Migration im Osmanischem Reich!

Mini-Korrektur: "...seit Beginn des 16 Jh...." -> seit dem 17. Jh. :)
Die Celali Aufstände begannen 1519 laut Matuz.

Nachdem 1501 eine Sondersteuer eingeführt wurde, mußten diese sämtliche Untertanen des Reiches entrichten und nicht wie vormals nur ein bestimmter Personenkreis. Diese neue Sondersteuer (avariz) vertiefte die Unzufriedenheit der Mittel- und Ostanatolischen Nomaden, denn diese hatten vormals keine Steuern gezahlt. Man muß sich vor Augen führen, daß schon gegen Ende der Herrschaftszeit Mehmets II. sich eine Unzufriedenheit breit machte, welche von Bayezit II. teils beseitigt wurde, indem er den konfiszierten Boden ihren ehemaligen Besitzern zurück gab, insbesondere dem Halweti-Orden.

1501 also, versuchte Bayezit II. die höheren Ausgaben wieder einzutreiben, weil er u.a. den Feingehalt der Münzen, die in Umlauf gebracht wurden erhöhte, um somit die Inflation einzudämmen. Leider musste diese Maßnahme dazu führen, das genannte Sondersteuer erhoben wurde. Und der Effekt der eigentlich eintreten sollte führte nur dazu, daß die Staatskasse sich lehrte.

1501 erlangte auch Schah Ismail die Macht im Iran. Ismail war der Ordensmeister des Safawi-Ordens - daher der Ausdruck Safawiden - und die ebenfalls hetorodoxen Muslime Anatoliens waren bereit Ismail als ihren Mahdi anzuerkennen. Bayezit II. fiel es bestimmt nicht leicht gegen die Safawiden vorzugehen, denn der Sultan war mit den Orden eng verbunden gewesen. Zudem war der Safawi-Orden mit dem Halweti-Orden eng verwandt. In diesem Zuge sind viele "Kizilbas" nach dem Peloponnes umgesiedelt wurden, um wieder auf das Thema zu kommen.

1511 gab es einen neuerlichen Aufstand gegen den Sultan im Raum von Antalya, welcher als Sahkuli-Aufstand in die Geschichte einging, genannt nach dem Sklaven des Schah, d.h. Ismail.

Als dann 1512 Selim I. den Thron bestieg war die staatliche Einheit gefährdet, wie so oft schon vorher. Die Lage wird allerdings als kritisch beschrieben, als ein Neffe Selims I. das Sagen bei den anatolischen "Kizilbas" übernahm. Und trotz der Hilfe Ismails konnten sich die "Kizilbas" nicht lange halten.

Danach war der Weg frei, wie wir wissen, die Safawiden zu schlagen und das Mamlukenreich zu erobern. Diese Feldzüge waren allerdings so kostspielig, das eine erneute Sondersteuer fällig wurde, was Scheich Celal 1519 in Tokat auf den Plan rief und er sich als neuer Mahdi ausgab. Diese nach ihm benannten Celali-Aufstände sind es dann gewesen, die sich wie ein roter Faden durch die osmaische Geschichte zogen.

Also bezog ich mich mit der Aussage Anfang des 16 Jh. auf die Celali-Aufstände nicht auf die große Landflucht.

Mußte ein bißchen ausholen. Sorry, aber das ist der lynxxx-Effekt!:grübel:
 
Stimmt, diese Aufstände hatte ich gar nicht mehr im Bewusstsein, sondern nur die späteren, die ab S. 159 beschrieben werden. Danke dir. :)
 
Klasse Informationen, Seldschuk ! Von diesem Celali-Aufständen habe noch viel zu wenig gelesen.
Wenn ich es richtig verstanden habe, ging es darum, dass die Zentralregierung in Istanbul sich gegenüber den freien Turkmenenstämmen durchsetzt ?

Was heisst in dem Zusammenhang "Landflucht" ?
Flüchteten die geschlagenen Stämme in die größeren Städte (Istanbul) oder flüchtete die sonstige Landbevölkerung/Kleinbauern, um den kriegerischen Außereinandersetzungen zu entgehen ?

Was heisst Levent im türkischen genau ? Ist der Begriff positiv oder negativ besetzt ?
Ich frage, weil er im heutigen griechischen (in der einfach Volkssprache) auch ab und zu benutzt wird, wenn auch selten.

Gruß
 
kurz zu levent (lt. Matuz): marodierender bewaffneter Bandenangehöriger/ umhervagabundierende bewaffnete Abenteurer

die ihr Leben als Marodeure bei Feldzügen oder auch als Wegelagerer fristeten.

Landflucht heißt, dass die Leute meist in die Städte flüchteten wegen Hunger. Sie verdingten sich meist als Tagelöhner, da sie oft nicht in den Gilden zugelassen wurden. Damit einher ging eine Verelendung, so dass der Staat Wohlfahrtsmaßnahmen ergriff, indem Wasser und Nahrung gestellt wurde, damit sie nicht verhungerten.

Muss leider wieder was anderes machen. Vielleicht später mehr.
 
kurz zu levent (lt. Matuz): marodierender bewaffneter Bandenangehöriger/ umhervagabundierende bewaffnete Abenteurer

Hmmm, im griechischen ist Levent (Levendis) ein sehr positiv besetzter Begriff. So bezeichnet man einen heldenhaften und mutigen Mann, der eine stattliche Erscheinung hat.
Scheint eine andere Wahrnehmung zu sein... mal sehen was Seldschuk als Muttersprachler dazu sagt.
 
dass er heute positiv besetzt ist, weiß ich auch, immerhin findet er als Vorname oder Stadtteilname heute Verwendung.

Aber wenn die Leute wüssten, was er mal bedeutet hatte, dann würden sie sich es vielleicht mal überlegen: aus dem persischen:
der freiwillig Waffendienst leistende, Volontär; Taugenichts, Vagabund, Spitzbube, Päderast, Schandbube.
Feminin: Hure.
Adj.: faul, liederlich, träge.

hier mal ein osmanisch-Glossar/Wörterbuch:
Osmanlýca Sözlük Osmanlýca Türkçe Lugat Lügat


Sprache ist immer Wandel... ;)
 
LEVEND(Levent) f. Yeniçeri devrinde deniz erlerine verilen bir isim. Asker. * Mc: Boylu boslu, yakışıklı, çevik kimse.


Ich habe dies mal aus dem Link von lynxxx kopiert. Da steht:

Zur Zeit der Janitscharen (oder Janitscharenherrschaft), der Name von Matrosen. (vielleicht aber auch Janitscharen, die auf See Dienst taten?) Soldat.

Oder Mc: jmd. der groß, stark, gut aussehend, flink ist!


Levent ist im übrigen heute ein gängiger Vorname im Türkischen und wie lynxxx richtig beschrieben hat ein Stadtteil in Istanbul.
 
Zuletzt bearbeitet:
Klasse Informationen, Seldschuk ! Von diesem Celali-Aufständen habe noch viel zu wenig gelesen.

Diese Aufstände und auch die Aufstände im Allgemeinen im O.R. könnten durchaus Stoff für einen neuen Thread bieten.

Geht bei mir momentan allerdings nicht! Deswegen schieße ich den Ball weiter zu lynxxx!

Gruß Seldschuk:winke:
 
ja, bin halt ein Kind des kalten Krieges, deshalb "westl. Hemisphäre", eben inkl. des Osm. Reiches, im Gegensatz zu Indien, China, etc. Ist aber unkorrekt, der Ausdruck, denn weder ist das Osm. Reich in der NATO gewesen, noch liegt es westl. Greenwich. Sorry... ;)
 
lynxxx schrieb:
Ich meinte das Istanbul/Konstantinopel im 17./18. Jh. mit ca. 700000 Einwohner. In Ostasien gab es größere. Westlich von Ostasien aber nicht.
Und nicht nur Istanbul im 17./18. Jh.!

Das O.R. - in seiner Blütezeit - gab 30-35 Millionen Menschen ein zu Hause, so viel wie die drei volkreichsten Länder Europas, namentlich Spanien, Italien und Frankreich zusammen.

Da bleibt eine Migration, gewollt oder ungewollt nie aus!

Grüße Seldschuk!
 
Zuletzt bearbeitet:
ja, bin halt ein Kind des kalten Krieges, deshalb "westl. Hemisphäre", eben inkl. des Osm. Reiches, im Gegensatz zu Indien, China, etc. Ist aber unkorrekt, der Ausdruck, denn weder ist das Osm. Reich in der NATO gewesen, noch liegt es westl. Greenwich. Sorry... ;)

Genau darauf wollte ich hinaus... :D
 
Und nicht nur Istanbul im 17./18. Jh.!

Das O.R. - in seiner Blütezeit - gab 30-35 Millionen Menschen ein zu Hause, so viel wie die drei volkreichsten Länder Europas, namentlich Spanien, Italien und Frankreich zusammen.

Da bleibt eine Migration, gewollt oder ungewollt nie aus!

Grüße Seldschuk!
Klingt mir nach seltsamen Zahlen. Schon allein Frankreich hatte im 18.Jh. mehr als 20 Mio. Einwohner. Vor der Revolution wird von um die 26 Mio. gesprochen (da hatte man Lothringen und Korsika noch in der zweiten Hälfte des 18.Jh. dazu bekommen).
 
Klingt mir nach seltsamen Zahlen. Schon allein Frankreich hatte im 18.Jh. mehr als 20 Mio. Einwohner. Vor der Revolution wird von um die 26 Mio. gesprochen (da hatte man Lothringen und Korsika noch in der zweiten Hälfte des 18.Jh. dazu bekommen).

Diese Annahme hat Matuz aufgestellt und gibt die Annahme aus dem 16-17 Jhdt. wieder. Also O.R. 30-35 Millionen Einwohner = F, E, I.
 
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