Nun ja Karl IV unter dessen Herrschaft die Goldene Bulle entstand,die das Churfürstentum institutionalisierte , war u.a. König von Böhmen und die dort damals herrschenden Luxemburger gehörten zu den mächtigsten Dynastien im Reich.Zudem gehörte Böhmen zum Reich waraber das einzige selbständige Königtum im Reich.
Man hatte im Prinzip die 4 damals bedeutendsten Dynastien.nämlich pfälzische Wittelsbacher(Churpfalz) Luxemburger(Böhmen) Askanier (Sachsen),bayrische Wittelsbacher (Brandenburg) und die 3 bedeutendsten Erzbischöfe (Mainz,Köln,Trier) als Königswähler bestimmt
Habsburg ,Hohenzollern,Welfen,Hessen,Würrtemberg und Baden waren damals noch eher weniger bedeutend .
Ich weiß noch, dass wir in der Schule brav gelernt haben, dass die 7 Kurfürstentümer durch die Goldene Bulle / Karl IV. geschaffen wurden (und wahrscheinlich als spezifisches Zusatzdetail für den damaligen Geschichtsunterricht in Österreich, dass die Habsburgern dabei von Karl IV. mit Absicht übergangen wurden, und Herzog Rudolf IV. der Stifter daraufhin das Privilegium maius "erschaffen" ließ. Ich habe mich allerdings schon damals gefragt, auf welcher Herrschaft die Habsburger eine Kurstimme für sich beansprucht haben könnten.
)
Nach den Büchern und Texten, die ich inzwischen gelesen habe, habe ich den Eindruck, dass diese Schulversion im Wesentlichen eine Legende ist, und es sich bei der Goldenen Bulle offensichtlich nur um eine Verschriftlichung von bereits bestehenden Verhältnissen gehandelt hat.
Wobei die wesentlichen Bestimmungen offensichtlich auch darauf abgezielt haben dürften, zukünftige Doppelwahlen, wie das bei der Wahl von Ludwig IV. dem Bayern / Friedrich III. dem Schönen der Fall gewesen war, zu verhindern. Jedenfalls ist in der Goldenen Bulle all das verboten bzw. nun geregelt, was diese Königswahl von 1314 überhaupt möglich gemacht hatte.
Immerhin finden sich bei dieser Doppelwahl bereits jene "Kur-Territorien", die dann auch in der Goldenen Bulle zu finden sind: Erzbistum Köln, Erzbistum Mainz, Erzbistum Trier, Markgrafschaft Brandenburg, Königreich Böhmen, Herzogtum Sachsen, Pfalzgrafschaft bei Rhein. (Die "Kur-Territorien" waren zu diesem Zeitpunkt schon eindeutig, ausgenutzt wurde bei dieser Königswahl aber, dass bei zwei dieser "Kur-Territorien" nicht klar war, wer dort rechtmäßig herrschte bzw. die Kurstimme besaß.)
Das zeigt, dass es die Kurfürsten als die, welche den König wählen, schon damals gegeben hat, und die "Kur-Territorien" standen damals bereits ebenfalls fest.
Offensichtlich gab es die Kurfürsten aber auch schon im 12. Jahrhundert.
In der Biographie von Jörg K. Hoensch:
Přemysl Otakar II. von Böhmen. Graz u.a. 1989, zum Beispiel geht der Autor (ein renomierter Historiker, das Buch stammt außerdem aus dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts) davon aus, dass es diese sieben Kurfürsten bereits während des Interregnums gab, und deren Kurstimmen schon damals an ein bestimmtes Territorium gebunden waren.
Nach Wikipedia soll das Kurkollegium 1257 (nach dem Tod von Wilhelm von Holland) erstmals alle übrigen Reichsfürsten von der Königswahl ausgeschlossen haben. Ob das zutrifft, kann ich nicht beurteilen, allerdings wirkt es nicht unglaubwürdig, dass sich die Kurfürsten als alleinige Wähler des Königs während des Interregnums (also in einer Zeit, wo im HRR ein Machtvakuum herrschte) etabliert haben.
Quellen wie z. B. der Sachsenspiegel des Eike von Repgow (um 1230) zeigen, dass die Entstehung einer "speziellen" Gruppe von Reichsfürsten, die für die Königswahl "zuständig" sind, jedenfalls schon unter der Herrschaft der Staufer ihren Anfang nahm. (Könnte die Entstehung der Kurfürstentümer ihren Ursprung in jener Zeit haben zwischen dem Tod von Heinrich VI. und dem Herrschaftsantritt von Friedrich II.?)