Hallo,
das anhängende (leider unscharfe) Foto zeigt meine Großmutter Anfang 1944 irgendwo im Osten.
(Mein Großvater war Eisenbahner und wurde häufiger versetzt.)
Mein Frage lautet, was ist das für eine Art Pelzmode, die meine Oma da trägt?
Lässt sich noch erahnen, was für ein Pelz das ist?
Auf mich wirken diese Teile etwas zu üppig/großspurig für die Frau eines einfachen Eisenbahners.
Oder waren solche Pelzteile damals durchaus üblich?
Was hätten die denn so gekostet?
Nein, das ist das einzige Foto meiner Verwandtschaft, in dem eine Dame derartig ausgestattet daherkommt.
Das eine Teil ist eindeutig ein Muff, unsd das andere sieht aus wie eine Stola. Dazu wurden oft Fuchs-Pelze verwendet, wo der Kopf noch dran ist zur Dekoration. Der Pelz sieht aus wie Fuchs. Dazu wurden Rotfüchse und in gehobener Ausfertigung Polarfuchs, Blaufuchs, Silberfuchs u. a. Farbvarianten verwendet.
Fuchs-Pelz das war in den 1930er und 40er Jahren das, was Nerz ab den 1950er Jahren war: Ein qualitativ hochwertiger Naturpelz, der auch für Normalverdiener erschwinglich war im Gegensatz zu Pelzen wie Zobel oder Chinchilla.
Wer in den 1950ern sich noch keinen Nerz leisten konnte, der kaufte seiner Frau einen Persianer-Mantel.
Fuchs liefert einen hochwertigen, dauerhaften und warmen Pelz. Wer finanziell etwas klamm war, griff auf Rotfuchs zurück, während finanziell Bessergestellte lieber auf Farbvarianten des Polarfuchses zurückgriffen.
Fuchs oder Waschbär-Pelze waren für Normalverdiener eher erschwinglich, während Zobel immer sehr teuer war und kaum erschwinglich.
In Fontanes Roman "Stine" ist für die aus armen Verhältnissen stammende Ernestine Rehbein, genannt "Stine" ein Castorhut (Hut aus Biberfilz) Ziel ihrer ganzen Begierde.
Pelz war lange Zeiten ein Statussymbol, und Luxus- und Kleiderordnungen legten genau fest, welche Pelze bestimmten Ständen vorbehalten waren. Seit dem 19. Jahrhundert durften dann alle, die es sich nur leisten konnten, jeden Pelz tragen.
Ende des 19. Jahrhunderts wurden zunehmend Pelzfarmen gegründet. Nerze oder Chinchillas konnten in Farmen gehalten werden. Damit wurden auch besonders hochwertige Pelze erschwinglich für die Mittelschicht. in den 1940ern war Pelz durchaus so etwas wie ein Statussymbol, ganz ähnlich wie der Nerzmantel in den Wirtschaftswunderjahren.
Was in den 1950ern und 60ern der Pelz des Mink (nordamerikanischer Nerz) das waren in den 1930ern und 40ern Fuchsvarianten. Eher bescheiden ein Muff oder eine Stola aus Rotfuchs und für den gehobenen Bedarf Silber-, oder Blaufuchs.
Wie beliebt Fuchspelze waren, lässt sich indirekt auch daran ablesen, dass der Titel einer Komödie u. a. mit Zarah Leander den Namen "Der Blaufuchs" trägt. In dem Streifen geht es darum, dass ein Wissenschaftler seiner Frau einen Blaufuchs-Mantel schenken will, woraus sich zahlreiche Verwicklungen ergeben.