Ortsnamenkunde

Das anlautende K- im Ortsnamen kann also auf keinen Fall mit den Chatten zu tun haben. Oder andersherum: Lautgesetzlich führt kein Weg von den Chatten zu den Katzen. (Übrigens auch nicht von den Chatten zu den Hessen. Auch wenn man nicht über die Lautgesetze Bescheid weiß, könnte einem zumindest der Widerspruch zwischen der Chatten-Katzen-Etymologie und der Chatten- Hessen-Etymologie auffallen.)

Katzenelnbogen und Katzenfurt liegen im Westerwald. Einen Zusammenhang dürfte es da geben.
Vielleicht nicht der naheliegende der "Chatti".
 
Katzenelnbogen und Katzenfurt liegen im Westerwald. Einen Zusammenhang dürfte es da geben.
Vielleicht nicht der naheliegende der "Chatti".

Und auf welche Art Zusammenhang tippst Du?

Katzenbach (Nordrhein-Westfalen)
Katzenbach (Hessen)
Katzenbach bei Landstuhl (Rheinland-Pfalz)
Katzenbach bei Rockenhausen (Gemeinde / Rheinland-Pfalz)
Katzenbach, Kreis Bad Kissingen (Bayern)
Katzenbach, Sieg (Rheinland-Pfalz)
Katzenberg (Hessen)
Katzeneichen (Bayern)
Katzenelnbogen (Stadt / Rheinland-Pfalz)
Katzenfurt (Hessen)
Katzenhagen (Gemarkung / Mecklenburg-Vorpommern)
Katzenhirn, Kreis Mindelheim (Bayern)
Katzenlohe, Kreis Augsburg (Bayern)
Katzenmoos (Baden-Württemberg)
Katzenöd (Bayern)
Katzenow (Gemarkung / Mecklenburg-Vorpommern)
Katzenreuth bei München (Bayern)
Katzenrohrbach, Bayern (Bayern)
Katzensteig (Baden-Württemberg)
Katzenstein (Niedersachsen)
Katzenstein (Baden-Württemberg)
Katzenstein (Bayern)
Katzental (Baden-Württemberg)
Katzenthal (Bayern)

Orte und Städte in Deutschland mit KA - Orte-in-Deutschland.de

10860 Katzenbach
10516 Katzenberg
12416 Katzenberg
10425 Katzenberg
05537 Katzenberg
10426 Katzenbergleithen
14772 Katzendorf

EDM Portal - Historische Liste - !redaList!

Einen Flurnamen Katzen Ellenbogen gibt es übrigens in der Schweiz:

ortsnamen.ch
 

Cat content geht und ging zwar wohl immer, aber wohl nicht in jedem Falle.

Vielleicht hilft das weiter:

Über die Geschichte des Namens Katzenelnbogen (Rhein-Lahn-Kreis) streiten sich die Gelehrten: «Die vorwiegende Meinung ist, dass es eine kleine Gewässerkrümmung ist», berichtete Heuser. «Es gibt noch die Möglichkeit, dass wir einen Personennamen haben wie Kazo, einen alten Rufnamen.» Der Begriff Katze wurde nach ihren Angaben oft für etwas gesetzt, was klein ist - ein kleiner Bach ist der Katzenbach. Die Stadt Katzenelnbogen schreibt in ihrer Chronik: «Die wohl wahrscheinlichste Deutung des Namens ist: "Ort an der kleinen Bachkrümmung (Dörsbach)".»

Eine ganz besondere Geschichte hat Katzwinkel im Kreis Altenkirchen: Dabei handelt es sich nach Angaben der Wissenschaftlerin ursprünglich um einen Hofnamen. «Dort gab es auch einen Mäuswinkel, einen anderen Hof. Das ist möglich, dass man sich da einen Spaß gemacht hat mit Katz und Mäus.» Die Gemeinde, zu der die Weiler gehören, hieß ursprünglich ganz anders: Nochen.​

aus: In Rheinland-Pfalz – Was hinter den tierischen Ortsnamen steckt

Dass der Begriff Katze für etwas gesetzt wurde, was klein ist, höre ich zum ersten Mal (muß aber auch nichts heißen, bin ja kein Linguist). Aber da frage ich mich trotzdem, wie belastbar diese Aussage ist. Und falls es so ist, leitet sich dieses Wort mit der Bedeutung klein von dem Tier Katze ab, oder gibt es ein anderes Wort, das ausgestorben ist und lediglich in Ortsnamen überlebt hat?
 
Dass der Begriff Katze für etwas gesetzt wurde, was klein ist, höre ich zum ersten Mal (muß aber auch nichts heißen, bin ja kein Linguist).

Das Namenelement Chatz, Katz ist gut 70 Mal belegt. Als BW von FlN charakterisiert Chatz bildhaft Geländepartien, die Körperteilen des Tieres gleichen (v. a. Rücken, Schwanz, vgl. auch die Mundartausdrücke Chatze(n)baum3 und Chatze(n)holz4 für einen unter dem Firstholz parallel laufenden Firstbalken).
Oft hat Chatz als Namenbestandteil nur indirekt mit dem Haustier zu tun und verweist dann auf etwas Kleines oder Minderwertiges, weil die Katze im Vergleich zum Hund häufig als minderwertig betrachtet wurde."​
(Oben schon verlinkt: ortsnamen.ch )

Zu Katzenstein (Stadt Osterode):
Eine Erklärung, die für alle oder wenigstens die Mehrheit der Katte- und Katze-Flurnamen überzeugen könnte, gibt es nicht. Bei einem Stein (Felsen, Bergkuppe) sollte man aber in erster Linie an die Gestalt denken, also in unserem Fall an den gekrümmten Rücken einer Katze. Man kann hier an den Hundsrück und Hunnesrück (Kr. Northeim) und andere Namen erinnern, die ebenfalls auf die Gestalt der entsprechenden Lokalität Bezug nehmen. Allerdings spricht die Lage des Ortes nicht für einen Zusammenhang mit einer auffälligen Gesteinsformation. Da es sich um alte Trockenrasenhänge handelt, muß auch erwogen werden, ob hier nicht mit Scheuermann, Flurnamenforschung S. 129 Katt- „als BW eine Minderwertigkeit des im GW genannten Begriffes signalisiert“​
https://rep.adw-goe.de/bitstream/ha...ndkreises Osterode.pdf?sequence=7&isAllowed=y
 
Christoph Spannhoff plädiert dezidiert für eine wörtliche Deutung; ob die "Trias" den definitiven Beweis liefert, wage ich allerdings zu bezweifeln:

Einige Male kommen Hund und Katze in Örtlichkeitsnamen auch als vermutlich aufeinander bezogenes Paar vor, was beweist, dass die Tierbezeichnungen – wenn auch im übertragenen Sinne – gemeint sind: In der Nähe von Iserlohn gab es eine Kattenpoth – eine Pfütze, in der man Katzen ertränkt haben soll, bei Hemer eine entsprechende Hundeputte.[235] Ein weiteres Beispiel ist der Ort Hunzel, der bei Lahnstein liegt: 1095/96 [?] Hundeszagel ‚Hunds-Schwanz‘, zu althochdeutsch zagel ‚Schwanz‘. Zehn Kilometer westlich von Hunzel liegt Katzenelnbogen, 1101/02 de Cazennellenboge ‚Katzen-Ellbogen‘, zu althochdeutsch ellinbogo ‚Ellbogen‘ und althochdeutsch kazza ‚Katze‘. Zwischen beiden liegt bezeichnenderweise noch ein Berg Ziegenkopf.[236] In dieser Trias ist die Benennung nach den Tieren bzw. nach der Form von Körperteilen der Tiere nicht zu bestreiten.​

Der Ortsname Kattenvenne
 
Ein weiteres skurriles Beispiel der auf den Wiki-Seiten wuchernden Ortsnamen-Keltomanie:
....ist Estepona:

Der Name Estepona stammt vom arabischen Estebbuna. Eine andere Möglichkeit ist, dass dieser Name bereits vor den Arabern und Römern existierte und eine keltische Enklave bezeichnete, die der Göttin Epona gewidmet war.
Estepona – Wikipedia

El nombre Estepona procede del árabe Estebbuna. Otra posibilidad es que este nombre sea anterior a árabes y romanos, designando un enclave celta dedicado a la diosa Epona. Posteriormente los romanos la conocerían como est (verbo ser o estar en latín) Epona.
Estepona - Wikipedia, la enciclopedia libre
Von den 49 Sprachen ist diese Angabe nur in der spanischen und deutschen Ausgabe vorhanden, zumindest, was die Sprachen anbelangt, die ich lesen kann (also die Sprachen mit lateinischer, kyrillischer und arabischer Schrift, die meisten Artikel sind allerdings auch ziemlich übersichtlich). Die beste Angabe zum Ortsname befindet sich im frz- Artikel, da muss man nämlich nicht raten, wie "Estebuna" denn wohl geschrieben wurde.

Estepona se nommait Medina Istibūna pendant la période d'Al-Andalus.
Estepona — Wikipédia

Die Angabe, dass Estepona von "Est Epona" käme, wurde am 10. Januar 2011 in den spanischen Wikipedia-Artikel von einer IP eingepflegt, da aber zeitgleich der Wikipedia-Autor Tyk an dem Artikel gearbeitet hat, zeichnet der vermutlich auch für die Pseudoetymologie verantwortlich.
Ich habe am deutschen Wikipediaartikel am 6. April 2017 eine orthographische Fehlerverbesserung vorgenommen, damals stand der Epona-Quatsch noch nicht in dem Artikel. Dieser wurde am 22. November von einem User "Freier Journalist&Redakteur" eingepflegt.
 
Bzgl. des

hast du @Sepiola in deiner Liste
Katzenbach (Nordrhein-Westfalen)
Katzenbach (Hessen)
Katzenbach bei Landstuhl (Rheinland-Pfalz)
[...]

die ganzen Katt- und Kett-Orte vergessen, wie das von https://www.geschichtsforum.de/members/leg-xvii.21169/ so geliebte Kattenvenne oder das 1979 nach Essen eingemeindete Kettwig. Bei letzterem habe ich als Kind gelernt, dass hier die Chatten Pate gestanden hätten. Vermutlich war das das erste Mal, dass ich von den Chatten hörte (bzw. las).
 
Da wurde doch tatsächlich dieser Artikel mir von Google vorgeschlagen:

Netz-Hype: Warum Männer angeblich oft ans Römische Reich denken

Ein merkwürdiger Internethype, der mir als Nicht-Tik-Tok-Benutzer bisher vollkommen unbekannt war, tut sich da auf. Aber eine Sache hat mich beim Lesen des Artikels gewundert:

Wessen Stadt von den Römern gegründet wurde (wie etwa Regensburg, wo man gerne darauf hinweist, dass die Stadt kein Regenloch ist, sondern einst "castra regina" war, also königliches Lager) – der ist meist noch etwas stolzer als jemand, der sich über keltischen Boden bewegt (sofern dieser keinen Goldschatz birgt).​

Jetzt heißt zwar castra Lager und regina Königin, aber eben nicht königliches Lager, sondern Lager Königin. Das wundert mich, weil ich einen lateinisch korrekten Genetiv vermisse wie castra reginae (Lager der Königin), und auch warum eine Königin in Römerzeiten verewigt wurde. Letztendlich hat der Name weder mit Regen im Sinne von Niederschlag zu tun noch mit einer Königin, sondern kommt vom Namen des Flusses Regen:

Der Name Castra Regina findet sich erstmals um 400 in der Notitia Dignitatum.[1] Der Name leitet sich ab vom Fluss Regen, der etwa 1 Kilometer nordöstlich entfernt vom Legionslager in die Donau mündet. Regana ist eine keltische Benennung für Gewässer oder Flussläufe.[2] Die Römer haben die keltische Bezeichnung leicht abgewandelt übernommen und nannten den Fluss Reganum und Reganus.​

Castra Regina – Wikipedia

Danach ist Regen von einem keltischen Wort für Gewässer oder Flußlauf abgeleitet. Der Artikel verweist auf eine Arbeit von Josef Hohl von 1982 zur Lokalgeschichte. Die Arbeit liegt mir nicht vor, aber gibt es denn noch weitere Quellen zu diesem keltischen Wort?
 
Der keltische Name *Reginos ist nicht in keltischer Sprache überliefert, sondern lässt sich nur aus den lateinischen Formen erschließen.

Es gibt noch mehr zu bemeckern: "Marzling, das seinen Namen dem Römer Marcellinus verdankt" gehört auch dazu. Marcellinus ist, wie Marcus, selbstverständlich ein Name römischer Herkunft. Aber nicht jeder Marcel oder Markus ist deswegen ein "Römer", auch nicht der derzeitige bayerische Ministerpräsident.

Zwar können im Frühmittelalter romanische Personennamen grundsätzlich als Indiz für Sprachtraditionen gewertet werden (Romanen würde ich dennoch nicht als "Römer" bezeichnen), gerade in Bayern muss man hier aber vorsichtig sein:
Aber im Ernst: Eine "romanische" Tradition liegt hier nicht vor. Hier wurde einer der üblichen deutschen Siedlungsnamen vergeben, nur trug der Siedlungsgründer einen romanischen Namen. Was bedeutet das? In den Breves Notitiae ist ein Brüderpaar vermerkt, der eine trug den unverkennbar romanischen Namen Dulcissimo, der andere den unverkennbar deutschen Namen Othmar. Das heißt sicher nicht, dass der eine Bruder in romanischen Traditionen aufgewachsen ist, der andere in deutschen Traditionen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es gibt noch mehr zu bemeckern: "Marzling, das seinen Namen dem Römer Marcellinus verdankt" gehört auch dazu. Marcellinus ist, wie Marcus, selbstverständlich ein Name römischer Herkunft. Aber nicht jeder Marcel oder Markus ist deswegen ein "Römer", auch nicht der derzeitige bayerische Ministerpräsident.

s. auch hier:

Marzling (Mischname), Gemeinde (Lkr. Freising), 1143-1152 Marcellingen, mit germ. -ingSuffix abgeleitet von roman. PN. Marcellus.​


https://epub.uni-regensburg.de/31392/1/Katalog der romanischen Ortsnamen in Bayern.pdf

Mit einem Erstbeleg im 12. Jahrhundert müßte man, um in die römische Antike und damit zu einem "echten" Römer (oder wenigstens einen romanisierten Barbaren) zu kommen, etwa +/- 800 Jahre unterstellen, in dem dieser Ort keine namentlichen Spuren hinterlassen hat (kann sein oder auch nicht).
 
Der Ort kann im Jahr seiner Ersterwähnung schon ein paar Jahrhunderte auf dem Buckel gehabt haben, aber eines ist ziemlich sicher: Es ist kein römischer Ortsname, sondern ausweislich der -ingen-Endung ein typisch germanischer Ortsname und demzufolge erst nach dem Ende der römischen Herrschaft gebildet worden.
 
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