Italica: Ruinen einer römischen Stadt in Andalusien

Marcia

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Wir waren im Februar in Andalusien, hauptsächlich, um den archäologischen Park Italica anzusehen. Da ich keinen Reiseanbieter gefunden habe, der einen Ausflug nach Italica im Programm hat, und Freizeiten bei Pauschalreisen zu knapp für solche Extras bemessen sind, blieb nur die Möglichkeit einer Individualreise.


Die Ruinen der antiken Stadt befinden sich bei Santiponce, ca. 11 km von Sevilla entfernt. Ein großer Teil von Italica ist noch unter Santiponce verborgen. Aber der archäologische Park ist sehr sehenswert, wenn man in der Gegend ist.;) Wir sind mit dem Linienbus dorthin gefahren; die Busse fahren relativ regelmäßig vom Busbahnhof in Sevilla ab. Direkt beim archäologischen Park ist eine Haltestelle. Wir haben den Fehler gemacht, im Ortszentrum von Santiponce auszusteigen, und sind einen kleinen Umweg gegangen.



Der Eintritt in den Park ist für EU-Bürger kostenlos, man zeigt lediglich den Personalausweis vor. Im Besucherzentrum des Parks kann man einen Film sehen, der vermittelt, wie Italica früher aussah. Dann steht man auch schon vorm Amphitheater, das relativ groß ist, wenn auch nicht so groß wie das Kolosseum in Rom. Man kann hinein gehen und es führt ein Weg oberhalb der Ruine um sie herum. Der Park ist an dieser Stelle auch landschaftlich sehr schön mit Palmen, Zypressen und – je nach Jahreszeit - blühenden Sträuchern.



Geht man weiter nach links auf eine Anhöhe hinauf, kann man die Ruinen der Wohnhäuser und die Überreste der Thermen besichtigen. Berühmt ist Italica für die vielen Mosaikfußböden, die wirklich auffallend schön sind. Andere Ruinen wie das Traianeum sind nicht zugänglich bzw. abgedeckt. Viele Funde aus Italica sind im archäologischen Museum in Sevilla ausgestellt, dessen Besuch ich auch empfehlen kann. Man kann einen Ausflug in den Park mit einem Guide buchen, was ich aber nicht getan habe, da die Führung in Englisch wäre und wir die Sprache nicht so gut beherrschen, um längere Vorträge zu verstehen.


Italica muss neben Hispalis (Sevilla) und Corduba eine der bedeutendsten Städte der römischen Provinz Baetica gewesen sein. Einige hochrangige Persönlichkeiten des ersten und zweiten Jahrhunderts stammten aus den spanischen Provinzen und speziell der Baetica. Zwei Kaiser, Trajan und Hadrian, hatten ihre familiären Wurzeln in Italica. Ob sie allerdings dort geboren wurden, ist umstritten.



Neben Santiponce/Italica und Sevilla interessierten uns Córdoba und Cádiz, wohin wir ebenfalls Ausflüge unternommen haben. Allzu viel aus der Römerzeit ist in diesen Städten nicht erhalten geblieben: die Gebäude aus der Antike sind oft überbaut worden bzw. Steine und Säulen wurden für spätere Bauten verwendet. Aber natürlich sind die Städte nicht nur wegen der antiken Überreste sehenswert, und man kann bei einem relativ kurzen Aufenthalt immer nur eine kleine Auswahl unter den Sehenswürdigkeiten treffen.

Archäologische Ausgrabungsstätte von Itálica - Offizielle Tourismus-Website von Andalucía
 
Wir haben den Fehler gemacht, im Ortszentrum von Santiponce auszusteigen, und sind einen kleinen Umweg gegangen.
Dann seid ihr ja vielleicht am römischen Theater vorbeigekommen, welches den meisten Besuchern der Italica wohl entgeht. Die haben natürlich noch das Amphitetheater und die großartigen Mosaiken


Allzu viel aus der Römerzeit ist in diesen Städten nicht erhalten geblieben: die Gebäude aus der Antike sind oft überbaut worden bzw. Steine und Säulen wurden für spätere Bauten verwendet.
Cádiz hatte natürlich das Problem der Insellage. Dort ist in den letzten Jahrzehnten das Theater wieder ans Licht gebracht worden und - allerdings außerhalb der Altstadt, versteckt zwischen Hochhäusern - das alte Aquädukt ist obertägig zu sehen. Im Norden der Insel kann man, wenn man entlang der Uferpromenade herspaziert, im Wasser liegend römische Fundmente sehen.

Bei Córdoba gibt es am Hauptbahnhof einige Strukturen, die man einem Kaiserpalast Maximinians zuordnet (Yacimiento Arqueológico de Cercadilla) und neben dem Rathaus befindet sich der Kaiserkulttempel, dessen Säulen allerdings wieder aufgerichtet sind. Natürlich findet man in der Stadtmauer auch immer wieder römische Reste. Aber Córdoba war eben auch die Stadt der Kalifen, da hat sich im MA viel getan.
 
Dann seid ihr ja vielleicht am römischen Theater vorbeigekommen, welches den meisten Besuchern der Italica wohl entgeht.

Wir haben den Wegweiser zum Theater gesehen, aber ich muss gestehen, dass es uns nach dem Besuch des Parks zu viel war, dorthin nochmal zurück zu gehen, d.h. wir waren mit Eindrücken gesättigt.

Die Ruinen am Bahnhof in Córdoba haben wir gesehen und auch den Tempel, allerdings sind mir die römischen Fundamente in Cádiz nicht aufgefallen - oder ich habe sie nicht als römisch erkannt.

Danke für die Tipps bzw. Ergänzungen! Ich denke, ich möchte sowieso nochmal nach Andalusien und auch noch weitere Städte besichtigen.
 
Wenn's speziell Römer bzw. Antike sein soll, dann kann ich Málaga empfehlen (Garumfabik, Theater, Repräsentation der Tafeln von Málaga), in Cádiz das Museo Arqueológico, in Málaga das Museum im Palacio de Aduana, welches z.T. das arch. Museum ist. Außerdem ca. 40 min. Autofahrt von Sevilla entfernt Carmona mit seiner römischen Nekropole. Beim Westalcázar von Carmona kann man auch ganz gut studieren, wie die Andalusier (die 'Mauren') mit römischen Festungswerk umgingen. Mehr für den Sommer ist der Besuch von Baelo Claudia, das man mit einem Strandbesuch verbinden kann. Was außerhalb Andalusiens liegt und was ich eigentlich auch gar nicht empfehlen "darf", weil ich selber noch nie dort war, ist Mérida (Emerita Augusta), die Hauptstadt Lusitaniens. Wenn man Richtung Granada fährt, befindet sich kurz hinter Loja eine wunderschöne Villa rustica, aber nur am Wochenede zu besichtigen, die Villa Romana de Salar. Und außerhalb von Alhama de Granada befindet sich, integriert in ein Hotel, eine alte römische und maurische (13. Jhdt.) Therme. Man muss sich an der Rezeption melden und wird dann in die römische und maurische Therme geführt. Der Ortsname kommt von der heißen Quelle.
In der Nähe von Ronda liegt auch Acinipo, toll gelegen auf einem Hochplateau, leider sind dort trotz Umzäunung häufig Raubgräber unterwegs. In Torreparedones (Córdoba-Jaén) kann man sich ein iberisch-römisches Dorf anschauen.
 
Ich füge noch die Reste eines römischen Aquädukts in Sevilla hinzu. Laut der spanischen Wiki (https://es.wikipedia.org/wiki/Caños_de_Carmona mt einigen Abbildungen) wurde dieser über die Jahrhunderte hinein bis ins frühe 20. Jahrhundert (also gute 2000 Jahre) noch zur Wasserversorgung benutzt.

Der Wiki-Artikel verweist auf einen Artikel der Zeitung ABC von 1912, auf dem man den Abbruch sieht: ABC (Madrid) - 02/02/1912, p. 4 - ABC.es Hemeroteca :mad:

Heute stehen nur noch einige Teilstücke.
 
Das Aquädukt von Segovia (das allerdings ist etwas weiter von Andalusien entfernt) wurde ebenfalls noch bis ins 20. Jhdt. genutzt.
 
Das sind ja eine Menge Tipps, Danke!

Mir fällt noch etwas ein: bei einer Stadtrundfahrt durch Córdoba wurde auf einen Kalifenpalast in den Bergen hingewiesen, den man unbedingt besichtigen soll. Ist es evtl. diese Anlage?

https://de.wikipedia.org/wiki/Madīnat_az-zahrāʾ

Es ist ja nicht so, dass mich nur römische Ruinen interessieren und ich an allen anderen Sehenswürdigkeiten achtlos vorbei gehe. ;)

Wenn es ein nächstes Mal gibt, wird es vielleicht eine Pauschalreise, einfach, weil man da in relativ kurzer Zeit viel geboten bekommt, auch sehr viele Informationen, die man sich sonst mit einigem Zeitaufwand zusammensuchen muss... eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, zumindest für mich. Aber auch dann könnte man Freizeiten nutzen, um gezielt noch irgendwo hin zu gehen, wo man noch nicht war, wie z.B. in einige Museen.
 
Es gibt zum einen den Alcázar von Córdoba, der liegt praktisch direkt neben der Mezquita, hier sind aber kaum noch Reste des kalifalen Gebäudes erhalten, Madinat az-Zahra liegt etwas außerhalb der Stadt, mit dem Bus zu erreichen, ist ein tolles Gelände.
 
Madinat az-Zahra liegt etwas außerhalb der Stadt, mit dem Bus zu erreichen, ist ein tolles Gelände.

Danke - das werden sie wohl gemeint haben.
Den Alcázar konnten wir leider nicht besichtigen, weil am Montag geschlossen ... steht auch noch auf meiner Wunschliste.
Ein halber Tag für Córdoba ist definitiv zu wenig.
 
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