Langenlonsheimer Wald- Kultzentrum oder eisenzeitlicher Zentralfriedhof

zaphodB.

Premiummitglied
mit diesem Beitrag möchte mal eine Diskussion zum Langenlonsheimer Wald zwischen Bingen und Bad Kreuznach anstossen., den ich die Tage besucht habe
Dieser liegt auf einem Höhenplateau zwischen NaheTal,Trollbachtal Guldenbachtal und und Hahnebachtal und weist die unglaubliche Anzahl von 80-100 Grabhügeln sowie zwei befestigte Erhebungen (Saukopf/Schanzenhübel) auf
Die Grabhügel sind in 5 größeren Gruppen fast ringförmig angeordnet ,
die Befestigungen (Spitzgräben und Wallreste ) ähneln den anderen eisenzeitlichen Befestigungen in der Region
Das Auffällige ist ,dass der Langenlonsheimer Wald Sichtverbindung nicht nur zu den zwei grossen Oppidae Donnersberg -Gruppe und Feldberg/Altkönig-Gruppe hat sondern auch zu mindestens 12 kleineren Befestigungen und Kultstätten im näheren Umkreis Hunsrück /Soonwald,/Rheinhessen/Rheintaunus.
 
Die Lage und die grosse Anzahl der Hügelgräber in diesem Gebiet legt m.E. zumindest eine regionale Zentralfunktion des Ortes nahe
Die Region Bingen-Kreuznach -Soonwald war zwar in keltischer Zeit relativ dicht besiedelt und das Gebiet wurde dem Einflussbereich der Treverer bzw.Aresaken bzw. vorher der Hunsrück-Eifel-Kultur zugerechnet, aber erstaunlich ist trotzdem die hier konzentrierte grosse Anzahl von Grabhügeln.
Hier kann also nicht nur die haute volée der unmittelbaren Umgebung beerdigt worden sein.
 
Hast Du mal ein bisschen handfestes Material dazu?

Auf einer ortsgeschichtlichen Seite heißt es:
"Aus der Bronzezeit ab etwa 1.800 v. Chr. stammen Funde aus Hügelgräbern im Langenlonsheimer Wald."
Langenlonsheim - regionalgeschichte.net
Da wären wir weit weg von Eisenzeit und Oppida...
 
Nun ,In dem Gebiet besteht eine Siedlungskontinuität vom Neolithikum (u.a. Michelsberger Kultur )bis zu den Römern und weiter bis heute. Grabhügel wurden zunächst nach mehr oder weniger oberflächlichen (z.T Raub-)Grabungen seit 1850 durchgängig der Bronzezeit zugeordnet und auf dem Stand ist auch die regionalgeschichtliche Seite. Das entspricht aber wohl seit langem nicht mehr dem aktuellen Stand der Forschung.
Dr.Detert Zylmann , Spezialist für Vor- und Frühgeschichte bei der archäologischen Denkmalpflege Mainz hat Anfang der 80er im Langenlonsheimer Wald Grabhügel sondiert und dabei festgestellt ,dass es sich um Grabhügel der eisenzeitlichen Hunsrück-Eifel-Kultur handelt
(Grabhügel der Hunsrück-Eifel-Kultur im Langenlonsheimer Wald. Kreis Bad Kreuznach (= Archäologische Berichte aus Rheinhessen und dem Kreis Bad Kreuznach. 3). Krach, Mainz 1985 )
 
Dr.Detert Zylmann , Spezialist für Vor- und Frühgeschichte bei der archäologischen Denkmalpflege Mainz hat Anfang der 80er im Langenlonsheimer Wald Grabhügel sondiert und dabei festgestellt ,dass es sich um Grabhügel der eisenzeitlichen Hunsrück-Eifel-Kultur handelt
(Grabhügel der Hunsrück-Eifel-Kultur im Langenlonsheimer Wald. Kreis Bad Kreuznach (= Archäologische Berichte aus Rheinhessen und dem Kreis Bad Kreuznach. 3). Krach, Mainz 1985 )

Hast Du das Heft gelesen?
Soweit ich das gegooglet habe, lautet der Titel "Ein Grabhügel der Hunsrück-Eifel-Kultur im Langenlonsheimer Wald."
 
Ich hab das Heft selbst nicht, aber vor längerer Zeit mal in der hiesigen UB den Beitrag gelesen und mir die Fundstelle notiert- aber du hast richtig gegoogelt, das "ein" war mir abhanden gekommen:rolleyes:. Nur gibt es dort aber nicht nur einen Grabhügel sondern viele und in allen sechs Grabhügelgruppen finden sich Gräber der Hunsrück-Eifel-Kultur (Ha D/Llt A und B), allerdings auch einige frühere spätbronzezeitliche Bestattungen und einige Nach- und Zweitbestattungen die bis in die römische Zeit gehen.(Rieckhoff/Biel-Die Kelten in Deutschland / Theiss/Stuttgart 2001/ S.413f)
Diese Mischung und die grossflächigen Raubgrabungen der Vergangenheit machen eine eindeutige Datierung des Gesamtbefundes natürlich schwierig, der Schwerpunkt scheint aber Spät-Hallstatt zu sein.

Interessant ist übrigens auch, wie auf den Karten ersichtlich ist, dass sich fast genau im Zentrum der kreisförmigen Anordnung der sechs Grabhügelgruppen ein solitärer Grabhügel befand, der allerdings wohl auch durch Raubgräber weitgehend zerstört und leergeräumt wurde.
Möglicherweise würden gute LIDAR-Karten hier auch weitere Strukturen erkennen lassen,aber ich habe keine dazu gefunden.Vielleicht kann da jemand von Euch der Zugang zu sowas hat ja weiterhelfen.
 
Nur kurz nachgefragt - auf welcher Strecke erstrecken sich denn die Grabhügel Gruppen am Langenlonsheimer Wald insgesamt?
 
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