Neumagener Weinschiff

Das zumindest reiht sich nicht ein in die Reihe der experimentalarchäologischen Nachbauten. Zumindest liest man keine Zeile drüber, und die Bilder lassen auch nicht darauf schließen.

Interessant: irgendwann soll man es "chartern" können --- mit Weinausschank?
 
Das zumindest reiht sich nicht ein in die Reihe der experimentalarchäologischen Nachbauten. Zumindest liest man keine Zeile drüber, und die Bilder lassen auch nicht darauf schließen.

Interessant: irgendwann soll man es "chartern" können --- mit Weinausschank?
Lustig auf dem einen Bild, hinter einem unterschreibenden Mann in Anzug der Krieger mit Speer. Wirkt, als ob man den Unterzeichner irgendwie dazu einschüchtern müsse.=)
 
Allerdings muß man nicht Tib. Gabinius' Wissen haben, um bei dem "Legionär" dahinter das große ...
.
Das soll ein Legionär sein? Da wäre ich nicht drauf gekommen, höchstens durch das Pilium.
Ich frage mal irgendwann im Referat, der die archäologische Denkmalpflege angehört nach, (am besten beim Narrenempfang des Regierungspräsidenten) ob das nicht eine Möglichkeit zum Freimachen von Landesmitteln wäre.=) Kommt darauf an, wieviele "Legionäre" wir für die Verantwortlichen des Landeshaushalts denn bräuchten.:grübel: ;)
 
Wobei... auch diesem gäbe es eine "Kleinigkeit" zu kritisieren.
Ich bitte aber, um mal Augenmerk auf positives zu legen, einen Blick auf die Tunica zu werfen. Sehr schön kann man die Verzierungen sehen, wie viel Aufwand in spätantiken tunicae steckt.
Ein paar Prachtstücke kann man z.B. in Berlin im Bode-Museum sehen (zumeist zwar 5. Jh...)

Das untere Bild entspricht nicht mal annähernd dem Bild eines spätantiken miles, angefangen bei der Bekleidung bis hin zum schlecht rekonstruierten Helm, von der "Bewaffnung ganz zu schweigen".
Da es sich aber um einen symbolischen Akt handelt, steht hier wohl nur ein typischer Vertreter des Histotainments, also kein Reenacter.
Sprich: schnell in was "römisch wirkendes" gesteckt und hingestellt.

Auf das Weinschiff selbst bin ich sehr gespannt.
 
Naja. und das unter dem Hauptthema "Archäologie" im GF Forum.

Trier - Erstmals seit 1700 Jahren läuft an der Mosel wieder eine römische Galeere vom Stapel. Sie ist 18 Meter lang und 4,20 Meter breit - und damit das größte Römerschiff, das dann auf deutschen Flüssen verkehrt.

Das heutige Exemplar ist allerdings technisch deutlich weiter entwickelt als seine antiken Vorgänger. «Es ist perfekt gebaut und hochseetauglich», sagt Kocks, der die Idee zu der neuen touristischen Attraktion hatte. Jeder Spalt ist verfugt, das Deck geschlossen, die Kanten alle rund. Und auch wenn sich auf der Galeere wie einst 42 Ruderer in die Riemen legen können, unter Deck sind zwei Dieselmotoren untergebracht, die normalerweise laufen werden. Die Ruderer kommen nur in Ausnahmefällen zum Einsatz, etwa beim Stapellauf.

Ich weiss gar nicht, was da so spektakulär dran sein soll.
Auf der Elbe schippern auch neue Schaufelraddampfer.
Aber gute Werbung.
 
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Das hier ist Disneyland - dieser Pott ist nicht etwa die Rekonstruktion eines spätantiken Schiffs oder die (post-)moderne Adaption eines älteren Bautyps (wie bei den Elbraddampfern), sondern ein Ding, so antik wie der Prop aus einem 60er-Sandalenfilm, nur nicht so bunt bemalt.

Was mich aber besonders empört: Ich sehe nirgendwo Weinfässer! Skandal!
 
Das soll ja ein mietbares Ausflugsschiff werden, wie wär's mit dem nächsten Forumstreffen?
(dann gibt's bestimmt auch Wein):prost:
 
Das hier ist Disneyland - dieser Pott ist nicht etwa die Rekonstruktion eines spätantiken Schiffs oder die (post-)moderne Adaption eines älteren Bautyps (wie bei den Elbraddampfern), sondern ein Ding, so antik wie der Prop aus einem 60er-Sandalenfilm, nur nicht so bunt bemalt.

Kannst du mir das mal erklären, MP?

Als blutiger Laie kann ich lediglich feststellen, dass der Nachbau in seiner Form, seinen Konturen und baulichen Details dem römischen "Weinschiff von Neumagen", wie es auf dem Grabaufsatz dargestellt ist, sehr ähnlich sieht - oder nicht? :nono:
 
Mit Vergnügen, Dieter.

Stimmt, es sieht dem Grabaufsatz ähnlich. Aber der Grabaufsatz ist stilisiert - zu gedrungen, zu hochbordig, die Ruderer sind zu groß im Verhältnis zum restlichen Schiff und die Weinfässer ebenfalls. Man kann zwar Autos bauen, die wie das von Donald Duck aussehen, aber eine authentische Rekonstruktion des Donald-Duck-Autos und dessen Einreihung in den Straßenverkehr würde eher Lacher hervorrufen als bewunderndes Staunen ... obwohl Form, Konturen und bauliche Details sicher "auto-typisch" sind.

Rein äußerlich sieht das Schiff sehr römisch aus. Der Bug ist von den Mainzer Schiffen abgeschaut. Aber dann sind da zu wenig Ruder, zwischen den Rudern zu wenig Platz für die Ladung, durchgehende Ruderbänke über das ganze Deck, merkwürdige Ausleger links und rechts (für Dollborde?), ein "Unterdeck", unter dem die Dieselmotoren versteckt werden, und die Steuerung des Schiffs erfolgt nicht über zwei Ruder, sondern über Navigationsinstrumente in einem beschämend kleinen Weinfass auf dem Heck.

Nix für ungut, das Ding ist "Histotainment". Für Freizeitobelixe sicher genau das richtige. Ich würde viel lieber mal auf der "Regina" mitfahren oder auf dem Oberstimm-Boots aus Hamburg, aber da sind die Chancen sicher geringer.
 
Das Weinschiff ist kein exakter wissenschaftlicher Nachbau und erhebt auch nicht den Anspruch auf experimentelle Archäologie. Es wurde von Auzunutz ääh Auszubildenden der IHK Trier gebaut, um halt Handwerkliche Fähigkeiten zu stärken.
Is halt ein Werbegack,um den Tourismus zu fördern.
Für das Weinschiff wurde in Neumagen extra ein Hafen und ein Infozentrum errichtet.
 
Eigentlich müsste man mit Intervallschachtelungstechnik feststellen können, wo die "Schmerzgrenze" historischer Inakkuratesse liegt; bei einem romanoiden Buddelschiff für Moselweintrinker sagt (fast) jeder "ist ok, ist halt Tourismus"; mit gleichem Achselzucken werden Mittalaltermärkte und Histotainment-Parks wie Aventon belegt.
Danach gerät die Welt etwas aus dem Gleichgewicht: Western-Forts mit Ambiente zwischen Harley-Davidson , Bürger- und Indianerkrieg werden hierzulande ertragen; wilhelminisch-preussische Karnevalsuniformen sowieso. Mit dem Tod der letzten Teilnehmer des 1. Weltkriegs gerät auch er in die historisch-kulturell musikantenstadelisierbare Zone, aber die Dokumentation des Schreckens ist zu gut und zu groß, um hier eine Bierseidelromantik entstehen zu lassen wie zu 1870/71: auch wenn (die auf Flohmärkten zu findenden Bücher bestätigen das) zur Zeit des ersten Weltkriegs selber genau diese Romantik zu erzeugen versucht wurde (zumindest bis 1916).

Entschuldigt bitte diese Abschweifung. Ich verliere über den Versuchen der Erschaffung synthetischer "guter alter Zeiten" leicht die Fassung.
 
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