Paulus' Misserfolg in Athen

Das Christentum hat sich im hellenistischen Osten des Reiches innerhalb von 1-2 Generationen recht stark verbreitet, in Palästina selbst blieb es eine kleine Splittergruppe

Gibt es da eigentlich Hinweise ich könnte mir durchaus vorstellent das nicht wenige Juden übergetreten sind zum Chrirstentum. Weis man etwas von der Stärke der Jerusalemer Gemeinde???
 
Gibt es da eigentlich Hinweise ich könnte mir durchaus vorstellent das nicht wenige Juden übergetreten sind zum Chrirstentum. Weis man etwas von der Stärke der Jerusalemer Gemeinde???

Die Jerusalemer Gemeinde unter ihrem Leiter Jakobus stand dem Christentum des Paulus eher kritisch gegenüber und folgte mehr althergebrachtem jüdischem Glauben. Sollte es eine paulinische Splittergruppe gegeben haben, war mit dem Krieg 70 n.Chr. und der Zerstörung Jerusalems auch deren Ende gegeben.

Wikipedia: "Die innere Stadt und der Tempel hielten bis Anfang August der Belagerung stand. Nachdem die Soldaten den äußeren Hof des Tempels erreicht hatten, brannten sie das Bauwerk nieder und töteten alle, die nicht schon vorher aus Nahrungsmangel oder durch Selbstmord gestorben waren.

„Da stürzten sich die einen freiwillig in die Schwerter der Römer, die andern erschlugen sich gegenseitig, andere brachten sich selbst um, wieder andere sprangen in die Flammen. Und es schien für alle nicht so sehr Verderben, sondern eher Sieg und Heil und Gnade zu bedeuten, mit dem Tempel zusammen unterzugehen.“
– Cassius Dio: Römische Geschichte 65, 6, 3

Am 7. September 70 war die Stadt vollkommen in römischer Hand. Nach Flavius Josephus kamen bei der Eroberung ca. 1,1 Millionen Menschen ums Leben, der größte Teil von ihnen waren Juden."
 
Gibt es da eigentlich Hinweise ich könnte mir durchaus vorstellent das nicht wenige Juden übergetreten sind zum Chrirstentum. Weis man etwas von der Stärke der Jerusalemer Gemeinde???

Genaues weiß man nicht, das Einwohnermeldeamt haben die Römer leider :cry:aus Versehen zerstört.

Es gab wohl so viele Anhänger, dass sich schon kurz nach Jesu Exekution eine Jerusalemer Gemeinde formierte, und dort findet auch die erste "Christenverfolgung" und das erste Martyrium statt, die Steinigung von Stephanus, ( ApG 6- 7) und die Verfolgung seiner Anhänger. Überhaupt ist Jerusalem ein häufiger Schauplatz in der ApG. Petrus tut allerlei Wunder in der Gegend, Philippus tauft einen äthiopischen Eunuchen und Hofbeamten auf der Straße von Jerusalem nach Gaza (ApG 8), Petrus rechtfertigt sich dort, dass er auch Heiden missioniert hat (ApG 11)und Jerusalem ist auch der Ort, wo das "Apostelkonzil" (48 n. Chr.) stattfindet, wo sich Jesu Schüler über Fragen der Heidenmission einigen und von diesen nicht mehr die Einhaltung von koscheren Speisevorschriften verlangen (ApG 15-16).

Da das anscheinend von Jesus keineswegs als selbstverständlich vorausgesetzt wurde, ist anzunehmen, dass er als Adressaten für seine Botschaft Juden im Sinn hatte. Jesus und die Apostel waren Juden, auch wenn rituelle Reinheitsvorschriften Jesus wohl nicht so wichtig waren und er theologische Vorschriften nicht mit dogmatischer Strenge vertrat. Krankenheilungen an Feiertagen widersprachen aber nicht pharisäischen Traditionen. Die Jerusalemer Gemeinde wurde von Petrus und Jakobus, Sohn des Zebedäus geleitet wurde, nach Petrus Flucht aus dem Gefängnis übernahm Jakobus der Bruder Jesu die Leitung, bis er von Herodes Agrippa I. exekutiert wurde. Die Exekution eines Jakobus wird auch von Flavius Joseph berichtet.

Jesus predigte in Aramäisch und sein Wirken beschränkte sich mit Abstechern nach Syrophönikien und abschließender Passion in Jerusalem im Wesentlichen auf Galiläa. Die ersten Christen waren Juden, die Lehre Jesu stieß aber wohl bei Diasporajuden wie Stephanos auf Interesse, die außerhalb Palästinas aufgewachsen waren, die Palästina zu hohen Feierlichkeiten wie Pessach besuchten oder wie Paulus und Stephanus bei Rabbinern wie Gamaliel studierten (ApG 5-6), die aber wie Paulus und seine Mitarbeiter Silas und Barnabas mit Griechisch aufgewachsen waren und mit dem Gedankengut des hellenistischen Ostens vertraut waren.

Wie zahlenmäßig groß "viele" oder "eine Große Zahl" oder eine "ungeheure Menge" ist, wie Tacitus in seiner Beschreibung der neronischen Christenverfolgung schreibt, wissen wir nicht, die Evangelisten wussten es anscheinend auch nicht.

Durch das gut ausgebaute Straßennetz und Missionsreisen konnte sich das frühe Christentum ausbreiten. In den hellenistischen Zentren des Diasporajudentums fanden sich anscheinend günstige Voraussetzungen für die Verbreitung. Die Vorstellung des Messias war den Diasporajuden geläufig, und die Akzeptanz, Jesus als diesen zu akzeptieren war dort höher.

Messianische Bewegungen und Kandidaten gab es in Judäa viele, schon Herodes der Große war gegen sie vorgegangen. Eine klare Stellungnahme gegenüber der "Besatzungsmacht" Rom oder der Dynastie des Herodes ließen Jesus und seine Anhänger vermissen. Das Ende des Gründers am Kreuz war wenig rühmlich, es hatte etliche gegeben, die wie Johannes der Täufer ein ähnliches Ende gefunden hatten. Die Legitimation als Messias und Nachkomme Davids musste recht dubios erscheinen und theologisch waren Trinität, Gottessohnschaft und Jungfrauengeburt Jesu kaum noch mit dem mosaischen Glauben zu vereinbaren. Von letzterer wusste Paulus anscheinend noch nichts. Wenn man den Evangelien Glauben schenken will, hatte Jesus eine Nähe zu "Kolloborateuren" wie Zöllnern und "Sündern" gezeigt, die recht dubios war. Innerhalb der Strömungen der Sadduzäer, Pharisäer und Zeloten ließ sich das frühe Christentum schwer einordnen.
 
Welche Publikation von Zuntz ist gemeint?

Habe nachgesehen. Woher genau der Text stammt, kann ich nicht sagen. Es ist ein einfacher, pädagogischer Text. Wir brauchten -damals, als die Welt noch jung war- einen weiteren Mitschüler, damit ein Griechischkurs zustande kam, und bekamen von dem fraglichen Lehrer drei Kopien als 'Wahlwerbung'. Zuntz als Autor ist handschriftlich vermerkt, die genaue Angabe fehlt. Da der Kurs nachmittags hätte stattfinden müssen, hatten wir keinen Erfolg. Die Bemerkung war keine Ironie. Pädagogische Texte sind ja oft arg vereinfacht. Daher sehe ich auch weitere Nachforschungen nicht als sinnvoll an.
 
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@ Gangflow: Eusebius, Kirchengeschichte, 3, 5, berichtet, dass "die Kirchengemeinde in Jerusalem in einer Offenbarung, die ihren Führern zuteil geworden war, die Weissagung erhalten hatte, noch vor dem Krieg die Stadt zu verlassen und sich in einer Stadt Peräas, namens Pelle, niederzulassen, und [...] sodann die Christgläubigen von Jerusalem weggezogen waren."

Eusebius erblickt hierin und in der Versammlung der Rabbiner zu Jamnia die (Haupt)Ursache der Trennung von Juden- und Christentum. Es kann sein, dass er, wie in der Antike üblich, Entwicklungen an Ereignisse zu binden sucht, die in der fraglichen Zeit stattfanden und somit zwar in der Entwicklung standen, aber nicht ursächlich oder begründend waren. Die Geltung späterer christlicher Schriften als häretisch kann die Versammlung mangels hellseherischer Fähigkeiten nicht vorausgesehen haben, um ein Beispiel zu nennen. Als Stationen auf dem Weg werden wir die Ereignisse aber wohl verstehen müssen. Denn sie standen ja, ob man will oder nicht, in ihrer Zeit und der Entwicklung.

Jedenfalls sollen die Christen nach dem Krieg nach Jerusalem zurückgekehrt sein und die Jerusalemer Gemeinde wurde nicht vernichtet.

Und da es um Paulus geht, sei hier darauf hingewiesen, dass sein Evangelium in Jerusalem überprüft wurde und wegen der Schilderung dieses Ereignisses erhalten blieb, auch wenn Theologen das bestreiten. Ich habe schon bei so einigen von ihnen für offene Münder gesorgt, wenn sie mir nicht glauben wollten. :devil: Ich mag es nämlich nicht, wenn unredlich argumentiert wird. Daraus, dass Paulus keine Lebensbeschreibung Jesus verfasste, wurde nämlich durch die Doppelbedeutung von Evangelium, dass die Lehre des Paulus nicht direkt bezeugt ist, was oft selbst von Theologen nachgeplappert wird. Wir können über das Verhältnis der Textstellen zu Paulus streiten, aber sie sind als die Version des Paulus von der Frohen Botschaft formuliert.

Und damit haben wir eben auch eine Grundlage zu Vermutungen über den Inhalt seiner Missionsreden.
 
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Jakobus war der anerkannte und auch historisch greifbare Führer und Leiter der Jerusalemer Gemeinde. Er war der Bruder des Jesus. Jenes Jesus, dessen Geschichte von hinten erzählt, immer dazu führt, daß er historisch nicht greifbar scheint. Jesus war kein Christ (Julius Wellhausen). Nur Paulus wurden die entsprechenden Attribute exklusiv durch eine himmlische Erleuchtung mitgeteilt. Von Jesus selbst haben wir nichts Schriftliches. Von seinem Bruder Jakobus schon. Und da zeigt er sich - für gelernte Christen erstaunlich - in vielem gegensätzlich zu seinem Bruder. Er gehörte auch nicht zu den zwölf Aposteln. Wir erfahren aber dann, daß er trotz dieser seiner doch ganz strengen jüdischen Auffassung und Lebensweise wie selbstverständlich der Leiter der Jerusalemer Gemeinde ist. Erstaunlich ist auch, daß er sehr, sehr „sparsam“ in Erscheinung tritt in der Geschichte der Apostel. Da erhält ein Stephanus mit einer seitenlangen Rede eine sehr viel größere Bühne vor seiner Steinigung. Er war Mitglied einer siebenköpfigen Kommission zur Untersuchung der Armut von Witwen und Waisen in der Gemeinde. Diese eindrückliche Präsentation des Stephanus, der eigentlich vorher nie in Erscheinung getreten war, gibt aber eben jenem Saulus/Paulus Gelegenheit seine Karriere unrühmlich zu starten.

Die Geschichte der Jerusalemer Gemeinde und ihre religiösen Grundsätze könnten sicher auch einmal ganz anders erzählt werden.
 
Soweit mir bekannt, gab es in der Jerusalemer Gemeinde verschiedene Parteien, was die Apostelgeschichte nur notdürftig verdeckt. Jakobus, 'der Bruder des Herrn' setzte sich als Leiter durch, was aber nicht bedeutet, dass die anderen Richtungen verschwanden. Eine weitere 'Macht' waren die Apostel und die Hellenisten. Genau genommen, muss man wohl sogar von 2 Jerusalemer Gemeinden sprechen, da Juden und Hellenisten unterschiedliche Sprachen nutzten und Konflikte ausdrücklich erwähnt sind. Die Auffassung, dass man sich zusammenraufen, muss daher nicht unbedingt historisch sein. Die 'radikaleren' Anhänger Jesu waren ja laut einigen Autoren einfach verdrängt worden. Und über Heidenchristen haben wir da noch nicht einmal gesprochen. Das macht jetzt schon, ohne die Literatur genauer zu wälzen 4 unterschiedliche Gruppen. Im Heiligen Land müssen wohl auch die Christen Galiläa und Samarias gesondert betrachtet werden. Paulus reiste nun nach Jerusalem, wo er sich sein Evangelium, sein Glaubensbekenntnis bestätigen und seine Autorität anerkennen ließ - von den Aposteln.

Das wäre genauer zu untersuchen, zeigt aber zumindest, dass er durchaus Beziehungen nach Jerusalem hatte und dort Position bezog.

Es ging übrigens nicht um eine Untersuchungskommission, sondern um eine Verteilungskommission. Und Jakobus dem Brude erringt erst 42 nach dem Tod des Jakobus und der Flucht des Petrus eine Führungsposition. Allerdings spricht Paulus von Petrus, Jakobus und Johannes als den 3 Säulen der Kirche. Und noch beim Apostelkonzil um 48 war Petrus Meinung ausschlaggebend. So klar ist die 'Führerschaft' da also nicht. Oft wird natürlich von einem Ältestenrat mit Vorsteher nach jüdischem Vorbild gesprochen, was ja auch zu erwarten ist. Doch scheint die jeweilige 'politische' Konstellation bestimmender gewesen zu sein. Jakobus war zur Zeit des jüdischen Kriegs auch schon tot.

Zudem verstehe ich nicht, was Dein Post mit Petrus in Athen zu tun haben soll.
 
Meinst Du damit den Jakobus-Brief?

Die Frage könnte man auch besonders betonen: Meinst Du damit den Jakobus-Brief?
Damit wären wir bei einer damals weit verbreiteten Angewohnheit, die eigene Meinung unter dem Pseudonym eines „Größeren“ zu veröffentlichen. Was einer höheren Glaubwürdigkeit und Verbreitung nicht schaden konnte. So gibt es auch von Jakobus vielfältige Schriften. Ein wunderbares Gebiet für Wissenschaftler. Davon sind auch die Schriften des Paulus betroffen. Je nach Sichtweise stammen bis zu sieben oder auch keiner seiner Briefe von diesem Paulus.

Der Respekt vor Jesus muß allerdings sehr groß gewesen sein, denn unter seinem Pseudonym zu veröffentlichen, hat dann doch keiner gewagt. Ihm Zitate in den Mund zu legen, war aber eine gute Möglichkeit.
 
@ Gangflow: Wenn alles gut bezweifeln ist, sind keine Aussagen zu treffen. Aber Du musst schon unredliche Argumente aussortieren. Wenn z.B. gesagt wird, Paulus habe nur schlechtes griechisch gesprochen, ist das nicht zu beweisen und angesichts der Herkunft aus Tarsus durchaus unwahrscheinlich. Wenn Lehren des 2. Jahrhunderts als Gegenbeispiel gebracht werden, ist deren Ursprung im 1. Jahrhundert zu prüfen. Das witzigste Argument in der Hinsicht, auf dass ich bisher stieß, war die Behauptung, dass es für die Jerusalemer 'Ur'-Gemeinde belegte Organisationsformen im 1. Jahrhundert nicht habe geben können, obwohl sie von älteren Organisationsformen abgeleitet sind. Soviel dreiste Lüge und Verächtlichmachung wie im 20. Jahrhundert bei diesem Thema dürfte es in der Wissenschaft der 1000 vorhergehenden Jahre nicht gegeben haben. Und die oft gezeigte Selbstsicherheit ist oft nur Selbsttäuschung: Petrus, der arme Fischer: Früher ging man wie selbstverständlich davon aus, er sei Sohn eines reichen Fischereiunternehmers. Beides ist nicht zu belegen. Und aus ein- bis zweimaliger Erwähnung von Personen werden ganze Romane gesponnen, die dann als Wissenschaft ausgegeben werden. Der Unterschied zu den Legenden früherer Zeiten liegt darin, dass die Legenden das transportieren sollten, was -jenseits der Beobachtung- wahr sein sollte und oft keine bewußten Fälschungen waren, sondern auf Ausschreiben der Geschichte zurückgehen. Darauf kann sich heute niemand mehr berufen.

Ich schreibe das so ausführlich, um zu erklären, warum ich pauschale Argumente und Verweise auf die Literatur in dem Zusammenhang nicht akzeptieren kann.

@ Sepiola: Toni fragte nur nach der Stärke der Gemeinde, nicht nach Richtungsstreitigkeiten, Organisation und ähnliches.
 
Die Frage könnte man auch besonders betonen:

Man könnte sie auch beantworten. Dazu sind Fragen in der Regel da.

Wenn Du den Jakobusbrief (mir ist nur der eine bekannt) für pseudepigraphisch hältst, ist die Aussage, von Jakobus hätten wir "etwas Schriftliches" unsinnig.

Mir ist allerdings auch nicht klar, ob Du hier Diskussionsbeiträge liefern oder nur Unsinn verstreuen willst.
Einiges spricht für letzteres, z. B.
Je nach Sichtweise stammen bis zu sieben oder auch keiner seiner Briefe von diesem Paulus.
 
Wenn der Satz:

Je nach Sichtweise stammen bis zu sieben oder auch keiner seiner Briefe von diesem Paulus.

Unsinn ist, will ich dir hiermit den Glauben an die Echtheit aller Briefe nicht nehmen. Allerdings kann ich kaum glauben, daß die vielen Untersuchungen zu den Paulusbriefen dir entgangen sein sollten. - Also was soll diese "Anmache"?

Es gibt übrigens in der Gnosis einige Offenbarungsschriften unter dem Pseudonym Jakobus. Auch in Nag Hammadi wurde einiges gefunden.
 
Wenn der Satz:

Je nach Sichtweise stammen bis zu sieben oder auch keiner seiner Briefe von diesem Paulus.

Unsinn ist, will ich dir hiermit den Glauben an die Echtheit aller Briefe nicht nehmen. Allerdings kann ich kaum glauben, daß die vielen Untersuchungen zu den Paulusbriefen dir entgangen sein sollten. - Also was soll diese "Anmache"?
Wo liest Du etwas über den "Glauben an die Echtheit aller Briefe"?

Wir können uns gern an geeigneter Stelle über die vielen Untersuchungen zu den Paulusbriefen mal ernsthaft unterhalten. Dann aber bitte ohne Deterings "gefälschten Paulus" und ähnlich dummes Zeug.



Es gibt übrigens in der Gnosis einige Offenbarungsschriften unter dem Pseudonym Jakobus. Auch in Nag Hammadi wurde einiges gefunden.
Von Jakobusevangelium usw. war hier nicht die Rede.

Mir ist nur ein Jakobusbrief bekannt. Kennst Du weitere? Dann teile doch bitte Dein Wissen mit. Solange Du inhaltlich nichts lieferst, ist Dein Lamentieren über angebliche "Anmache" ziemlich daneben.
 
sepiola schrieb:
Es gibt übrigens in der Gnosis einige Offenbarungsschriften unter dem Pseudonym Jakobus. Auch in Nag Hammadi wurde einiges gefunden.
Von Jakobusevangelium usw. war hier nicht die Rede.
Mir ist nur ein Jakobusbrief bekannt. Kennst Du weitere? Dann teile doch bitte Dein Wissen mit. Solange Du inhaltlich nichts lieferst, ...

Was es "übrigens" so alles gibt.:rofl:

Vermutlich kommt da auch nichts mehr, wenn da nun schon schon mit Nag Hammadi und Gnosis bzgl. des Namens herumgestochert wird. Google liefert eben keine Tiefe.

@gangflow: sehr lohnenswert wäre bei historischem Interesse, sich einmal die entsprechenden Einführungsseiten in der Literatur anzusehen, statt namedropping zu betreiben.

Die BECNT James bietet eine breite, informative Einführung zum historischen Hintergrund. Der oben schon zitierte Tabernee bringt Dir auch den Stand zu Jerusalem.
 
Ich setze ad hoc die historische Existenz des Paulus uneingeschränkt voraus. Die Frage der Historizität von Apg 17,16-34 ist dennoch zu stellen.

Das Problem beginnt mit der in 17,17 erwähnten "Synagoge" in Athen, für welche es, wie überhaupt für die lokale Präsenz von Juden, für das 1. Jh. CE meines Wissens keinen außerchristlichen Beleg gibt. Eine Synagoge ist für Athen archäologisch erst für das 2. Jh. belegt.

Ganz allgemein hielten schon im 19. Jahrhundert die Vertreter der Tübinger Schule die Athen-Episode für unhistorisch. 1946 schloss sich ihnen der bedeutende Bibelforscher Martin Dibelius – wie schon vorher Albert Schweitzer (1930) - mit seiner Studie über die Apg in diesem Punkt an. Für ihn ist die Episode nicht historisch, sondern eine symbolische Charakterisierung christlicher Theologie im Umfeld der griechischen Kultur.

Dieses Verdikt wurde in den folgenden Jahrzehnten von vielen Exegeten (z.B. H. Conzelmann, E. Haenchen, J. Roloff, G. Schneider, A. Weiser) übernommen. Sinn und Zweck der Fiktion, so der Tenor ihrer Argumentation, sei es gewesen, Paulus mit der Elite der hellenistischen Philosophie zu konfrontieren und die Überlegenheit der christlichen Theologie über die hellenistische zu illustrieren. So sei ein (virtuelles) Exempel für die Konfrontation der christlichen Lehre mit hellenistischer Philosophie statuiert worden, wie sie im realen Leben ständig und überall geschah. Laut Conzelmann (´Die Rede des Paulus auf dem Areopag´) ist die Paulus-Rede eine Erfindung des Lukas, die mit dem wirklichen Gedankengut des Paulus gar nichts zu tun hat. Damit bestätigt er Dibelius´ Auffassung, dass es in einer Interpretation der Episode nur um die Frage gehen könne, welchen Zweck Lukas mit seiner literarischen Erfindung verfolgt habe.

Unstrittig ist für Dibelius und Conzelmann außerdem die Location: Die Rede findet ihrer Ansicht nach auf dem Areopag-Hügel (auch Mars- bzw. Ares-Hügel) statt und nicht im Gerichtssaal des ´Areopag´, was auch der Name einer Ratsversammlung war, die vor dem 1. Jh. CE auf dem Marshügel zusammenkam, um die Mitte des 1. Jh. CE ihren Versammlungsort aber in den Kolonnaden der ´Stoa Basileus´ in der Athener Innenstadt hatte. Der Wortlaut der griechischen Originalpassage lässt beide Deutungen zu.

Auch Albert Schweitzer hat in seinem Paulus-Buch von 1930 die Historizität der Episode vor allem wegen der mangelnden Übereinstimmung ihrer Theologie mit der Theologie der Paulusbriefe bezweifelt und sich dabei E. Nordens Befund angeschlossen, dass die Paulus-Rede keine christliche, sondern eine stoische Gotteslehre wiedergibt.

Die skeptischen Exegeten gingen, wie gesagt, davon aus, dass im Rahmen der mutmaßlichen Fiktion die Rede frei und ungezwungen auf dem Areopag-Hügel gehalten wurde. Was aber, wenn Paulus´ Rede eine Verteidigungsrede im Areopag (hier als Gerichtshof zu verstehen) gewesen wäre, was ihn zu einer Anpassung der Rede an die Erwartungen der Hörer veranlasst hätte und die für Paulus eher untypischen Aussagen erklären würde?

Diese Fragestellung kam ab den 1950ern, insbesondere durch H.J. Cadbury und B. Gärtner und später F.F. Bruce, im Zuge einer pro-authentischen Gegenbewegung gegen Dibelius´ Skepsis auf. Zunächst wurde angenommen, dass Paulus im Auftrag des Rates der Stoa ergriffen und in den Gerichtssaal des Areopag geführt wurde, um im Rahmen einer informellen, also relativ zwanglosen Befragung Rede und Antwort zu stehen. Die Formulierung „in der Mitte des Areopag“ in 17,22 würde dementsprechend darauf hindeuten, dass Paulus nicht „mitten auf dem Hügel“, sondern inmitten der ihnen befragenden Mitglieder des Gerichtshofes steht, die allerdings nur ein „Unterkommittee“ des Gerichts bilden (so Gärtner).

Im Jahr 1969 verschärft T.D. Barnes dieses Argument und behauptet, dass Paulus nicht einfach nur einer informellen Befragung, sondern einem formellen Gerichtsverfahren ausgesetzt gewesen sei, dies aber nicht in der Stoa, sondern auf dem Areopag aka Marshügel. In der Frage der Location nähert sich Barnes den Skeptikern also an, entfernt sich von ihnen aber umso mehr durch die Behauptung eines Verfahrens vor einem vollwertigen Gericht und nicht, wie Gärtner meint, einem „Unterkommitee“, welches Lukas laut Barnes ggf. explizit erwähnt hätte.

Im gleichen und im folgenden Jahr (1969-70) werden die Überreste der Stoa von den Archäologen Thompson und Wycherly ausgegraben. Ihren 1972 veröffentlichen Analysen zufolge fanden die Ratsversammlungen sowohl auf dem Hügel als auch in der Stoa statt, wobei es aus Platzgründen wahrscheinlich sei, dass die Paulus-Rede auf dem Hügel stattgefunden habe statt in der Stoa, wo es nur um Vorverhandlungen gegangen sei. W.G. Morris stimmte mit Barnes´ und Thompson/Wycherlys Lokalisierung der Rede auf dem Hügel überein.

Widerspruch kam 1974 von C.J. Hemer. Erstens hätten Gerichtsverhandlungen auf dem Hügel nur Mordfällen gegolten, zweitens spräche die kompakte Formulierung von 17,19 für die Stoa als Verhandlungsort, da die Alternative, eine Verhandlung auf dem Hügel, Umstände erfordert hätte (dortige Versammlung der Räte sowie zwischenzeitlicher Gefängnisaufenthalt des Paulus), welche in 17,19 nicht einmal andeutungsweise zum Ausdruck kommen. Laut Hemer wurde Paulus wegen Unruhestiftung durch Verbreitung einer neuen Religion vom Marktplatz (17,17-18) in die Stoa vor den Rat geführt, allerdings nur im Rahmen einer informellen Befragung und nicht eines Gerichtsverfahrens.

Seitdem ist in der Frage der Location kein wesentlich neues Argument mehr hinzugekommen.

Über inhaltliche Analysen der Rede und daraus gewonnene Schlüsse geht es in einem baldigen Folgebeitrag.
 
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