Resumé:
- Die Römer waren zuerst da, entdeckten die Inseln.
- Die tatsächliche Besiedelung erfolgte deutlich später, als geplante Besiedelung durch die Berber von der nordwestafrikanischen Küste, in Kenntnis der römischen Entdeckungen.
Plinius nennt in der
Historia Naturalis zwei Quellen für sein Wissen um die
insulae fortunatae: den mauretanischen König Juba (II.) und den Geographen(?) (Statius) Sebosus. (Die deutsche und italienische Wikipedia sind die einzigen Wikipedien, die Infomationen zu ihm anbieten, leider ist die eine schlicht die Übersetzung der anderen, was die dünnen Angaben über dessen Lebenszeit (erste Jhdt. v. Chr. bis Plinius selbst, der ihn aber vielleicht nicht direkt, sondern über Varro zitiert hat) nicht besser macht. Es ist völlig unklar, woher dessen Lebenszeitdatierung rührt.)
Laut Plinius, der (bzw. dessen Quellen) aber gerade in der Peripherie oft nicht zuverlässig ist (sind), sollen auf einzelnen der sieben Inseln Bauwerke (Quelle hierfür: Juba) stehen.
alteram insulam lunoniam appellari, in ea aediculam esse tantum uno lapide exstructam
eine zweite Insel wird Iunonia genannt, auf dieser ist ein aus Stein errichtetes Tempelchen
proximam ei Canariam vocari a multitudine canum ingentis
magnitudinis (ex quibus perducti sunt lubae duo); apparere ibi vestigia aedificiorum
die nächste Insel [von Invallis/Nevalis (Sebosus) bzw. Ninguaria (Juba)] wird Canaria genannt wegen der Menge an Hunden ungeheurer Größe (von denen zwei zu Juba geführt wurden); dort sind Spuren von Gebäuden
So, wie die
aedicula eingeführt ist, müssen wir wohl davon ausgehen, dass Jubas Leute niemandem begegnet sind, der ihnen Auskunft über das Bauwerk geben konnte. Die Spuren von Gebäuden auf Gran Canaria lesen sich so, als handele es sich eher um eine Wüstung, als eine intakte Siedlung.
Man muss auch allerdings fragen, ob die Herleitung des Namens Canaria nicht eine Pseudoetymologie ist. Denn dieser Name taucht in der Liste der Inselnamen von Juba auf, nicht in der von Sebosus (dort vermutlich Planasia).
Plinius selbst nennt an anderer Stelle einen mauretanischen Stamm Canarii.
Womöglich sind Sebosus (bzw. dessen Gewährsleute) und die Seefahrer des Juba nur niemandem begegnet, weil die Inselbewohner sich versteckt haben. (Nein, für plausibel halte ich das selber nicht.)
Jedenfalls spricht die Benennung einer Insel bei Sebosus - Capraria - für die Anwesenheit von Ziegen - oder ggf. Steinböcken. Fragt sich: wo kamen die her?