Kriegerränge/milit. Dienstränge im Mittelalter

Wenn man Berichte aus den Kreuzzügen liest, dann finden sich dort kleine Operationen und demokratische Ansätze: ".. trafen auf 200 Heiden, die wir trotz ihrer Übermacht besiegten und ihnen 30 Pferde abnahmen...", ".. wurde im Rat beschlossen...."

So darf man sich das mit dem Consilium nicht vorstellen. Es wurde nicht abgestimmt, sondern man stimmte sich ab. Das waren sehr komplizierte Meinungs- und Willensbildungsprozesse.

Von den Basisdaten des 12. Jh. her [...] Der "Normalritter" war zur damaligen Zeit noch ein Ministeriale, oft unfrei;

Das Rittertum hatte sich zwar sozial u.a. aus den unfreien Ministerialen gebildet (Vasall von kelt. gwassus, 'Knecht'), aber wir können im 12. Jahrhundert nicht mehr von "Unfreien" reden. Diesen Status haben die Ministerialen seit dem 10. Jahrhundert abgestreift.
 
Welche militärische Dienstränge/ Kriegerränge gab es in einem mittelalterlichen Heer?
Hoch und Spätmittelalter?

In Frankreich war der Connétable (Kronfeldherr) sozusagen der oberste Heerführer. Als seine Stellvertreter fungierten die Maréchals (Marschälle), die aber natürlich auch eigenständig Heere anführen konnten.

Dabei ist aber zu beachten, das die Inhaber eines solchen Kronamtes nicht immer das letzte Wort hatten. War zB der König zugegen traf er die Entscheidungen während die Maréchals ihm als Ratgeber zur Seite standen. Viel hing auch von persönlicher Autorität ab. Unter dem Connétable du Guesclin, der selber in der Adelshierarchie auf den unteren Stufen stand, fügten sich Grafen und Herzöge seinen Befehlen. Andererseits in der Schlacht bei Azincourt 1415 wurde der Connétable d'Albret von dem anwesenden hohen Adligen Frankreichs ignoriert und hatte letztlich kaum Einfluss auf die Strategie der Schlacht.

Solche militärische Ämter waren auch nicht immer royaler Natur. Im HM hatten die Grafen von Champagne ebenfalls ihre Marschälle (zB Geoffroi de Villehardouin) oder im SM die Herzöge von Burgund. Der Anführer des Albigensserkreuzzuges Simon de Montfort ernannte seinen Kompagnon Guy de Lévis zu seinem Marschall, der wurde dann von den Zeitgenossen als Maréchal de Croisade (Marschall des Kreuzzuges) oder Maréchal de Foi (Marschall des Glaubens) genannt.
 
Ich musste beim Thema spontan auch an Militärränge im Osmanischen Reich denken. In Europa erinnerte der Rang des Marschalls an die ursprüngliche Verantwortung für den "Pferdefuhrpark" einer Einheit.

Bei den Janitscharen gab es den Rang eines "Sekban Baschis", was etwa einem Generalleutnant entsprach und wörtlich "oberster Hundewärter" bedeutet.
 
Was es bei Ritterheeren auf jeden Fall gegeben hat, sind "Funktionen", z.B. der Fahnenjunker (oder "Kornett"), was an sch eine Auszeichnung darstellte, aber andererseits eine Aufgabe der jüngeren war...

Jeder Anführer brauchte einen oder zwei Stellvertreter,die man französisch "Lieutenant" und italienisch "(loco) tenente" nannte. Hatte man zwei, dann war der eine Ober-, der andere Unterleutnant. Solche Leutnants gab es natürlich auf allen Ebenen; sie wurden wohl "ad hoc" ernannt.

Eine übliche kleine Kampfformation des MAs war die "Lanze", bestehend aus einem "Ritter", "Kampfknappen", Fußvolk, Lanzenträger... 6 bis zu 20 Personen. Eine Handvoll solcher "Lanzen" wurde oft zu einem "Banner" unter Leitung eines "Bannerherrn" zusammengefasst
 
...wobei die Ansicht weiterhin nicht ausgerottet ist, das die "Lanze" weniger eine eigentliche Kampfformation für große Schlachten war, denn eine "Rechnungseinheit" für die feudalistischen Militäraufgebote.
Feste Ränge und echte, "stehende" Feldformationen findet man im Mittelalter eigentlich so gut wie nie und am ehesten noch vielleicht bei Söldnern.
 
...wobei die Ansicht weiterhin nicht ausgerottet ist, das die "Lanze" weniger eine eigentliche Kampfformation für große Schlachten war, denn eine "Rechnungseinheit" für die feudalistischen Militäraufgebote.
Feste Ränge und echte, "stehende" Feldformationen findet man im Mittelalter eigentlich so gut wie nie und am ehesten noch vielleicht bei Söldnern.

Dem darf ich mich grundsätzlich anschließen; und ich hatte mich dazu in einem abrißartigen Überblick auch schon einmal geäußert: http://www.geschichtsforum.de/281255-post99.html
 
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