NS-Filme / Dokus über Mittelalter / Antike

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Gast

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Hallo ihr,

ich habe (vielleicht etwas voreilig) ein Hausarbeitsthema gewählt, bei dem ich momentan in der Recherche feststecke und auf eure Hilfe hoffe.

Thema ist "Rezeption der Antike / des Mittelalters in der NS-Zeit am Beispiel Film".

Jetzt habe ich bisher aber überhaupt keinen Film gefunden, den man hätte analysieren können. Gibt es überhaupt Filme aus Deutschland zwischen sagen wir 1930 und 1945, die sich thematisch mit Mittelalter / Antike befassen? Können natürlich auch Dokumentationen sein.

Spontan kam mir der Gedanke des Heinrichs-Kult von Heinrich Himmler, der da ja wohl ein wenig "geforscht" hat. Gibts da eventuell filmisches Material?

Auch über jeden anderen Ansatz wäre ich momentan sehr dankbar

Schönen Gruß
W. P.
 
Danke erstmal, aber das ganze ist ja beides nur bedingt Antike / Mittelalter zuzuordnen...
 
Da hast Du dir ein ausgesprochen ungünstiges Thema gewählt ; so aus dem Stand wüßte ich keinen Film der Zeit zu nennen, der sich mit Mittelalter oder Antike befaßt hat. Fritz Langs "Nibelungen" lagen ja schon vorher und haben mit dem Nationalsozialismus nicht viel zu tun, auch wenn Hitler sich den Film zweimal im Kino angesehen hat. Dokumentationen: vielleicht, die UFA hatte ja auch eine bedeutende Kulturfilmabteilung (was heute gar nicht mehr so bekannt ist), Spielfilme sind aber meines Wissens Fehlanzeige. Ich fürchte, da hast Du das Thema schlecht gewählt.
 
Danke erstmal, aber das ganze ist ja beides nur bedingt Antike / Mittelalter zuzuordnen...
Es hat, konkreter gesagt, garnichts mit der Antike oder dem Mittelalter zu tun, sollte aber zeigen, wo die Schwerpunkte des Filmfachs waren.

Mir ist jedenfalls, da schließe ich mich Tannhaeuser an, kein Film zu dem Zeitschnitt bewusst, obwohl Filme aus der NS-Zeit, auch welche mit zweifelhafter moralischer Darstellung, im deutschen Fernsehen noch heute ausgestrahlt werden wie "Der Rebell"(1932 - also eigentlich vor der Machtergreifung Hitlers) mit Luis Trenker oder "Kolberg"(1945).
 
Das ist ein weniger ergiebiges Thema, da es keine bekannteren NS Propagandafilme gibt, die in der Antike oder im Mittelalter spielen.


Klar ist, dass Geschichte von den Nazis funktionalisiert wurde, sozusagen Geschichte als Vorgeschichte des Dritten Reichs.

In der Antike berief man sich auf die "arisch- nordischen" Griechen und Römer. Und natürlich die Germanenreiche der Völkerwanderungszeit, vor allem die Goten. Im Mittelalter berief man sich auf den deutschen Ritterorden und die Ostkolonisation. Vorbilder, die man funktionalisierte waren Barbarossa, Heinrich der Löwe und vor allem Heinrich I., dessen Gebeine Himmler vorgab, ausfindig gemacht zu haben, der dazu eine Feier im Dom von Quedlinburg inszenierte

Thematisiert werden in diesem Zusammenhang Antike- Mittelalter

1. Kolonialreiche, Lebensraumpolitik
2. "Rassenhygiene" und Euthanasiepolitik am Beispiel der Spartaner und als "Warnung" das Beispiel des Imperium Romanums, dass durch eine falsche Rassenpolitik und den Einfluss des Juden- und Christentums zerfallen sei.
3. Antisemitismus unter Berufung auf römische Schriftsteller, die Pogrome von Worms und Speyer während des 1. Kreuzzugs als Volksaufstände
4. Heinrich I. und Heinrich Himmler Geschichte als ideologische Waffe und Rechtfertigung

Aber sehr viel mehr fällt mir auch nicht ein ausser den historischen Umzügen beim Fest der deutschen Kunst. Dazu gibt es ein recht interessantes Buch

Stefan Schweizer "Unserer Kunstanschauung sichtbaren ausdruck geben"- Nationalsozialistische geschichtsbilder in historischen festumzügen zum Tag der deutschen Kunst Göttingen 2007 ISBN 978-3-8353-0107-8
unter
sehepunkte - Rezensionsjournal für die Geschichtswissenschaften - 7 (2007), Nr. 9

müsstest Du auf eine Seite gelangen, wo eine Rezension des Buchs besprochen wird, und es sind dazu noch Auszüge als PDF Datei verfügbar.

Sicher dürfte es auch hilfreich sein, wenn du unter den Stichworten Heinrich Himmler, Quedlinburg Heinrich I. ein bisschen googlest.

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiterhelfen, ich sage ja immer, dass das Geschichtsforum noch keinen hängen gelassen hat.
 
In der Antike berief man sich auf die "arisch- nordischen" Griechen und Römer.
Die Thematik wurde sich dann gehörig hin und her gedreht. Auf der einen Seite der vorbildliche Römer, welcher in "historischen" Romanen eines Jelusich vorkam, so im "Caesar", dann der verschlagene Römer in dessen "Hannibal"-Roman.
Mirko Jelusich - Wikipedia
Die Verherrlichung des "Führerprinzips" sind den Werken Jelusichs gemein, dennoch wurden sie nach 1945 weiter verlegt, obwohl sie der nationalsozialistischen Ideologie entsprachen. Interessant, dass Jelusich zusammen mit Trenker an einem Filmprojekt arbeitete. Auch zum Mittelalter hatte sich Mirko Jelusich ja ausgelassen "Der Löwe" und "Der Ritter" sind solche Bücher, welche einen Wunsch nach einer angeblich wünschenswerten Widererrichtung des Reiches, im Sinne "Forschung" der Nationalsozialisten, den historischen Figuren aufdrücken. D.h. die Geschichte wird deutlich instrumentalisiert. Der Film "Condottieri" nach dem Roman Jelusichs dürfte ja im Mittelalter spielen.
 
Zuletzt bearbeitet:
mir würde dazu spontan der gemeinsame Körperkult Griechenland/NS Zeit einfallen, mit etwas überlegung bieten sich noch mehr Überschneidungen die einfach Indirekt in Filmen dargestellt wurden. Da ich kein großer Fan der NS Zeit bin, kenn ich da auch nicht wirklich viel.
 
zu den Befreiungskriegen etc. gab es sehr viel.
Kurze Berichtigung, es sollte Koalitionskriege heißen, zum einen werden nur die letzten zwei Koalitionskriege als Befreiungskriege bezeichnet, zum anderen ist die Bezeichnung irreführend und wertend. Sie hat sich leider bei mir durch die DDR-Literatur eingebürgert, aber ich gelobe Besserung.
 
Die Bezüge auf die Geschichte waren natürlich völlig konstruierte, und man bediente sich da ziemlich wahllos. In einer NS Schwarte "Volksbuch unser Kolonien" werden sogar die Phönizier zu kühnen "nordischen" Seefahrern erklärt. Der Machtverfall der Generalstaaten der Niederlande wir u. a. darauf zurückgeführt, dass die soviele spanische Juden aufgenommen haben.

Das beste Beispiel, wie in der Nazizeit "geforscht" wurde ist der "reichsführer SS" Heinrich Himmler. Der liess die gebeine König Heinrichs suchen, und da seine Forscher die nicht auffinden konnten, erklärten sie einfach die Gebeine der Stiftsdamen als die von Heinrich. Auf der Wewelsburg, wo sich "germanische Kraftlinien kreuzten" versammelte Himmler ein "Expertenteam", die nach dem Heiligen Kral und dem Urarier forschen sollten. Himmler liess auch "Hexenforschung" betreiben, in der Überzeugung von einer Hexe abzustammen.

Der bunteste Vogel in dieser Voliere von "Forschern" war ein gewisser Otto Rahn, der durchaus etwas von Mediävistik verstand. Er verübte später Selbstmord, weil er mit seiner verstrickung, vor allem aber seiner Homosexualität nicht mehr zurecht kam.
 
Einmal unabhängig von der Filmthematik noch eine kleine Anmerkung...

Auch wenn ich selbst ebenfalls keinen derartigen Film kenne und deshalb außer dem Verweis auf die Suchdatenbank auch nichts weiter beisteuern konnte, möchte ich die Aussagen von Scorpio kurz aufgreifen:
Im Mittelalter berief man sich auf den deutschen Ritterorden und die Ostkolonisation...

Thematisiert werden in diesem Zusammenhang Antike- Mittelalter

1. Kolonialreiche, Lebensraumpolitik
2. "Rassenhygiene" und Euthanasiepolitik am Beispiel der Spartaner und als "Warnung" das Beispiel des Imperium Romanums, dass durch eine falsche Rassenpolitik und den Einfluss des Juden- und Christentums zerfallen sei.
3. Antisemitismus unter Berufung auf römische Schriftsteller, die Pogrome von Worms und Speyer während des 1. Kreuzzugs als Volksaufstände
4. Heinrich I. und Heinrich Himmler Geschichte als ideologische Waffe und Rechtfertigung
...

Bezüglich der Thematik "Deutscher Ritterorden und Ostkolonisation" ist grundsätzlich zu sagen, daß bei der Vereinnahmung im Nationalsozialismus folgende Aspekte relevant sind:
1. elitäre Kriegerkaste, die sich die Ostexpansion zum Ziel gesetzt hat - wobei eine rechtmäßige Unterwerfung der Slawen und Herrschaft über diese betont wurde (obwohl bei korrekter Betrachtung der Deutsche Ritterorden die Pruzzen unterwarf, welche nun einmal keine Slawen, sondern Balten waren, und dies zudem zunächst als Verbündeter von Polen, also slawischen Herrschern)
2. Ritterromantik und Frömmigkeit - wobei zu letzterem hinzugefügt werden muß, daß das christlich-zölibatäre Element abgelehnt wurde und die dem Orden eigene Marienverehrung als "vorchristlich" relativiert wurde (was bei korrekter Betrachtung ebenso weit hergeholt wie unsinnig ist)
Vgl. dazu auch Völkische historische Romane - Josefa Berens-Totenohl, Karl Itzinger, Heinrich Bauer, Erwin Guido Kolbenheyer

Anm.: Allerdings zeigt sich übrigens gerade bei dieser Thematik, wie viel von diesem falschen Bild des Deutschen Ordens noch recht verbreitet ist...
 
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