Hallo alle zusammen!
ich habe eine ganz wichtige frage.
welche gruppe der bürger hat die karikaturen von marie antoinette gezeichnet? die ärmeren (handwerker, usw.) oder die reicheren (intellektuelle)
bei den ärmeren wäre der grund dann ihre armut bei den reichen ihr neid oder??
ich halte meine 5. pk zu diesem thema und weiß grad nicht weiter!
freue mich auf antworten!
alles liebe chantal
Die Karikaturisten und Autoren von Pamphleten wie auch von panegyrischen Texten (Loblieder) stammten wohl zur Mehrzahl aus dem gebildeten Kleinbürgertum, also Leute, die zumindest über eine gewisse Bildung verfügten und zumindest genug Zeit und Muße besaßen, ihre literarischen und künstlerischen Begabungen zu pflegen und zu entwickeln, um mit dieser Tätigkeit mehr oder weniger schlecht als recht über die Runden kommen zu können. Dazu gehörten Studenten, Literaten, Zeichner und Journalisten. Manche Autoren und Zeichner, die bekannt waren, konnten durchaus gut verdienen, und Voltaire verkehrte in den besten Häusern und erhielt von einflussreichen Verehrern notfalls auch Rückendeckung, wenn er mal wieder einem einflussreichen Zeitgenossen auf die Zehen getreten war. Die meisten Literaten und Zeichner waren aber wenig begütert. Das aber waren weder die Ärmsten der Armen, noch die Superreichen.
Schwer arbeitende Bauern hätten gar nicht die Zeit gehabt, Karikaturen zu zeichnen oder Pamphlete zu schreiben, und für die meisten Lohnarbeiter und Handwerker traf das Gleiche zu. Worüber hätten die in der Provinz auch spotten sollen, wen verherrlichen oder lächerlich machen können, wofür sich jemand interessiert und sogar dafür bezahlt hätte?
Der Literaturmarkt war damals wie heute ein rauhes Geschäft und teils gab es kaum Urheberrechte, bzw ganz unzulängliche Möglichkeiten, diese durchzusetzen. Pamphlete und Panegyriken wurden nach Konjunkturlage und oft von ein und derselben Person geschrieben. Schlechte Nachrichten verkaufen sich aber besser, als gute, und indizierte Bücher besser, als Loblieder. Das Verbot ließ sich umgehen, indem man Schriften und Karikaturen anonym in London oder Amsterdam drucken ließ, wo die Zensurbestimmungen nicht so streng waren. Eine Möglichkeit war auch, die Schriften in Paris heimlich zu drucken und einen fingierten Druck im Ausland vorzutäuschen.
Namhafte Autoren und Karikaturisten konnten auf Gönner in priveligierten Kreisen zurückgreifen, die ihnen Rückendeckung verschafften und bei der Verbreitung der Karikaturen halfen. Marie Antoinette hatte auch in Versailles viele Feinde, und Leute wie Philippe Egalite´ oder auch die Brüder des Königs, der Comte de Provence (später Louis XVIII. und der Graf d´Artois hätten sicher ein gutes Motiv gehabt, Pamphlete über die Unfruchtbarkeit des Königs und die Verschwendungssucht der Königin am Hofe kursieren zu lassen.
Peinlich wurde es, als Beaumarches "Hochzeit des Figaro" in Marie Antoinettes Theater gespielt wurde. Beaumarche´ hatte die Impotenz Louis XVI. in die Welt posaunt und sogar im Knast gesessen. Der König verhängte ein Aufführverbot, doch der Hochadel Versailles ignorierte es und klatschte begeistert Beifall zu einem Stück, das seine eigenen Privilegien lächerlich machte, doch das Stück war modern und en vogue, und das gab den Ausschlag.
Um zu deiner Frage zurück zu kommen: Die Klientel der Autoren, Zeichner, Journalisten würde ich vor allem in der Schicht der urbanen, wenig vermögenden Intellektuellen vermuten.