Kultplätze/Heiligtümer in der Gallia Cisalpina?

Hallo.
Was die Schlachtenbeschreibungen der norditalienischen Keltenkriege, die bei Polybios zu lesen sind betrifft, bin ich ohnehin skeptisch. Auch Delbrück schreibt darüber und stellt Polybios diesbezüglich ein schlechtes Zeugnis aus. Was haltet ihr von Delbrück und seiner Quellenkritik, speziell auch was die Heereszahlen betrifft?
Ich habe nichts wirklich nennenswerte zu cisalpinen Tempeln/Kultorten gefunden.
Kenne den Helm und finde ihn wunderschön.
LG.
 
Oder gab es Druiden nur in Gallien und Britanien und bei den Ostkelten nicht?

Wenn man das so genau wüsste... Mangels überzeugender Quellen für weite Teile & Zeiten des "keltischen" Kulturraums kann man mE noch nicht mal genau sagen, was "Druide" genau bedeutet, ob die auch so genannt worden sein müssen und von wem, und ob, wann und wo es dieses Phänomen gab (wenns denn eins ist...). Da ist immer eine Menge Spekulation im Spiel, hab ich den Eindruck.

Erinnert mich an einen Satz von Bertrand Russell: "Seit man begonnen hat, die einfachsten Behauptungen zu beweisen, erwiesen sich viele von ihnen als falsch."

Polybios ist recht sparsam mit Personennamen, nicht einmal Brennos erwähnt er, (...)

MWn ist doch garnicht klar, ob das der Name einer tatsächlichen Person war, oder ein Titel oä.

Polybios erwähnt (2,17,10), dass die Kelten keine anderen Künste als Landbau und Krieg kennen und ein einfaches Leben führen würden - direkt danach spricht er jedoch vom Gold, dass die Kelten wie das Vieh zu ihrem Besitzstand zählen würden (auch die cisalpinen Kelten prägten Münzen).

Das könnte sich damit erklären, dass in keltischen Gesellschaften (bspw & mWn in Gallien & Britannien bzw weiten Teilen davon vor den römischen Invasionen) geprägtes Geld im alltäglichen leben (noch) keine große Rolle spielte. Es wurde nur in speziellen Situationen genutzt, und noch nicht (wie in Rom) als allgemeines wirtschaftlichers Tauschmittel.

Ob & inwieweit das auch für cis-alpinischen kelten galt, und ob zumindest in größeren oppida Münugeld nicht schon eine größere Rolle spielte, kann ich nicht sagen.

Auch war in Gallien (trans- & cisalpin) und anderen keltischen Regionen die Metallverarbeitung auf einem hohen Stand. Kettenhemden (die evtl keltischen Ursprungs sind) kann man noch unter "Krieg" verbuchen, aber Schmuckstücke?*

Eine priesterliche Kaste wie die Druiden beschreibt er nicht, spricht aber von Tempeln: die Insubrer holen ihre unbeweglichen Feldzeichen aus dem Tempel der Athena (2,32,6): selbst das keltische Pantheon ist keiner Erwähnung wert.

Auch in anderen keltischen Regionen scheint es eine Vielzahl von Göttern gegeben zu haben, die oft nur lokale Bedeutung hatten. Vielleicht war Polybios die Situation nur zu wirr & unübersichtlich... ;)

Was die Schlachtenbeschreibungen der norditalienischen Keltenkriege, die bei Polybios zu lesen sind betrifft, bin ich ohnehin skeptisch. Auch Delbrück schreibt darüber und stellt Polybios diesbezüglich ein schlechtes Zeugnis aus. Was haltet ihr von Delbrück und seiner Quellenkritik, speziell auch was die Heereszahlen betrifft?LG.

Antiken Schlachtenbeschreibungen sollte man immer kritisch begegnen. Diese kritische, von Sachüberlegungen geleitete Herangehensweise macht Delbrück mE immer noch interessant, auch & gerade sein Herunterrechnen der zT gigantischen Zahlen in antiken Quellen. Aber natürlich gibt es viele Erkenntnisse nach seiner Zeit, so dass man auch ihn sehr kritisch lesen muss. Was er zu den Kelten geschrieben hat hab ich nicht wirklich parat...

* Im keltischen Helm-Design verbindet sich dann "Krieg" & "Schmuckstück". Da waren die ganz weit vorne, im Westen wie im Osten: :)

Helm von Ciumești – Wikipedia

Waterloo-Helm – Wikipedia
 
So weit ich mich erinnere bezweifelt Delbrück bei den nordital. Keltenkriegen das angebliche Verhalten der Gaesaten. Das sie als gestandene Söldner und Speerwerfer (wenn man ihre Bezeichnung so übersetzen will) von der römischen Kampfesweise dermaßen überrascht, und eigentl. schon von den Velites erledigt wurden.
Zu einer Schlacht zwischen Römern und Insubrern (ich weiß nicht mehr ob es die 1./223vC oder die 2./222vC war) hält Delbrück die röm. Taktik, erst die Speere vorzustrecken, damit die Insubrer ihre Schwerter daran schartig schlagen (oder sie sich verbiegen) für Unsinn, da schon zu seiner Zeit, metalurgische Versuche den keltischen Stahl als hochwertiger einstuften. Beim gallischen Krieg, glaube ich, sagt er, dass die gall. Stämme eigentl. immer in Unterzahl waren. Soweit aus dem Kopf, müsste aber eig. auch nachschlagen. Ich habe heute viel in diesem forum gelesen und glaube das darüber in einem anderen thread schon diskutiert wurde.
LG.
 
Polybios schreibt von den beweglichen und den unbeweglichen Feldzeichen, welche von den Insubrern aus ihren Tempeln geholt wurden, als die Römer anrückten. Livius besitze ich leider noch nicht. Gibt es andere Quellen oder Ausgrabungen, die so ein Heiligtum behandeln? Weiß man darüber überhaupt etwas? Haben Insubrer, Boier, Lingonen, usw... ihren Göttern südlich der Alpen in Tempeln gehuldigt, wie sie es wohl bei Etruskern und Griechen gesehen haben? Oder suchten sie ein Nemeton auf? Oder haben urbane Kelten wie etwa die Boier aus Felsina Tempel besucht, während die Landbevölkerung traditionellere Orte aufsuchte?
Kann das überhaupt wissenschaftlich beantwortet werden?
LG.
Hallo brigont, eigentlich bin ich mit den Ergebnissen meiner Recherchen, um deinen Fragen nachzugehen, so unzufrieden, so dass ich überlegt hatte gar nichts zu schreiben. Ich sehe die Gefahr Wissenslücken mit Nebensächlichkeiten und Nebensträngen "zuzuschwafeln", das fände ich selbst schade.
Grundsätzlich könnte ich über Analogiebildungen Hypothesen bilden, dass in Kulturräumen wie in Südfrankreich, in denen der Kulturkontakt mit mediterranen Kulturen hoch war, die keltischen Gesellschaften/Gentes auch religiös beeinflußt wurden, und zum Beispiel steinerne Tempel bauten, wie in Roquepertuse oder Entremont: Statuen, Stelen und Portica, in Roquepertuse ein mehrteiliges Portal mit einem Architrav mit herausgearbeiteten Pferdeköpfen und über dem Portal eine Plastik eines großen abflugbereiten Vogels. Das enge Zusammenleben mit der etruskischen Bevölkerung insbesondere südlich des Po gibt dieser Hypothese Halt, sie wird jedoch nicht durch archäologische Tempelausgrabungen in der Cisalpina unterstützt. Wenn Polybios Tempel sagt, könnte man schlußfolgern, dass er das keltische témenos (für ein Bauwerk) im Unterschied zum nemeton (Heiligen Hain) kannte, lateinisch ist nemus "der Hain" eng verwandt, und daher von Bauwerken spricht (das griechische Wort, dass Polybios verwendet, wäre da interessant, ich habe es im Internet nicht gefunden). Interessant ist der Fund eines Ecksteines in Vercelli, der eine lateinisch-gallische Bilingue trägt, die nach den Interpretationen unterschiedlicher Sprachwissenschaftler Folgendes ausdrückt: "den Göttern und Menschen gemeinsamen (heiligen) Raum" - das könnte auch nur ein von den Ecksteinen symbolisch begrenzter heiliger Bezirk gewesen sein (Michel Lejeune, Wolfgang Meid 1989, Lambert 1994). Vercellae (bekannt durch die letzte Schacht der Kimbernkriege) war eine keltische Siedlung im Piemont. https://rootsofeurope.ku.dk/kalender/arkiv_2012/celtic_spring/Lepontisch_WS_2010.pdf siehe Seite 34 der PDF
Vercelli%20bilingue.jpg


Der Stein ist übrigens 149 cm hoch und ca. 70 cm breit. Ansonsten fand ich leider keinen Hinweis auf eine archäologische Ausgrabung in Italien, die ein sakrales gallisches Bauwerk freigelegt hätte. Eine der aufwendigsten Ausgrabungen südlich von Bologna, eine etruskisch-keltische (boiische) Höhensiedlung Pianella di Monte Savino und der Friedhof am Monte Bibele (Universität Bologna) hat eine mögliche Interpretation für Funde auf dem Gipfel des Hügels: "Last but not least, several finds and artificial ditches found on the peak of Monte Bibele probably indicate the existence of a sacred Celtic area."(siehe hier: The archaeological and naturalistic area of Monte Bibele )
Nach einem anderen Text könnten die Brandstätten dort allerdings auch als Signalfeuer interpretiert werden.
Zu deiner Frage brigont, ob es eine unterschiedliche religiöse Praxis von Land - und Stadtbevölkerung gegebe haben könnte, ich würde dies nicht so aufteilen, auch in der älteren etruskischen Planstadt Marzabotto: Marzabotto (antike Stadt) – Wikipedia findet sich ein Tempelbezirk und ein Quellheiligtum möglicherweise am Stadtrand. Ähnliches findet man im gallischen Bibracte (Mont Beuvray im Burgund).
In Marzabotto fand man übrigens auf Hinweise, dass die keltische (jüngere) Bevölkerung die etruskischen Heiligtümer nutzte, gefundene deformierte Metallobjekte waren eventuell Votivgaben. Auch in Monte Bibele gab es ein älteres etruskisches Votivdepot
stipe_mb_plan.jpg

in dem 195 kleine Bronzestatuen gefunden wurden (ein ausgetrockneter kleiner See). Obwohl es auch dafür (für Deponierungen in Quellen, Opfern in Flüssen) Beispiele aus dem keltischen "Kernraum" gibt, endete die Nutzung dieses Depots anscheinend im 4.Jahrhundert BC.
Und dies ist ein weiterer schwieriger Punkt: die Integration oder Assimilation der Träger der Latène-Kultur in die etruskische Bevölkerung, die älteren Inschriften zeigen zum Beispiel, dass die Kelten die nordetruskische Schrift benutzten (das Latein wurde erst im 2.Jahrhundert dominant). Die historische Genese der cisalpinen keltischen Gentes ist noch nicht wirklich verstanden, es war offensichtlich keine ausschließliche Eroberung und Landnahme, wie es die antiken Schriftquellen zum Teil nahelegen, sondern waren sehr viel vielschichtigere Prozesse: Graffiti auf Tongefäßen in Gräbern von Monte Bibele machen deutlich, dass Frauen mit etruskischen Namen in den keltischen Gemeinschaften lebten -gefundene etruskische Inschriften mit Männernamen (Lathialu, Pav, Fulu) sowie viele andere Frauennamen (Petnei, Titaia, Mathuri) zeigen deutlich, dass sich diese "Einheimischen" aus mehreren Personen lokaler – etruskisch-italischer – Herkunft zusammensetzten. Einer der Schwerträger auf dem Friedhof von Monte Bibele gibt sich mit etruskischen Namen als "Einheimischer"zu erkennen: "So enthielt die Bestattung eines 40 bis 50-jährigen Kriegers (Grab 42) zwar das charakteristische Latèneschwert, doch war dieses mitsamt Schwertscheide in untypischer Weise quer über seine Füßegelegt. Auf etruskische Bezüge verweist ein Graffito in etruskischer Schrift, das auf einer kylix eingeritzt war. Solche Inschriften erscheinen auch in anderen Gräbern vom Monte Bibele (Gräber 14, 40, 75, 87 und 103). Sie tragen die Namen der Verstorbenen und kennzeichnen diese als einheimische Etrusker." (aus NEBRINGEN, MÜNSINGEN UND MONTE BIBELE – ZUM ARCHÄOLOGISCHEN UND BIOARCHÄOMETRISCHEN NACHWEIS VON MOBILITÄT IM 4./3.JAHRHUNDERT V.CHR. Archäologisches Korrespondenzblatt 2013, RGZM). Nebringen, Münsingen und Monte Bibele - Zum archäologischen und bioarchäometrischen Nachweis von Mobilität im 4./3. Jahrhundert v. Chr.
Inwieweit hatte dies Auswirkungen auf die Religion?
Ein zweites Problem des archäologischen Nachweises ist möglicherweise die Überbauung älterer Heiligtümer in römischer Zeit.
Brescia in der Lombardei war eine Siedlung der Cenomanen, das antike Brixia war ihr Hauptort. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich dort ein zentrales Heiligtum befand. Im Jahr 89 v.Chr. wurde dort ein republikanischer Tempel errichtet, wahrscheinlich von der lokalen "postgallischen" Elite zum Anlass der Verleihung des latinischen Bürgerrechts an die Stadt gestiftet. Dieses Heiligtum mit vier Cellae wurde später mit einem flavischen Kapitolstempel überbaut. Die Civitas Camunnorum im Val Camonica (Lombardei) mit ihrem Heiligtum kann ebenso als Exempel für einen Romanisierungsprozeß dienen. Ursprünglich war das Heiligtum einheimischen Quellgöttern geweiht. Erst in der flavischen Zeit wurde ein Tempel mit der Minervastatue errichtet. Nicht nur wegen der Statue, sondern auch wegen Inschriften auf zwei Weihaltären weiß man, daß Minerva nach dem Neubau in dem Heiligtum verehrt wurde (C. Saletti, RdA 12, 1988). Ich habe Hinweise (unbelegt) gefunden, dass in der vierten Cellae des republikanischen Heiligtums in Brescia ein ursprünglich keltischer Gott verehrt worden wäre. Leider fand ich dazu keinen Nachweis. Es gibt den Fund eines weiblichen Kopfes, der wahrscheinlich einer Statue des Tempels zugeordnet werden muss( Weiblicher Kopf . Brescia, Museo della Città (Inv. MR 71). H 38 cm. Marmor). Der Kopf wurde in der Nähe der Kirche San Marco al Foro entdeckt, aber konnte keiner Göttin zugeordnet werden.
Man kann nur hoffen, dass die Archäologie zukünftige Entdeckungen liefert, wie das aus den Quellen besonders bei Titus Livius (Ab urbe condita IV, 23,25,61, V 17, VI 2) schon lange bekannte zentrale Heiligtum des etruskischen Städtebundes, das Fanum Voltumnae , welches seit einigen Jahren bei Orvieto ausgegraben wird: Il Fanum Voltumnae: dalle divinità Tluschva a San Pietro .
 
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Wenn Polybios Tempel sagt, könnte man schlußfolgern, dass er das keltische témenos (für ein Bauwerk) im Unterschied zum nemeton (Heiligen Hain) kannte, lateinisch ist nemus "der Hain" eng verwandt, und daher von Bauwerken spricht (das griechische Wort, dass Polybios verwendet, wäre da interessant, ich habe es im Internet nicht gefunden).
Falls Du die Stelle in Polybios 2,32 mit dem "Tempel" der Athene meinst: Sie gibt nichts her. Im griechischen Text steht ἐκ τοῦ τῆς Ἀθηνᾶς ἱεροῦ. τὸ ἱερόν bedeutet "Heiligtum" (eigentlich "das Heilige") im weitesten Sinne und kann allerhand bedeuten, eigentlich jede Einrichtung, die irgendwie einer Gottheit geweiht war. Es muss nicht einmal zwingend ein festes Bauwerk gemeint sein (es kann aber gemeint sein).
Dass dort Standarten aufbewahrt wurden, legt meiner Meinung nach allerdings eher nahe, dass es sich schon um ein Bauwerk handelte.
 
Noch ergänzend und meinen Beitrag relativierend: ich habe in zwei Standardwerken nachgelesen, Birkhan, Die Kelten, insbesondere das Kapitel "Der heilige Ort", Ausgabe von 1997, und Bernhard Maier "Die Religion der Kelten", 2004, dort das Kapitel Kultstätten. Ansonsten stützte ich mich auf Internetrecherche, wobei ich mich auf deutschsprachige Texte fokussierte - daher kann es natürlich auch sein, dass die neueren Forschungsergebnisse nur in anderen Sprachen vorliegen. Von Daniele Vitali, der auch einen Beitrag zum Begleitband der Mainzer Ausstellung von 2010 (siehe Carolus Beitrag weiter oben) lieferte, fand ich bei seinen Veröffentlichungen: VITALI D. — Rituels et sanctuaires celtiques dans la région des Boïens d’Italie. In : BRUNAUX J.-L. (dir.). — Les sanctuaires celtiques et leurs rapports avec le monde méditerranéen : colloque, Saint-Riquier, 1990. Jean-Louis Brunaux (Éd.), Les sanctuaires celtiques et leurs rapports avec le monde méditerranéen. Actes du colloque de Saint- Riquier (8 au 11 novembre 1990) - Persée
Die "Ergebnislosigkeit" meiner Recherchen kann also auch daran liegen, dass Forschungsergebnisse nicht in Deutsch vorliegen - das liegt eventuell daran, dass die italischen Kelten weniger im Fokus des populären und wissenschaftlichen Interesses in Deutschland stehen - möglicherweise, weil die wahrnehmbare keltische Ära nur 2 Jahrhunderte (4. bis 2. Jahrhd. BC) dauerte.
 
Hallo Biturigos,
Super Beitrag! Ich konnte heraus lesen, dass wir auf die gleiche Weise recherchiert haben. Das hab ich auch alles gelesen. Den französischen Text habe ich von Academia EDU bekommen...kann leider nicht franz., werde es aber lernen!
Also wenn Polybios von Heiligtümern spricht, meint er wahrscheinl. das, was die Boier usw. als Heiligtum verwendeten. Das könnte demnach von der Viereckschanze oder dem Nemeton, über einem Brandopferplatz auf einem Hügel, bis zum etruskischen Tempel alles gewesen sein.

Eine Frage zu den keltischen Namen:
Segovesos, Magilos, Boios, und auch Biturigos ist ein Beispiel dafür, ... sind die Endungen mit -os oder -us, griechisch bzw. römisch? Ich meine damit, haben die sich selbst auch Biturigos genannt, oder einfach Biturig?
mfG.
 
Eine Frage zu den keltischen Namen:
Segovesos, Magilos, Boios, und auch Biturigos ist ein Beispiel dafür, ... sind die Endungen mit -os oder -us, griechisch bzw. römisch? Ich meine damit, haben die sich selbst auch Biturigos genannt, oder einfach Biturig?
mfG.
Die Namenformen auf -os sind keltisch. Wenn sie auf -us enden, sind sie latinisiert.
 
Das könnte sich damit erklären, dass in keltischen Gesellschaften (bspw & mWn in Gallien & Britannien bzw weiten Teilen davon vor den römischen Invasionen) geprägtes Geld im alltäglichen leben (noch) keine große Rolle spielte. Es wurde nur in speziellen Situationen genutzt, und noch nicht (wie in Rom) als allgemeines wirtschaftlichers Tauschmittel.
Ob & inwieweit das auch für cis-alpinischen kelten galt, und ob zumindest in größeren oppida Münugeld nicht schon eine größere Rolle spielte, kann ich nicht sagen.

Aus Titus Livius, Römische Geschichte, 36.40,11-12 zum Triumphzug für den Konsul Publius Cornelius Scipio Nasca 191 BC über die Boier: "In diesem Triumphzug ließ er auf gallischen Kriegswagen die Waffen, Fahnen, die erbeuteten Rüstungen aller Art und eherne gallische Gefäße vor den Zuschauern vorüberfahren und führte außer den vornehmen Gefangenen auch eine Herde erbeuteter Pferde auf. Getragen wurden 1471 goldene Halsketten, außerdem 247 Pfund Gold, an rohem und verarbeiteten Silber- dies waren Gefäße, nach gallischem Geschmack nicht ohne Kunst-2340 Pfund und 234.000 Silberdenare."

Der Gegensatz vom zivilisierteren Rom und den barbarischeren Kelten ist ein Blick, der im Kern vom Rom des 2.Jahrhunderts ausgeht, nach dem 2.Punischen Krieg - die ersten Münzstätten wurden auch in Rom erst 289 v.Chr. erwähnt, der silberne Denarius erst 211 v.Chr. eingeführt, vorher wurde hauptsächlich Bronze-Kupfergeld geprägt. Meiner Ansicht nach waren die frühen eisenzeitlichen Gesellschaften des 4. und 3.Jahrhunderts v.Chr. in Italien nicht soweit voneinander entfernt, wie es die römische Geschichtsschreibung teils darstellt. Zum boischen Münzwesen im Donauraum: http://www.arup.cas.cz/wp-content/uploads/2011/02/Militky_Karwowski-Drahe-Kovy_lr.pdf

ImTagungsband Boier zwischen Realität und Fiktion, 2015, diskutiert Wolfgang David eine mögliche Lokalisation des heiligsten Tempels der Boier, den Livius folgend erwähnt (Liv. XXIII 24,12–13):
" Spolia corporis caputque praecisum ducis Boii ovantes templo, quod sanctissimum est apud eos, intulere. Purgato inde capite, ut mos iis erat, calvam auro caelavere, idque sacrum vas iis erat, quo sollemnibus libarent poculumque idem sacerdoti esset ac templi antistitibus."
Beim Durchqueren des Litanischen Waldes war der Prätor Postumius Albinus in einen boischen Hinterhalt geraten und erschlagen worden (216 v.Chr.). Der Wald wird zwischen Mutina und Felsina / Bologna vermutet.Laut Livius’
Schilderung brachten die Boier die Rüstung des Prätors und sein abgeschlagener Kopf in ihren heiligsten Tempel. Dann nahmen sie den Kopf aus und verzierten die Hirnschale mit eingelegtem Gold. Sie diente als heiliges Gefäß, um bei Feiern damit zu opfern, oder auch als Trinkschale für die Priester.

Wolfgang David versucht eine Lokalisierung: "Nicht einmal der genaue Ort der entscheidenden letzten militärischen Auseinandersetzung zwischen Boiern und Römern ist näher überliefert. Vielleicht fand sie im oder nahe dem Litanischen Wald statt, der unter anderem zwischen Mutina und Felsina vermutet wird. In dieserRegion, am Rande der Ebene oder im Hügelland, sind das offenbar nicht mit Felsina identische Zentrum der boischen Stammesföderation und der im Zusammenhang mit dem Sieg über L. Postumius erwähnte heiligste Tempel zu vermuten. Möglicherweise lag das Zentrum des letzten Widerstandes der Boier in der Nähe des allerdings erst bei Tacitus im Kontext der Schlacht zwischen Marcus Antonius und Vibius Pansa des Jahres 43 v. Chr. erwähnten forum Gallorum/ Ἀγορὰ Κελτῶν. An einem Engpass zwischen Wäldern und Sümpfen an der Via Aemilia gelegen, könnte dieser Ort nahe dem heutigen Castelfranco Emilia zudem auch der Schauplatz der Schlacht zwischen den Römern und Boiern im Jahre 193 v. Chr. gewesen sein." Boier zwischen Norditalien und dem Donauraum
Unten eine Karte aus dem Tagungsband Boier zwischen Realität und Fiktion, 2015, mit einigen verzeichneten Kultorten im Appenin (nach der Karte allerdings auf ligurischem Gebiet).
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Ich konnte heraus lesen, dass wir auf die gleiche Weise recherchiert haben. Das hab ich auch alles gelesen. Den französischen Text habe ich von Academia EDU bekommen...kann leider nicht franz., werde es aber lernen!
Also wenn Polybios von Heiligtümern spricht, meint er wahrscheinl. das, was die Boier usw. als Heiligtum verwendeten. Das könnte demnach von der Viereckschanze oder dem Nemeton, über einem Brandopferplatz auf einem Hügel, bis zum etruskischen Tempel alles gewesen sein.
Ich hätte Interesse am oben genannten Text von Daniele Vitali, kannst du ihn verlinken? Ich habe ihn leider nicht unter seinen Veröffentlichungen gefunden.

Deine Ausgangsfrage handelte vom zentralen Heiligtum der Insubrer, nehmen wir einmal an, bei Mediolanum, dem heutigen Mailand, wenn man die religiöse Mittelpunktsymbolik (Birkhan, S.785) keltischer eisenzeitlicher Gesellschaften einbezieht - ich würde dies unterscheiden zum Beispiel vom bei Titus Livius erwähnten heiligsten Tempel der Boier, den Wolfgang David (mein letzter Beitrag) das boische Zentralheiligtum nennt. Die cispadanischen (südlich des Po) siedelnden Gentes waren sehr viel stärker akkulturalisiert, bei den Senonen geht dies soweit, dass die "keltischen" Merkmale im griechischen und im etruskischen Einfluss marginalsiert sind:
"In the case of the Senones, the Etruscan and particularly the Greek influences were so strong that apart from swords and their scabbards, Celtic — or, in other words, La Tene — evidence is very rare. With the exception of the well-known Filotranno gold torc, one of the masterpieces of the continuous foliage style, the wealthy golden adornments of women buried in what are thought to be Senones necropolises are anything but Celtic."
The Golden Age of the Celtic Aristocracy in the Fourth and Third Centuries BC, von Olivier Buchsenschutz
https://www.cairn-int.info/article-...olden-age-of-the-celtic-aristocracy.htm#no126


Die keltischen Gentes nördlich des Po waren "keltischer" als die südlicheren Stammesgesellschaften. Die Boier waren auch ökonomisch (nach den Funden z.B. bei Monte Bibele) in die mittelitalische Ökonomie eingebunden: Getreidemühlen/Mahlsteine aus Orvieto (etruskisch Velzna), Keramik aus Volterra (etruskisch Velathri) sind Hinweise auf diese Handelsbeziehungen. Die Senonen, in deren Siedlungsbereich autonome Küstenstädte (vgl. mit Massalia in der Provence) lagen, das etruskische Emporion Spina und die griechisch-syrakusische Gründung Ancona, prägten sicher auch für den Handel mit diesen Städten Münzen, die die griechische Drachme zum Vorbild hatten.

Ich könnte noch viele Beispiele nennen, zum Beispeil in boischen Kriegergräbern die Grabbeigabe der Kylix, was auf Weinkosum und kulturell auf Symposien deutet, eine teilweise italische Bewaffnung: "Die Angriffswaffen bestehen aus einem keltischen Schwert mit Scheide und Riemenaufhängung am Gürtel, einer eisernen Lanze keltischen oder etruskisch-italischen Typs und aus einem Speer bzw. dem pilum lokaler Tradition. Die Beigabe von Schutzwaffen ist weniger systematisch und besteht meist aus einem eisernen oder bronzenen Helm sowie in wenigen dokumentierten Fällen auch aus einem Schild....Falls es zutrifft, dass Werte und Ideale des Hellenismus in die Lebensweise der keltischen Völker der Cisalpina eindrangen, so sind sie vor allem in bestimmten Grabbräuchen (Ideal des Athleten, Bankett und Symposium) der Gemeinschaften des Apennin bis nach Bologna erkennbar, während sie in Casalecchio/zona A und in Marzabotto komplett fehlen. Die gleichen Anzeichen einer Hellenisierung finden wir im selben Zeitraum ebenso in den Frauengräbern, in denen Bankettgeschirr, Utensilien für die Textilherstellung, Schmuck- und Trachtgegenstände oderder Spiegel die Gegenstücke zu entsprechenden Elementen der männlichen Sphäre bilden....Der Bezug zur etruskisch-italischen Welt hält sich dennoch in Grenzen. Auch wenn die Krieger bestimmte »lokale« Waffentypen aufnahmen, die sie sicherlich zur Perfektion weiterentwickelten,so haben sie doch nie die Notwendigkeit gesehen, ihre eigene Ausrüstung an die typische Bewaffnung der Etrusker, Samniten und andereritalischer Völker (d.h. Metallpanzer, griechische"Helme, Schwerter) anzugleichen, die doch ihre Nachbarn und Verbündete gegen Rom waren."
D.Vitali, 2010, Gräberfelder der Boier: Monte Bibele und Monterenzio Vecchio (Prov. Bologna)
Gräberfelder der Boier: Monte Bibele und Monterenzio Vecchio (Prov. Bologna)
Die keltische Kriegskunst, wie Polybios sie nennt, mag, genau wie das Metallhandwerk konservativer gewesen sein, bei gleichzeitiger Offenheit in anderen Bereichen wie dem Töpferhandwerk, das offensichtlich wesentlich mehr etruskisch-italische Formen und Stile adaptierte. Und trotzdem waren auch hier die südlichen Metall-Handwerker interessierter und machten eigenständige Entwicklungen, deutlich an den gefundenen Helmen:

" When craftsmen south of the Po were at their most innovative, as with their iron helmets bearing repoussé-patterned bronze-leaf inlay, they created original imagery that was limited to the Apennine regions (from eastern Liguria to Le Marche via Emilia-Romagna) and developed outside the La Tene style. This form of ornamentation, inseparable from the iron helmets that were popular in the region at the end of the fourth and beginning of the third centuries BC, never crossed the Alps." (Buchsenschutz, 2012)
Der letzte Satz in D.Vitalis Zitat verweist auf die politische Dimension: die cisaplinen Gentes waren in das politische System Italiens eingebunden: entgegen der Dramatisierung der Kelten zum monströsen Schrecken und mystischen Gegner "ganz Italiens", das 225 v.Chr. gegen den Beutezug der Gaesaten, Boier und Insubrer mobilisiert wurde, so wie es Polybios aus römischer Perspektive darstellte, waren die keltischen Krieger in vielen Schlachten Bündnispartner der Etrusker, Samniten und anderer mittelitalischer Gentes gegen das expansive Rom. Erst nach den Niederlagen ihrer italischen Bündnispartner, der Etrusker endgültig 264 v.Chr. (mit der Zerstörung des etruskischen Zentralheiligtums verbunden) waren die cisalpinen Gallier auf sich alleine gestellt, bzw. suchten verstärkt Bündnisse über die Alpen zu transalpinen Gentes und bis zu den Karthagern.http://www.afeaf.org/bibliotheque/colloques/2012verone/-00_Introduction.pdf
Ich schätze daher auch den möglichen kulturellen etruskisch-griechischen Einfluss auf Architektur, religiöse Rituale und den Pantheon südlich des Po höher ein, würde mich aber Ravenik anschließen, dass die unbeweglichen Feldzeichen, die aus dem Heiligtum geholt werden (goldene Standbilder?) eher für ein Bauwerk oder Gebäude als zentrales insubrisches Heiligtum sprechen. Alles weitere ist derzeit wohl Spekulation.
Unten eine Kylix, Trinkschale fürs Symposium:
330px-Dancing_woman_krotala_BM_1920%2C0613.1.jpg
 
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Bei der Suche nach dem insubrischen Zentralheiligtum stieß ich auf den um 150 v.Chr datierten Schatzfund von Manerbio, 75 km von Mailand entfernt, der 1955 gefunden wurde. Manerbio leitet sich von Vicus Minerva ab, zur Erinnerung, Minerva könnte mit dem "Tempel der Athene" (zit.Polybios) als interpretatio romana verbunden werden. In Manerbio wurden ca. 4200 Silbermünzen der Insubrer, Cenomanen und Libuer gefunden. Allerdings liegt Manerbio nahe an Brescia und wahrscheinlich auf dem Territorium der Cenomanen.

"La cultura monetaria insubre, quindi, doveva essere più sviluppata.L'originario nome di Manerbio (Vicus Minervius , da un'epigrafe murata nella cella centrale del Capitolium di Brescia, seconda metà del I secolo d.C.) collega [33] la località a Minerva, dea della guerra e della ragione. Il santuario federale insubre, secondo Polibio, a Milano, era proprio dedicato a Minerva (o meglio,a quella che i Romani interpretarono come tale). Minerva, per Celti e Romani, doveva essere la più sicura depositaria di patti e alleanze, da cui la tendenza a dedicarle santuari federali [33]. Nel Bresciano sono ben noti ilsuo santuario a Breno e la località di Manerba del Garda. Sull'aspetto diMinerva legato al culto delle acque, che coinvolge i suoi santuari a Travo(PC), Breno (BS), Bath (UK), rimandiamo al volume[34] e alle interpreta-zioni proposte nel nostro studio[35]"
Moneta e Identità in Gallia Cisalpina

Der Schatzfund ist dort auf Seite 24-25 beschrieben.
Interessant ist, dass der Anteil der Münzen der drei Gentes etwa gleich ist, der Hortfund gedrittelt ist. Dazu genauer: http://ermannoarslan.it/wp-content/uploads/2018/04/2007-EAA-TesoroDiManerbio.pdf
330px-5238_-_Brescia_-_S._Giulia_-_Tesoro_di_Manerbio_%28150-135_a.C.%29_-_Foto_Giovanni_Dall%27Orto%2C_25_Giu_2011.jpg
 
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Ein weitere Fund spricht für eine Kultstätte bei Manerbio: die Phaleren von Manerbio, gefunden 1928:
"Der Begriff Phalerae ist im modernen Sprachgebrauch ungewöhnlich. Das lateinische Substantiv phalerae bezeichnet Metallelemente, Schmucknieten oder verschiedene Arten von Verzierungen, die als militärischer Schmuck oder Auszeichnung vorne auf der Brust getragen oder auf dem Geschirr der Pferde angebracht wurden.
Bei den vierzehn Phalerae, die im Museum von Santa Giulia in der Abteilung für Frühgeschichte des Gebiets um Brescia aufbewahrt werden, handelt es sich wahrscheinlich um Verzierungen für die Zaumzeuge von zwei Pferden. Vierzehn runde Silberscheiben mit herausgetriebenen Verzierungen, zwei größere (Durchmesser von 19 cm) und zwölf kleine (10 cm), die gemeinsam mit den Resten von vier länglichen, gebogenen Elementen und drei Ketten, alles in Silber, aufgefunden wurden. .... Dank des Vergleichs mit ähnlichen Objekten können wir die Datierung der Phalerae von Manerbio auf die erste Hälfte des 1. Jahrhunderts v. Chr. einschränken. Aber sie wurden nicht von Cenomanen geschaffen, einem keltischen Stamm, der sich seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. im Raum Brescia aufhielt; wahrscheinlich kamen sie aus einer Werkstatt der Boier oder Taurisker, was uns jetzt nachträglich aufzeigt, welche Beziehungen zwischen den antiken Völkern in Cisalpina (Norditalien), Norikum und Pannonien (Ungarn) existierten....Großer Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich nicht um Grabbeigaben, sondern um eine Kampftrophäe oder die Gabe an eine Kultstätte. Diese befand sich in dem von den Cenomanen besetzten Gebiet, wurde jedoch von verschiedenen Stämmen frequentiert und leider wissen wir nicht, wo sie genau lag, nur dass sie sich im Gebiet um Manerbio befunden haben musste, wie auch die Entdeckung eines anderen Schatzes, in diesem Fall Münzen, in dieser Gegend, genauer gesagt im Bereich der Ortschaft Gravine Nuove 1959 bestätigt."
Die Phalerae von Manerbio
 
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Die keltischen Gentes nördlich des Po waren "keltischer" als die südlicheren Stammesgesellschaften. Die Boier waren auch ökonomisch (nach den Funden z.B. bei Monte Bibele) in die mittelitalische Ökonomie eingebunden: Getreidemühlen/Mahlsteine aus Orvieto (etruskisch Velzna), Keramik aus Volterra (etruskisch Velathri) sind Hinweise auf diese Handelsbeziehungen. Die Senonen, in deren Siedlungsbereich autonome Küstenstädte (vgl. mit Massalia in der Provence) lagen, das etruskische Emporion Spina und die griechisch-syrakusische Gründung Ancona, prägten sicher auch für den Handel mit diesen Städten Münzen, die die griechische Drachme zum Vorbild hatten.

Auch wenn sie Mahlsteine bzw. Keramik aus Orvieto und Velathri verwendeten, macht sie dieser Umstand nicht weniger keltisch. Die Handelsbeziehungen zwischen den Tuskern im Kernland und jenen der Po Ebene bestand schon vor Ankunft der Boier. Sie profitierten natürlich davon, sowie von den etruskischen Händlern und Handwerkern auf dem eroberten Gebiet. Die Sachkultur ist die eine Sache. ob die Boier sich bei Sitten, Gebräuchen, Religion, oder gar bei ihrer Herrschaftsstruktur, von den Unterworfenen dreinreden ließen, wage ich zu bezweifeln. Wissen wir ob Spina zur Zeit der oberital. Keltenkriege, bzw. des 2. punischen Krieges, tatsächlich etruskisch beherrscht war?
 
Ich könnte noch viele Beispiele nennen, zum Beispeil in boischen Kriegergräbern die Grabbeigabe der Kylix, was auf Weinkosum und kulturell auf Symposien deutet

Wein gesoffen haben sie wohl alle gerne...auch wenn sie beim Gelage aus griech. Gefäßen tranken, taten sie dies vielleicht auf ganz andere Weise. Sprich, die Trinksitten waren viell. ganz anders als im ostmediteranem Raum.
 
"Die Angriffswaffen bestehen aus einem keltischen Schwert mit Scheide und Riemenaufhängung am Gürtel, einer eisernen Lanze keltischen oder etruskisch-italischen Typs und aus einem Speer bzw. dem pilum lokaler Tradition.

Was an ihrer Kampfesweise wohl nichts geändert hat. MMn. war ein großer Teil schwere Infanterie. Schon seit der späten Hallstattzeit. Ich glaube sie haben in Schildreihe bzw. Phalanx gekämpft, was den Gebrauch von Wurfspeeren ja nicht ausschließt.
 
.Der Bezug zur etruskisch-italischen Welt hält sich dennoch in Grenzen. Auch wenn die Krieger bestimmte »lokale« Waffentypen aufnahmen, die sie sicherlich zur Perfektion weiterentwickelten,so haben sie doch nie die Notwendigkeit gesehen, ihre eigene Ausrüstung an die typische Bewaffnung der Etrusker, Samniten und andereritalischer Völker (d.h. Metallpanzer, griechische"Helme, Schwerter) anzugleichen, die doch ihre Nachbarn und Verbündete gegen Rom waren."

Glockenpanzer und Brunnio (Brünne, Kettenhemd) waren wohl zu kostbar um als Grabbeigabe verwendet zu werden.
 
Der letzte Satz in D.Vitalis Zitat verweist auf die politische Dimension: die cisaplinen Gentes waren in das politische System Italiens eingebunden: entgegen der Dramatisierung der Kelten zum monströsen Schrecken und mystischen Gegner "ganz Italiens", das 225 v.Chr. gegen den Beutezug der Gaesaten, Boier und Insubrer mobilisiert wurde, so wie es Polybios aus römischer Perspektive darstellte, waren die keltischen Krieger in vielen Schlachten Bündnispartner der Etrusker, Samniten und anderer mittelitalischer Gentes gegen das expansive Rom. Erst nach den Niederlagen ihrer italischen Bündnispartner, der Etrusker endgültig 264 v.Chr. (mit der Zerstörung des etruskischen Zentralheiligtums verbunden) waren die cisalpinen Gallier auf sich alleine gestellt, bzw. suchten verstärkt Bündnisse über die Alpen zu transalpinen Gentes und bis zu den Karthagern.

Sehe ich auch so.
 
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