Im Fernsehen (Phoenix) kam eine Dokumentation dazu. Ich verfolgte sie nur relativ am Rande. Deshalb habe ich ein paar Fragen, die Ihr mir vielleicht beantworten könnt?
- Wieso wurden die Kreuzritter "Franken" genannt?
Die überwiegende Mehrheit der Kreuzfahrer kam aus Frankreich
- Laut Historiker waren es "Barbaren" (wahrscheinlich wegen ihrem Benehmen > Massaker und so)
Als Barbaren würde ich sie nicht bezeichnen, wenngleich auch manche der Kreuzfahrer arge Dinge getan haben. Aber auch keiner der anderen Beteiligten hat ein einwandfreies Benehmen an den Tag gelegt
- War Saladin kein Seldschugge mehr, die ja die Eroberungszüge (Konstantinopel/ Persien) expansiv angingen ?
Persien wurde von den Arabern erobert. Seldschuken sind Turkvölker, die erst später herbeikamen. Dennoch haben nicht die Seldschuken sondern die Osmanen Konstantinopel erobert (das aber erst, als die Macht der Seldschuken schon niedergegangen war).
Bei Saladin muss ich jetzt aber ein wenig passen. Er war Ägypter, also müsste man ihn den Arabern zurechnen?! Türke (Seldschuke) war er jedenfalls keiner.
- Wer war Alexius von Kostaniopel? Seine "Rolle" in den Kreuzzügen?
Alexios I. war byzantinischer Kaiser. Er hat den Papst gefragt, ob er nicht in Westeuropa ein paar Krieger auftreiben kann, mit denen Byzanz verlorene Gebiete zurückerobern könnte. Der Papst startete daraufhin einen Aufruf an die Christenheit, um die Ungläubigen aus dem Heiligen Land zu vertreiben. Und plötzlich stand ein unglaublich großes Heer vor den Toren Konstantinopels (der Hauptstadt des byzantinischen Reiches) und Alexios nur so: :nono:
Er hat dann noch versucht, irgendwie die Kontrolle über diesen Kriegerhaufen zu bekommen, in dem er verlangte, dass alle eroberten Gebiete an Byzanz fallen sollen. Im Gegenzug für dieses Versprechen wollte er die Kreuzfahrer mit Nahrungsmitteln ausstatten.
Diese Erpressung fanden die Kreuzfahrer nicht so toll und im Laufe der Zeit wuchs ihre Wut auf Byzanz.
- 1099 wurde Jerusalem erstmals eingenommen, allerdings nicht wegen militärischer Überlegenheit, sondern wegen Bestechung bzw. Verrat der dortigen muslimischjen Herrscher?
Das wäre mir neu. Man darf nicht vergessen, dass das Kreuzesheer riesig war. Die sind jahrelang unterwegs gewesen und blieben unbesiegt. Auf ihrem Weg haben sie durch die Strapazen sogar weit mehr Soldaten verloren als in den Kämpfen. Und trotzdem haben sie Jerusalem später noch einnehmen können. Während dieser Zeit entstand auch der Mythos von der Unbesiegbarkeit der Franken.
- Waren die Juden und byzantinischen Christen "Feinde" der Kreuzritter, die bei derten Eroberungszuegen (Jerusalem) ebenfalls massakriert wurden?
Die Kreuzfahrerstaaten betrachteten Byzanz nicht unbedingt als große Hilfe und dachten, der Kaiser würde ohnehin sein eigenes Süppchen kochen. Bald betrachtete man die orthodoxen Christen im Osten ebenfalls als Ungläubige und eroberte 1204 einfach mal Konstantinopel und vernichtete so quasi das Kaiserreich.
Die Juden wurden auch als Feinde betrachtet. In Europa wurden sie schon während des Aufbruches der Kreuzesheere teilweise verfolgt. Und im Heiligen Land wünschten sie sich zusammen mit den dort ansässigen orthodoxen Christen die Herrschaft der "Ungläubigen" zurück, weil es den Kreuzfahrern ein bisschen an Toleranz mangelte.
- Wodurch unterschieden sich denn die byzantinischen Christen von denen in Rom und Mitteleuropa?
Man hing sich an Kleinigkeiten auf. Es ging z.B. um die Natur von Jesus (war er ein Sohn Gottes, ein Mensch oder beides?) und darum, welcher Patriarch der Oberste der Christenheit sein sollte (der Patriarch von Konstantinopel oder der Papst in Rom?)
- Unter Barbarossa und Richard Loewenherz wurden nochmal Erfolge erzielt, aber 1191 war Jerusalem dann endgültig verloren.
Der Enkel von Barbarossa, Friedrich II., hat Jerusalem sogar kampflos einnehmen können. Darüber ärgerten sich aber alle
Die Christen waren sauer, weil es keinen heldenhaften Angriff gab und keine Moslems gestorben sind. Die Moslems waren sauer, weil ihre Stadt auf einmal weg war und es nicht einmal eine heldenhafte Verteidigung gab.
Hatten die Europäer je und überhaupt eine Chance dieses Region nachhaltig zu erobern?
Natürlich. Die Kreuzfahrerstaaten haben sich dort schnell als wichtige Macht- und Handelsfaktoren etabliert. Es gab sogar Bündnisse mit islamischen Herrschern. Es herrschte eine gewisse Realpolitik vor, die ganze Sache mit dem Glaubenskrieg trat in den Hintergrund. Negativ für die Kreuzfahrerstaaten war aber folgendes: Nach einem absolvierten Kreuzzug, sind die meisten Ritter wieder heimgegangen. Und bei Ausrufung eines neuen Kreuzzuges, sind viele Fanatiker aus Europa gekommen, die das eigentlich stabile Machtgefüge wieder erheblich gestört haben.