Mozarts Requiem in Wien

ursi

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Aus Damals vom 3.11.05:

Ausstellung im Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien vom 23. November 2005 bis 29. Januar 2006


Kaum ein anderes Werk der Musikgeschichte ist so von Geheimnissen und Legenden umgeben wie Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem, seine letzte und unvollendete Komposition. Die Österreichische Nationalbibliothek zeigt zum Auftakt des Mozartjahres 2006 die Originalhandschrift dieses Werkes, die zu ihren kostbarsten und berühmtesten Objekten zählt, und stellt sie in den Kontext ihrer Entstehungszeit.

Das Manuskript besteht aus zwei Teilen: der vollständigen Partitur, die von Franz Xaver Süßmayr ergänzt wurde, und den von Mozart hinterlassenen skizzenhaften Teilen. Diese Zweiteilung basiert auf der Entstehungsgeschichte des Werks. Das Requiem wurde von Franz Graf Walsegg-Stuppach bei Mozart über einen Mittelsmann in Auftrag gegeben. Der Graf hatte die Gepflogenheit, Werke anderer Komponisten als seine eigenen auszugeben und hielt dies auch so im Falle des Requiems, das er seiner eben verstorbenen Frau zugedacht hatte. Dies ist der historische Kern der Legende vom „grauen Boten“, der als geheimnisvoller Unbekannter bei Mozart eine Totenmesse bestellt und damit dessen eigene Todesahnungen bestätigt habe.

Mozart konnte die Arbeit am Requiem, die 1791 von der Komposition der „Zauberflüte“ und des „Titus“ unterbrochen wurde, nicht vollenden. So bekamen nach seinem Tod zunächst Josef Eybler, später Franz Xaver Süßmayr von Mozarts Witwe Constanze den Auftrag, das Werk fertigzustellen. In der von Süßmayr vollendeten Form wurde das Requiem an den Besteller abgeliefert und am 14. Dezember 1793 in der Kirche des Stiftes Neukloster in Wiener Neustadt unter der Leitung Graf Walsegg-Stuppachs erstmals aufgeführt.

Als Süßmayr von Constanze Mozart den Auftrag erhielt, das Requiem fertigzustellen, fügte er den zwei von Mozart selbst geschriebenen Anfangssätzen die von ihm ergänzten bzw. neu komponierten Sätze hinzu, wobei er sich bemühte, Mozarts Schrift nachzuahmen. Diese Partitur wurde an Graf Walsegg abgeliefert („Ablieferungspartitur“). Die übrigen, von Mozart stammenden Partiturfragmente wurden zu einem eigenen Band vereinigt – zur „Arbeitspartitur“, weil sie Süßmayr als Arbeitsgrundlage gedient hatten. In dieser Arbeitspartitur finden sich die Ergänzungsversuche Josef Eybler. Sie wurden von Georg Nikolaus Nissen, Constanzes zweitem Mann, identifiziert und gekennzeichnet.
 
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