Ich denke das Punkt 1 und 2 miteinander verknüpft sind:
Der Auslöser mag die Solidarnosz-Bewegung in Polen aber sicherlich auch andere Strömungen und vor allem die Situation in der UdSSR selbst gewesen sein. Die Partei hatte wohl erkannt, dass unter diesen Umständen ein aufrecht erhalten der bisherigen Ordnung wenig Sinn hat. Daher kam mit Gorbatschow genau der Richtige ins Blickfeld.
Gorbatschow selbst hat ja eine eher internationale Karriere hingelegt und auch in Russland vorrangig Kontakt zu den jüngeren Kreisen gehabt. Ich denke man konnte damit rechnen, dass er bei der eigenen Jugend nicht auf Ablehnung stoßen würde, ebensowenig wie er bei westlichen Staatschefs vor verschloßenen Türen stehen würde.
In wie weit letzendlich die Reformgedanken Gorbatschows in der UdSSR umgesetzt wurden oder es aber die Reformwilligkeit der KP war. läßt sich für mich schwer beurteilen. Da Gorbatschow aber allgemein als zögerlich und "gesetzestreu" galt, tendiere ich dazu, die Reformen als einen gemeinsamen Konsens zu sehen, der von der KP getragen wurde.
Natürlich sind die Punkte verknüpft. Sowohl die Solidarnosc - Bewegung
als auch Perestrojka haben ihre Ursachen im System selbst - seiner
Wirtschaftlichen Ineffizienz, Mangel an diversen Dingen - von Transparenz
angefangen, über Wurst bis zu dem Wunsch nach den demokratischen Freiheiten. Insofern gibt es einen gemeinsamen Nenner. Der Unterschied besteht nur darin, daß die Veränderungen einmal "von unten" initiiert wurden und in dem anderem Fall "von oben" angefangen haben.
Ob die Solidarnosc - Bewegung ein Teil der Führung der UdSSR zum nachdenken über die Gefahr einer gesellschaftlichen "Explosion" bewegt hat ? - das sei dahingestellt. (Ich glaube kaum) Auf jeden Fall gebe es
ohne Perestrojka kein Erfolg der Solidarnosc und nicht nur der Solidarnosc.
Paradoxeweise geht es in diesem Thema um die Leistungen von Gorbaczow. Eigentlich ist das, wofür Michail Sergejewitsch gefeiert wird,
keine Leistung. Eher Fehlleistung und sein Mißerfolg. Die Reformen sind
ja schliesslich nicht eingeleitet worden um das System zu demontieren
und die KP der UdSSR in der Versenkung verschwinden lassen. Zumidest
kann ich mir nicht vorstellen, daß dies das Ziel der Perestrojka sein sollte.
Es galt eher das marode Gebäude zu sanieren und nicht abzureissen.
Was dann de - facto geschah. Wenn der Gorbi Erfolg gehabt hätte, würden wir heute eher so etwas wie das heutige China unter der roten Fahne mit Hammer und Sichel haben - mit freier Marktwirtschaft unter der Führung der Partei. Ob es allerdings in jeder Bücherei Solschenitzyn geben würde ? - schwer zu schätzen.
Man kann also die Leistungen von Michail Sergejewitsch unterschiedlich
bewerten. Je nach dem Standpunkt. Entweder als gelungene Demontage
oder mißlungene Sanierung.
Und Solidarnosc.....
Der Leszek Walesa läßt sich gerne in Polen und nicht nur dort als
der Terminator feiern, der dem Kommunismus an der Weichsel ein Ende
bereitet hat. Er und die Solidarnosc. Oder umgekehrt. Irgendwelche Steine
symbolisch umschubsen und so....
Wenn man sich die Sache näher anschaut.....dann kann man durchaus
auf dumme Gedanken kommen. Z.B daß der leidenschaftliche Angler
- wie alle Angler - zu leichten Übertreibungen neigt. Nicht nur bei
der Angabe der größe der gefangenen Fische.
Solidarnosc "startete" mit den Losungen "Kommunisten müssen weg !"
(die Russen auch)....aber die Betriebe mögen Volkseigen bleiben".
Von einem grundlegendem Systemwandel ist kaum die Rede gewesen.
Zumindest nicht laut. Das Kleingedruckte war ziemlich links. Manche der
damaligen Rezepte der Solidarnosc in puncto zuküftiger Wirtschaftslösungen
würden heute den Verfassungsschtz zur Einstufung dieser Organisation
als eine linksextreme Vereinigung veranlassen.
Bei anderen Dingen ging es dafür ziemlich laut und heftig zu. Auf dem
Siedepunkt kam es jedoch nicht zum Knall, sonder eher zu einer Verpuffung - am 13.12.1981 hatten die Kommunisten die Lage sehr schnell und -wieder erwarten fast unblutig - im Griff. Die Unterstützung der Bewegung in der Gesellschaft wa schon da,
keine Frage, aber nich so weit wie manche erwartet haben.
Es folgten die Jahre der "Pattsituation". Die Opposition - Solidarnosc -
hatte nicht viel zu bieten, Kommunisten noch weniger. Die Wirtschaft
funktionierte weder in den Zeiten als die demokratischen Freiheiten
zaghaft eingeführten wurden, noch in der Zeit danach. Toilettenpapier war Mangelware
davor und danach auch.
Irgendwann hatten die beiden Seiten die Einsicht, daß man miteinander
reden muß.Desto mehr daß sich der Große Bruder zurückgelehnt hat. Ergebniss - Runder Tisch, halbwegs demokratische Wahlen 1989, Die regierenden Genossen sind bereit freiwilig ein Stück Kuchen abzugeben, daraus wird praktische Demontage des Systems.
Grund zu feiern?. Im Prinzip ja. Im Prinzip. Denn schon 1993 sind
die Postkommunisten wieder da. Demokratisch und von der Mehrheit gewählt. Die Liste der regierenden Politiker liest sich wie who is who
der Volksrepublik Polen......Bis 1997, wo sich die total kompromitierten
Ex - Genossen nun von der Bildfläche verabschieden....
Also das mit dem Terminator Leszek W. und seinen Leistungen
is auch so`ne Sache........