Einleitend ist natürlich klarzustellen, dass auch das alte Mesopotamien kein Einheitsbrei war. Es gab verschiedene Kulturen, und seine Geschichte erstreckte sich über Jahrtausende, also gab es natürlich auch Unterschiede und Veränderungen. Somit kann man nicht einfach generell sagen, dass im Zwischenstromland Frauen so oder so gekleidet sein mussten.
Im sog. Mittelassyrischen Gesetzbuch aus dem späten 2. Jahrtausend v. Chr. gab es tatsächlich eine Bestimmung ähnlich dem, was Du meinst:
Verheiratete Frauen, Witwen, Frauen aus besseren Verhältnissen sowie freie Einheimische mussten in der Öffentlichkeit einen Schleier tragen. Sklavinnen, Hierodulen und Prostituierte hingegen durften keinen Schleier tragen. Ausgenommen waren Sklavinnen, die gleichzeitig als Nebenfrauen ihres Besitzers fungierten: Wenn sie als Begleiterinnen ihrer Herrin ausgingen, mussten sie ebenfalls Schleier tragen.
Interessant sind auch noch die Strafbestimmungen:
Wer eine verschleierte Sklavin erwischte, musste sie zum Palast bringen, wo er ihre Kleider an sich nehmen durfte und ihr die Ohren abgeschnitten wurden. Wer dieser Pflicht nicht nachkam, wurde mit 50 Schlägen, einem Monat Zwangsarbeit und einer Verstümmelung seiner Ohren bestraft.
Wer eine verschleierte Prostituierte erwischte, musste sie zum Palast bringen, wo er ihre Kleider an sich nehmen durfte, nicht aber ihren Schmuck, und sie 50 Schläge erhielt und ihr Pech über den Kopf geschüttet wurde. Wer dieser Pflicht nicht nachkam, wurde mit 50 Schlägen, einem Monat Zwangsarbeit und einer Verstümmelung seiner Ohren bestraft, außerdem durfte der, der ihn erwischt hatte, seine Kleider an sich nehmen.
Aber, um noch einmal darauf hinzuweisen, daraus kann man nicht zwingend ableiten, dass dem immer und überall so war.