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heinz schrieb:Lieber Hyokkose eine bescheidene Frage von mir, meinst Du, dass uns die Prüfungsordnung der Uni Heidelberg in dieser Frage weiterbringt?
Prüfungsordnung schrieb:Die indogermanische Sprachfamilie wird in folgende Subfamilien eingeteilt:
Hethitisch und verwandte altkleinasiatische Sprachen
Keine Ursache, gern geschehen!Dieter schrieb:Hyokkose: Besten Dank für deine motivierenden Anmerkungen!
Das scheint mir zu spät. Die Zeit des "Ur-Indogermanischen" wird von Fachleuten deutlich früher angesetzt.Hänsel schrieb:nach einem Lexikon (Harenberg) ist das Volk der Ur-Indogermanen in der Jungsteinzeit ( 2400-!800 v. Chr.) im nördl. Kleinasien anzusiedeln.
Tib. Gabinius schrieb:Könnte aber auch schlicht an der Vergänglichkeit der Dinge liegen. Ist ja nicht so, als würden die Zeugnisse der "großen" Vergangenheit allzusehr ins Auge stechen, wie etwa bei den Griechen mit ihrer omnipräsenten Akropolis o.a. offenliegenden "Trümmerfeldern".
Tib. Gabinius schrieb:Und erhalten in Sagen hat sich Minos doch. Das Labyrinth, der Minotaur, Der Held (wars Theseus?) mit seinem Faden. Ich glaube auch die Sage vom Ikarus beginnt dort, mag mich aber irren.
Dieter schrieb:Ich habe weiter oben geschrieben, dass die minoische Kultur eine "matriarchale Struktur" aufwies. Diese Behauptung war gewiss etwas vorschnell, aber man kann wohl – mit aller gebotenen Vorsicht - sagen, dass sie zumindest matriarchale Züge hatte. Das äußerst häufige Vorkommen einer weiblichen Komponente auf allen bildhaften Darstellungen scheint doch sehr dafür zu sprechen. Selbst auf dem berühmten Bild, das vermutlich ein rituelles Stierspringen darstellt, sehen wir Frauen, was z.B. bei der feudalen mykenischen Kriegeraristokratie undenkbar wäre. Und hier zeigt sich eben auch der gewaltige Unterscbied zwischen diesen so verschiedenen Kulturen. Während die indogermanischen Stämme im 2. Jahrtausend v. Chr. überall in Europa kriegerische, patriarchale Aristokratien begründeten, finden wir auf Kreta eine eher bäuerlich-matriarchale Komponente, die sich von der indoeuropäischen Auffassung diametral unterscheidet.
Das sahen spätere Generationen etwas anders. Lessing zB:alenga schrieb:Ob es Zufall war, dass Zeus später als er seinen vater längst entmachtet hatte und selber auf dem Thron saß, sich in einen Stier verwandelte und die schöne Europa nach Kreta entführte, um sie dort zu begatten und wen anders als Minos zu zeugen?
Mercy schrieb:Das sahen spätere Generationen etwas anders. Lessing zB:
http://gutenberg.spiegel.de/lessing/sinnged/sinn011.htm
Wer hat hier hier was getan?alenga schrieb:Nebenbei: Lessings Reim Füßen-Küssen ist unterirdisch. Ich kann es eigentlich nicht glauben, dass er das wirklich getan hat...
Mercy schrieb:...Ich kenne viele Reimformen,
Binnenreim, Schlagreim, Endreim, reine, unreine, Paarreim. Kreuzreim...
unterirdische Reime sind mir noch nicht begegnet.
Interessant wäre auch zu wissen, wie die Minoer mit dem "Klimawandel" der der Katastrophe folgenden Jahren zurecht kamen. Erinnern wir uns daran, dass der Ausbruch des Tambora 1815 zu Sommern mit Schnee in Europa und Nordamerika führte. Und so wie es aussieht, war der Thera-Ausbruch wohl noch verheerender.Qerasija schrieb:Der Vulkanausbruch auf Thera dürfte weitreichende Folgen für die minoische Kultur gehabt haben. Das ökologische Gleichgewicht auf Kreta war schon immer sehr leicht zu erschüttern. Es gibt wenig Anbaugebiete, ständige Wasserknappheit, während eines der wichtigsten Anbaugebiete - die Hochebene von Lasithi- immer überflutet zu sein drohte. In einem System, welches so abhängig von äußeren Faktoren ist, hatte die herrschende Elite ihre Legitimation dadurch, dass sie als Vermittler zu den Göttern angesehen ward (die Rolle der Paläste als Kultzentren) und die Bevölkerung im Endeffekt versorgt wurde. Der Vulkanausbruch auf Thera hat zwar keine direkten Spuren an Gebäuden etc. auf Kreta hinterlassen (mal abgesehen von Bimsstein-Ablerungen und wenigen Zeichen von Überflutung) aber die Erde wurde mit Sicherheit erschüttert und die Luft dürfte so voller Bimsstein, Schwefel, Staub und anderen Eruptionsprodukten gewesen sein, dass die Kreter sicher eine ganze Menge davon mitbekommen haben. Der erste Glaube war schonmal, dass die Götter wütend sein mußten. Das heißt das Vertrauen der eigenen Herrscher als Vermittler zu den Göttern war schonmal erschüttert.
Kommen wir zu weiteren Folgen. Ein Forscher, der Tsunamis untersucht, hat gesagt, dass diese auch verursacht werden, wenn in der Folge eines Vulkanausbruchs Teile des Landes in das Meer abrutschen. Genau das ist auf Thera passiert. Wie verheerend Flutwellen sein können, haben wir gerade gesehen.
Die Boote waren evtl. zerstört, das Wasser schwefel- und ascheverseucht und in Kreta dürften die meisten Felder auch unter eine Ascheschicht begraben worden sein. Kein Fischfang, Probleme mit der Landwirtschaft und das über längere Zeit. An der Kleinasiatischen Küste hat man Ascheschichten von diesem Vulkanausbruch in der Stratigraphie entdeckt, die mehrere Meter dick waren. Das heißt, die Landwirtschaft dürfte eben erheblich gestört gewesen sein. Nun kommt also hinzu, dass wohl irgendwann in der Folge des Ausbruchs die Nahrungsvorräte zur Neige gingen.
bender schrieb:Wie hat Sparta eigentlich damals das Erbeben von 464 BC verkraftet (ich habe Opferzahlen von 20.000 gefunden; damit müsste die Stadt fast vollkommen entvölkert gewesen sein)?
bender schrieb:Nun wundert mich allerdings umso mehr, wie die Minoer eine vermutliche weit verheerendere Katastrophe so lange überlebt haben.
Princeps schrieb:Sparta hat anscheinend das Erdbeben gar nicht verkraftet.
Es war wohl einer der Hauptanlässe für die Vollbürgerschrumpfung, die langfristig den spartanischen Staat in den Untergang leitete. Das im Verein mit den vermutlich recht hohen Verlusten in Gefechten (vielleicht auch recht hohe Opferzahlen durch den unmittelbar folgenden Helotenaufstand) und dem restriktiven Vollbürgerzensus hat die Anzahl der Spartiaten nachhaltig unter die reproduktionsfähige Mindestmasse gedrückt.
Zahlenangaben kann man da wohl vergessen, 20000 Verluste könnte z.B. bedeuten: 50 Vollbürger, 250 Frauen, Alte und Jugendliche, 2000 Periöken, 10000 tote Heloten und 8000 geflohene Heloten. Oder 3000 Spartiaten, 17000 tote Periöken, keine toten Frauen, Kinder, Alte und Heloten. Du siehst...
Aber vielleicht ist da mal wieder die Zahl (so sie denn aus antiken Quellen überliefert ist) nicht exakt zu nehmen und bedeutet einfach:"sehr, sehr viele", was in Relation zur geringen Vollbürgerzahl in Sparta schon bei 200 oder 300 angefangen haben dürfe. Da anscheinend eine Sportstätte über gerade trainiertenden Jugendlichen zusammengestürzt ist, könnte mit viel Pech diese Zahl durchaus erreicht worden sein. Und wenn es gerade Jugendliche getroffen hat, ist bei der chronischen Zeugungs- bzw. Anerkennungsunwilligkeit der Spartaner das schon verheerend.
bender schrieb:...wie konnten sie so eine Katastrophe überstehen? Einen Ausbruch der Stärke 7, Flutwellen wie beim Ausbruch des Krakatau 1883. Und dazu die langjährige Klimabeinträchtigung wie nach dem Ausbruch des Tambora 1815, wenn nicht noch schlimmer. Wenn der Tambora noch im 19. Jhdt. zu Elend und Hungersnot geführt hat, wie kam dann ein archaisches Volk damit klar?
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