Hier mal eine Dissertation, die aber leider keine große Sprachkompetenz des Doktoranden besitzt, um tiefergehende Studien zu erfassen. Ausserdem vermisse ich in der Literaturliste einige Standardwerke und grundlegende Arbeiten.
Naja, wenigstens etwas, ich lese es noch mal irgendwann genauer durch, habe es nur mal überflogen:
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Martin Luther zur "Türkenfrage"
Manche religiöse Erzählungen sehen hoffnungsvoll zur Sonne. Die abendländische Erzählung ist hingegen die "Bedrohung aus dem Osten". Man erblickt(e) dort stets die Bedrohung in der Gestalt der Hunnen, Mongolen, Osmanen, Russen ... Selbst Globalisierungskritiker reden mit "Billigimporten aus dem Osten" dieser Tradition nach.
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Hoffnung kommt von den Osmanen. Freilich wurde der Nachwelt in den Erzählungen von der "Türkenbefreiung" und den "Kreuzzügen" häufig unterschlagen, dass die Christen - entgegen zahlreicher unserer heutigen populärwissenschaftlichen Darstellungen - dem Islam gar nicht so abseits standen. Zum einen aus dem wahren Grunde der Kriege, der mit Christentum und/oder Islam damals ebenso wie heute schlichtweg nichts zu tun hatte, aus reinem Macht(erhaltungs)interesse. Die "allerchristlichste Majestät", wie sich französische Könige mit päpstlicher Erlaubnis nennen durften, schloss Bündnisse mit den Türken und verweigerten gemeinsam mit den protestantischen Ständen im Reich den Habsburgern die "Reichstürkenhilfe". Aber dies ist nicht der einzige Ansatz und der weit mehr unterschlagenere: Die apokalyptischen Reiter der Offenbarung wurden in Gestalt des Islams auch erhofft, nicht zuletzt gerade von Glaubensgruppen, die gerne in die unmittelbare Nachfolge der Urchristen gestellt werden: die Täufer.
Apokalyptische Reiter. Die aktuelle Auseinandersetzung mit Terrorismus und Islam, mit Migration und Religionsfreiheit, mit Samuel Phillips Huntingtons Clash of Civilizations hat etwas mit Martin Luthers Haltung zur "Türkenfrage" gemein: Die apokalyptische Interpretation der Welt. Dieselben geradezu arachaisch anmutenden, ins dunkle Mittelalter zurückführenden Argumentationsmuster finden sich nicht nur bei konsvervativkatholischen, evangelikalen und chiliastischen Kirchen- und Bibelversammlungen. Sie führen in die reale Politik. Bush's Feldzug gegen den Terrorismus mobilisiert ebenso diese Endzeitvorstellungen wie die scheinbar gänzlich entgegengesetzt sorgsam sich um das Weltklima mit Katastrophenszenarios kümmernden Klimapropheten.
Kurz. Die Beschäftigung mit den Bedingungen unseres (realen politischen) Werdens in der Geschichte hat viele Facetten. Eine Facette, die sich bis zur Unkenntlichkeit hinter Mythen versteckt, ist die "Türkenfrage". Daher ist die als PDF kostenlose downloadbare Dissertation "Geschichtsdenken und Ständekritik in apokalyptischer Perspektive" nicht nur ungemein aktuell sondern eine wahre Fundgrube um jene Erzählungen einer Überprüfung zu unterziehen, denen man selber zu folgen geneigt ist. Sie füllt zudem ein wenig ein grosses schwarzes Loch in dem ohnedies nicht wirklich existierenden "christlich-islamischen Dialog". "
Geschichtsdenken und Ständekritik in apokalyptischer Perspektive
Martin Luthers Meinungs- und Wissensbildung zur ‚Türkenfrage’ auf dem Hintergrund der osmanischen Expansion und im Kontext der reformatorischen Bewegung
Dr. Michael Klein
http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?idn=975473662&dok_var=d1&dok_ext=pdf&filename=975473662.pdf
P.S.:
interessant, hatte ich schonmal:
http://www.geschichtsforum.de/f36/s...chlachten-mit-muslimischer-beteiligung-18227/ Findet man halt nichts mehr wieder, ohne Stickys...