Der Eisenschaft war im Gegensatz zur eigentlichen Spitze nicht gehärtet, sodass dieser nach Eindringen in den Schild sich verbog und nicht einfach herausgezogen werden konnte.
Das ist z.B. auch so ein Punkt der so oft abgeschrieben wurde, bis alle glaubten das er stimmt. Er stimmt aber nicht.
Zwar verbiegen sich manchmal Pilen, aber meist durchschlagen sie den Schild ohne sich zu verbiegen. Man darf sich zudem nicht vorstellen, der Eisenschaft sei weich gewesen, er war eben nicht so hart, dass er brach !
Sinn eines Pilums war es vor allem den Schild zu DURCHSCHLAGEN. Wenn das gelang, bekommt man das Pilum im Gefecht nicht mehr heraus, dazu braucht der Schaft nicht verbogen sein.
Der Blödsinn mit dem Zurückwerfen erübrigt sich bei den Entfernungen ohnehin.
Hier mal ein paar Bilder :
Wurf auf Schilde :
http://www.hallstattzeit.de/Galerie/Vicus/Pilum_wurf.jpg
Auswirkung : Schild wurde glatt durchschlagen (man beachte, dass ein Ziel des Pilums durchaus der Gegner selbst war, es war Ziel, durch den Schild hindurch den Gegner zu treffen, am Schildarm zu verletzen !! oder gar seinen Körper zu treffen. Aber es genügt schon, wenn der Schildarm getroffen wurde.
http://www.hallstattzeit.de/Galerie/Vicus/Pilum_wurf2.jpg
Rausziehen : auch ohne Verbiegen ist es schwer, dass Pilum wieder heraus zu ziehen :
http://www.hallstattzeit.de/Galerie/Vicus/Pilum_wurf3.jpg
"Von großem Nachteil war es den Galliern im Kampf, dass mehrere ihrer Schilde oft durch einen Pilenwurf durchschlagen und so zusammengeheftet worden waren
Das ist ein Ammenmärchen, so was wie Anglerlatein, hier also Legionärslatein.
Aus einer Entfernung von 10 - 20 Schritt warfen die Legionäre einheitlich ihr Pilum auf den Gegner.
Die Entfernung lag wohl doch eher bei 25 m denn bei 10 Schritt, anders macht das keinen Sinn.
Des weiteren warf wohl nur die Erste Reihe, und ließ sich dann die Pilen von ihren Hintermännern nach vorne durchreichen. Wobei die Pilen der hinteren Reihen nur nach vorne kamen, wenn der Gegner von den Pilenwürfen daran gehindert wurde, in den nahkampf zu gehen. Ansonsten warf nur die erste Reihe und zwar indem sie 2 bis 3 m Anlauf nahm, warf und dann in den Nahkampf ging wobei die hinteren Reihen dran blieben.
Wenn man ein Pilum mit ausreichender Wucht schleudern will, dann braucht man ca 2 bis 3 m Freiraum. Das bedeutet, dass bei einer typischen römischen Formation die Pilen der hinteren Reihen schlicht und einfach wegen der Reichweite nicht einmal mehr nach vorne gekommen wären, d.h. das die Aussage, dass alle zugleich warfen falsch sein muß !!
Das erklärt auch perfekt Situationen : wo z.B. Caesar bei den Sueben schreibt, sie hätten das Pilenfeuer unterlaufen !! Damit ist gemeint, dass nur die erste Reihe warf, weil die Sueben tatsächlich ohne zu stoppen in den Nahkampf rannten, was eine beachtliche psychische Leistung bzw sehr hohe Agressivität bedeutet, die viele andere Gegner nicht hatten.
Man darf sich das nicht so vorstellen, dass bei jedem Kampf beide Seiten sofort ineinander rannten, wie man das meist im Film sieht. Wenn es wirklich um Leben und tod geht, so gibt es oft zögerliche, man geht dann eher langsam aufeinander zu. Ein Aufprall beider Seiten rennend würde zudem die Formation gefährden und auch noch horrende Verluste hervorrufen.
Daher ging man wohl gemächlich aufeinander zu. Wie man im Mittelalter bei den Rittern ebenfalls meist nicht gallopierte sondern selbst als Ritter langsam vorging. Ein Historiker nannte das mal Schlachten in Zeitlupe.
Junkelmann hat dazu Versuche gemacht, wie man die Pilensalve in der von mir beschriebenen Art durchführen kann :
Wenn immer nur die vordere Reihe 2 bis 3 m vor und zurück springt und sich die Pilen reichen lässt, dann hat die Versuchsgruppe nach einiger Übung alle 3 bis 4 Sekunden ein Pilum werfen können. Eine Acht Mann tiefe Gruppe feuert also ihre Pilen in ca 25 Sekunden ab. Das heißt, dass eine Kohorte (500 Mann) auf einer Frontbreite von 70 m in 25 Sekunden 500 Pilen auf den Gegner werfen kann, wenn dieser nicht weiter vorgeht wenn die erste Salve der ersten Reihe trifft. D.h. dass auf den Meter in wenigen Augenblicken 7 Pilen geworfen werden, was eine erstaunliche Feuerdichte ist.
Da diese Pilen ja eben vor allem die ersten ein oder zwei Reihen des Gegners treffen, diese stürzen, stoppen usw damit die hinteren behindern etc, ist davon auszugehen, dass nur extrem heftige Angriffe durch extrem Agressive Gegner, oder entsprechend schwer gerüstete Gegner durch einen solchen Hagel nicht temporär gestoppt wurden, was dann die Möglichkeit eben bot, ganz durchzuwerfen.
Das Pilum verliert aber gegen schwer gerüstete an Wert, bei den Phalangen der Griechen hatte die Pilensalve eine geringe Wirkung, hier war es die römische Schwertfechtkunst, die die römer zum Sieg brachte. Die Phalangiten setzten zudem ihre Sarissen dazu ein, die geworfenen Pilen abzuwehren.
d.h. dass das Pilum primär eine überlegene Waffe gegen Kelten, Germanen, Iberer usw war, kurzum : gegen Gegner deren Defensivwaffen sich auf den Schild beschränkten, was aber ebenso für die frühen Italiker gilt.
Noch ein paar Infor :
Auch wenn viele glauben, dass man in der Kaiserzeit nur noch schwere Pilen hatte, und nur noch ein Pilum führte, so stimmt das nicht. Es gibt auch noch weit in der Kaiserzeit schwere und leichte Pilen.
Die Darstellungen zeigen aber ab Christi Geburt herum Legionäre stets mit einem Pilum und nicht mit zwei.
Manche vermuten daher, dass die Legionäre dann einfach unterschiedliche Pilen trugen, also die vorderen Reihen die leichten mit größerer Reichweite und die hinteren reihen die schweren mit geringerer Reichweite.
Auch das spricht für ein Durchreichen der Pilen nach vorne und das nur die erste Reihe geworfen hat.