Casper Ehlers (2013, S.313) gibt eine ohne Ort überlieferte Versammlung für Anfang November 911 an, bei dem es sich um Forchheim handeln könnte, wo Konrad zügig seine erste Urkunde ausstellte.
Fraglich sei es (so in seiner Anm. 116 mit Hinweis auf Dümmler), ob hier überhaupt Wahl, Salbung & Krönung stattgefunden hätten.*
Keller & Althoff (2008, § 5 a) argumentieren anscheinend genau auf der gleichen Basis: "Termin und Ort ergeben aus der am Sonntag, dem 10. November 911, ausgestellten ersten Urkunde des Königs." (S.69; sie weisen in der dazugehörigen Anm. auf St. Martin als "traditionellen Termin für Hoftage hin, der allerdings für den 11. Nov. angegeben wird.)**
Ferner zweifeln sie nicht an der Salbung und verweisen auf Horst Fuhrmann & Franz-Reiner Erkens (2006).
Online konnte ich nur von letzterem ein Arbeit finden:
Herrschersakralität im Mittelalter: von den Anfängen bis zum Investiturstreit - Franz-Reiner Erkens - Google Books.
Darin argumentiert Erkens merkwürdig widersprüchlich: Die Königssalbung wäre "als zusätzliches Legitimationsmittel östlich des Rheins wirklich erst mit Konrads I. Aufstieg zum Königtum notwendig geworden" (S.126); obzwar er nicht unbedingt behaupten will, daß Konrad tatsächlich gesalbt worden sei (vgl. S.128).
Wikund von Corveys Bericht der Salbung Konrads hält er nicht für so unglaubwürdig wie Carlrichard Brühl; als Argument führt er die Bezeichnung Konrads als den Gesalbten des Herrn in den Akten der Hohenaltheimer Synode an (vgl. S.125). Die Rede vom "christus domini" könnte aber auch wiederum metaphorisch interpretiert werden.
Meine kleiner Durchgang durch die Literatur hat also ergeben, daß man früher anscheinend selbstverständlich von einer Königssalbung Konrads I ausging (vgl. z. B. Goetz, 2006), was aber heute ziemlich strittig ist:
eine kondensierte Zusammenfassung findet sich bereits bei W. Mohr (1999, S.365 f: Anhang V): "Beweisführung nicht ausreichend"
Tja, und wie sieht das jetzt mit der Krönung nach seiner Wahl aus? Ich bin mit meinem Latein am Ende...:
"Chunradus regnum accepit" so zit. Mohr (Anhang IV)
"Chonrâdus [...] rex electus" (
GEI-Digital - Die digitale Schulbuch-Bibliothek)
Anm.:
*Interessant ist, daß Ehlers (S.319) erwähnt, daß Heinrich übrigens auf die Salbung verzichtete; er sicherte anscheinend seine Legitimation "vertraglich" ab.
** Keller & Althoff bemerken hinsichtlich des Siegels Konrads die Betonung der Sakralität des Monogramms (S.73).
Interessant fand ich auch noch bei meinen Recherchen, daß Konrad anscheinend gar kein Karolinger war (Jörg W. Bucsche:
Die Herrschaften der Karolinger 714-911 - Jörg W. Busch - Google Books)
Ehlers,
Die Integrations Sachsens in das fränkische Reich. Göttingen: Vandenhoeck & Rubrecht, 2013
Ernst Dümmler,
Geschichte des Ostfränkischen Reichs (vollständige Lit.-angabe von jschmidt
http://www.geschichtsforum.de/512782-post4.html)
Hagen Keller & Gerd Althoff,
Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen: Krisen und Konsolidierungen, 888–1024 (=10. völlig überarbeitete Ausgabe von
Gebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte). Stuttgart: Klett-Cotta, 2008.
Fuhrmann (1987) zur Synode von Hohenaltheim (Lit.-angabe im Link von Beitrag #14)
Erkens (2006):
RI OPAC
ders. (2006a),
Herrschersakralität im Mittelalter. Stuttgart: Kohlhammer, 2006
Hans-Werner Goetz,
Konrad I: Konrad I.: auf dem Weg zum "Deutschen Reich"? - Google Books
Mohr,
Studien zur Geistes- und Herrschaftsgeschichte des MA. Stuttgart: Steiner, 1999 (Link in Beitrag #6)