die, oder vielmehr eine "Guillotine" aufgebaut hatte, um die Hinrichtung Ludwigs nachzuspielen.
Wie soll denn das gehen?

1790 lebte der König doch noch und war auch noch König!:huh:
 
Wie soll denn das gehen?

1790 lebte der König doch noch und war auch noch König!:huh:
Sorry, das habe ich nicht bedacht. :red: Zumal Sieveking die Revolution usprünglich feierte, das Freiheitsfest sogar von Brissotin gelobt wurde, er jedoch mit dem späteren Terreur und der Hinrichtung Ludwigs nicht einverstanden war. :red:

Nur sind bei Links zu seiner Person eben diese Kupferstiche mit bei, weshalb ich dachte, sie wären nach seiner Federführung entstanden. Die "Bühne" hat mich zusätzlich verleitet ... :autsch:
 
Gut mal hat es ein Geländer und mal nicht. Datei:Hinrichtung Ludwig des XVI.png – Wikipedia

Wobei das Bild aus dem Musée Carnavalet auch wieder sonderbar ist und wohl naiv gemalt. Denn es wird wohl keine rot uniformierten Soldaten gegeben haben. Auf den meisten kolorierten Stichen sieht man Nationalgarden oder ähnliches in dem üblichen Blau.

Übrigens meinst Du sicherlich nicht Brissotin sondern Brissot. Ein Brissotin ist quasi ein Anhänger von Brissot (gewesen).:winke:
 
Heute ist irgendwie nicht mein Tag. :motz:Toll, ganz umsonst das Ganze. Wie sage ich so schön, Wer lesen kann ist klar im Vorteil ... :rofl::fs:

Steht unter der Konstruktion nicht handschriftlich und groß und breit "Vorstellung der auf dem Revolutionsplatz, in Paris aufgebauten Bühne, auf welcher der letzte unglückliche König v. Frankreich Ludwig der XVI den 21. Januar 1793 ist enthauptet worden."

Nix von wegen Original, Replikation und Konstruktion ... :weinen:
 
Zuletzt bearbeitet:
Steht unter der Konstruktion nicht handschriftlich und groß und breit "Vorstellung der auf dem Revolutionsplatz, in Paris aufgebauten Bühne, auf welcher der letzte unglückliche König v. Frankreich Ludwig der XVI den 21. Januar 1793 ist enthauptet worden."
Ich glaube aber mit "Vorstellung" ist damals oftmals Darstellung also im Sinne von Abbildung gemeint.:winke:
 
Ich glaube aber mit "Vorstellung" ist damals oftmals Darstellung also im Sinne von Abbildung gemeint.:winke:
Hm, du magst Recht haben. Aber sie sagten eben auch nicht "es entsprang meiner Phantasie", sondern "es war meine Vorstellung der Sache". "Ich gehe in die Vorstellung", hieß eben auch "Ich gehe ins Theater", und gerade dort ging es um den dramaturgischen Effekt.

Ich komme nach wie vor nicht vom Theater los, und von der Idee, es handle sich dabei (gerade wegen der Details) um einen Entwurf für eine Art Bühnenbild.

Im übrigen ist auch nicht gesagt, dass die Zeichnung selbst aus dem Jahr 1793 stammt. :grübel:
 
Ich glaube aber mit "Vorstellung" ist damals oftmals Darstellung also im Sinne von Abbildung gemeint.:winke:
Dem würde ich zustimmen. Eine andere Bedeutung würde ich als Vorstellung im Sinne von etw. einem Publikum zeigen sehen.

Wobei das Bild aus dem Musée Carnavalet auch wieder sonderbar ist und wohl naiv gemalt. Denn es wird wohl keine rot uniformierten Soldaten gegeben haben. Auf den meisten kolorierten Stichen sieht man Nationalgarden oder ähnliches in dem üblichen Blau.
Der Ikonizitätsgrad ist bei diesen einfachen Darstellungen von Ereignissen oft äußerst gering. Rot uniformierte Soldaten wären äußerst seltsam. Ich glaube nicht, dass dort die Schweizergarde, Schweizer Fremdenregimenter oder Irische Fremdenregimenter anwesend waren.
Irgendwo habe ich diese Abbildung einmal gesehen. Wobei es schon wunderlich wäre, wenn man sich die Guillotine falsch vorgestellt hätte, kursierten doch wirklich enorm viele Abbildungen der Hinrichtungen des Königs mit Guillotine. Gibt es nicht sogar eine Zeichnung der, damals noch kleinen, Brüder Grimm?:grübel:
Ich würde davon ausgehen, dass es eine sehr frühe Darstellung der Hinrichtung ist. Der Künstler könnte mit nach einer schriftlichen Beschreibung gearbeitet haben (siehe Arlette Farge: Lauffeuer in Paris, Die Stimme des Volkes im 18. Jahrhundert, S. 47ff.). In Paris schöpften viele der Zeitungen ihr Wissen aus handgeschriebenen anonymen Berichten. Aus so einem Bericht könnte ein Künstler in Deutschland die wildesten Sachen schaffen. In welchen Zeitraum würdest du die Kleidung einordnen?


Steht unter der Konstruktion nicht handschriftlich und groß und breit "Vorstellungder auf dem Revolutionsplatz, in Paris aufgebauten Bühne, auf welcher der letzte unglückliche König v. Frankreich Ludwig der XVI den 21. Januar 1793 ist enthauptet worden."
Es ist ein Druck, erkennbar an den Spuren der Druckplatte. Man erkennt noch die Konturen, übrigens eine Möglichkeit die Echtheit von alten Drucken zu erkennen, wie mir ein Antiquar erzählte. Unten rechts außerhalb des bedruckten Bereichs befindet sich etwas handschriftliches, für mich sieht das wie eine später hinzugefügte Inventarnummer der Bibliothek aus. Warum sollte man eine Darstellung einer Theaterbühne drucken? Solche Entwürfe wurden doch in der Regel handschriftlich gefertigt.
 
Es ist ein Druck, erkennbar an den Spuren der Druckplatte. Man erkennt noch die Konturen, übrigens eine Möglichkeit die Echtheit von alten Drucken zu erkennen, wie mir ein Antiquar erzählte. Unten rechts außerhalb des bedruckten Bereichs befindet sich etwas handschriftliches, für mich sieht das wie eine später hinzugefügte Inventarnummer der Bibliothek aus. Warum sollte man eine Darstellung einer Theaterbühne drucken? Solche Entwürfe wurden doch in der Regel handschriftlich gefertigt.
Man könnte den "Druck" an die Zuschauer auch verteilt haben, damit sie die "Vorstellung der Hinrichtung" auch zuhause hatten. Wer sollte sich denn einen alleinigen Druck davon kaufen? Oder meinst du als Bestandteil einer Zeitung? Auch möglich ...
 
In welchen Zeitraum würdest du die Kleidung einordnen?
Das ist sicherlich aus den 1790ern. Von daher erübrigt sich eine Datierung über die Kleidung.
Gerade bei der männlichen Kleidung, wie man sie hier sieht, würde es sowieso zwischen den frühen und späten 90ern keine großen Unterschiede geben.
Was ich erkenne: Der eine hat eine Weste ohne Ärmel, der andere einen sehr schlichten Frack. Der eine trägt eine Art wohl Androsmane und der andere trägt einen, dem Künstler (wohl wegen des kleinen Formats der Zeichnung) verunglückten hohen Hut. Die Kleidung wäre für mich 1785 bis nach 1800 denkbar. Von daher kann man von dieser nichts schließen. Außerdem fehlen datierende Details, was, wie gesagt, an der geringen Größe der Abbildung liegen mag.
 
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