Prätorianer

Also da das Bild recht klein ist und die wichtige Stelle genau auf den Falz fältl würd ich nu ohne Gewähr sagen, das die von M.P. angesprochene Person ( ich nehm an du meinst den 3ten von Links) den Centurio dieser Gruppe darstellt. Der vermeindliche Speer wäre bei mir die vitis.
 
Louvre Relief

Dieses Relief ist auch in "The Making of the Roman Army - From Republic to Empire" von Lawrence Keppie beschrieben:

"Relief once in the Villa Mattei at Rome, but since 1824 in the Musée du Louvre, Paris. The relief, presumably part of a larger scene, shows a group of soldiers in richly decorated equipment, standing on guard or on parade. The central figure, with a gorgon head on his breastplate, must be a tribune. He and the figure to the left once held metal weapons, long since lost. The heads of he front row of figures are restored. Above is a large aquila-standard, with an eagle grasping a thunderbolt in its talons. The relief appears to date to the Trajanic-Hadrianic period. The presence of the aquila has prompted some scholars to suppose that legionaries are represented here, but the richness of the apparel, especially the helmets and oval shields, mark out these soldiers as belonging to the Guard, in their ceremonial dress. Guardsmen can be shown with the aquila, e.g. on Trajan's column, where the eagle is usually enclosed within a laurel wreath..."
 
Hallo Bernhard,

Ein Prätorianer wurde wie einige Vorredner (Schreiber ist wohl richtiger) aus
den Reihen der gewöhnlichen Legionäre rekrutiert. Genommen wurde nur die besten. In Bezug Kampfkraft, Mut, Loyalität etc.

Die Mindestverpflichtungszeit des gewöhnlichen Legionärs lag bei 20 Jahren Dienst (davon abgezogen 5 Jahre Grundausbildung. Einige Truppengattungen wie die spätrömischen Dromedarii rechneten diese jedoch hinzu also 25 Jahre Dienst insgesamt).Der Prätorianer
war 16 Jahre verpflichtet. Der Sold schwankte zwischen Augustus 225 Denaren Jahressold pro einfachen Prätorianer und weit mehr als 3.000 Denaren ab Commodus. Die Truppe hatte ursprünglich den Auftrag Augustus zu schützen, doch schon unter Augustus gab es die ersten Probleme. Sie wurden daraufhin als Schutztruppe des Palastes und der Stadt Rom eingesetzt. Die direkte Leibwache der römischen Kaiser übernahmen bis zum Ende Roms germanische Krieger (also Schutz des Kaisers und seiner Familie). Sie war zahlenmässig nicht sehr stark, höchsten 100 Mann.

Im Laufe der Zeit mischte sich die Truppe immer mehr in die Politik ein (siehe Ende Tiberius oder Nero) und gewöhnte sich immermehr an den Prunk der Herrschaft. Irgendwann war es dann soweit das Offiziere der Prätorianergarde eine eigene Leibwache aufstellten (die als Buccellarii bekannt wurden).

Zum Ende des Reiches wurde die Truppe so unzuverlässig und undiszipliniert das ihre Auflösung beschlossen wurde. Es ist nicht so einfach einer Kampftruppe den Befehl zu geben die Waffen abzulegen also schickte sie Kaiser Valerianus besser sein Sohn Gallienus in einen Kampf gegen überlegene Gegner, das was an Prätorianern überlebte war nicht mehr in der Lage gefährlich zu werden. Ursprünglich sollte die Garde unter Prätorianerpräfekt Heraclianus gegen die Goten ziehen, 267 nChr. doch wechselte dieser mit seinen Truppen die Front und lief ins Gallische Sonderreich über. 268 griffen zuerste die Goten an und wurden zurückgeschlagen doch die Prätorianer waren nicht mehr kampffähig, danach kam die Rache Roms. 268 hörten die Prätorianer auf zu existieren.

Zu Bildern der Truppe: Solltet ihr das Computerspiel Rome Total War besitzen habt ihr dort Bilder und jede Menge Hintergrundwissen.
 
Dem ist auch so, das war ihr letzter Kampf und die hier als undizpliniert dargestellten Soldaten sollen bis zum letzten Mann gefallen sein.
Ich schau mal in den Quellen dazu nach.
 
Naja, "bis auf den letzten Mann vernichten" kann man auch mit "auflösen" übersetzen, wenn auch in einer ziemlich brutalen Weise.
:scheinheilig


@Marcia: ich kann mir auch vorstellen, dass mit der "Kohorte in der Toga" eine "normale" aus Bürgern gemeint ist - in Abgrenzung zu den germanischen und gallischen Leibwächtern, die seit Gaius Caligula mal mehr, mal weniger prominent bei den Kaisern recht beliebt waren. Galba hatte durch die Entlassung dieser Truppe dafür gesorgt, dass ihm im wichtigsten Moment der Schutz fehlte (Sueton, Galba 12). In diesem Fall wäre das Adjektiv "togatus" ein Hinweis auf die vergleichsweise schlechte Kampfkraft dieser Truppe; schließlich ist Waffen und Toga gleichzeitig tragen eine ziemlich verwickelte Angelegenheit.
 
In der Tat kann Constantin nach der Schlacht die Prätorianer noch einmal formell aufgelöst haben, das eine schließt das andere nicht aus, da man auch de facto vernichtete Einheiten wieder auffüllen könnte.
Mit einer symbolischen Geste kann man aber auch seine Politik nachvollziehen, wie dies hier wohl geschehen ist. Eine klare Abwende vom bisher bestehenden.
 
@Mummius Picius: Danke für deinen Hinweis! Ich musste diese Frage (noch) nicht zwingend klären, aber einmal neugierig geworden, habe ich mir das Buch von Stöver über die Prätorianer (gerade erst gekauft - guter Buchtipp:) ) durchgesehen und bin darauf gestoßen:
„In Rom trug der Prätorianer in der Regel die Toga ohne sichtbare Waffe. Selbst die Palastwachen zogen in der Toga auf, und es durfte keine Waffe offen getragen werden...“
(o.g. Buch S.95)
Da muss ich wirklich meine (auch durch Filme) geprägten Vorstellungen von den Prätorianern revidieren.
 
An der Stelle weise ich einfach nochmal darauf hin, dass im pomerium generell keine Waffen und soldatische Zeichen zu tragen waren. Daher konnte die Wahl nur auf zivile Kleidung. Und da die Toga nunmal die formelle und traditionelle Kleidung der Römer war ist es nur naheliegend, dass sie ihren Dienst, ähnlich etwa der Lifeguard in London oder den griechischen Garden, in dieser Kleidung versahen.
Zudem ist unter dieser Kleidung ein gladius oder ein pugio recht einfach zu verstecken.

Interpretationen sind zwar zulässig und mitunter angebracht, aber nicht zwingend.
Zudem ist ohne vorherigen Sturm auf die Stadt nicht mit massiven Kampfhandlungen zu rechnen, und selbst wenn, so war ein großer Teil der Prätorianer, in ihren Kasernen, durchaus in der Lage die Kampfhandlungen auf zu nehmen.
 
Danke für die Hinweise, Marcia und Tiberius. In diesem Falle wären die Prätorianer tatsächlich die ersten "plain clothes men" der Geschichte, denn dass die Toga als überaus unhandliches Kleidungsstück den "Edelbürgerstatus" (der nicht unmittelbar mit Handwerk und "otium" zu tun hatte) betonte habe ich immer für gegeben hingenommen. Aber eure Argumentation leuchtet ein.
In diesem Fall bot der Princeps nur einen besonderen Anblick vor den anderen Würdenträgern seiner Zeit durch die größere Anzahl an Liktoren, die vor ihm, und die beträchtlich größere Anzahl an Klienten und Bodyguards (Prätorianern), die hinter- und neben ihm her liefen.
 
Hallo,
das Bild, welches Dir Mummius Picus sendete zeigt einen Teil vom Triumphbogen des Claudius, welcher im Jahre 51 n.Chr. erbaut wurde. Also nicht, wie geschrieben worden ist, Anfang des 2.Jh.n.Chr..
Die sogenannten Schnurbärte sind nicht original!!! Die vorderen drei Köpfe sind modernere Rekonstruktionen und zeigen dementsprechend ein künstlerisches Phantasieprodukt.
Das Cancelleria Relief zeigt "Prätorianer" bei der Begleitung von Domitian nach seinem Sieg über die Germanen im Jahre 83 n.Chr.
Man nimmt heute an, dass es sich um Prätorianer handelt, da sie sich in unmittelbarer Umgebung des Kaisers aufhalten. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch aber nicht 100%ig.
Nun zur Gründung:
Seit frühester Zeit hatte ein Konsul 12 Liktoren, die seine persönliche Leibwache waren.Diese Männer trugen als Symbol der konsularischen Macht über Leben und Tod des Bürgers das Rutenbündel mit Beil. Es zeigte sich jedoch, dass die 12 Liktoren den Feldherrn im aktiven Dienst nicht ausreichend schützen konnten. So wurde diese Aufgabe nach und nach den "extraordinarii" übertragen.
30 Jahre nach der Schlacht bei Pydna schuf sich Scipio Aemilianus während der Belagerung von Numantia eine Leibwache von 500 Mann. Sie wurde nach dem "praetorium", dem Lagerbereich, in dem das Zelt des Herrführers stand, als prätorische Garde bezeichnet.
Kaiser Augustus bildete aus diesen Prätorianern eine spezielle Garde für sich selber. Er setzt ihre Zahl auf neun Kohorten (4500 Mann) herauf, von denen drei in der Stadt einquartiert waren und unmittelbar seinem Kommando unterstanden. Die anderen stationierte er in Städten um Rom.
25 Jahre später wurde die gesammte Garde in die Stadt verlegt. Erst im Jahre 312 n.Chr. wurde die Garde von Konstantin endgültig abgeschafft.
Ob die Ausbildung eine andere war kann heute nicht mehr nachvollzogen werden. Da die Rekrutierung aus den bestehenden Legionen getätigt wurde ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Ausbildung die gleiche sein müsste.
Lediglich das Aufgabenfeld im späteren Dienst unterschied sich grundlegend von denen der anderen milites!
 
Salve Mummius Picius,

in der Tat erinnert der Stil an die Anfänge des 2.Jahrhunderts. Zum Vergleich habe ich mal einen Ausschnitt vom Trajan Fries angehängt. Ich hoffe das Bild ist einigermaßen groß genug. Leider kann man hier keine großen Bilder anhängen.
Das Relief aus dem Louvre ist nur ein Bruchstück des einstigen Monumentes aus dem Jahre 51 n.Chr. Dieses Monument existiert heute nicht mehr.
Aber was heißt schon 1. oder 2. Jahrhundert?!
Die Römer kannten keine Unterteilung in Jahrhunderten. Erst Recht nicht in Bezug auf Ausrüstung. Das einzige was wir heute wissen, ist, dass sich im Laufe des 2.Jahrhunderts das ein oder andere verändert hat. So kam z.B. das Ringknauf-Schwert nach heutigen Informationen gegen Mitte des 2. Jahrhunderts bei einigen Einheiten auf und verschwand gegen Ende des Jahrhunderts auch wieder.
Was wir aber wissen, ist, dass das Gladius, der Pugio, der Pilum oder auch das Rechteckscutum bis Ende des 2.Jahrhunderts im Gebrauch waren!!!
Der sogenannte Kreutzbügel wurde auch nicht überall getragen. Die spärlichen Funde die wir haben beziehen sich auf den Balkan und Israel.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Bügel im gesamten Reich getragen wurde. Warum auch? Die Römer haben ihre Ausrüstung immer dem Gegner angepaßt. Oder glaubst Du, dass plötzlich alle Feinde Roms neue Waffen hatten, die das erforderten? Wohl kaum.

Vale
 
Zuletzt bearbeitet:
Ganz im Gegenteil, Signifer - die Römer waren ausgesprochen adaptiv, was die Übernahme von überlegener fremder Ausrüstung war (bzw. der Entwicklung eigener Techniken, um diese Ausrüstungen abzublocken). Da sind wir uns sicher einig. Desgleichen über die Langlebigkeit verschiedener Ausrüstungsteile und -techniken.
Ich meinte denn auch mit dem "stilistisch" eher die künstlerischen Techniken der Darstellung – Verwendung eines Bohrers, um tiefe Licht/Schatteneffekte und Lockenpracht bzw. Ornamente hervorzurufen, dann die beinahe (aber eben nur beinahe) klassische Anordnung … deshalb auch meine Frage, ob (und woher) du mehr über die Zuordnung zum Triumphbogen des Claudius weisst.

Junkelmann und Goldsworthy legen nahe, dass die Prätorianer als "Schausoldaten" eine eher historisierende-antikisierende Aufmachung trugen, die ähnlich wie heutzutage die von englischen Bärenfellmützengardisten mehr auf Repräsentation denn auf Praktikabilität im Kampfeinsatz ausgerichtet war. Zumindest in der Epoche, der meine Quelle (Goldsworthys "Legionen Roms") das Relief zuordnet, kann das durchaus der Fall sein.
 
Hallo Mummius,
das die Römer alles, was sie gebrauchen konnten bzw. was ihre Ausrüstung verbesserte, ünernahmen, steht hier außer Zweifel.
Was die Ausrüstung der Prätorianer angeht, so wissen wir, dass sie des öfteren in Schlachten eingesetzt wurden. Dort haben sie, so glaube ich, nicht ihre "Stadtuniform" getragen, sondern die ganz normale Kampfausrüstung! Die wird wohl nicht anders ausgesehen haben. Macht ja auch kein Sinn.
Ob die Prätorianer in der Stadt ihre Toga trugen oder einen "leichten Dienstanzug", so nenne ich die abgebildete Ausrüstung auf dem Relief aus dem Louvre, können wir heute nicht mehr sagen. Glaubhaft wäre es schon.
Ähnlich den engl. Bärenfell mützengardisten, die ja auch ihre Kampfuniform im Schrank hängen haben.
 
Dort haben sie, so glaube ich, nicht ihre "Stadtuniform" getragen, sondern die ganz normale Kampfausrüstung! Die wird wohl nicht anders ausgesehen haben. Macht ja auch kein Sinn.

In den "großen" Hollywoodfilmen wird ja zur besseren Unterscheidung den regulären römischen Legionären ein rotes Outfit, den Prätorianern aber ein blaues (manchmal balu-violettes Outfit verpasst). In Wahrheit sollen sich die Prätorianer aber durch ein knallrotes Outfit von normalen Truppen abgehoben haben. (Dazu sollte man vielleicht sagen, dass nicht jede Legion ein komplett gleiches Outfit hatte)

s.d.caes.
 
Hallo Tiberius,

wo steht das, dass die Prätorianer ein "knallrotes Outfit" getragen haben?
Es gibt bisher keine schriftliche Überlieferungen über die Farben von römischen Soldatentuniken!
Falls Du doch solch eine Quelle haben solltest, wäre ich Dir sehr dankbar, mir diese zu nennen.
 
http://imperiumromanum.com/militaer/leibwache/praetorianer_04.htm

Sorry, Leute, aber ich hatte da etwas falsch in Erinnerung. Wie ich aber gesagt hatte, war "rot" die dominierende Farbe. Ich wollte ja eigentlich auch nur betonen, dass die so oft in Hollywoodfilmen gezeigte Unterscheidung der Prätorianer durch blau oder blau-violett Kleidung so wohl nicht richtig ist.
Der auffälligste Unterschied zu normalen Legionären wird wohl der ovale Schild gewesen sein. Sorry, für die Verwirrung, aber wenn jemand mal was konkretes zu den Kleidungsunterschieden findet, wär ich natürlich auch sehr interessiert daran.

s.d.caes.
 
Lieber Tiberius,

leider gibt es nichts konkretes über evtl. Unterschiede in der Ausrüstung zwischen Prätorianern und den "normalen" Legionären.
Aber die Idee von Teleperforator mal über die leidige Diskussion der Tunika im allgemeinen zu sprechen finde ich sehr interessant.
Leider gibt es auch hier immer noch einige Leute, vor allem in England, die behaupten, dass die Legionäre weiß getragen hätten. Das halte ich für sehr fraglich.
 
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