Moses und der Pentateuch

Dieses Thema im Forum "Judentum | Israel | Naher Osten" wurde erstellt von Bos5671, 15. Februar 2015.

  1. Bos5671

    Bos5671 Gast

    Hallo zusammen,

    Moses galt ja als Verfasser des Pentateuch. Die Literatur, die ich dazu gewälzt habe, sagt mir immer nur, warum er nicht der Verfasser ist und was dagegen spricht. Kann mir jemand sagen, warum er überhaupt als Verfasser galt?
     
  2. Lilian Day

    Lilian Day Neues Mitglied

    1. Autoriträtsbeweis: Moses hatte einen guten Draht zu Gott und in dessen Auftrag die Israeliten gerettet. Alles was von dem kam, war per definitionem toll.

    2. War das alles verdammt lang her (6.-10. Jh. vb.C.), also konnte man nicht wirklich das Gegenteil beweisen.
     
  3. Morifea

    Morifea Neues Mitglied

    Problematisch ist auch, das er dann in deut.34 seinen eigenen Tod hätte beschreiben müssen :scheinheilig:
     
  4. Hulda

    Hulda Aktives Mitglied

    Es ging bei der Autorenschaft des Mose um Heilsgeschichte, nicht um mit Fakten belegbare Geschichte. Und da ist ein Prophet, der den Ursprung des Monotheismus begründet, eine Autorität. Mündliche Überlieferungen wurden vermutlich durch Priester gebündelt, nach heilsgeschichtlichen Aspekten - nicht in historischer Reihenfolge - sortiert und aufgeschrieben und einem Anführer, Moses, zugeschrieben.
    Die Intention war - wie bereits gesagt - nicht, historische Fakten zu dokumentieren.
     
    Zuletzt bearbeitet: 16. Februar 2015
  5. silesia

    silesia Moderator Mitarbeiter

    Wenn man dazu berücksichtigt, dass es vermutlich verschiedene, auch konkurrierende Schichten der Überlieferung und priesterliche Bündelung gegeben hat, dann kann man daraus Schlussfolgerungen ziehen:

    - Legitimation
    - Kompromiss

    ... als Gründe für die Zuschreibung auf Moses.
     
  6. Bos5671

    Bos5671 Gast

    Danke!
    Etwas in dieser Art, habe ich mir fast gedacht. Also gibt es im Pentateuch selbst keinen Beleg dafür.
    Aber, wenn wir schon dabei sind- das Stichwort, "es ist lange her" hat mich drauf gebracht. Kann man abschätzen, ab wann diese Vorstellung greifbar wird?
     
  7. El Quijote

    El Quijote Moderator Mitarbeiter

    Es ist schon angedeutet worden, Moses konnte weder über seinen eigenen Tod noch das, was danach passierte schreiben... Letztendlich sind die Fünf Bücher Moses die Erschaffung der Welt bis zur Geschichte der Hebräer (Genesis), wovon wiederum der Teil der (gedachten!) hebräischen Frühgeschichte behandelt wird, von Avram/Abraham bis zu Moses Nachfolgern (Genesis und Exodus). Zum Teil handelt es sich auch um Gesetzestexte und Vorschriften (Levitikus, Numeri, Deuteronomium), wobei Numeri Exodus um Anekdoten oder Legenden ergänzt und Deuteronomium auch wieder Anekdoten aufgreift. Das ist letztendlich das Mosaische an den fünf Büchern, dass sie die Moses zugeschriebenen Gesetze vereint, wobei die Schlussredaktion dieser Texte während der babylonischen Gefangenschaft anzusetzen ist.
     
  8. Muspilli

    Muspilli Aktives Mitglied

    vgl. http://www.geschichtsforum.de/375225-post44.html - die dort hinzugezogene Literatur war: Zenger et al., Einführung ins ALte Testament (Kohlhammerverlag), eventuell ab S.68 ff
     
  9. buschhons

    buschhons Aktives Mitglied

    Hallo Bos5671,
    im Pentateuch gibt es solch einen Beleg (bzw. eine entsprechende Aussage, die einem frommen Juden als Beleg gelten müsste) m. W. tatsächlich nicht. Dennoch haben sich die Juden und später auch Christen die Verfasserschaft des Moses für den Pentateuch nicht aus den Fingern gesogen, sondern sie fanden das gewissermaßen in den übrigen heiligen Schriften des ATs vorausgesetzt oder wenigstens deutlich impliziert.

    Denn wer damals die Torarolle zusammenrollte und anschließend das Buch Josua begann, der las da (Jos. 1, 7) von der Tora, die Mose geboten hat, und der las ebd. weiter, dass "Tora" ein tatsächliches Buch, eine bestimmte Schrift war: "Dieses Buch des Gesetzes soll nicht von deinem Mund weichen, und du sollst Tag und Nacht darüber nachsinnen, damit du darauf achtest, was darin geschrieben ist [...]" (Jos. 1, 8).

    Auch Maleachi 3, 22 und Esra 7, 6 z. B. sprechen von der "Tora des Mose".
    Josua 8, 31 und Nehemia 8, 1 z. B. sprechen sogar explizit vom "Buch der Tora des Mose". Dass Mose den Pentateuch verfasst hatte, vermittelten den frommen Juden und Christen also die anderen Schriften des ATs.

    Dem m. W. bereits in der Antike vorgebrachte Gegenargument der Kritiker, dass Mose schlecht über seinen eigenen Tod berichtet haben kann, entgegnete man: Josua oder ein anderer habe diese Episode eben nachgetragen. Oder: In Dtn. 34, 10ff wird Mose als der größte aller Propheten und als der größte quasi aller Gottesfreunde, die je gelebt haben und leben werden, vorgestellt (Mehrere meiner Vorredner haben das ja längst auf den Punkt gebracht). Der größte Prophet, mit dem Gott freundschaftlichen Umgang hat, kann die Zukunft (auch die Umstände seines eigenen Todes) halt vorherwissen und aufzeichnen.

    Natürlich ist die Autorenschaft des Mose wissenschaftlich nicht haltbar, aber für fromme Juden damals eben sehr gut aus den AT-Schriften begründet gewesen.

    Wenn man nun fragt, wie denn z. B. der Verfasser des Buches Josua überhaupt zu dem Schluss gekommen ist, dass der Pentateuch als Buch von Mose geschrieben worden ist, so wollte ich mir das folgendermaßen erklären:
    Von Anfang an war klar: Das Gesetz = die Tora im Sinne von 'die konkreten Gesetzesvorschriften, die innerhalb des Pentateuchs (verstreut) zu finden sind', hat Gott seinem Volk durch Mose übermittelt und sogar von Mose niederschreiben lassen. Irgendwann wurde aber dann der gesamte Pentateuch, der ja mehr als nur Gesetzesvorschriften enthält, Tora genannt. Da die Tora für die Israelisten seit jeher von Mose stammte, stammte jetzt eben der gesamte Pentateuch vom Verfasser Mose. Dies schlug sich dann auch in anderen heiligen Schriften nieder und ist damit irgendwann einfach ein Glaubenssatz geworden. So erkläre ich mir das zumindest.

    Grüße
    buschhons
     

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