Hei ich hätte da eine Frage. Früher gab es zum Beispiel bei Hitler und bei den Jakobinern eine Machtergreifung die durch die Rahmenbedingungen des Landes imstande kam.
Zunächst ist eine Unterscheidung vorzunehmen zwischen einem quasi "Staatsstreich" bzw. einem "Coup dÈtat" und einer Revolution. Die "Machtergreifung" von Hitler war eine Art Staatsstreich und die Französische Revolution war eine bürgerliche Revolution.
Insofern sind es zwei völlig unterschiedliche Mechanismen, die da abgelaufen sind. Unabhängig davon kommt es zu einem gewaltsam herbeigeführten "Machtwechsel", sofern die etablierte Regierung durch - meistens - Kriege und andere Ereignisse geschwächt ist, also der "Repressionsapparat" nicht zuverlässig funktioniert und sofern ein historischer Akteur - als soziale Bewegung etc. - der einen ausreichenden Willen hat, die Macht zu ergreifen.
Sofern man den kleinsten gemeinsamen Nenner formulieren möchte.
Über das Thema könnte man Bücher schreiben... Halt, stimmt nicht, "hat man Bücher geschrieben" wär korrekt... viele, viele Bücher...
Am systematischten hat es Griewank geleistet.
Griewank, Karl (1992): Der neuzeitliche Revolutionsbegriff. Entstehung und Entwicklung. Hamburg: Europäische Verlagsanstalt.
Relevante historische Einordnungen von Revolutionen liegen u.a. vor bei:
Eisenstadt, Shmuel Noah (2006): Die grossen Revolutionen und die Kulturen der Moderne. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Moore, Barrington (1993): Social origins of dictatorship and democracy. Lord and peasant in the making of the modern world. Boston: Beacon Press
Skocpol, Thada (1994): Social revolutions to the modern world. Cambridge: Cambridge University Press
Skocpol, Theda (1979): States & Social Revolutions: A Comparative Analysis of France, Russia & China. Cambridge.: Cambridge University Press.
Teich, Mikuláš; Porter, Roy (Hg.) (1986): Revolution in history. London, New York, Melbourne: Cambridge University Press.
Tilly, Charles (1999): Die europäischen Revolutionen. München: Beck
Und zur systematischen Macro- und Microsoziologischen Einordnung folgende aktuelle Studien und "Kassiker":
Collins, Randall (2009): Violence. A micro-sociological theory. Princeton: Princeton University Press.
Coser, Lewis A. (1965): Theorie sozialer Konflikte. Neuwied: Luchterhand
Gurr, Ted Robert (1972): Rebellion. Eine Motivationsanalyse von Aufruhr, Konspiration und innerem Krieg. Düsseldorf, Wien: Econ.
McAdam, Doug; Tarrow, Sidney; Tilly, Charles (2008): Dynamics of Contention. Cambridge: Cambridge University Press (Cambridge studies in contentious politics).
North, Douglass Cecil; Wallis, John Joseph; Weingast, Barry R. (2013): Violence and social orders. A conceptual framework for interpreting recorded human history. Cambridge: Cambridge Univ. Press.
Opp, Karl-Dieter (2015): Theories of political protest and social movements. A multidisciplinary introduction, critique, and synthesis. ondon: Routledge.
Tilly, Charles (2008): The politics of collective violence. Reprint. Cambridge: Cambridge Univ. Press
Meine Frage ist, welche Rahmenbedingungen müsste es heute geben damit eine radikale bzw. antidemokratische also eine Gruppe die die Diktatur als richtig empfindet an die Macht gelangen kann.
Frage ist nicht zu beantworten. Es gibt keine Kochbuchrezepte für Revolutionen. Und die Formen der autokratischen Machtergreifung können völlig neuartig sein. Zumal die Frage nach "Macht" und "Herrschaft" und den Strukturen autokratischer Herrschaft in Kombination mit - welcher - Macht neu zu definieren wäre. Und da liefern populistische Bewegungen Hinweise wie eine Neuauflage eines repressiven, rassistischen und nationalistischen "Faschismus" strukturell aufgestellt sein könnte.