Paul Valery: "Geschichte ist die Wissenschaft von dem, was nicht zwei Mal vorkommt."

Trainman

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HI Leute,

bin hier neu und kenne mich noch nicht so gut aus und hoffe das meine frage an der richtigen stelle Positioniert ist.:winke:

Kann mir Jemand sagen was Paul Valery damit ausdrücken wollte

Zitat : Geschichte ist die Wissenschaft von dem ,was nicht zweimal vorkommt.


Danke im Voraus!!!
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht das , was schon der Philosoph Heraklit meinte:" Mann kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen"
 
Kann mir Jemand sagen was Paul Valery damit ausdrücken wollte

Zitat : Geschichte ist die Wissenschaft von dem ,was nicht zweimal vorkommt.
man konnte zu keiner Zeit eine Maria Stuart zweimal köpfen - das ging nur einmal :) in diesem Sinne sind historische Ereignisse einmalig, das heißt sie wiederholen sich nicht (oder anders gesagt: an dem, was geschehen ist, können wir nachträglich nichts mehr ändern)
 
Ist dieses Zitat nicht im Grunde genommen zynisch? Geschichte macht doch nur Sinn, wenn man versucht daraus für die Zukunft zu lernen. Der Fluß mag ja nicht zweimal der derselbe sein, wenn man die Moleküle personalisiert betrachtet. Im Großen und Ganzen bleibt er aber doch lange gleich, bis sich eine relevante Veränderung ergibt, er mag also noch dergleiche sein. Dieselbe Königin kann man nur einmal köpfen, ob man in einer ähnlichen Situation eine andere Königin köpft, kann aber davon abhängen wie man das Resultat für die Gesellschaft bewertet.
 
HI Leute,

bin hier neu und kenne mich noch nicht so gut aus und hoffe das meine frage an der richtigen stelle Positioniert ist.:winke:

Kann mir Jemand sagen was Paul Valery damit ausdrücken wollte

Zitat : Geschichte ist die Wissenschaft von dem ,was nicht zweimal vorkommt.


Danke im Voraus!!!

Ich vermute er wollte damit sagen, dass die Geschichte eine einmalige Abfolge von Ereignissen ist.
Wie Dekumatland schon sagte:
Nachdem Maria Stuart geköpft war, konnte man diese Experiment nicht wiederholen. :D :pfeif:

Vergleiche das mit den Naturwissenschaften.
Diese beschäftigen sich nur mit Wiederholbarem.
Ein einmalig aufgetretenes Ereignis wird nicht anerkannt.
 
Ist dieses Zitat nicht im Grunde genommen zynisch? Geschichte macht doch nur Sinn, wenn man versucht daraus für die Zukunft zu lernen. Der Fluß mag ja nicht zweimal der derselbe sein, wenn man die Moleküle personalisiert betrachtet. Im Großen und Ganzen bleibt er aber doch lange gleich, bis sich eine relevante Veränderung ergibt, er mag also noch dergleiche sein. Dieselbe Königin kann man nur einmal köpfen, ob man in einer ähnlichen Situation eine andere Königin köpft, kann aber davon abhängen wie man das Resultat für die Gesellschaft bewertet.

ganz sicher? meinst du nicht, dass es auch sinnvoll ist, zu erforschen, wie und warum es zu speziellen Ereignissen gekommen ist? :winke:

Man kann natürlich darüber geteilter Meinung sein, ob Geschichte nur dann Sinn macht, wenn man versucht für die Zukunft daraus zu lernen. Aber hier trifft @Hans forscht durchaus den Punkt des von Valéry gemeinten. Valéry war nämlich der Auffassung, dass man aus der Geschichte nicht lernen könne. Er meinte, dass die Geschichte das gefährlichste Produkt sei, dass die Chemie des Intellekts zusammengebraut habe (L'histoire est le produit le plus dangereux que la chimie de l'intellect ait élaboré) und er meinte das nicht positiv, etwa im Sinne gefährlich für die Herrschenden oder gefährlich für die geistige Trägheit, sondern wohl eher in Richtung Zeitverschwendung. Er war der Auffassung, dass Geschichte beliebig sei: "L’histoire justifie ce que l’on veut. Elle n’enseigne rigoureusement rien, car elle contient tout, et donne des exemples de tout." ("Die Geschichte rechtfertigt, was immer man will. Sie lehrt schlechterdings nichts, denn es gibt nichts, was sich mit ihr nicht beweisen ließe.")
 
Wenn man Diktaturen betrachtet, hat Valérys Spruch schon einen Sinn: Alle Diktaturen sind früher oder später gescheitert, und obwohl Diktatoren das aus der Geschichte wissen müssten, probieren sie es immer wieder aufs Neue.
 
Wenn man Diktaturen betrachtet, hat Valérys Spruch schon einen Sinn: Alle Diktaturen sind früher oder später gescheitert, und obwohl Diktatoren das aus der Geschichte wissen müssten, probieren sie es immer wieder aufs Neue.​
Valéry war ja gerade der Meinung, dass Geschichtswissenschaft unsinnig und obsolet sei. Was du jetzt in den obigen Spruch hineinlegst, meinte er nicht. Im Gegenteil:

"L’histoire justifie ce que l’on veut. Elle n’enseigne rigoureusement rien, car elle contient tout, et donne des exemples de tout." ("Die Geschichte rechtfertigt, was immer man will. Sie lehrt schlechterdings nichts, denn es gibt nichts, was sich mit ihr nicht beweisen ließe.")​

Marx sah das anders:

"Hegel bemerkte irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen, hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce."​

Er (also Marx) kritisierte in diesem Zusammenhang allerdings, dass die Menschen sich vielleicht zu sehr an der Geschichte orientierten:

"Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen. Die Tradition aller toten Geschlechter lastet wie ein Alp auf dem Gehirne der Lebenden. Und wenn sie eben damit beschäftigt scheinen, sich und die Dinge umzuwälzen, noch nicht Dagewesenes zu schaffen, gerade in solchen Epochen revolutionärer Krise beschwören sie ängstlich die Geister der Vergangenheit zu ihrem Dienste herauf, entlehnen ihnen Namen, Schlachtparole, Kostüm, um in dieser altehrwürdigen Verkleidung und mit dieser erborgten Sprache die neue Weltgeschichtsszene aufzuführen. So maskierte sich Luther als Apostel Paulus, die Revolution von 1789–1814 drapierte sich abwechselnd als römische Republik und als römisches Kaisertum, und die Revolution von 1848 wußte nichts besseres zu tun, als hier 1789, dort die revolutionäre Überlieferung von 1793–1795 zu parodieren. So übersetzt der Anfänger, der eine neue Sprache erlernt hat, sie immer zurück in seine Muttersprache, aber den Geist der neuen Sprache hat er sich nur angeeignet, und frei in ihr zu produzieren vermag er nur, sobald er sich ohne Rückerinnerung in ihr bewegt und die ihm angestammte Sprache in ihr vergißt."​
 
und er meinte das nicht positiv, etwa im Sinne gefährlich für die Herrschenden oder gefährlich für die geistige Trägheit, sondern wohl eher in Richtung Zeitverschwendung.

Ich glaube nicht, dass es ihm da nur um die Zeitverschwendung ging. Er meinte wohl eher, dass politische Akteure, die sich an vermeintliche Lehren und Rezepte der Vergangenheit - etwa aus Richelieus oder Bismarcks Zeiten - hielten, in einer globalisierten Welt unkalkulierbare Katastrophen riskierten. Als er das 1931 schrieb, lag der erste Weltkrieg wenige Jahre zurück (und der zweite war viel näher, als man ahnte):

"Rien n’a été plus ruiné par la dernière guerre que la prétention de prévoir. Mais les connaissances historiques ne manquaient point, il me semble?"


Die Quelle des im Titel genannten Zitats konnte ich bislang nirgends aufstöbern. Stammt es überhaupt von Valéry?


Marx sah das anders:

"Hegel bemerkte irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen, hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce."​

Hegel selbst schrieb aber schon, dass die Lehre aus der Geschichte eben die sei, "daß Völker und Regierungen niemals etwas aus der Geschichte gelernt" hätten.

Im Zusammenhang:


"Man verweist Regenten, Staatsmänner, Völker vornehmlich an die Belehrung durch die Erfahrung der Geschichte. Was die Erfahrung aber und die Geschichte lehren, ist dieses, daß Völker und Regierungen niemals etwas aus der Geschichte gelernt und nach Lehren, die aus derselben zu ziehen gewesen wären, gehandelt haben. Jede Zeit hat so eigentümliche Umstände, ist ein so individueller Zustand, daß in ihm aus ihm selbst entschieden werden muß und allein entschieden werden kann. Im Gedränge der Weltbegebenheiten hilft nicht ein allgemeiner Grundsatz, nicht das Erinnern an ähnliche Verhältnisse, denn so etwas, wie eine fahle Erinnerung, hat keine Kraft gegen die Lebendigkeit und Freiheit der Gegenwart. Nichts ist in dieser Rücksicht schaler als die oft wiederkehrende Berufung auf griechische und römische Beispiele, wie diese in der Revolutionszeit bei den Franzosen so häufig vorgekommen ist. Nichts ist verschiedener als die Natur dieser Völker und die Natur unsrer Zeiten."​

 
Was du jetzt in den obigen Spruch hineinlegst, meinte er nicht.
Valéry meinte: Die Geschichte lehre nichts, und das, was ich mit den Diktaturen gesagt habe, war ein Beispiel für dieses Nichtslernen. So sehe ich das, aber wenn du das anders siehst, dann ist es so – und das Ganze nicht weiter wichtig.

Wahr ist aber, dass die Geschichte unterschiedlich gesehen wird - je nach Historiker (mit seinem Hintergrund bzw. seiner eigenen Historie).
 
Valéry meinte: Die Geschichte lehre nichts, und das, was ich mit den Diktaturen gesagt habe, war ein Beispiel für dieses Nichtslernen.
Das sind zwei unterschiedliche Aussagen.
Die eine sagt, Geschichte eignet sich nicht, etwas aus ihr zu lernen. Die andere besagt, dass es eine Verweigerungshaltung gebe, etwas aus der Geschichte zu lernen, obwohl das Angebot dies zu tun, ja bestünde.
 
Ich vermute, dass das Zitat aus seiner Rede anlässlich einer Preisverleihung am 13. Juli 1932 gemeint ist:
C’est là, pour moi, la plus certaine et la plus importante leçon de l’Histoire, car l’Histoire est la science des choses qui ne se répètent pas.


In dieser Rede spricht er sich mMn nicht gegen Lehren aus der Geschichte für die Gegenwart aus, nur gegen die daraus resultierenden Prophezeiungen für die Zukunft. Er ermahnt zum Schluss die Zuhörerschaft sogar aus der Geschichte zu lernen:
Voici enfin mon dernier mot : l’Histoire, je le crains, ne nous permet guère de prévoir ; mais associée à l’indépendance de l’esprit, elle peut nous aider à mieux voir. Regardez bien le monde actuel, et regardez la France. Sa situation est singulière : elle est assez forte et elle est considérée sans grande amitié. Il importe qu’elle ne compte que sur elle-même. C’est ici que l’Histoire intervient pour nous apprendre que nos querelles intestines nous ont toujours été fatales. Quand la France se sent unie, il n’y a pas à entreprendre contre elle.
 
Die Geschichte auf "Lehren" einzudampfen und induktiv auf die Zukunft zu schließen ist, was Popper das "Elend des Historizismus" nannte. Sehr natürlich, sehr reizvoll, ich betreibe im Ukraine-Faden letztlich nichts anderes … trotzdem habe ich Zweifel. Man kann mitunter wohl erahnen, wohin die Reise geht, und mit umso höherer Eintrittswahrscheinlichkeit, desto kürzer die Reise ist … trotzdem. Wiederholt sich Geschichte?

Warum glauben Menschen, dass sich die Geschichte wiederhole? Mögliche Antworten:
  1. Sie wiederholt sich tatsächlich.
  2. Sie scheint sich zu wiederholen, weil die Geschichtsschreiber ihre Erfahrungen und ihren Wahrnehmungshorizont auf Vergangenes projizieren
  3. Sie scheint sich zu wiederholen, weil die menschlichen Akteure, die geschichtsträchtige Handlungen vornehmen, letztlich immer aus dem gleichen begrenzten Vorrat an Handlungsmotiven schöpfen
  4. Sie scheint sich zu wiederholen, weil die menschlichen Akteure, die geschichtsträchtige Handlungen vornehmen, in dem Glauben, dass sich die Geschichte wiederhole, an den vermeintlichen Handlungsempfehlungen der Vergangenheit orientieren
  5. Evolutionspsychologisch bedingter Pattern Recognition Bias: Der Mensch ist letzten Endes nur ein verletzlicher Primat und versucht, Gefahren für sich und seinen Nachwuchs frühzeitig zu erkennen; demnach wären die vermeintlichen Parallelen, die der Mensch in der Geschichte seiner Art entdeckt, nichts anderes als das Rascheln, das der Urmensch mit der Erkenntnis verknüpfte, dass sich im Unterholz ein Säbelzahntiger versteckt halten könnte
1) können wir getrost ausschließen. "Geschichte" ist entweder eine Abfolge tatsächlicher Ereignisse oder deren Deutung durch den Menschen. Die Geschichte im ersteren Sinne kann sich genauso wenig wiederholen, wie man zweimal in denselben Fluss steigen kann.

Mir scheint, dass ich eher Valéry als Hegel Recht geben möchte.

Kann man trotzdem aus der Geschichte lernen?
 
Kann man trotzdem aus der Geschichte lernen?
Zumindest haben die Väter und Mütter des Grundgesetzes es versucht. Und die - man möge mir den Ausflug in die Tagespolitik verzeihen - die derzeitigen Anpassungen des Gesetzes zum BVG, welche dieses immuner gegen politische Einflussnahme machen sollen, sind ja auch eine Lehre, welche aus den Ereignissen der letzten Jahre in Polen, Ungarn und den USA gezogen hat, wo man gesehen hat und noch sieht, wie leicht die dortigen Verfassungsorgane auszuschalten, zu blockieren oder durch Besetzung durch opportune Richter über Jahre politisch lenkbar sind.

Das Problem - aus der Geschichte lernen - ist halt ein Problem, dass im Alltag vermutlich jede Mutter und jeden Vater schon mal zur Verzweiflung gebracht hat, wenn deren Kinder einfach nicht auf sie hören wollen: Diese müssen eben selbst die - oft schmerzhafte - Erfahrung machen, bevor sie auf ihre Eltern hören.
Das, was im familiären Bereich normal ist, ist im gesellschaftlichen Bereich mitunter tragisch.
 
Das mag sich jetzt wie Wortklauberei anhören, aber ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich vergleichbar ist.

Lernen durch Schmerz, bzw. Lernen durch Erfahrung, beruht auf der Reproduzierbarkeit des lehrreichen Erlebnisses. Das Kind, das sich einmal an der heißen Herdplatte die Hand verbrannt hat, wird (idealerweise) nie wieder den heißen Herd anlangen, weil das Erlebnis reproduzierbar ist: Herdplatte heiß, Hand aua. Auf die Geschichte der Menschheit, oder selbst einer Nation oder Region, kann man dieses Prinzip aber nicht übertragen. In historischen Maßstäben gibt es unendlich viele heiße Oberflächen, aber nur eine Herdplatte.

Momentan fällt mir kein Beispiel dafür ein, wo jemand die Forderung aufgestellt hätte, aus der Vergangenheit zu lernen, und nicht erhebliche Unterschiede zwischen der gegenwärtigen und der vergangenen Situation ignoriert hätte.

Wenn bspw. jemand behauptet, die geostrategische Lage heute sei wie 1914, oder die Lage der Demokratie sei wie 1933, dann trifft das allenfalls in fast bis zur Bedeutungslosigkeit verallgemeinerten Maßstäben zu (die geostrategische Lage ist brisant, die Demokratie unter Druck). Näher betrachtet, finden sich höchstens Ähnlichkeiten, aber so gut wie keine Gemeinsamkeiten.
 
Kann man trotzdem aus der Geschichte lernen?
Das Problem dürfte doch weniger darin bestehen, dass sich aus der Geschichte theoretisch Lehren ableiten lassen könnten, als viel mehr in der präzisen Erfassung der Geschichte.

Geschichte basiert ja letztendlich auf dem Zusammentragen von Fragmenten an Informationen, die in jüngeren Epochen dichter sein mögen, als in älteren, aber weit von Vollständigkeit entfernt sind.

Notwendigerweise muss also jede aus der Geschichte gezogene Lehre früher oder später fehlgehen, weil die Informationsbasis aus der heraus man diese Lehre gezogen hat gezwungenermaßen unvollständig ist und sich deswegen Abweichungen in der Bewertung oder beim Schließen von Analogien ergeben, die mitunter jenseits unserer Wahrnehungsmöglichkeiten sind.

Schon dass verhindert, dass man aus der Geschichte lernen kann, wenn man unter Lernen das Herausbilden von quasigesetzlichen Mechanismen oder Regeln verstehen möchte.

Aber natürlich kann es dabei helfen Wahrscheinlichkeiten von Entwicklungen in der näheren Zukunft einigermaßen einzuordnen und ich denke, dass das durchaus ein Wert ist.
 
Fortschritt, in technologischer und wissenschaftlicher Hinsicht basiert ja darauf, auf dem was unsere Vorgänger erreicht haben aufzubauen, insofern findet ein Lernprozess ja auf jeden Fall statt. Würden wir vergessen und verlieren was wir gelernt haben müssten wir den gleichen Prozess erneut durchgehen.
„Wer die Geschichte nicht erinnert, ist verurteilt, sie neu zu durchleben“ (Zitat des spanischen Philosophen George Santayana am Eingang des Blocks 4 im KZ Auschwitz)

Ich denke eines der schwierigsten Dinge für den Menschen ist es die negativen Dinge zu akzeptieren und genauso zu schätzen wie die positiven. Das ist sehr wichtig, denn das Leben steht dem indifferent gegenüber was wir für gut und richtig halten, wir können unser Leben auf der Erde auch gewaltsam beenden und nichts wird uns aufhalten, denn es sind bloß wir die unser Leben für gut halten.

Ob wir aus der Geschichte lernen wollen, oder ob uns die Konsequenz, der Preis den es zu zahlen gäbe, zu sehr missfällt, sodass wir lieber den bequemeren Weg gehen steht der idealen Logik zu verstehen, dass es wohl besser wäre, gegenüber.
In der Geisteswissenschaft, in unseren Gedanken können die Dinge perfekt und ideal sein, im echten Leben kann man so einen Idealzustand nur annähern und alles unterliegt der Witterung, ein sehr gutes System wird langsam verfallen und Fehler ansetzen.
Warum wollen wir aus der Geschichte überhaupt lernen? Ein Streben nach einem Idealzustand, "eine bessere Welt", dabei wird dieses Ideal sobald es erreicht ist ebenso wieder Schatten werfen und es jene geben die damit nicht zufrieden sein können. Das Streben nach einer besseren Welt wird also niemals befriedigt werden können wenn man es in einer Ferne, räumlich oder zeitlich sucht.

"Die Zukunft ist ein Konzept, sie existiert nicht. So etwas wie das Morgen gibt es nicht wirklich. Das kann es niemals geben, denn Zeit geschieht immer nur Jetzt." ~ Alan Watts

Noch mehr liegt der Fehler darin, eine Welt ohne Schlechtes, einen paradisischen Zustand, anzustreben, denn Schlechtes ist eine subjektive menschliche Wahrnehmung und liegt nicht in der Welt, wenn der Mensch nun unter dieser Auffassung die Umwelt, darunter besonders andere Menschen, seinen Willen aufzwingt bringt er Schlechtes aus seiner Wahrnehmung erst in die Welt anderer.
Jeder will das Gute, das Beste sogar, für sich selbst zumindest, diese Spaltung bedeutet allerdings, dass es etwas Schlechtes geben muss, das sich als das Gegenteil definiert, dieses Streben kann in Hass umschlagen wenn dann "alles was Schlecht ist" ausgemerzt werden muss.

"Nicht Waffen töten Menschen, sondern Menschen töten Menschen", die Technologie ist also nur oberflächlich, viel ursächlicher und deshalb bedeutender sind die grundlegendsten und einfachsten Fragen der Menschheit, der Fortschritt und was wir an Erfahrung und auch geistiger Entwicklung zugewinnen baut also nur auf das Fundament der Geschichte auf und kann es nicht ersetzen.

... und den USA gezogen hat, wo man gesehen hat und noch sieht, wie leicht die dortigen Verfassungsorgane auszuschalten, zu blockieren oder durch Besetzung durch opportune Richter über Jahre politisch lenkbar sind.
Friedrich Engels - Vorwort zu Karl Marx Der Bürgerkrieg in Frankreich schrieb:
Nirgends bilden die „Politiker“ eine abgesondertere und mächtigere Abteilung der Nation als grade in Nordamerika. Hier wird jede der beiden großen Parteien, denen die Herrschaft abwechselnd zufällt, selbst wieder regiert von Leuten, die aus der Politik ein Geschäft machen, die auf Sitze in den gesetzgebenden Versammlungen des Bundes wie der Einzelstaaten spekulieren oder die von der Agitation für ihre Partei leben und nach deren Sieg durch Stellen belohnt werden. Es ist bekannt, wie die Amerikaner seit 30 Jahren versuchen, dies unerträglich gewordne Joch abzuschütteln, und wie sie trotz alledem immer tiefer in diesen Sumpf der Korruption hineinsinken. Gerade in Amerika können wir am besten sehn, wie diese Verselbständigung der Staatsmacht gegenüber der Gesellschaft, zu deren bloßem Werkzeug sie ursprünglich bestimmt war, vor sich geht. Hier existiert keine Dynastie, kein Adel, kein stehendes Heer, außer den paar Mann zur Bewachung der Indianer, keine Bürokratie mit fester Anstellung oder Pensionsberechtigung. Und dennoch haben wir hier zwei große Banden von politischen Spekulanten, die abwechselnd die Staatsmacht in Besitz nehmen und mit den korruptesten Mitteln und zu den korruptesten Zwecken ausbeuten – und die Nation ist ohnmächtig gegen diese angeblich in ihrem Dienst stehenden, in Wirklichkeit aber sie beherrschenden und plündernden zwei großen Kartelle von Politikern.

...das einzige das sich daran seither geändert hat, ist, dass dort nun nicht bloß "ein paar Soldaten" sind sondern der größte Militärapparat der Welt... ohne, dass sie irgendwelche Indianer bewachen.
Was das auch heißt, dass das Problem noch nie überwunden wurde, es erst einmal geschafft werden muss ehe man es als einen Fehler der Vergangenheit bezeichnen kann, aus dem man lernen könnte.
 
Zuletzt bearbeitet:
In der Geisteswissenschaft, in unseren Gedanken können die Dinge perfekt und ideal sein
Du verwechselst Geisteswissenschaft mit absolut unwissenschaftlichen ideologischen Vorstellungen.

Warum wollen wir aus der Geschichte überhaupt lernen?
Die Antwort lautet sinnvollerweise zunächst "Katastrophenprävention".

Ein Streben nach einem Idealzustand, "eine bessere Welt"
..... ist was für Esoteriker, die offensichtlich zu viel Zeit haben. Den meisten Menschen die den Anspruch erheben etwas aus der Geschichte lernen zu wollen, dürfte es völlig ausreichen, wenn die daraus gewonnenen Erkenntnisse ausreichen um den einen oder anderen Fehler mit dramatischen Konsequenzen zu vermeiden.

"Nicht Waffen töten Menschen, sondern Menschen töten Menschen", die Technologie ist also nur oberflächlich, viel ursächlicher und deshalb bedeutender sind die grundlegendsten und einfachsten Fragen der Menschheit, der Fortschritt und was wir an Erfahrung und auch geistiger Entwicklung zugewinnen baut also nur auf das Fundament der Geschichte auf und kann es nicht ersetzen.
Für jemanden, der weiter unten Marx/Engels zu Kronzeugen für was auch immer bemühen möchte, scheinst du von Marx/Engels erstaunlich wenig verstanden zu haben.
Wer sich auf den Boden der marxistischen Argumentation stellen möchte, kann das in diesem Sinne nur tun, wenn er die potistion der marx'schen Materialistischen Geschichtsauffassung einnimmt.
Und von der aus betrachtet, ist die technologische und wirtschaftliche Entwicklung die Triebfeder sozialer Veränderungen nicht umgekehrt.

...das einzige das sich daran seither geändert hat, ist, dass dort nun nicht bloß "ein paar Soldaten" sind sondern der größte Militärapparat der Welt... ohne, dass sie irgendwelche Indianer bewachen.
An dieser Stelle seist du freundlich auf dem Begriff "Quellenkritik" hingewiesen und dir sei anempfohlen, dich in die Geschichte der USA und die des ausgehenden 19. Jahrhunderts mal einzulesen.
Das hilft dagegen zu derartig unhaltbaren Befunden in der Beurteilung zu kommen.
 
Mir scheint, dass ich eher Valéry als Hegel Recht geben möchte.

Worin denn?
Hegel schreibt doch im Prinzip dasselbe wie Valéry: "Jede Zeit hat so eigentümliche Umstände, ist ein so individueller Zustand, daß in ihm aus ihm selbst entschieden werden muß und allein entschieden werden kann."

Oder meinst Du das Pseudo-Hegel-Zitat ("... daß alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen.")? Das hat Hegel so nie geschrieben.
 
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