Lukrezia Borgia
Moderatorin
Auch wenn das Volk direkt nicht in Erscheinung trat, brauchte ein König schon breite Anerkennung. Auch "die Großen" konnten nicht beliebig einen König auswürfeln, sie waren an die üblichen Gebräuche gebunden.
Die brauchte er, aber hatte die breite Masse da keinerlei Mitspracherecht. Es ist mir kein Fall einer mittelalterlichen Königswahl im Reich bekannt, wo das bäuerliche Volk in irgendeiner Weise maßgeblich war. (Der Fall Ludwigs des Bayern greift hier nicht, denn er ließ sich erstens in Rom vom Volk legitimieren und zweitens wurde das Volk instrumentalisiert, um die Kaiserwürde zu erlangen und drittens wollte er damit bewusst den Papst provozieren.)
Aber dennoch spielte die Legitimation über die Familie die wichtigste Rolle bei der Königswahl.
Das habe ich an keiner Stelle in Abrede gestellt, sondern unterstreiche es sogar dick und fett.
So finden wir die frühen Gegenkönige dort, wo es gerade einen dynastischen Bruch gab, also kein "natürlicher" Kandidat zur Verfügung stand, z. B. Arnulf von Kärnten beim Übergang von den Konradinern zu den Ottonen.
Da bringst Du glaub ich was durcheinander. Meinst Du Arnulf aus dem Geschlecht der Luitpoldinger? Ich habe in diesem Pfad bereits dargelegt, dass ich es für höchst unwahrscheinlich halte, dass er tatsächlich ein Gegenkönig gewesen sein soll.
Und spannend wird es dann bei Heinrich IV. - während seiner Exkommunikation konnte er natürlich nicht mehr für die Legitimation eines Nachfolgers bzw. Gegenkönigs dienen, da kommt dann die Idee einer freieren Königswahl auf.
Richtig zum Durchbruch kommt das aber erst im Interregnum, als eben alle Legitimationsstränge abgerissen sind (obwohl natürlich alle Königskandidaten irgendwie mit früheren Königen verwandt sind).
Mir hierüber ein Urteil zu bilden, halte ich mich bei Weitem nicht für kompetent genug. Eine ganze Riege von angesehenen Wissenschaftlern hat versucht, das "Mysterium Königswahl" bzw. die "Causa Kurfürstenkolleg" zu erforschen und es gibt noch immer keinen gemeinsamen Konsens. Es gibt Anhaltspunkte, Theorien (teils angreifbar, teils schlüssig) und Lücken. Für äußerst wahrscheinlich halte ich die Argumentation von Armin Wolf, der die Kurfürsten auf kognatische Verwandtschaft zu den Ottonen zurückführen möchte. Allerdings habe ich mit Verteidigung dieses Standpunktes schon etliche heißen Diskussionen hinter mir, so dass ich auch diejenigen verstehen kann, die das Ganze für Humburg halten. Wie bereits geschrieben, die Etablierung des Kurfürstenkollegs und die Manifestierung des HRR als Wahlkönigtums sind zu heiße Kisten, um sie in ein paar Sätzen abzuhandeln.