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Cherusker
Gast
Ashigaru schrieb:. Es gibt nämlich bis ins 4. Jahrhundert fortan keine "germanische" Burg in Hessen, und die wenigen germanischen Siedlungen, die wir kennen (wie Fritzlar-Geißmar) waren nur leicht befestigt oder gänzlich unbefestigt.
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Was die Chatten betrifft: Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass sie zunächst im südlichen Niedersachsen lebten und erst kurz vor bzw. vielleicht sogar nach den augusteischen Kriegen nach Nordhessen kamen, gewissermassen in ehemals keltische Gebiete nachstießen.
Die Chatten saßen um die Zeitenwende im Gebiet zwischen Eder und Fulda und hatten mit Zustimmung der Römer das Gebiet der Ubier (Rhein,Main und Westerwald) in Besitz genommen. Aus dieser Dankbarkeit heraus haben die Chatten sich nicht am Kriegszug der Sugambrer gegen den Drusus beteiligt, der durch das Land der Chatten zog, um die Cherusker anzugreifen. Daraufhin griffen die Sugambrer die Chatten an. Erst da haben die Chatten kapiert, was das Anliegen der Römer war und sie zogen sich aus dem Gebiet der Ubier wieder zurück und schlossen Frieden mit den Sugambrer.
Im Jahre 9 v.Chr. schlossen die Chatten Frieden mit den Römern und durften daraufhin das ehemalige Gebiet der Sueben in Besitz nehmen. Ferner besetzten sie auch die Wetterau. Ferner bestanden engere Beziehungen zwischen den Chatten und Cheruskern. Schließlich sollte die Thusnelda einen Chattenfürsten heiraten...das wurde verhindert.
Da die Chatten 9n.Chr. am Kampf der Cherusker unter Arminius gegen die Römer teilnahmen, griff Germanicus in seinem Feldzug im Jahre 15n.Chr. die "chattische Hauptsadt" Mattium an und zerstörte sie. Hier stellt sich die Frage, warum die Chatten eine Stadt wie Mattium besaßen? Das ist für Germanen in der Zeit ziemlich atypisch. Vielmehr müssen sich die Chatten hier schon mit der keltischen Bevölkerung vermischt haben.
Z.Zt. des Tacitus konnten sich die Chatten gegen ihre nördliche Nachbarn (jetzt die Chauken) nicht behaupten und auch gegen die Hermunduren zogen sie bei einem Streit im Jahre 58 n.Chr. um die Salzunger Salzquellen den kürzeren.
Während des Bataveraufstandes mußten die Chatten auch den Taunus an die Römer abtreten, konnten sich aber vom Einfluß der Römer fernhalten.
Erst im Jahre 213 gibt es wieder eine Nachricht über die Chatten. Hier wird berichtet, daß ihre Frauen Selbstmord begangen haben, um nicht in die Sklaverei zu kommen. Das scheint nicht auf eine erfolgreiche und siegreiche Epoche hinzuweisen.
Viel später als die Chatten zu den Franken gehörten, da hat der Bonifatius in ihrem Gebiet die Donareiche gefällt. So ein Bösewicht.... :motz:
Im Raum Eder, Fulda und Lahn hält sich das hessische Erbe der Chatten bis heute. In Niederzwehren bei Kassel stießen die Gebrüder Grimm auf jene alte Frau, die ihnen die Märchen erzählte, die sie dann in den "Kinder- und Hausmärchen" (1821-22) veröffentlichten.
Ergo sind die Chatten/Hessen bis heute Märchenerzähler!!!
Die großen Wallburgen in Hessen sind nicht immer von den Chatten erbaut worden. Vielmehr sind sie keltischen bzw. auch illyrischen (?) Ursprungs. Die Chatten haben diese Anlagen wohl nur übernommen und sie nach ihren Vorstellungen um- und ausgebaut.
Es gibt sowieso wenige Burgen, die den Germanen der Zeitenwende zugerechnet werden können. Da pennt die moderne Archäologie! So berichtet Tacitus, daß Segestes sich auf seine Burg zurückgezogen hat, die dann von den Arminius-Cheruskern belagert wurde. Aber anscheinend scheint es solche Burgen nicht zu geben? :grübel:
Aber wenn man die Geschichtsbücher liest, so gibt es jede Menge Burgen und Wallanlagen vor 100v.Chr. und dann wieder zur "Sachsenzeit". Aber in dem Zeitraum, in dem es richtig gekracht hat, da wurden anscheinend keine Burgen gebaut?
Da gehe ich vielmehr davon aus, daß die Archäologie die Objekte nicht gründlich untersucht hat. Wie sonst ist es zu erklären, daß Hedemünden jahrzehntelang als Wallanlage (Hünenburg) betrachtet wurde, wenn es sich jetzt herausstellt, daß es ein Römerlager war! :winke:
So wurden in Hessen bestimmt viele Wallanlagen vor 30 oder mehr Jahren mit äußerst "primitiven" Mitteln untersucht. Man macht einen Grabungsschnitt und sammelt ein was man dort findet (meist noch ein paar frühmittelalterliche Scherben...) und schon wird eine Datierung vorgenommen.
Danach wird die Anlage den Raubgräbern zur Ausplünderung überlassen....weil dort angeblich alles untersucht wurde und man dort nichts mehr findet....bis.... die Raubgräber immer mehr wertvolle Sachen aus dem Boden holen....dann werden die Experten hellhörig und sie versuchen dann in Panik alles zu retten.....
Da dieser Kreislauf sich immer wiederholt, bin ich gespannt wieviele germanische und keltische Wallanlagen noch entdeckt werden, die schon ins Mittelalter eingeordnet wurden.