Ich muss in wenigen Tagen die Dokumentation für eine mündliche Prüfung abgeben, welche die im Titel stehende Fragestellung beantworten soll.
1. Ideengeschichtlich sind es die radkalen Vertreter der "Aufklärung", die die entsprechenden zentralen Gedanken zur "Demokratisierung" von Gesellschaften bereitgestellt hatten (vgl. Reed)
2. Die voranschreitende Industrialisierung in Deutschland im 19. Jahrhundert hat insofern eine Bedeutung, als mit dem Entstehen eines liberalen Bürgertums und dem "Proletariat" zentrale historische Akteuere entstehen.
3. Diese politischen Akteure sind die "Agenten", die im Rahmen der praktischen Anwendung der radikalen Ideen der Französischen Revolution und später der Analyse von Marx u. a. eine Umgestaltung der aristokratisch geprägten deutschen Gesellschaft einfordern.
4. Die Zunahme vor allem der Arbeiterschaft / Proletariat - organisiert in der SPD - im Kaiserreich auf ca. 32 Prozent im Jahr 1912 bei Reichstagswahlen machte sie zu einem relevanten innenpolitischen Faktor.
5. Ihre quantitative Zunahme unterstrich die Bedeutung von politischen Vorstellungen im nationalen politischen Diskurs, die im Rahmen einer pseudorevolutionären marxistischen Ideologie vorgetragen wurden, und soziale und politische Gleichberechtigung und soziale Gerechtigkeit propagierte.
In diesem Sinne wurde die abstrakte Vorstellung, was Demokratie sei, durch die radikal liberalen, dem politischen Kaholizismus und sozialistischen Kräfte im Kaiserreich maßgeblich beeinflusst.
Reed, Terence James (2012): Mehr Licht in Deutschland. Eine kleine Geschichte der Aufklärung. München: C.H.Beck
Ideengeschichtlich ist sicherlich pro Demokratisierung der Räte-Gedanke zu fassen
Kleine Anmerkung: Das m.E. zentrale historische Ereignis, dass die abstrakten Ideen zur Umsetzung eines Sozialismus / Marxismus / Anarchismus beeinflußt hatte, ist wohl die Pariser Commune.
Sie war das Experimentierfeld, in dessen Kontext - radikale - politische Strukturen ausprobiert werden konnten. Und es sollte auch betont werden, dass es zu keiner "Maschinenstürmerei" kam, sondern die politischen Institutionen mit der Privat-Wirtschaft relativ problemlos kooperierten.
Der Rätegedanke - verstanden als "Soldaten-Räte - ist m.E. vielmehr die spezifische Ausprägung eines "Schützengraben-Sozialismus" und durch die einseitige militärische Ausrichtung der politischen Prozesse im Rahmen der Gründung eines neuen Staates, bereits als frühe politische Degeneration zu verstehen.
Nicht zuletzt, da gerade auch im deutschen "Rätesystem" sich erstaunlich schnell die traditionellen Offiziere - Leutnants etc. - als Vertrauensperson wieder durchsetzten und damit den Rätegedanken frühzeitig konterkarrierten