Beispiel Römer:
die Vorzüge und Nachteile der unterschiedlichen Rüstungstypen sind am Beispiel der Römer recht gut untersucht worden.
Die lorica segmentata (der Schienenpanzer), mit dem die Legionäre oft assoziiert werden, bot hervorragenden Schutz, war relativ einfach herzustellen und blieb nur 200 Jahre in Gebrauch. Sie kam auf, nachdem in der Schlacht im Teutoburger Wald (oder Kalkriese) 9 n. Chr. drei römische Legionen verloren waren. Schnelle Neuaufstellungen mussten her und in dem Zusammenhang wurde die lorica segmentata eingeführt, angeblich (das wird aber oft bezweifelt) standen Gladiatorenrüstungen Pate.
Die Umrüstung dauerte Jahrzehnte, zuerst wurden die Legionen im Westen des Imperiums (darunter die drei Neuauftsellungen) mit der lorica segmentata ausgerüstet. In der Schlacht von Cremona (69 n. Chr.) kämpfte die Lergio VII Galbiana (für den Thronanwärter Vespasian) gegen die Legio XXII, die zu Kaiser Vitellius hielt. Die Legio VII hatte die lorica segmentata, die Legio XXII die lorica hamata (den Ringelpanzer bzw. das Kettenhemd). Bei verschiedenen Infanterieauxiliareinheiten blieb die lorica hamata auch später in Gebrauch, verschiedenen militärische Sonderfunktionen behielten sie ebenfalls. Der Vorteil (auch gegenüber der lorica squamata, dem Schuppenpanzer) lag einfach darin, dass kaum Pflege betrieben werden mußte. Es gab keine verbindenden Elemente aus Stoff oder Leder, die gepflegt, trockengehalten oder repariert oder gar ersetzt werden mußten. Ein Kettenhemd kann eigentlich lange Zeit am Mann getragen werden, durch die Bewegung reibt sich Flugrost sogar selbst ab. Andererseits lassen sich Kettenhemden schnell anlegen, schneller jedenfalls als Schuppenpanzer oder Schienenpanzer.
Die Pflege, die den Stoff- oder Lederschnürungen anderer Rüstungstypen zuteil werden musste, sollten sie nicht unbrauchbar werden, konnte man wohl von einem Legionär erwarten, von Auxiliaren eher nicht. Daher überstand die lorica segmentata die "Barbarisierung" der römischen Armee nicht.
Vgl. Graham Sumner: Die römische Armee, Stuttgart 1987.
Ein Umstand verdient aber noch Beachtung, der bislang auch vielen Reenactors entgangen ist: steckt in einem Kettenhemd ein Pfeil, war das Ausziehen des Kettenhemdes notwendig, um die Wunde zu behandeln, gleichzeitig mit großen Schmerzen verbunden, wie man sich leicht vorstellen kann.
Eine Renaissance erlebten die Kettenhemden in Nordamerika: englisch, holländische, farnzösische und schwedische Siedler rüsteten sich in großer Zahl damit aus, um sich gegen die Pfeile der Indianer zu schützen. Bei den spanischen Truppen in Mexiko waren sie lange Zeit verbreitet (nachdem sie in Europa längst obsolet waren), vereinzelte Exemplare gelangten in die Hände von Pawnees und Sioux und wurden weiterhin für den Kampfeinsatz genutzt.
Die von den Eskimos von den grönländischen Wikingern erbeuteten Kettenhemden wurden hingegen als Kuriosa betrachtet und weitergegeben (bis hin zu den Polareskimos) und überdauerten nur in Fragmenten die Zeiten.