Historischer Materialismus (Marxismus)

Zitat: Dieter
Interessant wäre es vor allem, die positiven oder negativen Auswirkungen des Marxismus bzw. historischen Materialismus innerhalb der letzten hundert Jahre zu überprüfen.

Diese Frage ist ein gerüttelt Maß an Herausforderung, dem ich versuche, mich zu stellen ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Ich bin mir auch sicher, dass ich hier und da Fehler mache oder auch etwas übersehe. Das möge man mir nachsehen, aber gut wäre es, wenn daraus eine rege sachliche Diskussion entstünde. Und dabei will ich auch noch anschaulich bleiben! <?xml:namespace prefix = o ns = "urn:schemas-microsoft-com:eek:ffice:eek:ffice" /><o:p></o:p>
Zunächst meine ich sollte man die Fragestellung konkretisieren. Gefragt wird nach den Auswirkungen des Marxismus bzw. historischen Marxismus. Auswirkung worauf? <o:p></o:p>
Ich wähle hier folgende Punkte aus:<o:p></o:p>
  • Auswirkung auf die Gesellschaft<o:p></o:p>
  • Auswirkung auf die Wissenschaft <o:p></o:p>
  • Auswirkung auf den Menschen <o:p></o:p>
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Doch vorher noch ein paar Sätze zum Marxismus, speziell dem historischen Materialismus. In obenstehendem Artikel habe auf die Mechanik desselben hingewiesen. Daher ist bei Marx die Geschichtsschreibung durch Klassenkampf und der daraus entstehenden neuen ökonomischen und politischen Gesellschaftsordnungen entstanden. Die Anwendung des dialektischen Materialismus (das ist eher eine philosophische Naturwissenschaft) auf den historischen Materialismus ist das Verdienst von Marx und Engels und gibt dem letztendlich ersehnten Sieg des Kommunismus, des vermeintlichen Paradieses auf Erden, eine gewisse Logik und die Zuversicht, dass dieses hohe Ziel eines Tages unausbleiblich ist. Man muss anerkennen, dass viele Anhänger dieser Lehre für ihre Ansichten durch die Hölle gegangen sind und ihr Leben opferten. Wie schmerzlich muss den Veteranen das Ende des Sozialismus, der Vorstufe des Kommunismus, vorgekommen sein.<o:p></o:p>
  • Auswirkung auf die Gesellschaft<o:p></o:p>
Die wichtigsten Lehren und Theorien des Marxismus fallen in die Zeit des Frühkapitalismus und Kapitalismus. Die Gesellschaft wurde in Klassen eingeteilt:
- Parasitäre (Adel, Kaisertum) und progressive (aufstrebendes Bürgertum, Industrielle) Ausbeuterklasse und
- Ausgebeutete Klasse (Proletarier, Tagelöhner, Arbeiter, arme Bauern)
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Während dieser Zeit wurden durch den regierenden Adel vorrangig Kriege geführt und dafür entsprechendes Material wie Waffen, Uniformen und Kriegsgerät gebraucht, was durch das aufstrebende Bürgertum und Industrielle (Bourgeoisie) auf Kosten der arbeitenden Bevölkerung in Manufakturen und Fabriken hergestellt wurde. Doch bald musste die industrielle Produktion effektiver, preiswerter und gewinnbringender werden. Dafür wurde sie entwickelt. Die Dampfmaschine, die Eisenbahn, die Elektrizität usw. usf. revolutionierten die Industrie und ökonomischen Verhältnisse entscheidend. Der Gewinn an den Produkten wurde immer größer und davon profitierten vorwiegend die bürgerlichen Industriellen. Der Lebensstandart der Proletarier verschlechterte sich mehr und mehr; Verelendung der Armen trat ein. Durch Einfluss des Marxismus gründeten die Ausgebeuteten Vereine und Parteien, wo die Lehren des Marxismus erörtert wurden. Dies, so gebe ich gerne zu, war sicher für viele, die vielleicht nicht einmal ihren Namen schreiben konnten, wie eine Erlösung von ihrem Joch, gleich einer neuen Religion.
Die Kluft zwischen Oberschicht und Unterschicht wurde immer größer und die Reibereien und Gegensätze verschärften sich. Aber die Zeit zum Abschütteln des Jochs war noch nicht reif. Im Gegenteil, Der Kapitalismus artete zum Imperialismus aus und der Adel rief zum Krieg (1914 – 1918). Inzwischen gab es in Russland einen Lenin, der den Marxismus auf den Imperialismus anwendete. Nach Kriegsende wurde der Adel eliminiert, das bis heute wichtigste Ergebnis des Marxismus. Weitere Ergebnisse, wie die Beseitigung der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen wurden angestrebt, aber die neue Gesellschaft ging unter, ein Zeichen, dass die Zeit entweder noch nicht reif war, etwa Fehler gemacht wurden oder die Theorie nicht stimmt? Hierüber möchte ich an anderer Stelle schreiben, sonst wird der Beitrag zu lang.
  • Auswirkung auf die Wissenschaft<o:p></o:p>
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Die größte Errungenschaft des Materialismus an sich ist der Gegensatz zu Idealismus. Durch den Materialismus gibt es nun wenigstens zwei Theorien zu Erschaffung der Welt und der Abstammung des Menschen vom Affen. Das ist kurz gesagt die Lehre, dass der Mensch sein Schicksal selbst bestimmt, und nicht vom Pfaffen erläutert werden muss. Die Weltraum forschung führte zum Beispiel, anfangs als Prestigeobjekt missbraucht, zu ungeahnten Erfindungen auch für den persönlichen Gebrauch. Wenn man bedenkt, das Koroljow, der sowjetische Chef der Weltraumforschung seine Berechnungen mit einem Rechenstab bewältigt hat, weil es noch keinen Taschenrechner gab...
Auch hier könnte ich, will aber ein andermal tiefer ins Detail gehen.
  • Auswirkung auf den Menschen
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Der Kampf der ausgebeuteten Klasse hat uns allen einen höheren Lebenstandart gebracht. Wenn wir die Bilder des Zeichners des Berliner Milieus Heinrich Zille mit unserem Lebensstandard vergleichen, dann wird es uns anschaulich vor Augen geführt, wie gut es uns geht. Aber bedenke, als es die DDR und das sozialistische Weltsystem noch gab, bestand ein gewisser Konkurrenzkampf zwischen beiden Systemen und da wurde auch in der BRD zugunsten des Volkes regiert, um als überlegen dazustehen. Jetzt, da der Einfluss des Ostens weggefallen ist, hat man das nicht mehr nötig und beschneidet mehr und mehr den Lebensstandart des Volkes. Und jetzt müsste laut historischem Materialismus der Gegensatz der politischen Kräfte sich entwickeln und uns zu einer neuen Gesellschaft führen – ob wirs noch erleben ...
Verzeiht, wenn ich jetzt abbreche. Ich habe beim Schreiben gemerkt: Das ist kein Thema, dass man in einer Stunde Internet entwickeln und restlos abarbeiten kann. Darüber würde man Bücher füllen. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass geeignete Diskussionsbeiträge Das Thema hervorragend ergänzen werden.
 
Und jetzt müsste laut historischem Materialismus der Gegensatz der politischen Kräfte sich entwickeln und uns zu einer neuen Gesellschaft führen – ob wirs noch erleben ...
Vielleicht eine Art Naturgesetz, denn schon Sokrates, Platon und Aristoteles hielten die Demokratie für die zweitschlechteste Staatsform nach der Tyrannis. Und rückblickend in der Geschichte scheint es ein ewiger Kreislauf zu sein, der schon in der Antike beschrieben wurde, sodaß auf die Demokratie stets eine Form der Tyrannei folgt, aus der wiederum eine neue Demokratie erwächst. Wenn man es recht bedenkt, dann pendelt man doch stets zwischen den beiden schlechtesten Formen hin und her. Alles andere ist dann wohl leider eher Idealismus.
 
Durch den Materialismus gibt es nun wenigstens zwei Theorien zu Erschaffung der Welt und der Abstammung des Menschen vom Affen. Das ist kurz gesagt die Lehre, dass der Mensch sein Schicksal selbst bestimmt, und nicht vom Pfaffen erläutert werden muss. Die Weltraum forschung führte zum Beispiel, anfangs als Prestigeobjekt missbraucht, zu ungeahnten Erfindungen auch für den persönlichen Gebrauch. Wenn man bedenkt, das Koroljow, der sowjetische Chef der Weltraumforschung seine Berechnungen mit einem Rechenstab bewältigt hat, weil es noch keinen Taschenrechner gab...

Interessante These, insbesondere der Hinweis auf die Kausalität :D

Die Innovationen der letzten 100 Jahre gehen wesentlich auf wirtschaftliche Interessen(gegensätze) und militärische Konflikte zurück, ohne dabei eine Reihenfolge deuten zu wollen, zumal zuweilen auch beides zusammen fällt.

Mit einem geistigen Konkurrenzmodell des Materialismus zur Theologie etc. hat das wohl nur in geistigen Turmstuben zu tun, ebenso wenig mit der jeweiligen ideologischen Berufung der Machtblöcke der Weltkriege oder des Kalten Krieges, vielmehr mit der Existenz derartiger real existierender Machtblöcke und des grenzenlosen Ressourceneinsatzes gegen den jeweiligen Gegner.

Beispiel für diesen Resourceneinsatz (aus den Hinterzimmern der Physik-Fachbereiche hin zu Projekten, bei denen Mensch, Material und Geldeinsatz aus militärischen Gründen keine Rolle mehr spielten), der eine Beschleunigung der technologischen Entwicklung bewirkte: das Manhattan- und die Vorstufen der deutschen "Aggregat"-Projekte hin zur A4.
 
Vielleicht eine Art Naturgesetz, denn schon Sokrates, Platon und Aristoteles hielten die Demokratie für die zweitschlechteste Staatsform nach der Tyrannis. Und rückblickend in der Geschichte scheint es ein ewiger Kreislauf zu sein, der schon in der Antike beschrieben wurde, sodaß auf die Demokratie stets eine Form der Tyrannei folgt, aus der wiederum eine neue Demokratie erwächst. Wenn man es recht bedenkt, dann pendelt man doch stets zwischen den beiden schlechtesten Formen hin und her. Alles andere ist dann wohl leider eher Idealismus.
Das ist auch eine gute und pfiffige Theorie. Danach muss man nicht viel Federlesens machen, und man kann sich ausrechnen, was als nächstes kommt.
 
Vielleicht eine Art Naturgesetz, denn schon Sokrates, Platon und Aristoteles hielten die Demokratie für die zweitschlechteste Staatsform nach der Tyrannis.
Das meiste das wir über Sokrates wissen, stammt aus der Feder des Platon. Dieser hatte mWn ein persönliches Problem mit der Athener Demokratie, denn sie hat seinen Lehrer hingerichtet (der als "Demokratiegegner" dieses Urteil akzeptierte). Aristoteles kennt 2 Arten von Volksherrschaft. Eine sinnvolle und eine schlechte, in der der Pöbel regiert. Unterschiede liegen für ihn darin, ob die unteren Bürgerschichten mitregieren dürfen oder nicht. AUch für die Alleinherrschaft und die Herrschaft weniger nennt er jeweils eine gute und ein schlechte Form (Tyrannis - Monarchie, Oligarchie - Aristokratie).
 
Der Pöpel kennt vielleicht keinen dialektischen oder historischen Materialismus, aber der historische Materialismus weiß um die Zukunft des Pöpels. - Das ist meine eigenes Zitat.
 
Interessantes Thema, es zu diskutieren setzt aber offenbar einige Punkte voraus:
  1. Das tatsächliche Vorhandensein einer kommunistischen "Urgesellschaft",
  2. die Geschichte nicht als Gestaltungsprozeß des Menschen, sondern als gesetzmäßigem unausweichlichen Verlauf, von einem Anfangs- zu einem Endpunkt, und nicht zuletzt
  3. die simplifizierte Einteilung komplexer Gesellschaftsstrukturen in nur zwei "Lager" (Polarisierung).
Für den, der auch nur an einem dieser drei Punkte Zweifel hat, dürfte sich die ganze Sache schon erledigt haben.

just my 2 cents :winke:
 
Interessantes Thema, es zu diskutieren setzt aber offenbar einige Punkte voraus:
  1. Das tatsächliche Vorhandensein einer kommunistischen "Urgesellschaft",
  2. die Geschichte nicht als Gestaltungsprozeß des Menschen, sondern als gesetzmäßigem unausweichlichen Verlauf, von einem Anfangs- zu einem Endpunkt
So ist das nicht ganz korrekt ausgedrückt. Vielmehr wird die Entwicklung von der "niederen zur höheren Gesellschaftsordnung" zwar als gesatzmäßig angesehen, aber innerhalb dieser Gesellschaftsordnungen hatte der Mensch durchaus Gestaltungsmöglichkeiten - laut Marx.
 
innerhalb dieser Gesellschaftsordnungen hatte der Mensch durchaus Gestaltungsmöglichkeiten


Mmh, Gestaltungsmöglichkeiten...

Soweit ich die Theorie verstanden habe, wird der Klassenkampf als unausweichlich gesehen. Dadurch würde die Gesellschaft eine nächste, höhere Ebene erreichen. Am Ende dann würde - als Endpunkt quasi - der Kommunismus stehen.

Die "Gestaltungsmöglichkeiten" erscheinen mir da aber etwas eingeschränkt. Erlaube mir dazu ein Bild, von dem ich denke, daß es die Sache gut trifft:

Du fährst mit deinem Auto von Hamburg nach München. Natürlich kannst du in Hannover rast machen, mußt auch nicht unbedingt immer die Autobahn nehmen, kannst 80 oder auch 250 km/h fahren - aber das Ziel ist unausweichlich München. Die "Gesetzmäßigkeit" daran verkennt aber offenbar, daß mancher lieber nach Stuttgart fahren würde.

Bleiben wir bei diesem - wie ich finde recht treffenden - Bildnis, liegt es ja schon auf der Hand, daß das Reiseziel Stuttgart unterdrückt werden muß, da die Fahrt dorthin (und von dort vielleicht noch nach Mailand, Rom usw.) die propagierte "Gesetzmäßigkeit" ad absurdum führen würde.
 
Mmh, Gestaltungsmöglichkeiten...


...
Du fährst mit deinem Auto von Hamburg nach München. Natürlich kannst du in Hannover rast machen, mußt auch nicht unbedingt immer die Autobahn nehmen, kannst 80 oder auch 250 km/h fahren - aber das Ziel ist unausweichlich München. Die "Gesetzmäßigkeit" daran verkennt aber offenbar, daß mancher lieber nach Stuttgart fahren würde.

Bleiben wir bei diesem - wie ich finde recht treffenden - Bildnis, liegt es ja schon auf der Hand, daß das Reiseziel Stuttgart unterdrückt werden muß, da die Fahrt dorthin (und von dort vielleicht noch nach Mailand, Rom usw.) die propagierte "Gesetzmäßigkeit" ad absurdum führen würde.
Bleiben wir bei dem Bild mit der Autofahrt. Die Dialektik geht aber vom Kampf der Gegensätze aus. Wenn einer nach Stuttgart will und der andere nach München, dann hat der Kampf ums Fahrziel bereits stattgefunden, sobald München feststeht. München muss sich also als erfolgreicheres Ziel behauptet haben. Wie gesagt, ein Beispiel. Dieses Auserwählen des Zieles hat in der Geschichte auch stattgefunden. Im zaristischen Russland, als Lenin und die Bolschewiki den rev. Umsturz planten, bestand die ausgebeutete Schicht vorwiegend aus der armen Bauernschaft. Nur wenige Prozent bildeten die Arbeiter. Nun hätte man ja auf Grund dieser Tatsache den Umsturz auf den Sieg der Bauernschaft zuschneiden können, sprich Stuttgart als Ziel nehmen, um beim Beispiel zu bleiben. Man erkannte aber, wenn man das zurückgebliebene Land modernisieren und entwickeln will, kommt man um die Industrialisierung und der sich damit entwickelnden Arbeiterschaft, der dann die Zukunft gehört, nicht herum. Man entschied sich dann für die Führung durch die Arbeiterklasse im Bündnis mit der armen Bauernschaft und wählte München zum Ziel =). Dass die Fahrt dann aber wo ganz anders hin ging hat wieder andere Ursachen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
...und wählte München zum Ziel =).


Eben die Auswahl des Zieles für alle ist es, was mich an der Sache irritiert. Insofern ist Geschichte eben doch kein Gestaltungsprozeß des Menschen (nach dieser Theorie), sondern ermöglicht ihm lediglich eine gewisse Gestaltungsmöglichkeit in den Grenzen des gesetzten, gesetzmäßigen Zieles.

Was mich ferner irritiert, ist der geforderte Klassenkampf, da der geschichtliche Endpunkt Kommunismus doch eh unausweichlich sein soll.
 
Der Historische Materialismus ist eine Geschichtstheorie deren Wahrheit oder Unwahrheit an der Vergangenheit gemessen werden kann. Die Zukunft ist Kaffeesatzleserei.

Was mich ferner irritiert, ist der geforderte Klassenkampf, da der geschichtliche Endpunkt Kommunismus doch eh unausweichlich sein soll.

Irgendwie müssen die Klassengegensätze ja aufgehoben werden: durch die Lösung von Konflikten. Vergleichen könnte man das mit einer chemischen Reaktion: Aus der Verbindung von Stoff A (Edukt) und Stoff B (Reaktant) ensteht ein neues Produkt.
 
Eben die Auswahl des Zieles für alle ist es, was mich an der Sache irritiert. Insofern ist Geschichte eben doch kein Gestaltungsprozeß des Menschen (nach dieser Theorie), sondern ermöglicht ihm lediglich eine gewisse Gestaltungsmöglichkeit in den Grenzen des gesetzten, gesetzmäßigen Zieles.

Was mich ferner irritiert, ist der geforderte Klassenkampf, da der geschichtliche Endpunkt Kommunismus doch eh unausweichlich sein soll.
Bei Marx heisst es: "Freiheit ist Einsicht in die Notwendigkeit". Gestaltungsmöglichkeiten für das Individuum gab es in der Geschichte IMMER NUR im Rahmen der Möglichkeiten durch die jeweils herrschende Schicht oder Klasse wie man will. In den gesellschaftlichen Entscheidungen geht es entweder diktatorisch oder demokratisch durch Mehrheitsbeschluß zu einem Ziel. Der Marx.- Len. verleugnet ja nicht Diktatur, er wendet sie an. Die restlose Loslösung von der Gesellschaft und grenzenlose Kreativität werden wir wohl nie erleben.
 
historischer Materialism als Geschichtstheorie

Hallo<o:p></o:p>
wahrscheinlich ist dieses Thema nur noch nicht geschlossen worden, diese Antwort zum Ausgangspunkt kommt auf jeden Fall zu spät.<o:p></o:p>
Ich selbst bezeichne mich als Materialist als Bewusstseinsform und meine philosophische Grundauffassung. In so weit ist der historische und dialektische Materialismus meine Weltanschauung. Dieser Umstand hat jedoch historische Ursachen als geboren in der DDR. Mein Elternhaus und meine Verwandtschaft waren und sind ganz normale Menschen mit einem Alltagsbewusstsein in dem es mehr um das Leben an sich ging. Religiöser oder politischer Druck, oder Einfluss wurde nie intensiv ausgeübt. Da ich also in einer nur tangierend religiösen Welt (Zeugen Jehovas, nicht in meinem Elterhaus!) aufgewachsen bin, sehr wohl aber politischen Einflüssen (Elternhaus, Schule) ausgesetzt wurde, kann nicht behauptet werden, der h. u. d. Materialismus wäre mir mit der Muttermilch eingegeben worden. Trotzdem habe ich gedacht und "Also bin ich". Politisch gab es in meiner Kindheit und Jugendzeit nur Widersprüche. Mein Vater, eigentlich die ganze Familie schimpfte auf alles was Sozialismus hieß, besonders auf Walter Ulbricht, später auf Honecker, die aktuelle Kamera wurde demonstrativ ausgeschalten wenn Ulbricht kam. "Der Schwarze Kanal" eine Zumutung. Wir hatten aber auch schon in den 60'er Jahren die Alternative des "Ersten Deutschen Fernsehens". Am Arbeits- und Familienleben gab es keine Abstriche. An diesen Werten wurde sich definiert.<o:p></o:p>
In allen Familien gab es sichtbare Zeichen des überlebten oder nicht überlebten Krieges, trotzdem wäre wohl alle anders gekommen, wenn Hitler den Krieg nicht verloren hätte (so öfters zu vernehmen). An den Schulen waren häufig entnazifizierte Lehrer, oder Neulehrer - denen jedoch allen eins gemein war, Nie wieder Krieg und Nie wieder Faschismus (anders hätten sie auch nicht gekonnt, sonst wären sie die längste Zeit Lehrer gewesen!).<o:p></o:p>
Eins ist jedoch ersichtlich, eine Jugend voller Widersprüche.<o:p></o:p>
Eine Frage hat mich immer interessiert: warum funktioniert der Sozialismus nicht?<o:p></o:p>
Das war einer der Gründe warum ich später in die Politik gegangen bin.<o:p></o:p>
Erstmals bekam ich aktiven Kontakt mit den politischen Grundlagen des Systems, aber auch mit seinen theoretischen Grundlagen. Dazu gehörte auch der historische und dialektische Materialismus. Wichtig an den Möglichkeiten des Schulungssystems politischer Organisationen der DDR erschien mir die Didaktik und Methode. Mit 19 Jahren wollte ich dann Karl Marx "Das Kapital", 1. Band <o:p></o:p>
durchlesen, blieb aber bei jedem Satz hängen weil mir die Bedeutung der Worte nicht klar wurde! Dann hatte ich mir das "Philosophische Wörterbuch" (Herausgeber Gerhard Klaus und Manfred Buhr 1975) daneben gelegt, merkte jedoch dass ich nicht ständig nachschauen konnte, ich müsste die Kategorien erlernen.<o:p></o:p>
Damit habe ich viele Jahre verbracht, das Kapital aber immer noch nicht durchgelesen. Es ist für mich eine Welt voller alter Begriffe mit vollständig wissenschaftlich determinierten Inhalten. Dabei habe ich auch gelernt, warum der Sozialismus unter anderem nicht funktioniert. Der historische und dialektische Materialismus lässt uns die Welt vielleicht besser erkennen, entscheiden müssen wir Mensche immer noch selbst.
 
Marxistisch-Leninistische Geschichtsschreibung

hey.
ich muss für die fh ein referat über das obige thema halten und bin auf der suche nach hauptvertretern sowie der entwicklung der m-l geschichtsschreibung.
kann mir da jemand weiterhelfen?
viele grüße!
maria
 
Fang mal an mit dem historischen Materialismus und begebe dich von dort zum dialektischen Materialismus.
 
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