Konstantins Bekehrung

fingalo

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Constantin hatte eine höchst eigenwillige Interpretation des Christentums, indem er sich selbst in traditionell römischer Weise als Christus sah:
Konstantin wollte in einer Basilika Konstantinopels bestattet werden: Konstantins Sakophag stand in der Mitte von (vermutlich) zwei Halbkreisen mit jeweils 6 Apostelkenotaphen. Konstantins Sarkophag war größer als die übrigen und bildete das Zentrum des Baus. Wer war diese 13. Person inmitten der Apostel anderes als Christus selbst? Konstantin wollte sich im Jordan taufen lassen, wo der getauft war, der er sein wollte. Vor der Schlacht an der Milvischen Brücke hatte er sich als Sonnengott in der Gestalt des Apoll präsentiert. Nach dem Sieg über Maxentius verstand er sich wahrscheinlich als jener Christus, der ihm geholfen hatte. Man kann sein Verhältnis zu Christus gut einreihen in das Verhältnis Diocletians zu Iupiter. Der Kaiser hatte zwei Naturen, eine menschliche und eine göttliche, und Iupiter hatte zwei Existenzen, eine himmlische und eine irdische, die sich im Kaiser manifestiert. So kann man aus vielen Äußerungen der damaligen Zeit entnehmen, dass er sich als Christ und Christus verstand. Der Arianismus erleichterte diese Identifikation.
Ein Lobredner feierte Konstantin nach seinem Sieg über Maxentius als Gott. Aurelius Victor erwähnt in diesem Zusammenhang die Einrichtung eines Priesteramtes für Konstantins flavisches Geschlecht in Africa. Auch der Panegyricus von 313 bezeichnet ihn traditionell als Gott. Für die Heiden war er also weiterhin Apoll oder Iupiter, für die Christen war er der von Gott eingesetzte Herrscher und sich selbst sah er als Gott (je nach Zusammenhang Apoll oder Christus) und Mensch.
Fingalo
 
Wenn Konstantin auch religiöse Motive nicht abzusprechen sind, so scheint mir doch, dass auch finanzielle Gründe eine Rolle spielten. Denn mit der Abwertung der bisherigen römischen Religion ging auch die Konfiskation der Tempelschätze einher. Das Edelmetall für seinen Solidus stammte zum Großteil aus den eingeschmolzenen Schätzen heidnischer Tempel und den "Götzenbildern".
Die Gesetzgebung war hingegen eher konservativ. Zwar schaffte er die Kreuzigung und die Brandmarkung ab, aber die Sklaverei blieb erhalten, allerdings unter dem Einfluss der Stoa abgemildert. Aber der GV zwischen freier Frau und Sklaven wurde immer noch mit der Todesstrafe geahndet und eine Ehe zwischen Freien und Sklaven blieb unmöglich. Die Macht des pater familias über das Leben seiner Hausgnossen blieb ebenso erhalten wie die Kindesaussetzung.
Wenn er sich also zum Herrn der Kirche aufwarf, so nicht nur aus innerlichem religiösem Impetus. Er schlitterte wohl mehr in diese Funktion hinein, wie man am Donatistenstreit ersehen kann. Da die Bischöfe allmählich einen funktionierenden Verwaltungsapparat aufbauen konnten, nachdem die Rückgabe der konfiszierten Kirchengüter "an die Kirche" angeordnet war, wodurch diese zu einer rechtsfähigen Korporation wurde, konnte sich Konstantin nicht mehr aus den innerkirchlichen Streitigkeiten heraushalten. Im arianischen Streit schwankte der Kaiser. Nicht er entschied sich gegen Arius, sondern die Mehrheit der Bischöfe mit ihrer nicänischen Trinitätsformel. Arius wurde zwar in die Verbannung geschickt, aber der Kaiser, der "Spitzfindigkeiten" ablehnte, wollte ihn schon nach ein paar Jahren zurückkommen und durch neuerlichen Synodalbeschluss wieder in die Kirche aufnehmen lassen. Das vereitelte dann Athanasius, nachdem er 328 Bischof v. Alexandria geworden war. Das brachte den Kaiser so auf, dass er Athanasius 335 nach Trier verbannte und Arius rehabilitierte. Athanasius musste wegen seiner agressiven antiarianischen Haltung 5 mal ins Exil und wurde auf mehreren Synoden für abgesetzt erklärt. Erst der heidnische Kaiser Julian ließ in zurückkehren. Unter Konstatin II. und Valens war Arianismus angesagt. Erst Theodosius setzte die Athanasische Haltung durch.

Fingalo
 
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