Nach antiker Vosrstellung endete der Tag mit dem Sonnenuntergang und die Nacht zählte schon zum nächsten Tag. Deshalb beginnt Weihnachten auch mit Heligabend bzw. der Heiligen Nacht.* Der Oktavtag von Ostern ist der Weiße Sonntag; bei Pfingsten ist das nicht anders, also der folgende Sonntag. Sonst wäre es auch keine Oktav.
*auch der Sabbat beginnt am Freitagabend.
Die Juden (und freilich auch anderen orientalische Völker) rechneten (und rechnen) den Tag von Sonnenuntergang bis Sonnenuntergang. Die Römer aber rechneten von Mitternacht zu Mitternacht. Nun hat die abendländische Kirche beides irgendwie rezipiert. Mir ist es zumindest nicht anders bekannt, als dass die Kirche die Kalendertage von Mitternacht zu Mitternacht rechnet. Andererseits hat man mit den Festen, die man aus dem Judentum übernommen hat, auch den Brauch des Festbeginns am Abend des vorherigen Tages übernommen.
Das scheint mir der Grund dafür zu sein, dass man einerseits Pfingsten mit der Pfingstvigil am Samstag begann - nach dem Brauch der Juden -, andererseits aber dann den Samstag rein rechnerisch zur offiziellen Pfingstoktav zählte – nach dem Brauch der Römer. Das wäre dann die Inklusivzählung der Tage: Der Teil des Samstags (also der ab der Pfingstvigil) wurde als ganzer Tag der Pfingstoktav gerechnet (plus die sieben Tage von So.-Sa einschließlich macht 8 Tage).
So zumindest erkläre ich mir das. Denn der von mir oben zitierte Guéranger hält sich mit seiner Aussage offensichtlich tatsächlich an die offiziellen Bestimmungen zur Liturgie:
Anders als ich oben vermutet habe, wurde die Pfingstoktav vom Zweiten Vatikan. Konzil abgeschafft (um Pfingsten wieder mehr als glorreichen Abschluss der Osterzeit begreiflich zu machen). Davor aber finde ich folgende offizielle liturgische Festlegungen zur Sache:
Missale Romanum (1960) (
http://sun.aei.polsl.pl/~ksim/docs/Rubricae.pdf), Rubricae generales 76c:
octavam Pentecostes, quæ decurrit a Missa vigiliæ Pentecostes usque ad Nonam inclusive sabbati sequentis.
Die Pfingstoktav, die von der Messe der Pfingstvigil bis zur Non des folgenden Samstags geht.
Vgl. ferner auch ebd. 493 (S. 85 i. d. verlinkten PDF):
Prafatio de Spiritu Sane to dicitur:
(a) tamquam propria in Missis de Tempore a Vigilia Pentecostes usque ad subsequens sabbatum; et in Missis festivis et votivis de Spiritu Sancto
Und siehe auch Missale Romanum, Propria 9.6.2-9.7.2 (S. 160f i. d. verlinkten PDF):
9.6.2 [...] Praefatio de Spiritu Sancto, quae dicitur tamquam propria in Missis de Tempore a vigilia Pentecostes usque ad subsequens sabbatum inclusive
[…]
9.6.3 Octava Pentecostes
Dominica Pentecostes (I classis cum octava I classis)
Sequentia dicitur cotidie usque ad sequens sabbatum inclusive.
Hodie et per octavam dicitur ‘Credo’
[...]
9.7.2 Missa dominicae primae post Pentecosten
Haec Missa dicenda est diebus ferialibus huius hebdomadae.
Non dicitur ‘Gloria in excelsis’.
Non dicitur ‘Credo’.
Wenn ich es richtig verstehe, geht auch hieraus hervor, dass man durch die gesamte Pfingstoktav hindurch bis einschließlich Samstag i. d. Messe das Credo sprach, man aber am ersten Sonntag nach Pfingsten (an Trinitatis) das Credo nicht sprach, weil dieser Sonntag liturgisch-offiziell offensichtlich nicht mehr zur Pfingstoktav gerechnet wurde.
Ansonsten findet man im Netz tatsächlich überall die Meinung, dass der Trinitatis-Sonntag der Oktavtag der Pfingstoktav war. Ist vielleicht auch eher das landläufige Verständnis. Und das mit dem Samstag als letztem Tag der Pfingstoktav mag auch Haarspalterei sein. Letztlich stimme ich Dir zu, dass in El Quijotes Quelle sehr wahrscheinlich ein Fehdeverbot bis zum ersten Sonntag nach Pfingsten gemeint sein wird (also einschließlich des Sonntags).