Prinzipatsordnung

Germanicus

Aktives Mitglied
Da ich gebeten wurde, kurz etwas zur Prinzipatsordnung und deren Probleme zu schreiben:
Die Prinizpatsordnung, zur der Augustus nach dem Ende der Bürgerkriege fand, stellte formal die res publica wieder her. Diese Absicht tat Octavian in einem hervorragend organisierten Akt propagandistischer Inszenierung im Jahre 27 v. Chr. kund. Vier Jahre später, also 23 v. Chr. legte er den Konsulat, den er bis dahin in Serie innegehabt hatte, nieder. Statt offizieller Ämter begleitete er nun nur noch deren Befugnisse, allem voran die prokonsularische und tribuzinische Gewalt (imperium proconsulare, tribunicia potestas). Diese beiden "Befugnisse" wurden zu den tragenden Säulen des Prinzipats. Das große Problem dieser Prinzipatsordnung war, dass es durch nichts wirklich legitimiert war. Im Gegenteil, die Ordnung stützte sich allein darauf, dass der Kaiser bei den gesellschaftlich relevanten Gruppen auf Akzeptanz stieß. Diese Gruppen waren das Militär, der Senat und die stadtrömische Bevölkerung (plebs urbana). Somit stand der Kaiser immer vor dem Problem, den Draht zu den gesellschaftlichen Gruppen nicht zu verlieren. Gelang es ihm nicht, sich als erfolgreicher Feldherr, großzügigier Gastgeber und Wohltäter, ausrichter von Zirkusspielen usw. zu präsentieren, waren seine Tage gezählt. Unvermeindliche Folge waren Usurpationen, Verschwörungen oder Revolten. Auf Grund der Rolle des Militärs in der römischen Geschichte, wirkte sich der Vertrauensverlust bei dieser Gruppe besonders schwer aus. War erst einmal das Verhältnis zwischen Kaiser und Heer gestört, waren Usurpationen nur eine Frage der Zeit. Ihr Verlauf war im allgemeinem immer gleich: Die Truppe an den Grenzen, vornehmlich dort, wo meherere Legionen massiert waren, riefen ihren eigenen Kommandeur zum Kaiser aus. Dieser Akklamation folgte der Marsch auf Rom, der Bürgerkrieg war in diesem Fall - meist -unabwendbar. Eine besonders prekäre Angelegenheit - weil eigentlich nicht vorgesehen -, war die Nachfolge. Zwar konnte ein vom Amtsinhaber vorgesehener Nachfolger auf einen gewissen Vertrauenvorschuss setzen, dennoch durfte auch er sich keine großen Kommunikationsfehler im Umgang mit den Einflussgruppen leisten. Die von Augustus begründete Prinzipatsordung entwickelte sich mit der Zeit allmählich in eine Richtung weiter, die nicht mehr umkehrbar war. Am deutlichsten wird dies in der lex de imperio vespasiani klar, in der die - wenigstens theoretische - Allmacht des Prinzeps eine rechtliche Grundlage erhalten hatte. Zwei große Krisen hatte die Prinzipatsordnung: die beiden Vierkaiserjahre 68/69 und 193 (wenn man die Prinzipatsordnung mit dem Tod des Severus Alexander enden lässt).
 
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