Historische Filme angesiedelt um 1800

"Beau Brummel - This charming man" (2006)

Vorrausschickend muss ich sagen, dass ich diesen Film NICHT verstanden habe. :confused:

Kurzer Abriss über die Handlung:
Beau Brummel (James Purefoy) gelingt es mit seinen Ratschlägen den Prinzregenten(Hugh Bonneville), der sich ehedem geschminkt hat und ganz lächerlich ausstaffierte, zu der Mode der Dandies zu überreden. Brummel hat seine entschiedenen Feindbilder in den sogenannten "Fops", geschminkte und theatresk gekleidete Stutzer, die auf der Straße schonmal grundlos zusammengeschlagen werden. Während diese farbenfrohe Kleidung tragen, wirken Brummels Anhänger wie eine Armee von fast gleich gekleideten Herren (alle in blauen Fräcken und mit Zylindern). Das Hauptproblem Brummels sind seine Schulden. Nur mit Kniffen und dem Verweis auf seinen Gönner, den Prinzregent gelingt es ihm, seinen Lebensstil zu erhalten. Ein Freund fungiert gleichzeitig als sein Dienstbote.

Nun hätte ich mal eine Frage, ob irgendwer diesen Film verstanden hat. Also die Fops sind offenbar eine Erfindung des Drehbuchautors. Wann die Handlung spielen soll, war mir komplett ein Rätsel. Die Leute von Brummel sehen aus wie um 1805-1810 und die Gegenspieler wie 1790. Diese modischen Richtungen wären sich also in der Art nie und nimmer begegnet.
Das Beste an dem Film sind noch die Drehorte, Gebäude etc.. Wenn man die Mode in einem Film in den Mittelpunkt rückt, wäre es vielleicht sinnvoll gewesen, wenn sich die Macher des Films damit beschäftigt hätten. Es wirkt irgendwie so, als hätten sie nur diese Abbildung Brummels gesehen: File:BrummellDighton1805.jpg - Wikimedia Commons (wobei er im Film Stiefel mit Kappen trägt) Das Hemd und das Pseudochatelain am Anfang sind kompletter Nonsense.

Bis mich jemand von dem Sinn des Films überzeugt hat: 3 von 10 schlecht gebundenen Krawatten. :rofl:
 
Hab neulich die letzten 21 Minuten des amerikan. Stummfilms Old Ironsides von 1926 gesehen. Verfilmt wurden dabei die Ereignisse des Ersten Barbareskenkrieges mit historischen Figuren wie Stephen Decatur (da gab's ja vor kurzem eine Doku über ihn).

Erstaunlich, was da für ein Aufwand betrieben wurde. Man hatte für den Film sogar ein echtes Schiff (d.h. kein Modell) zerstört – kein Wunder also, dass es wie bei der ein Jahr älteren Ben Hur Verfilmung zu schweren Unfällen kam. Jedenfalls wird das entscheidende Gefecht unglaublich spektakulär nachgespielt. Dabei wurden jedoch mehrere Ereignisse zu einer See- und Landschlacht vereinigt.

https://en.wikipedia.org/wiki/Old_Ironsides_(film)
https://de.wikipedia.org/wiki/Amerikanisch-Tripolitanischer_Krieg
 
Vorrausschickend muss ich sagen, dass ich diesen Film NICHT verstanden habe. :confused:

Kurzer Abriss über die Handlung:
Beau Brummel (James Purefoy) gelingt es mit seinen Ratschlägen den Prinzregenten(Hugh Bonneville), der sich ehedem geschminkt hat und ganz lächerlich ausstaffierte, zu der Mode der Dandies zu überreden. Brummel hat seine entschiedenen Feindbilder in den sogenannten "Fops", geschminkte und theatresk gekleidete Stutzer, die auf der Straße schonmal grundlos zusammengeschlagen werden. Während diese farbenfrohe Kleidung tragen, wirken Brummels Anhänger wie eine Armee von fast gleich gekleideten Herren (alle in blauen Fräcken und mit Zylindern). Das Hauptproblem Brummels sind seine Schulden. Nur mit Kniffen und dem Verweis auf seinen Gönner, den Prinzregent gelingt es ihm, seinen Lebensstil zu erhalten. Ein Freund fungiert gleichzeitig als sein Dienstbote.

Nun hätte ich mal eine Frage, ob irgendwer diesen Film verstanden hat. Also die Fops sind offenbar eine Erfindung des Drehbuchautors. Wann die Handlung spielen soll, war mir komplett ein Rätsel. Die Leute von Brummel sehen aus wie um 1805-1810 und die Gegenspieler wie 1790. Diese modischen Richtungen wären sich also in der Art nie und nimmer begegnet.
Das Beste an dem Film sind noch die Drehorte, Gebäude etc.. Wenn man die Mode in einem Film in den Mittelpunkt rückt, wäre es vielleicht sinnvoll gewesen, wenn sich die Macher des Films damit beschäftigt hätten. Es wirkt irgendwie so, als hätten sie nur diese Abbildung Brummels gesehen: File:BrummellDighton1805.jpg - Wikimedia Commons (wobei er im Film Stiefel mit Kappen trägt) Das Hemd und das Pseudochatelain am Anfang sind kompletter Nonsense.

Bis mich jemand von dem Sinn des Films überzeugt hat: 3 von 10 schlecht gebundenen Krawatten. :rofl:

Da ich diesen Film nicht gesehen habe, kann ich mich nicht dazu äußern. Bei "Beau Brummel" habe ich gewöhnlich den gleichnamigen Film aus den 1950er Jahre vor Augen, mit Stewart Granger in der Titelrolle, Peter Ustinov als Prinzregent (dem eine gute Gradwanderung zwischen seriösen, durchaus anrührenden Charakter und launenhafter Witzfigur gelingt) und einer Elizabeth Taylor als fiktive Adelige, im Film die große Liebe des Titelhelden, was offensichtlich ein Zugeständnis an den damaligen Publikumsgeschmack bzw. die Moral war, denn ihre Rolle ist zwar nicht schlecht in die Filmhandlung integriert und sie ist ein wunderschöner Anblick, wäre aber für die Dramaturgie der Geschichte nicht wirklich notwendig gewesen.

Dieser Film, der nach einem Theaterstück entstanden sein könnte (das legt jedenfalls der Aufbau nahe) und bei dem die Mode am Hof, die der Dandy Beau Brummel sozusagen revolutioniert, ebenfalls Thema ist (allerdings nicht das einzige Thema), hat ihren Angelpunkt in der problematischen Beziehung bzw. Freundschaft und hin und wieder auch Feindschaft zwischen Titelheld und Prinzregent. (Homoerotische Untertöne finden sich in dieser Beziehung aber keine.)

Es wäre sicher interessant zu wissen, ob der neue Film über den historischen Beau Brummel ein Remake von diesem alten Film sein soll oder zumindest bei diesem Anleihen genommen hat.
 
Es wäre sicher interessant zu wissen, ob der neue Film über den historischen Beau Brummel ein Remake von diesem alten Film sein soll oder zumindest bei diesem Anleihen genommen hat.
Also ich konnte kein Remake erkennen. So sehr hat sich der Film mit Peter Ustinov auch nicht in dier Erinnerung der Cineasten eingegraben, dass man mit einem Remake punkten könnte.

Das Beste zum Vergleichen wäre, wenn Du Dir die neue Verfilmung einfach mal anguckst. Wenn sie Dir zu langweilig ist, kannst Du ja auch nach 10 Minuten wegdrücken. Die gab es mal kostenlos irgendwo im Internet. :pfeif:
 
Da hast du völlig Recht - wenn ich demnächst einmal wieder mehr Zeit habe, werde ich sehen, ob er über Youtoube zu finden ist.
 
Es wäre sicher interessant zu wissen, ob der neue Film über den historischen Beau Brummel ein Remake von diesem alten Film sein soll oder zumindest bei diesem Anleihen genommen hat.

Die BBC-Serie bzw. der neue Film basiert auf der Biographie "Beau Brummell - The Ultimate Dandy" von Ian Kelly. Kelly spielt übrigens in einer Nebenrolle (Lord Robert Manners) mit.

Die Biiographie ist übrigens durchaus lesenswert - vor allem, wenn man sich für die Geschichte der Mode(n) (nicht: der Kleidung) interessiert.
 
"Le Souper" (1992)
Die Tage lief auf Arte "Le Souper" (Regie Édouard Molinaro)

Es handelt sich dabei eher um ein Kammerspiel, eine Charakterstudie der beiden Hauptfiguren, Fouché (Claude Brasseur) und Talleyrand (Claude Riche). 1815 kehrt Talleyrand von Gent nach Paris zurück. Nach einer Versammlung beim Duke of Wellington lädt er Fouché in sein Palais ein, wo er ihm ein kostbares Souper gibt, wobei nur er und Fouché zugegen sind. Derweil ist auf den Straßen die Hölle los. Fouché trumpft damit auf, dass er einer Provisorischen Regierung vorstehe und der Mob vor Talleyrands Haus selbiges sogleich stürmen würde und Talleyrand lynchen. Andererseits kann Talleyrand durch seine Nähe zum König, Louis XVIII, und der Anwesenheit der Besatzungstruppen in Paris Druck auf Fouché aufbauen. Fouché ahnt, dass seine Zeit in der Regierung nur von kurzer Dauer wäre und man sich seiner entledigen würde, sobald man nicht mehr die Gefahr der "Jakobiner" auf den Straßen verspüre. In einer hitzigen Diskussion lassen Talleyrand und Fouché sowohl ihre gemeinsame Karriere in Directoire, Consulat und Empire Revue passieren, legen aber auch ihre Schwächen offen.

Der in diesem Sommer verstorbene Claude Rich wurde für seinen Talleyrand mit dem César ausgezeichnet. Er und Brasseur spielen überzeugend die beiden Machtmenschen, die auf die eine oder andere Weise zahlreiche Regime überlebten und prägten. Interessant sind die beiden Dienstboten, die scheinbar ahnen, dass ihr Herr mal wieder über das Schicksal Frankreichs verhandelt. Ihre scheinbar vorhandene Beziehung zu Fouché gibt dem Film eine gewisse Spannung. Wer keine Ahnung von Fouché und Talleyrand hat bekommt einen brauchbaren Abriss darüber.

Leider konnte nicht der historische Wohnkomplex von Talleyrand für die Dreharbeiten gewonnen werden, da dies die amerikanische Botschaft nicht erlaubte, die heute dort untergebracht ist. Das ist schade, da das richtige Palais deutlich beeindruckender gewesen wäre und von daher eher den Reichtum und Lebensstil Talleyrands widergespiegelt hätte.

Die Kostüme sind überwiegend nicht das gelbe vom Ei und die Frisur Talleyrands tut regelrecht weh, v.a. weil das Porträt Talleyrands doch so charakteristisch ist mit seinen offenen, halblangen Haaren, auf die er scheinbar auch viel Wert legte. Der Talleyrand des Films sieht hingegen eher aus wie ein altes Sofa mit ner 1970er Matte auf dem Kopf. Da ist Fouché irgendwie besser getroffen, wenn ich mir auch einen etwas hagereren Fouché gewünscht hätte. Aber der Schauspieler ist dafür überzeugend. Von daher kann die Ausstattung nicht wirklich bestechen.

Der Film folgt einem Theaterstück und ist ganz auf die Hauptrollen und die ausgezeichneten Darsteller zugeschnitten, denen es durchaus über 80 Minuten Spaß macht zuzuschauen, wenn man anspruchsvollere Filme mag.

7 von 10 spitzen Bemerkungen.
 
"Tripoli" (1950) Regie: Will Price

Mal sowas wie ein Hollywoodklassiker. Ist schwierig sich erstmal wieder an dieses Muster von Filmen zu gewöhnen, die meistens weitesgehend auf Action verzichteten.

Handlung: Die USS Essex operiert 1805 vor der Küste von Tripolis. Da die US-Marine gegen die Barbareskenpiraten nicht recht voran kommt, beschließt das Oberkommando eine Expedition gegen Derna. Zum Kommandeur der Operation wird Lieutenant O'Bannon (John Payne) der US-Marines bestimmt. General Eaton (Herbert Heyes) verhandelt in Ägypten mit dem Bruder des Machthabers von Tripolis, Hamet Karamanly (Phillip Reed), der schließlich zustimmt. Auch wenn die ganze Operation Prinz Hamet auf den Thron hieven soll, ist er kaum bereit irgendetwas dafür zu unternehmen, selbst seine kleine Leibgarde will er nicht opfern. Mit 20.000 Golddollars sollen nun Söldner für die Expedition angeworben werden, was sich als äußerst schwierig erweist. Bis auf Hauptmann Demetrios (Howard Da Silva) und seinen Männern ist kaum einer der Freiwilligen militärisch zu gebrauchen. Wie sich während des Marsches herausstellt, sind die Gegner über den Angriff informiert und es zeigen sich immer mehr Probleme, v.a. da die feindlichen Kundschafter die Wasserquellen zerstören. Schließlich kurz vor dem Ziel wird Prinz Hamet von seinem Bruder überzeugt die US-Truppen zu verraten. Im letzten Moment gelingt es der Konkubine des Prinzen, Comtesse d'Arneau (Maureen O'Hara), Lieutenant O'Bannon zu warnen, der in die Zitadelle von Derna eindringt und mit Rauchsignalen dem Geschwader von Commodore Barron (Grandon Rowdes) anzeigt, wo die wahren Geschützstellungen der Barbaresken sind, auch wenn nun die Geschütze der Kriegsschiffe die Zitadelle zusammenschießen, wo sich O'Bannon aufhält. Irgendwie ist dann auch der Wall der Stadt zerstört und die Reiter unter Befehl des Lt. Tripp (Lowell Gilmore) können in die Stadt eindringen.

Der Film besteht aus massig Stereotypen wie verschlagenen Einheimischen und auf US-Seite im Prinzip demselben Rezept wie bei US-Western. Ein bärbeißiger Offizier (O'Bannon), ein gewitzter, alter Sergeant, ein etwas naiver junger Offizier (Tripp) und dann natürlich die Schönheit (d'Arneau) um die sich die Männer reißen. Die Berber fungieren als sowas wie Indianer. Dass die Uniformen nicht sehr viel mit US-Marines der Zeit zu tun haben und z.B. der Sergeant einen Longjohn trägt spielt da keine Rolle. Der Untertitel des Films könnte auch lauten "Gut frisiert und geschminkt in der Wüste". :D Denn egal ob Sandsturm oder was auch immer, der fette Lippenstift der Comtesse sitzt und die Herren Offiziere und der Prinz haben perfekte Schmalzlocken.
Die Schauspieler arbeiten recht hölzern und das Drehbuch ist denkbar einfallslos. Die schmachtende Maureen O'Hara bildet den einzigen Schauwert. Leider ist gerade der Kampf um Derna regelrecht hanebüchen, wenn der Lieutenant O'Bannon alleine die Zitadelle erstürmt und man sieht auch nicht, warum die Amerikaner einen Reiterangriff auf die Stadt zu reiten und warum sie dann nicht noch mehr Verluste einstecken. Zur Heroisierung des Ganzen wird dann auch die Zahl der Kämpfer untertrieben, so auf US-Seite angeblich nur um die 70 inklusive der 10 Marines. Wobei ohne Erklärung wie er sich rausgeredet haben soll dann Prinz Hamet und seine Leibgarde doch dem Kampf fernbleiben - anders hätte freilich auch die einzige Spannungsszene nicht funktioniert, als die bitterbösen Berber die arme Schöne einholen wollen.
Die Schiffsmodelle wirken lächerlich, teilweise regelrecht wie aus Pappe, z.B. in einer Szene, wo man ein Bug von nahem sieht. :D Selbst für den Zeitschnitt ist die Tricktechnik regelrecht antiquiert, so wenn man eindeutig sieht, dass die Hauptdarsteller durchweg im Studio blieben und alle Wüstenszenen nur im Hintergrund auf einem anderen Film stattfinden. Das hat man in zeitgenössischen Western schon besser gelöst.

Ein spannendes Thema - der Krieg gegen Tripolis - das komischerweise in neueren Filmen nicht mehr aufgegriffen wurde.

4 von 10 Pappkanonen (und das auch nur wegen O'Hara ;) ).
 
"Old Ironsides" (1926) Regie: James Cruze

Handlung: Man sieht den Streit 1798 im Kongress über den Umgang mit den Barbaresken. Endlich entschließt sich die Versammlung zum Bau von Kriegsschiffen. 1803 wird ein junger Mann (Charles Farrell) vom Land auf ein Werbeplakat aufmerksam, das ihn dazu bewegt nach Boston zu gehen, weil er auf der "USS Constitution" anheuern will. Dummerweise fällt er hier dem alten Seebär Bos'n (Walace Beery) in die Hände, der ihn und den Mastergunner Bancroft (George Bancroft) von der "Constitution" an Bord seines Handelsschiffes lockt. Doch das findet der junge Mann plötzlich nicht mehr so schlimm, da er auf der "Esther" die Tochter des Schiffseigners (Esther Ralston) wiedersieht in die er sich im Hafen schon auf Anhieb verliebt hat. Da er sich aufs Poopdeck wagt, obwohl das nur den Offizieren vorbehalten ist und er sogleich runtergeschmissen wird, wird der junge Mann fortan "Commodore" genannt. Immer wieder wurde der Kapitän der Bark "Esther" versichert, dass die "USS Constitution" und die "USS Philadelphia" die Piraten schon in Schach halten würden. Doch wird die "Esther" im Nebel von den Barbaresken aufgebracht und nach Tripolis gebracht. Dort werden Bos'n, Bancroft, der Schiffskoch (George Godfrey) und "Commodore" an einen Steinbruch verkauft, während die Tochter des Schiffseigners, die wohl auch Esther heißen soll, als Sklavin an den Sultan geschickt werden muss.
Unterdessen ist es Stephen Decatur (Johnnie Walker) gelungen, die von den Barbaresken aufgebrachte "USS Philadelphia" zu versenken. Commander Preble (Charles Hill Mailes) beschließt daraufhin den Angriff mit seinem Geschwader auf Tripolis.
Die vier Amerikaner entkommen bei Nacht aus der Sklaverei vor allem durch die Umsichtigkeit des Schiffskochs, der ansonsten vor allem als abergläubischer, aber gutmütiger Kerl gezeigt wurde. Sie schaffen es auf einem Boot der "Esther" bis zur "USS Constitution" zu gelangen, wo Bancroft für seine angebliche Desertion gleich mal 200 Hiebe kriegen soll. Aber er wird zu 2 Hieben von Decatur begnadigt. Eine gute Entscheidung, denn beim folgenden Kampf ist Bancroft der beste Kanonier der "Constitution" und schießt die feindliche Fregatte "Algier" zusammen. Die US-Marines und Matrosen schlagen immer wieder Entermanöver der Piraten zurück. Endlich stürmen sie das Fort mit einer Landungstruppe. Die "Esther" wird zurück erobert und dessen Kapitän und Esther befreit. Zum Abschied meldet der Kapitän an Commander Preble, dass man die Reise nach Italien fortsetzen will, da die Meere nun frei sind.


Dieser Film ist gigantisch. Es spielt dabei eigentlich keine Rolle, dass die größeren Schiffe von der Betakelung etc. einfach nicht in die Zeit passen und dass z.B. die Matrosen nicht in Hängematten sondern wie in einem Schiff des späteren 19.Jh. die Auswanderer in solchen Betten schlafen. Dennoch sind die Szenen auf See einfach beachtlich und die Seeschlacht am Ende mit einem atemberaubenden Aufwand gedreht. Wie da die Seesoldaten über das Schiff wuseln und die Masten krachen, ist echt eine Wucht. So einen langen Stummfilm anzuschauen, ist natürlich eine Herausforderung. Vielleicht ne schöne CD nebenbei hören. Aber das lohnt sich für Fans des Genres. Das sind mal echt große Schiffe und Massen an Statisten!
Die Darsteller sind ausgezeichnet und Esther Ralston ist einfach bildschön. Dass sie einfach ne 20er-Jahre Frisur trägt (wie sich bei den Kostümen eh kaum Mühe gegeben wurde) spielt da nicht soooo die Rolle. Was auch besticht ist, dass einfach das Schiff wie ein Schiff behandelt wird. D.h. dass ein Fehler am Steuerruder sich eben rächt und man in der Seeschlacht zum Beispiel auch gleich Männer in die Masten schickt, als die Feinde die Takelage zerschossen haben.
Aus heutiger Sicht amüsant die angemalten Amerikaner, die als Berber durchgehen sollen. Immerhin ist der farbige Schiffskoch hier mithin die sympatischste Figur und einer der wenigen mit sowas wie Weitsicht und Selbstdisziplin.

Ein Meilenstein des Kinos und auch als Beitrag zum Thema Barbareskenkrieg durchaus sehenswert. 8 von 10 Kanonenkugeln und Entermessern.
 
"La Duchesse de Langeais" (2007) Regie: Jacques Rivette

Handlung: Der französische General Montriveau (Guilaume Dépardieu) kehrt aus Afrika nach Paris zurück, wo er durch seine Geschichten in den Salons ein gefragter Mann ist, auch wenn er durch sein Hinken offenbar gehandicapt ist. Die Duchesse de Langeais (Jeanne Balibar) beginnt sich gleich für ihn zu interessieren und erreicht in Kürze durch ihre kokette Aufführung, dass er ihr verfällt. Doch will sie nicht seine Mätresse werden, da sie andererseits sehr fromm zu sein scheint. Auf einem Ball kommt es zum endgültigen Bruch. Er lässt die Herzogin entführen und sagt ihr in seinem Quartier seine Meinung. Danach lehnt er all ihre Versuche einer Annäherung ab und als sie sich dazu herab lässt nur begleitet von Mr. de Pamiers (Michel Piccoli) ihn aufzusuchen und er dennoch nicht auf sie zugeht, beschließt sie ins Kloster zu gehen. Nach Jahren der Suche nach ihr kommt Montriveau im Zuge der französischen Invasion in Spanien 1823 in ihr Kloster, wo er sie wiederfindet. Seine üblichen Gefährten wollen sie für den General befreien...

Die damalige Filmkritik bemängelte, dass der Film blutleer, also langweilig sei. Aber diese Überlänge des Films könnte man auch "Die schöne Querulantin" von 91 vorwerfen. Es ist wohl einfach Rivettes Stil.
Völlig verwirrend ist das Kostümbild. Während die Innenräume für die Zeit um 1820 plausibel scheinen, tragen die Damen Empirekleider und die Kleidung der Herren erinnert sogar eher ans Directoire - ist also über 20 Jahre daneben und das bei der absoluten Upper Class. Nur Montriveau wirkt irgendwie aus der Zeit gefallen indem er eigenwilligerweise dann wie ein Herr aus der Handlungszeit ausschaut. Eine ältere - nicht etwa greise - Vertraute der Herzogin trägt sogar bisweilen eine Kleidung der 1750er/60er und das sogar mit einer 1750er Frisur, die also zur Handlungszeit 60 oder 70 Jahre also sogar älter als die Darstellerin selber wäre. Ich empfand diese Kostümauswahl als sehr verwirrend, da ich mir immer ungewiss war, wann der Film denn nun spielen soll.
Schauspielerisch ist alles safe. Dieser Film war einer der letzten Depardieus, der mit 36 Jahren einen vorzeitig gealterten erschöpften Mann ausgezeichnet spielt. Die ganze Riege ist exzellent besetzt.
Kann man nun aber weit über 2 Stunden ein solches Kammerspiel nach Balzác ertragen? Das ist Geschmacksfrage. Viele würden bei dem Streifen einschlafen und mich haben auch offen gestanden nur die Hoffnungen auf schöne Innenräume und dergleichen wach gehalten. Die Steigerung von Liebe in eine Art Obsession, die dann Montriveau nichtmal vor einer Entführung aus einem Kloster zurückschrecken lässt, ist als einziges Thema etwas ermüdend. Eine Art Sideplot wäre schön gewesen - aber das ist klassischem Autorenkino à la Rivette und Roehmer egal. Die arbeiteten wie auf einem eigenen Planeten, wo kommerzieller Erfolg oder Nichterfolg scheinbar keine Rolle spielte und dem dennoch bereitwillig bedeutende Schauspieler zuliefen.

Uff, schwer zu bewerten. 6 von 10 gähnende Krawatten vielleicht.
 
"Die Geschichte des Rittmeisters Schach von Wuthenow" (BRD 1966) Regie: Hans-Dieter Schwarze

Handlung: 1806 ist die Berliner Gesellschaft geteilt. Herr von Bülow (Peter Schütte) beispielsweise lehnt den Krieg mit Frankreich ab. Rittmeister Schach von Wuthenow (Karl Michael Vogler) vom Kürassierregiment Gendarmes ist ein häufiger Gast im Salon der Madame von Carayon (Dagmar Altrichter), wo diese und ihre Tochter Victoire (Monika Peitsch) damit rechnen, dass der Rittmeister früher oder später um die Hand der Mutter anhalten wird. Doch eines Tages wird Schach durch ein Gespräch mit Prinz Louis Ferdinand (Michael Degen) ganz verwirrt, als ihm dieser aufträgt ein Treffen mit Victoire von Carayon zu arrangieren. Als Schach ins Feld führt, dass Victoire durch die Pocken entstellt sei, der Prinz aber erwidert, dass die wahren Werte von innen kämen, ändert sich Schachs Sichtweise völlig. Er macht plötzlich Victoire den Hof, bricht aber den Kontakt so gut es geht mit den Carayons ab, als er sich wieder besonnen hat. Doch nun ist es zu spät. Victoire ist schwanger und ihre Mutter bedrängt den Rittmeister als ein Ehrenmann die Ehe mit Victoire einzugehen. Schach sucht einen freien Kopf, insbesondere als die Kameraden ihm durch Karikaturen sein Verhalten vorhalten. Von allen Seiten bedrängt, willigt er in die Ehe. Doch das ist nur der Auftakt für die Tragödie...

Fontanes Novelle hat m.E. eine unglaubliche Zeitlosigkeit. Wie mächtig ist die Meinung der Gesellschaft? Wie stark ist Liebe und kann sie Vorurteile oder Anfeindungen überwinden? Wie stark kann ein Selbstwertgefühl gebrochen werden durch einen Ereignis im Leben eines Menschen, das er selbst nicht verschuldet hat?
Was mir an dieser Verfilmung vorrangig missfiel war, dass Victoire eigentlich wirklich wenig entstellt ist. Man erkennt kaum die wenigen Pockennarben und insbesondere da solche im 18./19.Jh. vollkommen üblich waren, wirkt hier die Stigmatisierung etwas an den Haaren herbei gezogen. Das Schauspiel der meisten Charaktere, vielleicht von Degen und Peitsch ausgenommen ist stark unterkühlt. Vor allem bei Schachs Verzweiflung würde man vielleicht mehr erwarten. Die Ausstattung und das Kostümbild ist für die Entstehungszeit ganz OK. Man hat schon schlimmeres gesehen.
Wegen der Stärke des Stoffes überrascht es ein bisschen, dass es außer der Verfilmung mit Michael Gwisdek aus den 1970ern keine weiteren oder auch modernere Adaptionen des Stoffes gab.

Mir hat der TV-Film gefallen. Solide Unterhaltung der anspruchsvolleren Art. Aber einfach wegen der Vorlage schon allein ein Werk zum Nachdenken. 6 von 10 Palaschen.
 
Hab neulich die letzten 21 Minuten des amerikan. Stummfilms Old Ironsides von 1926 gesehen. Verfilmt wurden dabei die Ereignisse des Ersten Barbareskenkrieges mit historischen Figuren wie Stephen Decatur (da gab's ja vor kurzem eine Doku über ihn).

Erstaunlich, was da für ein Aufwand betrieben wurde. Man hatte für den Film sogar ein echtes Schiff (d.h. kein Modell) zerstört – kein Wunder also, dass es wie bei der ein Jahr älteren Ben Hur Verfilmung zu schweren Unfällen kam. Jedenfalls wird das entscheidende Gefecht unglaublich spektakulär nachgespielt. Dabei wurden jedoch mehrere Ereignisse zu einer See- und Landschlacht vereinigt.
Der Film ist einfach beeindruckend auch abgesehen von den letzten 21 Minuten: der Sturm, die Dramaturgie usw.. Der Film hat auf jeden Fall den Status eines Klassikers verdient.
 
Weiter geht es mit einer weiteren Fontane-Verfilmung.

"Vor dem Sturm" (1984) Regie: Franz Peter Wirth
Teil 1

Handlung: Der junge Landjunker Lewin von Vitzewitz (Daniel Lüönd) hat vor allem Literatur und Poesie im Sinn, während sich am Jahresende 1812 die Lage in Preußen zuspitzt und viele in seiner Umgebung auf ein Umschwenken Preußens ins antinapoleonische Lager drängen. Er kommt von Berlin auf das Landgut seines Vaters Berndt (Rolf Becker), der eifrig die Aufstellung eines Landsturms gegen die Franzosen voran treiben will. Doch Lewin steht auch ein bisschen zwischen den Stühlen. Alles hofft scheinbar darauf, dass er Kathinka von Ladalinski (Anne Canovas) heiratet, auch wenn ihn das scheinbar garnicht so sehr beschäftigt. Die mit ihm auf dem Gut aufgezogene Marie (Susanne Uhlen) hat durch ihren Flair den Konrektor Othegraven (Lutz Weidlich) für sich gewonnen, der anschließend ihren Vater blindlings in allen seinen Bemühungen unterstützen will. So bedrängen beide den armen Schulzen Kniehase (Udo Thomer) für Herrn von Vitzewitz eine Miliz aus den Dorfbewohnern aufzustellen, auch wenn Kniehase nichts gegen den Willen des Königs tun will, da er sich nur dem Monarchen gegenüber verpflichtet fühlt. Doch die beiden überreden Kniehase und nun wird aufgebrochen, um angebliche französische Marodeure zu stellen, welche die alte Hoppenmarieken (Johanna Karl-Lory) überfallen haben sollen...

Mir hat diese erste Episode schon sehr viel Spaß gemacht, da einfach die Charaktere so schön realistisch und von der schauspielerischen Brilanz eines exzellenten Ensembles (außer vielleicht Anne Canovas, die ich irgendwie langweilig fand) erfüllt sind.
Die ganze Geschichte gibt einfach wahnsinnig viel her. Dieser durch seinen Hass im Grunde verblendete Vater; dann der so sehr auf seine Leidenschaft fixierte Sohn. Dann gefällt mir wie das Beziehungsgeflecht innerhalb der dörflichen Gemeinschaft - das Verhältnis von Landleuten zu Obrigkeit im Spannungsfeld zu ihrer Untertanenrolle - in die Handlung integriert wird.
Was man vielleicht am ehesten abziehen müsste ist, dass mir die Figuren einfach durchweg nicht als Brandenburger und dann insbesondere nicht als Oderbrüchler erscheinen. Das Schloss und die Bauten auf dem Land erinnern einfach nicht an die typischen Kolonistendörfer wie sie um 1800 ausgesehen haben. Da hätte man sicher mehr drauf achten können. Sehr lieblos auch am Anfang die Location mit dem offenbar "modernen" Wirtshaus in "Berlin" mit einer offensichtlich modernen Glastür (!).
Für die 1980er ist aber das Kostümbild und die Frisuren ganz ordentlich. Das Jagdgewehr, das Lewin geschenkt bekommt, sieht auch einfach wie ein Original aus soweit ich das bei der schlechten Bildqualität erkennen konnte.

In Zeiten von Endlosserien auf Amazon oder Netflix finde ich es schön einen Ausblick auf "nur" 6 Folgen zu haben und verspüre auch momentan nach den tollen Leistungen v.a. der Schauspieler bis in die Nebenrollen (Udo Thomer hätte dafür m.E. nen Filmpreis verdient) eine Lust auf Mehr!

7 von 10 schockierenden Hintergrundgeschichten.
 
"Vor dem Sturm" (1984) Regie: Franz Peter Wirth
Teil 2-6

Handlung: In Berlin erfahren wir näheres von Kathinkas Wesen. Sie verliebt sich in den schneidigen polnischen Adeligen Belinski, der ganz das Gegenteil von Lewin von Vitzewitz zu sein scheint. Trotz der Intervention ihres Vaters, brennt sie schließlich mit Belinski - eigenwilligerweise keineswegs geahndet durch den Rat Ladalinski oder ihren Bruder (Christoph Mosbrugger) - durch nach Polen. Davon schwer gezeichnet kommt Lewin zurück nach Hohenvietz. Auf dem heimatlichen Anwesen macht derweil sein Vater ernst. Er stellt zusammen mit benachbarten Junkern einen Landsturm auf, der dem alten Husarengeneral Bamme unterstellt wird. Schließlich widersetzen sich weder Lewin noch Kniehase mehr den Plänen Berndt von Vitzewitzs, der vor dem russischen General Tschernischeff durch die Einnahme von Frankfurt an der Oder ein Zeichen setzen will. Auch wenn anfänglich einiges gelingt, scheitert der Handstreich am Eingreifen regulärer und gut gedrillter französischer Infanterie. Etliche Angreifer fallen, Lewin wird gefangen genommen. Nachdem Konrektor Othegraven hingerichtet worden ist, befreien Tubal von Ladalinski und Lewins andere Getreue Lewin aus der Festung Küstrin. Zwar herrscht Freude über die Befreiung des beliebten jungen Landjunkers, aber mit der schweren Verwundung Tubals hat das Unternehmen auch einen hohen Preis....

Auch wenn der Kampf in Frankfurt ein bisschen von der literarischen Vorlage abweicht und überhaupt Fontane vielleicht stärkere Bilder beschrieb, haben mir trotz des Zeitkolorits auch die übrigen Folgen der Miniserie gut gefallen. Ich bleibe bei meiner Bewertung.
 
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