[FONT="]Huhu Divico
Zwei sichere römische Standorte an einer bekannten römischen Straße.
Quellen:
Lokalisierung Lager Wederath Archaeologie.EU: Wederath - Römisches Militärlager
Lokalisierung Dumnissus vici.org
Straßenverlauf Ausoniusstraße vici.org
Feuer frei!
Ja, da nehme ich doch an.
Das Militärlager in Belginum/Wederath ist gesichert, dass sich der vicus Dumnissus in/beim heutigen Kirchberg befunden haben muss, ebenfalls.
Genauso ist lange bekannt, dass die vorgeschichtlichen Fernstraßen über den Hunsrück (die von den Römern wahrscheinlich nur ausgebaut wurden) auf oder in der Nähe der Wasserscheiden über den/die Höhenrücken verliefen und streckenweise die heutigen Bundesstraßen 50 und 327 sowie die A 61 genau auf den alten Trassen (oder wenige Meter daneben) liegen. Andere alte Trassen, die nicht durch heutige Straßen aufgenommen wurden, sind bis heute zumindest durch Feldwege noch sichtbar. - Die Wege/Straßen aus provinzialrömischer Zeit führen heute oft noch schnurgerade durchs Gelände.
Das ist auf der Hunsrückhöhenfläche - gerade im Bereich der Wasserscheiden - topographisch relativ einfach, da es - wenn der Aufstieg auf den Hunsrück erst einmal gemacht ist (und man weder an den Rändern die Schluchtentäler, noch im Süden die Höhen von Soon-, Idar- und Hochwald überqueren möchte) - relativ wenige Höhenunterschiede gibt. Große Teile des Hunsrücks sind eben eine Hochfläche mit nur mäßigen Höhenunterschieden. (Übrigens gibt es weit mehr als die genannten vorgeschichtlichen Wege und Straßen auf dem und über den Hunsrück.)
Soweit ok.
Jetzt zu Belginum/Wederath und Dumnissus (Kirchberg bzw. Kirchberg-Denzen).
Der Vicus "am stumpfen Turm" = Belginum (auf der Wasserscheide auf Wederather und Hinzerather Gemarkung) ist ca. 1770 bekannt. – Wohlgemerkt der „VICUS“ nicht das Militärlager. Belginum war nämlich in aller erster Linie ein Vicus, der sich auf ca. 500 Metern Länge beiderseits entlang der modernen Straße (B327/B50) erstreckte. Moderne Ausgrabungen laufen seit den 1950er Jahren. Insbesondere wurde neben kleinen Teilen des römischen Vicus (der bis mindestens ins 4. Jh. n. Chr. bewohnt gewesen sein muss) und Teile des - nur kurzfristig belegten – frühkaiserzeitlichen Militärlagers ein vom 4. Jh. v. Chr. bis zum 4. Jh. n. Chr. durchgängig belegtes Gräberfeld mit ca. 2600 Gräbern ausgegraben. Die ersten davon (noch Hügelgräber) datieren in die ausgehende Frühlatènezeit Lt B2 (ca. um 350/300 v. Chr.) sind einheimisch-keltisch. Weitere Hügelgräber, die nicht untersucht wurden, schließen sich nördlich der Wederather Gemarkungsgrenze an und lassen vermuten, dass die Bestattungs- und Siedlungsgemeinschaft noch älter ist. Das Gräberfeld wurde nicht vollständig ausgegraben und es sind wohl im Laufe der Jahrhunderte Gräber unbeobachtet zerstört worden, so dass wohl zu den bekannten Gräbern noch einige hundert weitere addiert werden können.[/FONT]
[FONT="]Die genaue Lokalisierung der vorrömischen Siedlung ist bisher nicht gelungen. Im Vicus selbst gab es mindestens 3 Tempelbezirke, ein Kulttheater und eine dichte, mehrzeilige Bebauung.[/FONT]
[FONT="]Ich markiere die bekannte Mindestausdehnung des Vicus sowie des Gräberfelds auf den Fotos. [/FONT]
[FONT="]Das Lager, auf das du dich beziehst, war also nur eine kurzfristige Episode in der Geschichte einer lokalen Siedlung, die sowohl deutlich früher begann als auch deutlich länger dauerte als das Militärlager belegt war. Daher halte ich das Militärlager bei Belginum für irrelevant für eine Streckenberechnung. Je nachdem wo man den Startpunkt für eine Streckenberechnung wählt, ergibt sich in Belginum eine Varianz von bis zu ca. 500 Metern. - Falls man das Gräberfeld und seine Ausdehnung, sowie einen ca. 1,5 km östlich des Vicus nachgewiesenen Tempelbezirk noch zu Belginum zählt, wird diese Varianz auf mindestens 2 km erhöht. – Die Frage – bezogen auf deine These - ist also: Wo ist der Startpunkt der Messung? [/FONT]
[FONT="]Ok, dann zu Dumnissus:[/FONT]
[FONT="]Der Vicus Dumnissus kann mit ziemlicher Sicherheit im heutigen Kirchberg lokalisiert werden. Aber das war es auch schon. [/FONT]
[FONT="]Da ergibt sich nämlich schon zu Beginn ein Problem: Sowohl im alten Zentrum des Städtchens Kirchberg als auch im 1928 eingemeindeten Dorf Denzen gibt es zahlreiche römische und sogar noch frühmittelalterliche Funde (das weist auf eine Siedlungskontinuität nach der römischen Zeit hin). Das gewachsene Zentrum von Kirchberg selbst (rund um die Michaelskirche) liegt auf dem höchsten Punkt einer weit sichtbaren Erhebung („Stadt auf dem Berg“), der alte Ortskern von Denzen ist ca. 850m – 1 km nordöstlich der Kirchberger Michaelskirche in einer Senke (über 35 Höhenmeter tiefer) und ca. 450 – 500 m nördlich der mutmaßlichen Trasse der alten Römerstraße (heute K3 und bis zum Bau der neuen Umgehungsstraße B 50). Es wird davon ausgegangen, das sich der Ortsname „Denzen“ vom römischen „Dumnissus“ bzw. „Dumno“ ableitetet. Danach wäre „Dumnissus“ eben nicht in Kirchberg selbst sondern im Ortsteil „Denzen“ zu suchen. Das macht linguistisch auch Sinn, archäologisch ist es schwieriger.[/FONT]
[FONT="]Tatsache ist, dass die genaue Lage und Ausdehnung des Vicus „Dumnissus“ bis heute nicht bekannt ist, auch wenn für meinen Geschmack der alte Stadtkern von Kirchberg ein wenig die Nase vorne hat. [/FONT]
Moderne Ausgrabungen gibt es nicht, Altfunde aber von unterschiedlichen Lokalitäten sowohl in Kirchberg selbst als auch aus Denzen.
Soweit ich sie irgendwie halbwegs lokalisieren konnte, habe ich sie auf dem Foto eingetragen.
Damit ergibt sich für deine These mal wieder die Frage, von wo genau gemessen werden kann/sollte und es gibt Varianzen von mindestens einem Kilometer oder mehr. Und es gibt Hinweise (z. B. mehrere noch nicht untersuchte Hügelgräberfelder) in der näheren Umgebung von Kirchberg, die darauf hinweisen könnten, dass dort bzw. im näheren Umkreis von wenigen Kilometern eine vorrömische Siedlungsgemeinschaft ansässig war. Die Siedlungskontinuität von der Spätantike zum frühen Mittelalter (und bis heute) ist in Denzen (u. evt. auch in Kirchberg) ziemlich wahrscheinlich.
Je nachdem, wo du mit der Messung in Belginum beginnst und in Dumnissus endest, kann die Strecke um mindestens 3 - 5 Kilometer variieren. (Will heißen von Belginum bis Dumnissus könnten es ca. 19 – 24 km gewesen sein.)
Ich schließe daraus, dass das mit den festen Abständen so nicht funktioniert. (Aber ich glaube, das haben auch andere schon gesagt.) Dass sich mittelgroße römische Straßenstationen (und darum handelt es sich wohl u. a. auch bei den vici Belginum und Dumnissus) in plus/minus Tagesetappen voneinander entfernt befanden, halte ich persönlich für ziemlich wahrscheinlich und plausibel. Aber ob die Tagesetappe nun (heutige) 15, 20, 25 oder sogar 30 Kilometer betrug, dürfte auch von der Topographie abhängig gewesen sein.
Zwischen Belginum und Dumnissus ist das Gelände auf der Hochfläche „relativ“ eben mit einigen Auf- und Abstiegen, bei denen die Steigungsabschnitte auch nicht sonderlich steil, sondern eher gestreckt und moderat sind, also gut zu gehen, wenn man „gut zu Fuß“ ist.
Will sagen: Schön, dass du gerade die beiden Orte ausgesucht hast. Aber deine These kannst du mit ihnen nicht untermauern, sondern eher auf die Unsicherheiten und Ungenauigkeiten derselben hinweisen. – Das ist auch ein Ergebnis.
J
Zwischen Belginum und Dumnissus gibt es viele weitere vorgeschichtliche und provinzialrömische Bodendenkmäler, nämlich in erster Linie Hügelgräberfelder und villae rusticae (Stand 1993). Ich verfolge mal die alte Straße von West nach Ost:
- Hochscheid: frühlatènezeitliche Prunkgräber; Sirona-Tempel am Fuß des Idarkopfes
- Hirschfeld: eisenzeitliche und provinzialrömische Grabhügel
- Niederweiler und Laufersweiler: mind. 3 od. 4 römische Siedlungsplätze (villae rusticae); eisenzeitliche und provinzialrömische Grabhügel
- Büchenbeuren: eisenzeitliche und provinzialrömische Grabhügel, mind. eine villa rustica
- Sohren: eisenzeitliche Grabhügel, mind. 3 villae rusticae
- Niedersohren: eisenzeitliche Grabhügel, römisches Grabdenkmal
- Dill: eine villa rustica
- Dillendorf: große eisenzeitliche Hügelgräberfelder (insg. noch 67 Grabhügel), provinzialrömische Brandgräber
- Oberkostenz: mittelgroßes eisenzeitliches Hügelgräberfeld (teilweise gegraben), römische Streufunde.
So ähnlich sieht es überall in der Region aus. Durchschnittlich dürften auf jedes moderne Dorf etwa 2 römische villae rusticae kommen. Außerdem gibt es flächendeckend mehr oder weniger große Hügelgräberfelder sowie Grabgärten, die sowohl eisenzeitlich als auch provinzialrömisch sein können.
Im Zuständigkeitsbereich der GDKE Koblenz haben viele Jahrzehnte lang so gut wie keine Grabungen stattgefunden, was sich erst seit ca. 15 Jahren geändert hat.
Diese relative Siedlungsdichte und da die Funktionen der verschiedenen villae rusticae nicht bekannt sind (Gab es auch mansiones - also villae rusticae, die als Gasthäuser und Pferdewechselstationen für Reisende dienten - darunter? – Wir wissen es nicht.) machen deine Berechnungen noch unsicherer.
Sei dir dessen bewusst und genieße den Glühwein - möglichst natürlich mit Moselwein gemacht.
Glühwein von der Mosel im Winter immer zu empfehlen
![Wink ;) ;)](data:image/gif;base64,R0lGODlhAQABAIAAAAAAAP///yH5BAEAAAAALAAAAAABAAEAAAIBRAA7)
– auch wenn ich nicht mehr in der alten Heimat lebe. - Macht schön warm im Bauch und ein wenig schummrig ums Hirn - passt aber - gerade in den dunklen Wochen im Winter. Und bis dahin geht es mit der Kuscheldecke an die Heizung oder direkt ins Bett .
So, dann mal ran :winke:
VG
Nemetona