Politische Philosophie/ Theorie

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#sid#

Gast
ich persönlich interessiere mich sehr für die bereiche politische philosophie und theorie. ergänzend zu den originalwerken empfiehlt es sich dabei öfter zu sekundärliteratur und sammelwerken zu greifen. in diesem thread wollte ich einmal sammeln welche bücher oder internetseiten diesbezüglich empfehlenswert sind und auch welche werke ihr als standartwerke oder wichtigste werke der politischen philosophie anseht.

um den anfang zu machen:

manfred brocker (hrsg.): geschichte des politischen denkens, suhrkamp, 2007 (ISBN: 3-518-29418-0)

dieses buch behandelt angefangen bei platon bis michael hardt/antonio negri 53 theorien, die jeweils auf ca. 15 seiten überblicksartig von einem/einer experten/expertin dargestellt werden.
http://politische-theorie.suite101.de/article.cfm/thomas-hobbes-entwurf-des-staates-im-leviathan
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Dürfen es Tipps über die gesamte Literatur der politischen Theorie sein? Also auch die aus der Neuzeit? Möchtst du einzelne Autoren oder Sammelwerke?
 
Soforn das Spektrum bis zu Theoretikern wie Hardt gehen soll, dann wird es eine nicht unerheblich lange Liste, die zudem wenig sinnvolle Strukturen aufweist.
 
Spontan würde ich natürlich Machiavelli anführen, und da nicht nur das bekannte "Il Principe" sondern vor allem die Discorsi.
Zwar hat Machiavelli damit schon viel vorweggenommen, doch schafft es Bertrand Russel in "Macht" noch einige Aspekte genauer darzustellen. Hier lockert sein britischer Humor die Sache natürlich etwas auf, während der Italiener ein bisschen umständlicher zu lesen ist (die deutsche Übersetzung is doch bald 100 Jahr her).
 
Man kann sicherlich die üblichen Handbücher empfehlen, so z.B.:

  • Leo Strauss & Joseph Cropsey (Hrsg.) (1987): History of Political Philosophy. 3. Aufl. Chicago, London: University of Chicago Press.

Das Nachschlagewerk gehört inzwischen selbst zu den Klassikern der politischen Philosophie und hat darüber hinaus noch einige ungewöhnliche Eigenheiten zu bieten; es enthält z.B. einen Artikel über Thukydides, der nicht immer als politischer Denker wahrgenommen wird, ebenso wie einen gemeinsamen Eintrag für Luther und Calvin. Außerdem sind mit al-Fārābī und Maimonides je ein Stellvertreter für die islamische bzw. jüdische Tradition vertreten. Dazu gesellen sich noch – was auch nicht selbstverständlich für so eine Zusammenstellung ist – u.a. Nietzsche, Husserl und Heidegger.


  • John Rawls (2008): Geschichte der politischen Philosophie. Hg. v. Samul Freeman, Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

Während Strauss & Cropsey eine konservative Perspektive aufbieten, eröffnet Rawls einen liberalen Blickwinkel und lässt seine Darstellung zudem erst in der Moderne mit Hobbes beginnen.


  • Henning Ottmann (2001ff.), Geschichte des Politischen Denkens. Von den Anfängen bei den Griechen bis auf unsere Zeit Band I ff., Stuttgart: J.B. Metzler.

Eine voluminöse auf 4 Bände angelegte Übersichtsdarstellung um die man wohl schwerlich herum kommt.

Einen nützlichen und konzisen Überblick bieten u.a.:

  • Hans Maier & Horst Denzer (Hrsg.) (2007f.): Klassiker des politischen Denkens. 2 Bde., 3. überab. Aufl., München: C. H. Beck.
  • Otto Brunner, Werner Conze, Reinhart Koselleck (Hrsg.) (2004): Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland., 8 Bde., Stuttgart: Klett-Cotta.
  • Dieter Nohlen & Rainer-Olaf Schulte (Hrsg.) (2009): Lexikon der Politikwissenschaft. 2 Bde., München: C. H. Beck.


Einführungen anhand einzelner politischer Modelle sind z.B.

  • André Brodocz & Gary S. Schaal (Hrsg.) (2009): Politische Theorien der Gegenwart. 2 Bde., 3. erw. und aktual. Aufl., Opladen, Farmington Hills: Barbara Budrich .
  • Walter Reese-Schäfer Politische (2005): Theorie der Gegenwart in fünfzehn Modellen. München: Oldenbourg.


Für einen Überblick zu einzelnen Philosophen ist man oft mit der Beck’schen Reihe Denker gut Beraten – die Ausgaben zu Aristoteles oder Kant von Otfried Höffe sind sind beispielsweise exzellent. Praktisch ist häufig auch die Reihe zur Einführung aus Junius-Verlag, manchmal gibt es auch verschiedene Bände zu einer Person (ist jedenfalls im Falle Wittgenstein so). Aber gängige Einführungen musst Du schlussendlich selbst recherchieren und die Zahl der Kommentare zu Klassikern steigt oft ins Unermessliche.

Bei den Internetressourcen muss man unbedingt die Stanford Encyclopedia of Philosophy; das ist stets die erste Anlaufstelle, wenn man ein philosophisches Thema nachschlagen will/muss. Vorteilhaft ist, dass die Artikellänge keine engen Beschränkungen wie bei gedruckten Werken kennt, die Artikel selber von Fachwissenschaftlern stammen, manchmal auch von führenden Experten auf dem Gebiet (so z.B. Paraconsistent Logic aus der Feder von Graham Priest und Koji Tanaka), thematisch recht umfangreich und aktuell ist. Einen Überblick über alle Artikel findest Du hier; die wichtigsten politischen Paradigmata findet man unter Liberalism, Libertarianism, Republicanism, Communitarianism; epochale Überblicksdarstellungen: Ancient Political Philosophy, Medieval Political Philosophy. Außerdem findet man viele Artikel zu einzelnen anderen Stichwörtern.
Nachteilig ist vielleicht, dass Stanford Encyclopedia of Philosophy zwar durchaus international Angelegt ist (sowohl thematisch als auch von der Autorenschaft), der Fokus aber manchmal ein wenig amerikanisch bleibt. Jedenfalls ist die angegebene Literatur meist in Englisch und postmarxistische, poststrukturalistische Autoren wie Derrida, Foucault, Baudrillard oder Deleuze etc., Artikel zu neomarxistischen Thema sind aber rarer gesät, wie z.B. Adorno, Horkheimer oder Critical Theory – jemand wie Gramsci fehlt aber. Das muss kein Nachteil sein, stört aber vielleicht manchen – jedenfalls aus deutscher oder japanischer Sicht. Außerdem fehlen noch einige Artikel.
 
....Jedenfalls ist die angegebene Literatur meist in Englisch und postmarxistische, poststrukturalistische Autoren wie Derrida, Foucault, Baudrillard oder Deleuze etc., Artikel zu neomarxistischen Thema sind aber rarer gesät, wie z.B. Adorno, Horkheimer oder Critical Theoryjemand wie Gramsci fehlt aber. Das muss kein Nachteil sein, stört aber vielleicht manchen – jedenfalls aus deutscher oder japanischer Sicht. Außerdem fehlen noch einige Artikel.

Und genau zu Antonio Gramsci wuerde mich mal mehr interessieren.
 
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