Es ist einfach, jemand zu kritisieren, der das Konstrukt "Stamm" auf die Wikinger des Mittelalters angewendet hatte. Dieses Konstrukt des "Stammes" als Beschreibung der sozialen und politischen Strukturen ist m.E. mehr als angemessen. Und wird von der Mehrzahl der Historiker, die sich mit den Wikingern beschäftigen zur Beschreibung der Gesellschaftsformation auch so gebraucht.
Das Konstrukt "Ethnie" zur Beschreibung einer sozialen Formation wie einem "Stamm" wird nicht verwendet, um einen politischen, handelnden Akteur im historischen Kontext zu kennzeichnen.
Dieses legen zumindest alle unten aufgeführten Autoren nahe, die weiterhin in Anlehnung an Service von einer evolutionären Typologie im Rahmen der politischen Anthropologie von der "Gruppe, Familie, Sippe", zum "Stamm", zum "Königreich" und zum "Staat" ausgehen. Trotz aller theoretischen und empirischen Einschränkungen, die dieses Konstrukt mit sich bringt.
Das Wochenende ist vorbei und es steht nach wie vor folgende Aussage von Riothamus im Raum: "
Jetzt nur soviel: Fried kam mir dazu einfach beim Schreiben in den Sinn; es ist lange her, dass ich ihn las. Dabei ging es mir natürlich nicht um seinen gesamten Standpunkt, sondern um die Kritik am Begriff, die auch in späteren Schulen nicht gelöst ist."
Die Kritik von Fried am Stammesbegriff hat Sepiola erneut aufgegriffen und nach der verbleibenden Substanz der Kritik gefragt.
Frieds Modell mag überholt sein, aber ist deswegen seine Kritik am Stammesbegriff vom Tisch?
Haben die Ausführungen von Chan zu Fried das Thema erledigt bzw. beantwortet?
Balandier, Georges (1976): Politische Anthropologie. München: dtv
Fukuyama, Francis (2012): The origins of political order. From prehuman times to the French Revolution. 1. paperback ed. New York: Farrar Straus and Giroux.
Kurtz, Donald V. (2001): Political Anthropology. Power and Paradigms: Westview Press Incorporated.
Lewellen, Ted C. (2003): Political anthropology. An introduction. 3rd ed. Westport, Conn.: Praeger.