Timo17 schrieb:
Was waren die Grundgedanken von Metternich?
Da dies hier noch so einsam steht:
Lieber Timo, Metternich regierte schon etwas sehr lange, um seine vielen Grundgedanken hier aufzulisten. Aber ich glaube zu verstehen, dass du auf die Zeit zwischen 1815 und 1848 anspielst.
Die wiederum ist aber ohne französische Revolution, Napoleonische Kriege und all der Details darin nicht zu verstehen.
Er war 1. DIPLOMAT und wegen seiner Geschicklichkeit für einen hohen Rang bestimmt, also wurde er Botschafter (u.a. in Frankreich) und bald oberster Berater, schließlich Kanzler. Er suchte -in diesem Kontext logisch- immer wieder Konspiration und Verbündete für EIN und wie ich glaube, sehr persönliches metternichsches, dringend zu verteidigendes SELBST-VERSTÄNDNIS: die des aristokratischen und reaktionär- absolutistischen Systems.
(=2.) Er verstand sich als Mann und HÜTER -und dazu passt auch sehr interessant die das Mittelater romantisierende- (ich behaupte somit: durchaus Metternichsche!) Zeitströmung - DES (uralten und gewiss überkommenen) FEUDALWESENS.
zu 1. Er diente ->EINEM großen Territorialstaat und Herren und Oberhaupt einer Adelsfamilie, den seit Jahrhunderten in Deutschland -wenn auch ab der Neuzeit nur noch eher symbolisch als (hl.röm.) Kaiser vorherrschenden- Habsburgern : Franz II (als letzter Kaiser d.hl.röm.Rs.) der zum Franz I des, als Reaktion auf Napoelons Kaiser-Anspruch hin fundierten Kaiserreiches Österreich wurde (eine Idee Metternichs! Gott-erhalt-uns-Franz hatte wenige Ideen...). Dies Österreich (man möcht es heut nicht glauben
und ich erspar mir jetzt die Vielvölkerdetails, dies SCHIEN den meisten noch kein Problem zu sein damals) war eines der 4 GroßMÄCHTE im europäischen RINGEN 1792-1815 mit der aus der Revolution und MIT NAPOLEON I gestärkter denn je hervorgegangenen FRANZÖSISCHEN NATION.
-> zu 2. "Nation" als Feindbild: Er diente einem wiederaufzurichtenden feudalen Adels-System, worin er selbst AUCH Teil als kleinterritoraler Fürst war. Der Begriff "Restauration" nach 1815 verdeutlicht nicht nur den Absolutismus eines "Reiches" , sondern auch die kleinterritoriale Fürstenunabhängigkeit UND deren alleinige innere Bestimmungsgewalt = Adels-Erbrechte (Metternich steuerte zB. ständig und absolut das Heiratswesen innerhalb der österr. und verbündeten deutschen Aristokratie!). All diese Grundgedanken verteidigte er ->
-> GEGEN 3. die Begriffe "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" der französischen Revolution, die von den deutschen Revolutionären, den Burschenschaften und auch Bürgern zu "Freiheit, Gleichheit, (ein) Vaterland" und dann "Ehre, Freiheit, Vaterland" weitergedichtet wurden und nichts anderes als eine Gleichstellung des Bürgertums ggüb. der Aristokratie (zwingend) ergeben musste, somit eine grobe, revolutionäre Umwälzung RICHTUNG EIGENVERANTWORTUNG ergeben musste. => GEGEN 3a) einen aus diesen sozialrevolutionären Ideen hervorgegangenen CODE NAPOLEON, ergo gegen eine Verfassung im ständestaatlichen oder gar demokratischen oder ganz und gar fürchterlich republikanischen Sinn.
Detailzusatz: was den Grundgedanken Metternichs sicherlich MISSFIEL, war der deutsche Nationalismus, der aus der napoleonischen geschichte herrührend, kulturell antifranzösisch eingestellt war.
Metternichs klasse sprach aber sehr gerne französisch ;-)
Also, zusammengefasst (ich bemüh' mich noch mal) waren die Grundgedanken seiner Diplomatie:
Erhaltung des Status Quo:
1. der bestehenden Territorialstaaten = er stand (vorerst) gegen ein "Geeintes Deutsch(spachig)es Reich", da dies -seiner einafchen Ansicht (welche -seit 1000 Jahren eigentlich die der gesamten Hocharistokratie war- EINER HERRSCHAFTSFAMILIE, ergo Führungsrolle EINES deutschen Territorialstaates bedurfte und die Geschichte ja erwies, das die Pattsituation zw. dem ehrgeizig und in der letzten Phase Napoleons sehr erstarkten Preussen und dem (ausgebluteten!) Österreich zunehmend ein MATTes Österreich ergab...
2. des wieder zu stärkenden Feudalprinzips mit der Aristokratie als "beste Spitze"
3. ohne gleiches Mitspracherecht des Bürgertums
Erfolg hatte er nur kurzfristig durch Polizei-Apparate und Spitzelei oder Verfolgung/Niederschlagung der revolutionären Abspaltungstendenzen vom bisherigen System (der demokratischen im deutschen Raum wie auch der rein nationalistischen -in Italien wurde die auch dort so genannten "revolutionären 1830er Jahre " zB. von der Hocharistokratie getragen!), sondern meines bescheidenen Erachtens in Österreich auf jeden Fall nachhaltig durch die gewiefte Entlassung des größten, abhängigen Standes aus ihrer Obrigkeits-Abhängigkeit, des der Bauern, indem er sie in den STAND der Besitzenden, also symbolisch durchaus auf Höhe des besitzenden Adels hob.
Die sogenannte Bauernbefreiung 1848/49 (in Österreich) war der beste Schachzug gegen die Revolution. Die Bauern enthielten sich der Mitwirkung an der bürgerlichen Revolution, da sie -wenn mitunter auch sehr mühsam- Teile oder den ganzen von ihnen bewirtschafteten Landbesitz ablösen/kaufen konnten- womit sie eine oder zwei Generationen beschäftigt waren.
Wie das in den deutschen Fürstentümern war, entzieht sich meiner genauen Kenntnis.
Ansonsten wurden nach Metternich nach und nach die Begriffe zwar unterbunden aber die rechte bewilligt. Was solls also. Vielleicht ein ganz grundsätzlich Grundgedanke )*G) des Fürsten Clemens: Wir GEBEN, wir lassen uns nicht nehmen.
Uff, da will ich nur ein bissl was schreiben... Ich hoffe, ich hab dir weiterhelfen können :winke: