Latein lernen

Riothamus

Aktives Mitglied
Es war einmal ein Hilfesuchender, der nach Tipps zum Nachholen des Lateinischen zwischen Abitur und Prüfung fragte. Statt entsprechender Tipps wurde, vereinfacht gesagt, diskutiert, ob dies sinnvoll ist.

Da viele Quellen nicht übersetzt sind und sehr viele Stellen nicht in ihrer ganzen Bedeutung in einer modernen Sprache wiedergegeben werden können, kann der Nutzen für die Beschäftigung mit der Geschichte wohl kaum bestritten werden. Als ich - von dieser Diskussion angeregt - in anderen Foren mit den Themen Schule, Sprachen oder auch Latein suchte, fand ich meist Tipps, die von Plattitüden bis kontraproduktiver Blödsinn reichten. Nur selten gab es hilfreiche Tipps.

Da ich davon ausgehe, dass es durchaus machbar ist, hilfreiche Tipps und Literatur zusammenzustellen, aber auch nicht den Stein der Weisen besitze, schlage ich vor, hier einmal diese zu sammeln. Sollte genügend zusammen kommen, bin ich durchaus bereit diese zusammenzufassen, damit wir einen Wichtig-Thread bestücken können. Natürlich unter Nennung der Beteiligten.

Natürlich, können wir auch diskutieren, ob dies in einem Geschichtsforum von Nutzen ist. Ich bejahe diese Frage, da die Sprachen der Quellen aus der Warte des Historikers ja auch Hilfswissenschaften sein müsssen, ohne die er nicht arbeiten kann. Falls jemand jedoch über die alte Frage von Sinn- und Unsinn des Lateinischen in der Schule, bzw. an der Uni diskutieren oder auch die Geschichte dieser Diskussion behandeln möchte, bitte ich darum, dies in einem weiteren Thread zu tun, damit es nicht zu unübersichtlich wird.

Ebenfalls wegen der Übersichtlichkeit folgen die ersten Hinweise in einem weiteren Post.
 
Basis des Lernens für den Autodidakten sind Lehrwerk und Bücher. Da die praktische Lesefähigkeit im Vordergrund steht und das Vokabular nicht zusammengestrichen ist, halte ich hier für empfehlenswert:

Hans Örberg, Lingua Latina per se illustrata (Pars I Familia Romana; Pars II Roma Aeterna)

Die zugehörigen Übungshefte sind ebenfalls interessant. Als Grammatik würde ich allerdings den Rubenbauer-Hofmann empfehlen, um auch Erläuterungen in der Muttersprache zu haben, zumal Örberg vom Schwerpunkt her auf die Formenlehre eingeht. Wichtiges und weniger Wichtiges sind durch die Schriftgröße unterschieden, so dass man auf eine leichtere Grammatik für den Einstieg verzichten kann.

Wer auch die Latinumsprüfung ablegen will, wird nicht auf einen an den Prüfungstexten ausgelegten Grund- und Aufbauwortschatz verzichten wollen. Mein Lieblingswerk ist da immer noch der Grund- und Aufbauwortschatz von Klett, da darin noch die Wortbildungslehre berücksichtigt wird. Wer die Wortbildungslehre auch für die anderen, mitunter schwer zu merkenden Vokabeln nutzen möchte, kann versuchen die Lateinische Wortkunde von Habenstein antiquarisch zu bekommen.

Ich bin in verschiedenen Foren auch auf Fragen zu Lese- und Schreibfähigkeit gestoßen. Hier kenne ich Folgendes:
Richard Ashdone, James Morwood, Writing Latin, London 2007 (in Englisch)
Mechtild Hofmann, Robert Maier, Septimana Latina - Cursus vivae linguae Latinae I+II
Wilfried Stroh, Hilfen zum Lateinsprechen: kommentierte Bibliographie (Einiges davon ist selbst schon historisch interessant: Bei Georg Capellanus, Verstehen sie Latein? wird sich z.B. in der Ausgabe von 1890 über die Aussichten eines Kriegs gegen Frankreich unterhalten.)
Schülerdialoge auf stoa.org

Der dritte Fragenkomplex auf den ich gestoßen bin sind Probleme von Schülern. Wie jeder weis, der schon einmal Latein-Nachhilfe gegeben hat: Man muss lernen, lernen, lernen. Jedenfalls Vokabeln und Formenlehre. Zum Glück für jeden, der mit Nachhilfe Geld verdient, wissen viele nicht, wie dies einfach und effektiv geht. Zumindest auf die Lernkartei sollte verwiesen werden.
 
Es war einmal ein Hilfesuchender, der nach Tipps zum Nachholen des Lateinischen zwischen Abitur und Prüfung fragte. Statt entsprechender Tipps wurde, vereinfacht gesagt, diskutiert, ob dies sinnvoll ist.

Da viele Quellen nicht übersetzt sind und sehr viele Stellen nicht in ihrer ganzen Bedeutung in einer modernen Sprache wiedergegeben werden können, kann der Nutzen für die Beschäftigung mit der Geschichte wohl kaum bestritten werden. Als ich - von dieser Diskussion angeregt - in anderen Foren mit den Themen Schule, Sprachen oder auch Latein suchte, fand ich meist Tipps, die von Plattitüden bis kontraproduktiver Blödsinn reichten. Nur selten gab es hilfreiche Tipps.

Da ich davon ausgehe, dass es durchaus machbar ist, hilfreiche Tipps und Literatur zusammenzustellen, aber auch nicht den Stein der Weisen besitze, schlage ich vor, hier einmal diese zu sammeln. Sollte genügend zusammen kommen, bin ich durchaus bereit diese zusammenzufassen, damit wir einen Wichtig-Thread bestücken können. Natürlich unter Nennung der Beteiligten.

Natürlich, können wir auch diskutieren, ob dies in einem Geschichtsforum von Nutzen ist. Ich bejahe diese Frage, da die Sprachen der Quellen aus der Warte des Historikers ja auch Hilfswissenschaften sein müsssen, ohne die er nicht arbeiten kann. Falls jemand jedoch über die alte Frage von Sinn- und Unsinn des Lateinischen in der Schule, bzw. an der Uni diskutieren oder auch die Geschichte dieser Diskussion behandeln möchte, bitte ich darum, dies in einem weiteren Thread zu tun, damit es nicht zu unübersichtlich wird.

Ebenfalls wegen der Übersichtlichkeit folgen die ersten Hinweise in einem weiteren Post.


Lange her, dass ich es gelernt habe, dass ich es immer noch kann und Voakabeln und Stammformen behalten habe obwohl ich ein fauler Schüler war, führe ich darauf zurück, dass ich

1. Interesse an der Sprache hatte.
2. Die Grammatik begriff

3. Mir einen einigermaßen soliden aktiven und passiven Grundwortschatz aneignete samt unregelmäßigen Verben und Stammformen.

4. Lateinkenntnisse erwiesen sich auch für deutsche Grammatik sehr hilfreich und erleichtern das Verständnis moderner romanischer Sprachen.

Es gibt auf dem Markt eine ganze Reihe guter und brauchbarer Lehrbücher. Während meines Studiums kaufte ich mir zur Auffrischung Langenscheidts Grundwortschatz Latein und Kletts Grund und Aufbauwortschatz Latein. Das Geld war gut angelegt. Langenscheidts Ausgabe ist übersichtlich, nach Themengebieten geordnet und mit Beispielen versehen.

Kletts Grund- und Aufbauwortschatz ist dünner, als Langenscheidts, umfasst aber ein solides Grundvokabular besonders häufiger vokabeln. positiv fällt auf, dass dabei auch "kleine Wörter" enthalten sind. Die Übersicht wird erleichtert dadurch, dass der Grundwortschatz besonders häufiger Vokabeln farblich (blau) vom Aufbauwortschatz (weiß) abgehoben ist.

Dazu eine passende Grammatik, und es kann losgehen per asperam ad astra!
 
Pst, Scorpio: aspera. ;)


Latein für Autodidakten:

Als Lehrwerk für Autodidakten kann ich noch den Felix von CC Buchner empfehlen (Felix Ausgabe A, Das Lateinbuch, sowie Felix Ausgabe A, das Begleitbuch). Es ist ein einbändiges Lehrwerk mit Übungen, die etwas weniger kindlich sind als die Lingua Latina per se illustrata, aber natürlich trotzdem auf Schüler zugeschnitten. Wir haben mit dem Buch früher an unserer Schule gearbeitet; ich halte es für Autodidakten für sinnvoll. Zum Felix gibt es noch eine eigenständige Grammatik, den Grammadux. Als Nachschlagewerk reicht da aber eigentlich das o.g. Begleitbuch.

Momentan arbeiten wir mit dem Cursus N von Oldenbourg. Auch der ist sehr gut, hat eine Begleitgrammatik, die ich aber für schwerer halte als die des Felix. Die Lesestücke mag ich etwas lieber. Lektion 1-20 ist eine zusammenhängende Geschichte.


Latein in der Schule:
Hier die Quintessenz aus meinen Predigten der letzten Jahre. :D

Wie Scorpio richtig sagte: Vokabeln und Grammatik lernen ist einfach unverzichtbar. Viele Schüler glauben, dass man immer nur den Stoff der aktuellen Lektion braucht und frühere Grammatik und Vokabeln nach der Arbeit wieder vergessen werden dürfen. Da Latein am Anfang so leicht ist (Claudia clamat. Quintus exspectat. Ubi est Flavia?) und die ersten 2, 3 Arbeiten immer einen Schnitt von 1,2 haben, gerät man dabei ganz leicht in ein trügerisches Gefühl der Sicherheit. Wenn der Zug abfährt, tut er das gern unvermittelt und sehr endgültig nach irgendwelchen Ferien. Und auch einmal steht der Schüler wie der Ochs vor einem schier unermesslichen Berg aus vergessenen Vokabeln und wirr erscheinenden Endungen. Es folgt die komplette Kapitulation, die Hausaufgaben werden abgeschrieben oder von Hausaufgaben.de gesaugt, weil man aus den plötzlich langen und verschachtelten Sätzen überhaupt keinen Sinn mehr erkennt, und ab dem 3. Lernjahr steigt die Anzahl der Schüler (meist fällt das auch genau mit der Pubertät zusammen), die überhaupt nicht mehr in der Lage sind, einen einzigen lateinischen Satz auch nur ansatzweise zu verstehen.

Ich habe den Eindruck, im Zeitalter der Smartphones verschwinden Voraussetzungen, die für das Latein lernen unverzichtbar sind.

1. Wen kümmert die Endung eines Wortes, wenn WhatsApp mir nach drei Buchstaben eh alles vorschlägt? - Viele können überhaupt nicht mehr genau lesen und halten Feinheiten für unwichtig. In einer Sprache wie dem Lateinischen, in der die letzten drei Buchstaben komplett über den Sinn entscheiden, geht darüber einfach alles in die Hose.

2. Wozu soll ich mühsam meine Hausaufgaben machen, wenn es das alles per Mausklick im Internet gibt? (Abschreiben konnten wir früher auch, aber das war mit Stress, Aufwand, Unfähigkeitseingeständnissen und honigzüngiger Bettelei verbunden.)

3. Wenn ich mangels Lesen meine eigene Sprache nicht mehr komplett beherrsche, wie will ich sie dann benutzen, um eine fremde zu knacken?

4. Wie kann ich Vokabeln und Grammatik behalten, wenn ich während des Lernens mit Freunden chatte und mir danach das Gelernte mit Grand Theft Auto wieder aus dem Hirn blase? (Wenn's wenigstens noch Rome: Total War ist, dann wär ja schon viel gewonnen an intrinsischer Motivation!) :D


Für mich als Lehrer ist Lateinunterricht eine Mischung aus spannenden Inhalten und konstantem Anhalten zum Lernen und immer wieder Wiederholen des Gelernten. Und ich habe den Eindruck, dass es von Jahr zu Jahr schwerer wird, gegen Entwicklungen anzukämpfen, die immer weiter fortschreiten und den Lateinunterricht immer schwerer machen in einer immer stärker postliteraten Schülerklientel, sogar auf dem Gymnasium.
 
Zuletzt bearbeitet:
O X-box. :D

Nein, im Ernst - nach eingehender Beschäftigung mit dem Thema denke ich, dass die Schüler heute andere sind als vor 20 Jahren, oder auch vor 10 Jahren (so lange ist das nicht her, und da habe ich noch den direkten Vergleich). Und ich schätze, dass diverse Lerninhalte diverser Fächer sich dem irgendwie werden anpassen müssen...
 
Zuletzt bearbeitet:
Claudia clamat. Quintus exspectat. Ubi est Flavia?

Da werden Erinnerungen wach...
Villa sub sole. Canis non clamat. Etiam asinus tacet.

1. Wen kümmert die Endung eines Wortes, wenn WhatsApp mir nach drei Buchstaben eh alles vorschlägt?

Ich denke wohl kaum, dass jemand auf WhatsApp lateinisch schreibt und ich denke ebenso wenig, dass WA lateinische Vokabeln anbietet.

Außerdem ist es ein Unterschied, ob ich "Hallo, wie geht's dir?" schreibe und der Einfachheit halber nur acht Buchstaben angebe und viermal das entsprechende Wort antippe oder ob ich "Non scholae sed vitae discimus" schreibe (da man in einer Fremdsprache - und gerade im Lateinischen - auf die Endungen achtet/achten muss).

2. Wozu soll ich mühsam meine Hausaufgaben machen, wenn es das alles per Mausklick im Internet gibt?

Wenn man wirklich dahinter steht und gewillt ist, diese Sprache (oder überhaupt eine Sprache zu erlernen), so nutzt man derartige technische Hilfsmittel auch nicht.
Ich habe vorgefertigte Übersetzungen meinerzeit auch benutzt und ich muss sagen, es hat mir sogar geholfen, wenn ich einen Satz falsch übersetzt hatte oder der Sinn sich mir nicht erschloss. Da war es schon sehr hilfreich, eine Stütze zu haben.

3. Wenn ich mangels Lesen meine eigene Sprache nicht mehr komplett beherrsche, wie will ich sie dann benutzen, um eine fremde zu knacken?

Überleg mal, wer Latein lernt.

Ich denke wohl kaum, dass es Mitbürger aus sog. "bildungsfernen Schichten" sind, die urplötzlich ein Interesse für Latein entwickelt. Wer Latein lernt, bei dem kann man auch von gewissen deutschen Sprachkenntnissen ausgehen.
Und wenn ich ehrlich bin: Als ich Latein in der 6. Klasse hatte, war ich in deutscher Grammatik etc. noch lange nicht so ausgereift wie ich es jetzt bin.
Latein hat mir durchaus geholfen, auch beim Erlernen der französischen, englischen und italienischen Sprache.

4. Wie kann ich Vokabeln und Grammatik behalten, wenn ich während des Lernens mit Freunden chatte und mir danach das Gelernte mit Grand Theft Auto wieder aus dem Hirn blase?

Hiermit sind wir auf dem Gipfel der Polemik angelangt...
 
Ja, sorry, ich merks grad selber... man sollte einen Tag nach dem Fertigkorrigieren der ersten Participium-Coniunctum-Arbeit solche Posts nicht schreiben.

Viele der Dinge, die du zurückweist - Unkenntnis korrekter deutscher Grammatik (ich rede gar nicht davon, dass man Subjunktionen und Konjunktionen auseinanderhalten kann, sondern nur davon, im Schirftlichen einen weil-Satz zu bilden, bei dem das Prädikat am Ende steht), sowie das Dahinschwinden des genauen Hinsehens, sind leider dennoch trauriger Alltag. Wie gesagt - das ist eine Entwicklung, die einfach greifbar ist. Ich kenne die Fallstricke viel besser als noch vor 10 Jahren, als ich Referendariat machte, ich versuche sie mit meinen Schülern gezielt zu umgehen, sie zu überspringen und dagegen anzuarbeiten, und trotzdem wird es faktisch von Jahr zu Jahr schwerer, vollkommen normale Gymnasiasten in Latein durch die achte Klasse zu lotsen, ohne dass dabei allzu viele Federn gelassen werden.
 
Nachdem ich diesen Faden lange habe liegen lassen, möchte ich ihn jetzt wieder aufheben, schließlich geht es ja auch um Tipps jenseits von Literaturempfehlungen.

Auf die Wichtigkeit des Vokabellernens wurde ja schon hingewiesen. Ebenso darauf, dass es vielen bei doch so einigen Vokabeln schwieriger fällt, als in anderen Sprachen.
Daher seien hier die wichtigsten Tipps gegeben. Zunächst:

Die Lernkartei:
Ich gehe davon aus, dass die Lernkartei im heutigen Schulunterricht erklärt wird. Dennoch ein Link zu den entsprechenden Wikipedia-Artikeln:

Lernkartei
Sebastian Leitner (Da dies ein Geschichtsforum ist, sei auch der Erfinder gewürdigt.)

Auch, wenn es da mittlerweile recht gute elektronische Lösungen gibt, bevorzuge ich in diesem Fall Pen and Paper. Es bietet einige Vorteile. Z.B. kann man sich eine eigene Kartei aufbauen und das vorgegebene Format leicht überspielen.

Wenn ich Nachhilfe gebe, fällt mir übrigens immer wieder auf, dass die kleinen Transportboxen den Eltern als Karteikasten verkauft werden. Damit ist man aber zum Scheitern verurteilt. Schon, wer den Wikipedia-Artikel liest, dürfte davor gefeit sein. (Schönstes Erlebnis bei der Nachhilfe war, als eine Mutter nach ersten Erfolgen sagte: "Dann ist er ja gar nicht zurückgeblieben!". Aus purer Faulheit hatte der Bengel seinen Eltern untergejubelt, dass die Transportbox reichen würde, und er auch keine Vokabeln wiederholen sollte.)

Aber die Lernkartei ist auch kein Nürnberger Trichter. Beim ersten Lernen muss entgegen vieler Anleitungen durchaus die Vokabel ein paar Mal am ersten Tag wiederholt werden. Denn in der Schule wird die sofortige Kenntnis erwartet. Eine Wiederholung nach 20 Minuten und dann eine zweite nach 2 Stunden und eine Dritte am nächsten Tag bieten sich an, um die 'Vergessensrate' effektiv herabzusetzen.
 
Im Lateinischen gibt es eine weitere, heute oft ignorierte Hilfe zum Erlernen der Vokabeln: die Wortbildungslehre.

Dazu gab es einst entsprechende Wortkunden, z.B. Habenstein, Lateinische Wortkunde, Stuttgart 1948. Heutige Vokabelsammlungen verlassen sich zumeist auf die Statistik von Grund- und Aufbauwortschatz, welche seit einiger Zeit nach Themen geordnet sind und, wenn überhaupt, nur schlecht nach Wortverwandtschaft gelernt werden können. Beim Klettverlag ist zumindest der Grundwortschatz nach der Wortverwandtschaft geordnet und der thematisch geordnete Aufbauwortschatz weist auf Verwandschaften hin. (Die Beispiele nehme ich aus den genannten Werken. Der Grund- und Aufbauwortschatz Latein von Klett ist der 'Nachfolger' der Habensteinschen Wortkunde und schon Habenstein berücksichtigte auch die Häufigkeit für die Auswahl der Vokabeln.)

Was ist gemeint? Im Lateinischen heißt z.B.

os, oris n Mund, Gesicht

osculum Kuss (eigentlich os+ Verkleinerungsform, also Mündchen)
osculare küssen

os Tiberis Tibermündung
ostium Mündung, Eingang
Ostia Hafen an der Tibermündung
ora, orae f Küste

coram (von 'co-ore'; etwa: 'zusammen bezüglich des Gesichts') vor jemandes/aller Augen, persönlich

Schon diese Zusammenstellung wird man einfacher und schneller lernen können, als eine Liste aus den Lexika. Hinzu kommt das Wissen um die Wortbildungslehre:

Zuerst helfen schon - wie im Deutschen - Vorsilben ('Bestimmungsvorsilben') weiter:

(für folgendes Beispiel:

com/co/col/con/cor-zusammen oder bloße Verstärkungsvorsilbe;
de-ab, weg, herab;
ex-aus, heraus;
in/im- hinein/ein/herauf;
pro hervor/vor/fort/für;

nach Habenstein sind es 24 Silben)

ponere, posui, positum setzen, stellen, legen
componere zusammensetzen, ordnen, abfassen
deponere niederlegen
exponere heraussetzen, auseinandersetzen, darstellen
imponere einsetzen, auferlegen
proponere vorlegen, vorschlagen, in Aussicht stellen

(Dabei sollte man natürlich gleich auch die Redewendungen lernen, hier z.B. in casu positum esse auf Zufall beruhen oder sibi proponere sich etwas vorlegen.)

Auch Suffixe haben ihre Bedeutung:

-scere Bezeichnet ein Tätigkeitswort des Beginns einer Handlung/eines Vorgangs, z.B.:
senex, senis alt, Greis
senescere alt werden

Natürlich können Wörter auch zusammengesetzt werden:
iudex, iudicis Richter entspricht einem deutschen Rechtssprecher (ius, iuris - Recht, dicere - sprechen)


Selbtverständlich muss man es sich merken, wenn die Bedeutung von der eigentlich zu erwartenden Bedeutung abweicht.

Habensteins Wortkunde bietet auch Übungen mit dem Ziel, aus einer unbekannten Vokabel eine begründete Vermutung zu deren Bedeutung abzuleiten. Man hat auch mit ihm seine Mühe, da die weniger gebräuchlichen Vokabeln, die wir heute als Aufbauwortschatz betrachten würden, im alphabetischen Hauptteil nicht wiederholt werden. Zum einen hoffte man, diese nicht mehr auswendig lernen zu müssen, zum anderen sind sie nach den Bildungsmechanismen eingeordnet, so dass man selbst leicht zuordnen kann. Zur Not hilft der Index. (Das Prinzip ähnliche Vokabeln zusammen zu lernen ist noch nicht so alt.)

(Das Vorstehende hatte ich in einem anderen Forum gepostet und für diesen Thread leicht verändert.)
 
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