"Tripoli" (1950) Regie: Will Price
Mal sowas wie ein Hollywoodklassiker. Ist schwierig sich erstmal wieder an dieses Muster von Filmen zu gewöhnen, die meistens weitesgehend auf Action verzichteten.
Handlung: Die USS Essex operiert 1805 vor der Küste von Tripolis. Da die US-Marine gegen die Barbareskenpiraten nicht recht voran kommt, beschließt das Oberkommando eine Expedition gegen Derna. Zum Kommandeur der Operation wird Lieutenant O'Bannon (John Payne) der US-Marines bestimmt. General Eaton (Herbert Heyes) verhandelt in Ägypten mit dem Bruder des Machthabers von Tripolis, Hamet Karamanly (Phillip Reed), der schließlich zustimmt. Auch wenn die ganze Operation Prinz Hamet auf den Thron hieven soll, ist er kaum bereit irgendetwas dafür zu unternehmen, selbst seine kleine Leibgarde will er nicht opfern. Mit 20.000 Golddollars sollen nun Söldner für die Expedition angeworben werden, was sich als äußerst schwierig erweist. Bis auf Hauptmann Demetrios (Howard Da Silva) und seinen Männern ist kaum einer der Freiwilligen militärisch zu gebrauchen. Wie sich während des Marsches herausstellt, sind die Gegner über den Angriff informiert und es zeigen sich immer mehr Probleme, v.a. da die feindlichen Kundschafter die Wasserquellen zerstören. Schließlich kurz vor dem Ziel wird Prinz Hamet von seinem Bruder überzeugt die US-Truppen zu verraten. Im letzten Moment gelingt es der Konkubine des Prinzen, Comtesse d'Arneau (Maureen O'Hara), Lieutenant O'Bannon zu warnen, der in die Zitadelle von Derna eindringt und mit Rauchsignalen dem Geschwader von Commodore Barron (Grandon Rowdes) anzeigt, wo die wahren Geschützstellungen der Barbaresken sind, auch wenn nun die Geschütze der Kriegsschiffe die Zitadelle zusammenschießen, wo sich O'Bannon aufhält. Irgendwie ist dann auch der Wall der Stadt zerstört und die Reiter unter Befehl des Lt. Tripp (Lowell Gilmore) können in die Stadt eindringen.
Der Film besteht aus massig Stereotypen wie verschlagenen Einheimischen und auf US-Seite im Prinzip demselben Rezept wie bei US-Western. Ein bärbeißiger Offizier (O'Bannon), ein gewitzter, alter Sergeant, ein etwas naiver junger Offizier (Tripp) und dann natürlich die Schönheit (d'Arneau) um die sich die Männer reißen. Die Berber fungieren als sowas wie Indianer. Dass die Uniformen nicht sehr viel mit US-Marines der Zeit zu tun haben und z.B. der Sergeant einen Longjohn trägt spielt da keine Rolle. Der Untertitel des Films könnte auch lauten "Gut frisiert und geschminkt in der Wüste".
Denn egal ob Sandsturm oder was auch immer, der fette Lippenstift der Comtesse sitzt und die Herren Offiziere und der Prinz haben perfekte Schmalzlocken.
Die Schauspieler arbeiten recht hölzern und das Drehbuch ist denkbar einfallslos. Die schmachtende Maureen O'Hara bildet den einzigen Schauwert. Leider ist gerade der Kampf um Derna regelrecht hanebüchen, wenn der Lieutenant O'Bannon alleine die Zitadelle erstürmt und man sieht auch nicht, warum die Amerikaner einen Reiterangriff auf die Stadt zu reiten und warum sie dann nicht noch mehr Verluste einstecken. Zur Heroisierung des Ganzen wird dann auch die Zahl der Kämpfer untertrieben, so auf US-Seite angeblich nur um die 70 inklusive der 10 Marines. Wobei ohne Erklärung wie er sich rausgeredet haben soll dann Prinz Hamet und seine Leibgarde doch dem Kampf fernbleiben - anders hätte freilich auch die einzige Spannungsszene nicht funktioniert, als die bitterbösen Berber die arme Schöne einholen wollen.
Die Schiffsmodelle wirken lächerlich, teilweise regelrecht wie aus Pappe, z.B. in einer Szene, wo man ein Bug von nahem sieht.
Selbst für den Zeitschnitt ist die Tricktechnik regelrecht antiquiert, so wenn man eindeutig sieht, dass die Hauptdarsteller durchweg im Studio blieben und alle Wüstenszenen nur im Hintergrund auf einem anderen Film stattfinden. Das hat man in zeitgenössischen Western schon besser gelöst.
Ein spannendes Thema - der Krieg gegen Tripolis - das komischerweise in neueren Filmen nicht mehr aufgegriffen wurde.
4 von 10 Pappkanonen (und das auch nur wegen O'Hara
).