Nationalstaat und Demokratie

Wieso ist die Schweiz das Geburtsland moderner Demokratien? Der moderne Demokratiebegriff enthält doch als wesentliche Merkmale die von Locke (?) entwickelte Gewaltenteilung und den Parlamentarismus (also indirekte Demokratie). Hatten das die mittelalterlichen Schweizer? Die theoretischen Grundlagen sehe ich deshalb in GB und die praktische Durchführung in den USA und Polen (jetzt speziell für Europa).

Die Schweiz ist nicht das Geburtsland der modernen Demokratie, die mittelalterlichen Schweizer, oder besser die alten Eidgenossen hatten das noch nicht. Es gibt viele die meinen die Schweiz hätte die älteste Demokratie, das stimmt eben nur zum Teil.

In weiten Teilen der Eidgenossenschaft waren die Landleute von der politischen Mitbestimmung ausgeschlossen und durften auch kein Gewerbe betreiben, das die städtischen Zünfte konkurrenziert hätte. Sie galten nach wie vor als Leibeigene der gnädigen Herren, mussten Frondienste verrichten und wurden von verhassten Landvögten hochmütig behandelt und schikaniert - ziemlich genau so, wie die das die Sagen aus der Gründungszeit der Eidgenossenschaft den habsburgischen Vögten vorwerfen! Es erstaunt denn auch nicht, dass es zu Aufständen kam und dass die unterdrückte Landbevölkerung sich dabei - wie schon im Bauernkrieg von 1653 - auch auf den Freiheitshelden Wilhelm Tell berief.

In Bern, Solothurn, Fribourg und Luzern bestimmten Patrizierfamilien die Geschicke der Stadt und des umliegenden Landes. Die Stadtbürger hatten zwar das Recht, ihre Räte zu wählen, aber nur die Mitglieder aus einigen wenigen so genannt "regimentfähigen" Familien waren in die öffentlichen Ämter wählbar.

In Zürich, Basel und Schaffhausen regierten die Zünfte [Berufsverbände der Handwerksmeister]. Auch sie hielten den Kreis der herrschenden Familien geschlossen. Im Gegensatz zu den Patrizierstädten liessen die Zunftstädte ihren Untertanen auch wirtschaftlich kaum Freiheiten, sondern erliessen strenge Richtlinien über die Organisation des ländlichen Handwerks.

Selbst in den kleinen Landkantonen Uri, Schwyz, Unterwalden, Glarus und Appenzell bestimmten - trotz formeller Demokratie an der Landsgemeinde [regelmässige Volksversammlung, wo man die Regierung wählte und über wichtige Angelegenheiten abstimmte] - ein paar wenige, alteingesessene Familien die Geschicke der Politik.

Die grosse Mehrheit der Bevölkerung - die Landbevölkerung in den grossen Kantonen Zürich, Bern, Luzern, Fribourg, Solothurn, Basel (Baselbiet!), Jura, Schaffhausen und St. Gallen ebenso wie die Einwohner der so genannten "Gemeinen Herrschaften" [von den 13 Orten der Alten Eidgenossenschaft gemeinsam eroberten und verwalteten Untertanengebiete] Aargau, Thurgau und Tessin bzw. der einzelörtlichen Untertanengebiete (u.a. Waadt, Unterwallis) hatten keinerlei politische Rechte.

In der ganzen Schweiz gab es weder Handels- und Gewerbefreiheit noch Pressefreiheit.
Quelle: geschichte-schweiz.ch

Der Bundesstaat besteht seit 1848 und vieles wurde von der Amerikanischen Verfassung übernommen.
 
Das widerspricht meiner These nicht. Der demos (hier die Bürger als eine Teilmenge der Gesamtbevölkerung) bestand aus Gleichen unter Gleichen. Das war ja meine Aussage.

Der Sinn Deiner Aussage bleibt mir allerdings verschlossen. Was bedeutet dann "Gleich"? Gleiche Haarfarbe, gleiche Konfession, gleiche Weltanschauung, gleiche Eßgewohnheiten, gleicher Schulabschluß -
oder letztlich doch vor allem gleiche Rechte und Pflichten?
Werde doch einmal konkret.


Fraglich ist allerdings, ob dann Deine These stimmt, dass man nämlich die Stadtstaaten als Musterbeispiel für Demokratie herziehen kann, wenn nur ein Teil des Volkes mit den vollen Bürgerrechten ausgestattet war.

Habe ich die Stadtstaaten als "Musterbeispiel" bezeichnet? Und sogar wenn, was würde sich an meiner Argumentation ändern? Die heutigen demokratischen Spielregeln sind uns nicht in die Wiege gelegt worden. Noch vor wenigen Jahrzehnten war z. B. das Frauenwahlrecht keine Selbstverständlichkeit...


Ich wage mich mal vor und behaupte, dass der NS keine nationalistische Bewegung war. Er war chauvinistisch, nicht nationalistisch.

Das eine schließt das andere nicht aus, die Unterschiede sind nur graduell.


Zur Sache: Ja, ich verstehe unter "kultureller Identität" die Trennung von Fremdem. Nicht von allem per se, aber doch so, dass die eigene Identität gewahrt bleibt.

Merkst Du, wie inhaltslos diese "Erläuterung" ist?
 
@ Ursi
Vielleicht nimmt man eine wirkliche und auch frühe Demokratie für die Schweiz eben wegen der hohen militärischen Anstrengungen an, welche die Habsburger gegen die Schweizer unternehmen mussten und die natürlich den Unabhängigkeitskampf verlustreich gestalten mussten. Eben weil ein Bauernkrieg in Deutschland misslang, erscheint der Erfolg der Schweizer als um so achtungsgebietender. Viele werden sich denken, wofür wenn nicht für eine Demokratie sollen die Schweizer im 14./15.Jh. gekämpft haben? Erst wenn man sich näher mit der Thematik beschäftigt, wie es auch einige Schweizer erfreulicher Weise tun, tritt der währende Konflikt zwischen konservativen und liberalen und selbst konfessionellen Barrieren und Kräften zu Tage.

Im Gespräch mit Schweizern bin ich immer wieder darauf getroffen, dass solche Ereignisse wie die Ausrufung der Helvetischen Republik etwas ausgeblendet bleiben, aber ich denke, da ist es in Deutschland mit dem Geschichtsbewusstsein um solche Themen wie der Cesrhenaischen Republik und anderen von Außen inniziierten Bemühungen um eine andere Form des Zusammenlebens und der Politik auch nicht besser bestellt. :(

@ Hyokkose
Dass Chauvinismus den Nationalismus nicht ausschließt sondern nur eine andere Gangart desselben ist, das hat Hagen aber in einem anderen Thread selber schon betont. Natürlich ist es in solchen Themen schwierig Klartext zu reden, wenn man sich nicht gegenseitig bloß bereits existierende Deffinitionen in Form von Zitaten um die Ohren hauen möchte.
:fs:
 
@ Ursi
Vielleicht nimmt man eine wirkliche und auch frühe Demokratie für die Schweiz eben wegen der hohen militärischen Anstrengungen an, welche die Habsburger gegen die Schweizer unternehmen mussten und die natürlich den Unabhängigkeitskampf verlustreich gestalten mussten. Eben weil ein Bauernkrieg in Deutschland misslang, erscheint der Erfolg der Schweizer als um so achtungsgebietender. Viele werden sich denken, wofür wenn nicht für eine Demokratie sollen die Schweizer im 14./15.Jh. gekämpft haben? Erst wenn man sich näher mit der Thematik beschäftigt, wie es auch einige Schweizer erfreulicher Weise tun, tritt der währende Konflikt zwischen konservativen und liberalen und selbst konfessionellen Barrieren und Kräften zu Tage.

Ich verweise mal auf diese Beiträge, hier steht noch mehr über die Schweizergeschichte:

http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=104472&postcount=8

http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=104666&postcount=14

http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=1656

Und hier das Verhältniss zwischen den Habsburgern und der Eidgenossenschaft:

http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=8739

Im Gespräch mit Schweizern bin ich immer wieder darauf getroffen, dass solche Ereignisse wie die Ausrufung der Helvetischen Republik etwas ausgeblendet bleiben, aber ich denke, da ist es in Deutschland mit dem Geschichtsbewusstsein um solche Themen wie der Cesrhenaischen Republik und anderen von Außen inniziierten Bemühungen um eine andere Form des Zusammenlebens und der Politik auch nicht besser bestellt. :(

Das kommt wohl daher, dass es im Geschichtsunterricht nur oberflächlich behandelt wird.
 
Oh, jetzt habe ich , glaube ich, ein paar Verständnisschwierigkeiten mit hagens Aussagen:

Sobald aber etwa unterschiedliche ethnische Gruppen einen gemeinsamen demos bilden sollen wirds schwierig. Dann kann man eben nicht mehr so ohne weiteres von Gleichen unter Gleichen sprechen .......
Post 4
Bitte? Ich verstehe das jetzt falsch, dass unterschiedliche ethnische Gruppen auch ungleich sind? Inwiefern?
Nehmen wir zum Beispiel die USA, die unterschiedliche Ethnien beheimatet.
Allen gemeinsam ist der sozio-kulturelle Hintergrund, in dem diese Menschen aufwachsen. Die sozialen Abstufungen sind sehr unterschiedlich, umfassen aber auch hier verschiedene ethnische Gruppen. Es gibt zwar eine generelle Tendenz, dass Angehörige der afro-amerikanischen, hispanischen und vor allem indianischen Gruppen eher zu den sozial benachteiligten Gruppen gehören, aber die Unterschicht findet sich auch unter den anderen Ethnien.

Ich halte es erstens für fragwürdig, ob Demokratie in allen Teilen der us-amerikanischen Gesellschaft samt ihrer ethnischen Gruppen wirklich so reibungslos funktioniert.
Post 7
Da hätte ich jetzt gerne eine Konkretisierung. Denn nur von einer These her kann ich das nicht verstehen, was Du genau meinst.

Auch wenn dort Entscheidungen unter demokratischen Rahmenbedingungen ablaufen, ist der Preis der, dass Menschen zu ökonomischen Subjekten degradiert werden. Und Demokratie hat meiner Auffassung nach eben auch etwas mit (kultureller) Selbstbestimmung und (nationaler) Identität zu tun.
Post 7
Und das versteh ich nun garnicht.
Die USA funktionieren als Demokratie nur formal? Weil dort unterschiedliche Ethnien gleiches Wahlrecht haben?
In Verbindung mit dem Vorhergesagten: Weil dort Ungleiches zusammengefügt wurde, was nur ging, weil man sich auf einen formal-juristischen Gleichheitsbegriff verständigte (Bürger der USA, also in den USA geboren?)?
Und weil soviel Ungleiches eigentlich nicht als Demokratie zusammenleben kann, verkommt der Mensch in diesem System zu einer nur ökonomischen Grösse?
Oder kann nur durch die Wahrung materiellen Wohlstandes zum sich heimisch fühlen gebracht werden?
Und da fehlt dann als demokratisches Grundprinzip noch die metaphysische Komponente?

Wie definierst Du die ethnischen Gruppen?
In die USA sind die unterschiedlichsten Ethnien eingewandert bzw unfreiwillig dorthin verschleppt worden.
Aber dann entwickelte sich schnell ein übergreifendes Nationalgefühl. Sicher wanderten die Deutschen vorzugsweise in Gebiete, in denen schon Deutsche waren. Aber das übergreifende "Amerikaner"Gefühl stellte sich dennoch ein.
Gerade die Geschichte der Einwanderungsländer zeigt doch, dass eine neue Nation entstehen kann, wenn man sich auf ein Minimum an gemeinsamen Werten einigt. Und zwar auch ohne kulturelle Gleichmacherei.
Ein Amerikaner fühlt sich nach meinen Erfahrungen als Amerikaner kaukasischer, afro-amerikanischer oder asiatischer Herkunft, wenn die Etnie überhaupt eine Rolle spielt.

Und dann halte ich die Aussage, dass Nationalismus nicht in Aggression umschlagen muss, für fragwürdig. Gerade das Beharren auf dem "Wir" und die "Anderen" birgt das Potential, das "Andere" abzulehnen, zu verfolgen.
Gerade das Hervorheben des Trennenden bewirkt letztendlich die Ablehnung und die Zementierung der Unterschiede statt das Finden von Gemeinsamkeiten und birgt die Gefahr des Verfolgens.
Und ich halte es auch für Augenwischerei, diesen Vorgang als (nationalen) "Chauvinsimus" zu titulieren.
Nationalismus birgt die Gefahr der Diskriminierung und Herabsetzung des "Andersartigen", eben weil das trennende Element stärker betont wird als das einende.
Und gerade dafür scheint mir doch die deutsche Geschichte ein Beispiel zu liefern, während sich die amerikanische Demokratie bei allen Mängeln ganz erfolgreich hält.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und dann halte ich die Aussage, dass Nationalismus nicht in Aggression umschlagen muss, für fragwürdig. gerade das Beharren auf dem "Wir" und die "Anderen" birgt das Potential, das "Andere" abzulehnen, zu verfolgen.
Gerade durch das Hervorheben des Trennenden bewirkt letztendlich die Ablehnung und die Zementierung der Unterschiede statt das Finden von Gemeinsamkeiten.
Hier ist imho der hinweis auf die Unterscheidung integraler (wie im deutschen Kaiserreich praktizierte) und demokratishcer (Frankreich zugeordneter) Nationalismus angebracht. Einmal wird viel Wert auf die Trennung von den Anderen gelegt, die andere Seite möchte das Wir-Gefühl stärken und ist damit mehr auf sich selbst bezogen.
 
Hier ist imho der hinweis auf die Unterscheidung integraler (wie im deutschen Kaiserreich praktizierte) und demokratishcer (Frankreich zugeordneter) Nationalismus angebracht. Einmal wird viel Wert auf die Trennung von den Anderen gelegt, die andere Seite möchte das Wir-Gefühl stärken und ist damit mehr auf sich selbst bezogen.
Eben, ich bezog mich vor allem auf den Anklang, dass "ethnische" und kulturelle Unterschiede eben dazu führen müssen, dass ein "Wir"-Gefühl und ein nationales Empfinden nicht aufkommen kann.
Selbstverständlich kann sich ein Nationalstaat ausserhalb der alteingesessenen Ethnien bilden, in dem das Einende stärker als das Trennende betont wird. (was meiner Meinung nach Einwanderungsländer auch zeigen).
 
Penseo schrieb:
Wie definierst Du die ethnischen Gruppen?
In die USA sind die unterschiedlichsten Ethnien eingewandert bzw unfreiwillig dorthin verschleppt worden.
Aber dann entwickelte sich schnell ein übergreifendes Nationalgefühl.

Würde sich damit nicht gleichzeitig automatisch eine gemeinsame Ethnie entwickeln ?

Wikipedia definert die Ethnie über rein kulturelle Merkmale. Auf die wg. Missbrauchs verpönte "Rasse" wird nur indirekt (über die gemeinsamen Vorfahren) Bezug genommen.
Wikipedia schrieb:
Gruppe von Personen, welche derselben Sprachgruppe, Kultur oder Religion angehören. Eine Ethnie definiert sich ferner selbst als Einheit bzw. ihre Mitglieder nehmen eine Abstammung von gemeinsamen Vorfahren an.

Wenn die verschiedenen Immigrantengruppen also eine gemeinsame Sprache, Religion, Essgewohnheiten, politische Kultur, Wirtschaft, Sexualmoral usw. entwickeln, wird die Hautfarbe nicht mehr zum kennzeichnenden Element der Ethnie, sondern zum Anachronismus.
 
Wenn die verschiedenen Immigrantengruppen also eine gemeinsame Sprache, Religion, Essgewohnheiten, politische Kultur, Wirtschaft, Sexualmoral usw. entwickeln, wird die Hautfarbe nicht mehr zum kennzeichnenden Element der Ethnie, sondern zum Anachronismus.
Es wird durchaus noch unterschieden. Auch die Bevölkerungsstatistik umfasst noch ethnische Kategorien im Sinne von Ursprung (white, hispanic, african- american und native), um die Verteilung von diversen Grössen (Einkommen zum Beispiel) auf die unterschiedlichen Gruppen zu erfassen. Ansonsten wäre ja auch nicht so schön dokumentiert, welchen sozialen Gruppen die unterschiedlichen Ethnien hauptsächlich angehören.
Aber darüber hinaus gibt es eben das "Wir" als kulturelle Einheit, auch wieder mit vielen Variationen (denk mal an die Chinatowns in den verschiedenen Städten, die sind besonders gut zu erkennen).
Es ist meiner Meinung nach nicht nötig, eine in allen Punkten gleichgeschaltete Kultur zu haben. Entscheidend ist das Anerkennen der Staatsordnung als gesellschaftlichem Grundkonsens.
 
Nehmen wir doch nur mal die sogenannten Latinos und Afroamerikaner? Was kennzeichnet diese eigentlich? Die Latinos kennzeichnet, dass sie oder ihre Vorfahren aus lateinamerikanischen Ländern eingewandert sind. Gerade bei denen, deren Vorfahren eingewandert sind, ist nicht einmal mehr sicher, ob diese Spanisch besser als Englisch sprechen. Die chicano-Literatur war früher mal ein Teilgebiet der hispanistischen Literaturwissenschaft, inzwischen ist sie aber eines der anglistischen. Sonst unterscheidet die Latinos von ihren Mitbürgern doch nur, dass sie mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit Katholiken in einem protestantisch geprägtem Land sind.
Und die sogenannten Afroamerikaner? Ausreichend davon haben mehr europäische als afrikanische Vorfahren. Nur weil sich das Haar ein wenig kräuselt oder der Teint statt rötlich-weiß bis schweinchen-rosa eher milchkaffeefarben aussieht, werden diese als Afrikaner stigmatisiert oder sind umgekehrt als Gegenreaktion stolz auf ihr afrikanisches Erbe. Aber reicht das wirklich für eine ethnische Klassifizierung? Ich glaube nicht. Ich kann von einer Ethnie sprechen, wenn ich Hereros, Tutsi oder Zulu vor mir habe, aber nicht bei Afroamerikanern oder Latinos.
Oder würden wir Amerikadeutsche, Amerikatschechen, Amerikabriten, die i.d.R. eine viel besser dokumentierte genealogische Geschichte seit ihrer Einwanderung haben, wirklich ethnisch klassifizieren wollen?
 
Sagen wir mal so, der Begriff der Ethnie ist zumindest ein anderer.
Soweit ich weiss, gibt man die Ethnie für die Statistik auch selbst an, je nachdem ob man sich nun hauptsächlich als white oder african-american ansieht.
Hinsichtlich der Hispanics ist es so, dass ein Grossteil in der Tat noch Spanisch spricht. Al Gore hat eine Wahlkampfrede einmal auf Spanisch gehalten.
Aber ich muss gestehen, diese Ethnikdebatte hat für mich einen ganz merkwürdigen Geruch, wenn wir jetzt auch noch nachfragen, ob man bei den african-americans, den Asiaten, den Weissen oder den Ureinwohnern noch von einer Ethnie im genetischen Sinne sprechen kann. Kann man wohl nicht. Aber ein gewisses Bewusstsein für die eigenen Wurzeln (soweit bekannt) ist doch vorhanden, und sei es "nur " im kulturellen Sinne.
Auch hinsichtlich der kulturellen Ethnie sind die African-Americans eher im Nachteil, da sie eben auch nicht viel über ihr spezifisches kulturelle Erbe wissen.
Vor allem die Chinesen, aber auch sehr viele Europäer und die Hispanics bilden noch regelrechte Subkulturen.
Aber jetzt mal eine Gegenfrage:
Wie würde sich in die Ethnikdebatte eigentlich ein dänischer Deutscher einordnen lassen?
Letztlich sind doch auch diese Ethnikbegriffe, ob nun genetisch oder kulturell, wilkkürlich.
Ich weise übrigens nochmals auf die Definition des "Dänen" im Sinne der Minderheitenregelung hin:
Däne ist, wer sich als Däne fühlt!
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie würde sich in die Ethnikdebatte eigentlich ein dänischer Deutscher einordnen lassen?
Sorry, wenn ich in den USA bleibe : Ein Däno-Amerikaner und ein Germano-Amerikaner wären im Gegensatz zu einem Afro-Amerikaner äußerlich nicht zu unterscheiden.

Daher meine ich, dass die Hautfarbe insofern kulturbildend wird, als dass sie als Gemeinsamkeit im gleich-und-gleich-gesellt-sich-gern-Spiel erkannt, und die Nicht-Gemeinsamkeit täglich offensichtlich wird.

Daher gibt es "Schwarze Musik", däno-amerikanische aber nicht.
 
Sorry, wenn ich in den USA bleibe : Ein Däno-Amerikaner und ein Germano-Amerikaner wären im Gegensatz zu einem Afro-Amerikaner äußerlich nicht zu unterscheiden.

Daher meine ich, dass die Hautfarbe insofern kulturbildend wird, als dass sie als Gemeinsamkeit im gleich-und-gleich-gesellt-sich-gern-Spiel erkannt, und die Nicht-Gemeinsamkeit täglich offensichtlich wird.

Daher gibt es "Schwarze Musik", däno-amerikanische aber nicht.

Aber ein Afro-däno-germano Amerikaner und ein Afro-Amerikaner auch nicht unbedingt. Und nicht jeder Afro-Amerikaner ist auch ein nur Afro-Amerikaner, sieht aber dennoch so aus. Und nicht jeder vermeintlich Weisse ist auch wirklich nur weiss, wenn nicht gar nur hispanic .
Und wieviel Asian muss sein, um auch wirklich so auszusehen? Darfs ein wenig Germano-Asian sein? Oder Hispanic-Bajuwarisch?:friends:
Dazu vielleicht noch ein Link:
http://www.wissenschaft.de/wissen/news/174137.html
 
Oh, aber jetzt sind wir komplett off topic. Die Frage ist ja, ob es eines Nationalstaates bedarf, um eine Demokratie zu haben....
Deshalb bin ich mal:still:
 
Sorry, wenn ich in den USA bleibe : Ein Däno-Amerikaner und ein Germano-Amerikaner wären im Gegensatz zu einem Afro-Amerikaner äußerlich nicht zu unterscheiden.

Daher meine ich, dass die Hautfarbe insofern kulturbildend wird, als dass sie als Gemeinsamkeit im gleich-und-gleich-gesellt-sich-gern-Spiel erkannt, und die Nicht-Gemeinsamkeit täglich offensichtlich wird.

Daher gibt es "Schwarze Musik", däno-amerikanische aber nicht.

Ist die "schwarze Musik" entstanden weil die Afro-Amerikaner eine dunklere Hautfarbe haben, oder weil sie ein bestimmtes soziokulturelles Selbstverständnis als marginalisierte und entrechtete Gesellschaftsgruppe haben/hatten?
Außerdem was ist mit Germano-Amerikaner, dessen Urururgroßmutter die Tochter afrikanischer Sklaven war? Ist der auch nicht von anderen Germano und Däno-Amerikaner zu unterscheiden?
 
Das mag zwar ein bißcehn off topic sein - aber für alle, die sich für ethnische Probleme in den USA interessieren, habe ich einen ganz wunderbaren Literaturtipp: "Der menschliche Makel" von Philipp Roth. Es geht um einen erfolgreichen Professoren, der wegen einer angeblich rassistischen Äußerung über zwei schwarze Studenten seinen Job verliert. Am Ende stellt sich heraus, dass der Professor selbst ein Schwarzer (mit sehr hellem Teint) ist, der sich sein Leben lang als Weißer ausgegeben hat, um seine Karrierechancen zu verbessern. Großartiges Buch..
Wale
 
Was lernt uns das ? Dass die sichtbare Hautfarbe, und insbesondere deren Selbt- und Fremdwahrnehmung, wichtiger für die Zuordnung zu einer Ethnie ist als die echte Abstammung und die Entscheidung bestimmt, welche Anteile des kulturellen Erbes weitergegeben werden.
 
Was lernt uns das ? Dass die sichtbare Hautfarbe, und insbesondere deren Selbt- und Fremdwahrnehmung, wichtiger für die Zuordnung zu einer Ethnie ist als die echte Abstammung und die Entscheidung bestimmt, welche Anteile des kulturellen Erbes weitergegeben werden.
Entschuldige, ich versteh Dich jetzt nicht.
Wie meinst Du das? Und beziehst Du Dich auf den Artikel?
 
Penseo schrieb:
Wie meinst Du das? Und beziehst Du Dich auf den Artikel??

Ich habe mich auf die Frage nach der Dynamik von Vielvölkerstaaten bezogen, in denen die einzelnen Ethnien sich im Laufe der Generationen vermischen, aber nur soweit, dass es weiterhin voneinander unterscheidbare ethnische Gruppen gibt :
Außerdem was ist mit Germano-Amerikaner, dessen Urururgroßmutter die Tochter afrikanischer Sklaven war? Ist der auch nicht von anderen Germano und Däno-Amerikaner zu unterscheiden?

Welcher Ethnie gehört also ein Kind an, das Eltern/ Großeltern von verschiedenen Ethnien abstammen ?

Ich wollte nur sagen, als dass das Aussehen die ethnische (Selbst-)Einordnung dieses Menschen beeinflussen kann. Wenn also ein germanao-däno-slawo-afro-amerikanisches Kind "afrikanisch" aussieht, es eher eine Vorliebe für Bluesmusik entwickeln könnte, weil alle seine Afro-"Brothers" diese hören und er seine Däno-Verwandten nicht so stark als Bezugsgruppe wahrnimmt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich wollte nur sagen, als dass das Aussehen die ethnische (Selbst-)Einordnung dieses Menschen beeinflussen kann. Wenn also ein germanao-däno-slawo-afro-amerikanisches Kind "afrikanisch" aussieht, es eher eine Vorliebe für Bluesmusik entwickeln könnte, weil alle seine Afro-"Brothers" diese hören und er seine Däno-Verwandten nicht so stark als Bezugsgruppe wahrnimmt.

Da sprichst du ein wichtiges Thema an, dass sich in der amerikanischen Forschung "peer-group"-Prägung nennt. Denn wenn ein germano-däno-slawo-afro-amerikanisches Kind (übrigens jüdischen, islamischen oder christlichen Glaubens?) hauptsächlich germano-gerrmano-däno, also kurz kaukasisch geprägte Freunde hat, dann hört es vielleich Brit-Pop. Es sei denn seine kaukasischen Freunde hören doch alle Rap.
Oder vielleicht hören seine mehr oder weniger afro-amerikanischen Freunde Mozart, weil das gerade total hip ist?
Ich sehe einfach nicht den Einfluss auf die Bildung einer Nation.
 
Zurück
Oben